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Stufen erstiegen.

      "Töte!", flüsterte Lady Mary. "Töte!"

      *

      ALS SICH DAS DÜSTERE Etwas über mich beugte, schrie ich auf.

      Zwei Augen, so hell wie kleine, funkelnde Sterne schienen mich mit kalter Verachtung anzusehen.

      Ich fuhr hoch, spürte, wie mir das Grauen kalt den Rücken hinaufkroch. Angstschweiß stand mir auf der Stirn. Ich keuchte. Der Puls schlug mir hämmernd bis zum Hals... Ich hatte Todesangst, als ich in die namenlose Finsternis blickte, die sich vor mir ausbreitete.

      Eine grauenhafte Kälte hatte jeden Winkel meiner Seele erfasst und ließ mich bis ins tiefste Innere frösteln. Ich zitterte.

      Mein eigener Schrei erschien mir wie das farblose Echo eines Lebens, das längst ausgehaucht war.

      "Nein, nicht", flüsterte ich und hob die Hand tastend dem Unbekannten entgegen.

      "Patti!", sagte hinter mir eine Stimme. Eine ruhige, tiefe Stimme, die mir nur allzu vertraut war.

      Tom!

      Ich fühlte seinen Arm um meine Schulter. Er hatte sich ebenfalls im Bett aufgesetzt.

      Der Mond schien fahl durch das Fenster. Ich drehte mich herum und sah, wie er sich in Toms Augen spiegelte.

      "Einer jener Träume, Patti?", fragte er.

      "Ja", flüsterte ich.

      Ich musste unwillkürlich schlucken. Dann fasste ich nach seiner Hand.

      Ganz gleich, was der staubtrockene Butler oder irgendwer sonst in diesem alten Gemäuer auch davon halten mochte - ich hatte es einfach nicht allein in einem dieser Gästezimmer ausgehalten. Hier allein zu schlafen, erschien mir unmöglich. Kein Auge hätte ich zugekriegt - und auch so war es noch schwer genug gewesen. Ich war in Toms Armen auf dem großen Himmelbett in meinem Zimmer eingeschlafen, während das kalte Kaminfeuer vor sich hingeknistert hatte.

      Weder Tom noch ich hatten uns richtig für die Nacht fertiggemacht und die Wäsche benutzt, die in unseren Zimmern zu finden war.

      Einen kurzen Schlummer der Erschöpfung. Mehr hatte wohl niemand von uns wirklich erwartet, denn dies war kein Ort, an dem man sich gemütlich in die Kissen legen mochte.

      "Es ist alles in Ordnung, Patti", sagte Tom. Ich sah mich im Raum um.

      Er schien recht zu haben.

      Da war nichts.

      "Was hast du geträumt?", fragte er.

      "Es hatte mit dem Teich zu tun, der sich vor dem Portal befindet. Diese düsteren, unergründlich tiefen Wasser... Etwas Dunkles, Unheimliches stieg daraus empor... Ein Wesen, das mich töten wollte... Es war bereits über mir!" Ich berührte mit den Händen mein schweißnasses Gesicht. Tom strich mir über den Rücken.

      Aber meine angespannten Nerven wollten sich einfach nicht so recht beruhigen.

      Ich spürte etwas.

      Die Anwesenheit einer übersinnlichen Kraft... Ein dumpfes Pochen spürte ich unaufhörlich hinter meinen Schläfen. Ich hielt den Atem an.

      Tom bemerkte das sofort.

      "Was ist?", fragte er.

      "Es kommt", flüsterte ich.

      Ein schmatzender Laut war vom Flur her zu hören. Dieses Schmatzen hatte einen eigenartigen Rhythmus und erinnerte an...

      Schritte!

      Ein eisiger Schrecken fuhr mir in die Glieder. Das kalte Feuer im Kamin war unterdessen ausgebrannt. Nur eine schwache Glut blieb und leuchtete wie eine Handvoll Katzenