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waren unvollständig. Entnervt strich er sich mit der Hand über seine Glatze. Einige wenige Stoppeln waren zu spüren. Viel mehr würde da auch nicht kommen, im Gegensatz zu seinem inzwischen dunklen vollen Bart. Trotzdem wünschte er sich für einen kurzen Moment eine Rasur. Dann verscheuchte er den Gedanken.

      Er eilte den Korridor herunter und folgte der Wächterkarte zu einem anderen Fahrstuhlschacht.

      Dieser war nicht verschweißt. Vermutlich nutzte man ihn hin und wieder als geheimen Zugang. Von dort ging es direkt in tiefere, gefährlichere Ebenen.

      Isaak benutzte den Handcomputer des Wächters, um den Fahrstuhl zu öffnen. Vor ihm gähnte ein leerer dunkler Schacht. Vereinzelt brannten noch die Lampen, von denen jede ein Stockwerk markierte.

      Viele fehlten. Isaak vermochte kein Ende zu sehen, weder nach oben noch nach unten.

      Er zog Handschuhe an, die ihm die Roten Hachee gegeben hatten, und atmete tief durch.

      „Jede gute Tat wird sicher bestraft“, murmelte er und versuchte sich zu beruhigen. Dann sprang er. Eine Sekunde lang hatte er das Gefühl, sein Herz setze aus, als er nach dem dicken Metallseil in der Mitte des Fahrstuhlschachts griff.

      Dann bekam er es zu packen. Er rutschte nur ein kleines Stück tief. Die Handschuhe waren extra beschichtet, um ihm einen guten Halt zu gewährleisten.

      Trotzdem musste er sich nun vornehmlich mit seinen Händen halten.

      Er kletterte vorsichtig nach unten.

      Nach wenigen Metern begann es in seinen Arme bereits zu ziehen und zu schmerzen.

      Bald darauf schmerzten sie bei jeder Bewegung.

      Isaak nahm sich fest vor, weniger zu essen oder mehr zu trainieren.

      Nach weiteren dreißig Metern entschied er sich, einfach nie wieder auf diese Weise ein Stockwerk tiefer zu gelangen.

      Er hielt inne und betrachtete die Wand neben sich. Dann schwang er sich mit letzter Kraft auf einen kleinen Vorsprung, der das Ende eines Wartungstunnels bildete.

      Er öffnete ihn. Kleine Insekten liefen aufgescheucht herum, als er mit seiner Taschenlampe hineinleuchtete.

      Isaak hoffte inständig, auf nichts Giftiges zu treffen.

      Geduckt ging er durch den niedrigen Tunnel. Immer wieder überprüfte er seinen Weg mit dem Handcomputer. Nach mehreren Abzweigungen erreichte er sein Ziel. Er betätigte den Signalgeber, den ihm die Roten Hachee gegeben hatten, und wich um eine Biegung zurück.

      Eine Weile passierte nichts.

      Dann brach ein Stück der Wand ein.

      Roxane, gefolgt von Nigo und einigen anderen Roten Hachee, kroch in den Wartungstunnel hinein.

      Roxane lächelte ihm zufrieden zu.

      „Hast es ja doch geschafft“, stellte sie fest. Mit dem Impulsgeber hatte er ihnen ein Ortungssignal gegeben. Dadurch konnten sie gezielt die Wand sprengen, die ihnen Zugang zum Wartungstunnel verschaffte. Sie waren durch tiefere Ebenen ins Gebäude gekommen.

      „Weiß jemand, dass du da bist?“, fragte Roxane, während sie Isaak folgte. Er schüttelte den Kopf.

      „Habe zwei Wachen erledigt. Wenn das hier schnell gehen soll, müssen wir uns beeilen. Noch weiß keiner von mir. Eine Wache ist ausgeknockt, eine erschossen“, erklärte er.

      „Wieso hast du sie nicht einfach beide getötet?“, zischte Roxane und steigerte das Tempo. Sie drängte an Isaak vorbei, der sich beeilte ihr zu folgen. „Was, wenn sie aufwacht?“

      „Meine Pistolen sind für sowas zu laut“, erklärte er.

      „Du hättest welche von uns bekommen können. Außerdem, hast du die tote Wache etwa mit bloßen Händen erledigt?“

      „Ich mag meine Pistolen. Ich mag, wie sie sich anfühlen. Außerdem mag ich, wenn man Kollateralschaden vermeidet. Aber nicht alles ist planbar.“

      Roxane funkelte ihn böse an, ließ es aber dabei bewenden.

      Sie kamen zum Ende des Schachtes und sie zog sich Handschuhe über, dann kletterte sie das Seil hinauf.

      Isaak zwang sich dazu, ihr Tempo beim Aufstieg zu halten, trotz seiner rebellierenden Arme.

      Er würde ihr keine Schwäche zeigen.

      Oben angekommen bekam er endlich einen Einblick in die Größe ihrer Truppe. Nach und nach erschienen die Soldaten am oberen Ende des Schachtes. Roxane und Nigo waren mit mehr als vier Dutzend Roten Hachee hier.

      „Ausschwärmen“, gab Roxane den Befehl und die Gruppe teilte sich auf.

      „Wohin geht es mit mir?“, fragte Isaak Roxane.

      „Du bleibst bei mir“, bestimmte sie. Sie nickte Nigo zu, der gemeinsam mit zwei anderen Roten Hachee um eine Biegung verschwand.

      Nun waren nur Isaak, Roxane und zwei Rote Hachee übrig.

      Sie sah auf ihr Datenmodul.

      „Wohin?“, fragte Isaak erneut.

      „Da lang“, erklärte sie und deutete den Gang hinunter. „Dann die erste rechts, wenn unsere Informanten nicht gelogen haben.“

      Während sie sich auf den Weg machten, geführt von Roxane, erklärte diese: „Ich dachte, dass es in deinem Interesse ist, dich mitzunehmen zur Bombe. Die anderen halten nichts davon. Sie befürchten Verrat, sind misstrauisch.“

      „So wird man hier unten wohl“, erwiderte Isaak. Er hatte bereits bemerkt, dass die sie begleitenden Roten Hachee nicht beide die Umgebung absicherten.

      Einer von beiden zielte auf ihn.

      „Was ist die Mission der anderen Gruppen?“, fragte Isaak.

      „Wir lassen es uns nicht entgehen hier ein wenig aufzuräumen.“

      „Sie schlachten sich durch die Kenar?“

      „Es ist nicht dein Krieg, Kopfgeldjäger.“

      Isaak blieb stehen.

      „Aber ich bin verantwortlich für das, was ich tue. Es war nicht abgemacht, dass sie ...“

      „Was glaubtest du, was wir tun würden? Da schafft es ein Fremdling, uns einmal einen wirklichen Vorteil gegen die Kenar zu geben. Das lassen wir nicht einfach so verstreichen“, sagte Roxane. Sie blickte ihn böse an. „Wage es ja nicht, unsere Entscheidung in Frage zu stellen.“

      „Sonst was?“, erwiderte Isaak und legte ruhig die Hand auf eine seiner Waffen.

      „Wirklich? Du glaubst, dass du so gut bist gegen drei gleichzeitig zu bestehen?“, fragte Roxane voller Spott.

      Isaak nickte. Außerdem war er davon überzeugt, dass sie es nicht darauf ankommen lassen würde. Nicht wegen so etwas.

      Er hatte recht.

      Sie pfiff anerkennend und lächelte dann. Sie würde nicht angreifen. Er hatte gewonnen.

      „Was willst du jetzt tun?“

      „Ich werde dafür bezahlt eine Bombe zu finden. Für nichts sonst.“

      Er ging neben Roxane durch die Korridore, die ihn aus den Augenwinkeln immer wieder verstohlen musterte.

      Plötzlich trat ein müde wirkender Melur, ein humanoider Alien mit beigem Fell, nicht weit vor ihnen aus einer Abbiegung und schrie erschrocken, als er sie sah.

      Er zog eine Handfeuerwaffe und schoss sofort.

      Isaak schaffte es gerade noch Roxane zur Seite zu stoßen. Die Kugeln schossen dicht an ihnen vorbei. Einer ihrer Begleiter bekam einen Streifschuss am Arm. Der andere sprang rechtzeitig zur Seite und presste sich an die Wand.

      Isaak zog am Boden liegend, mit der linken Hand seine

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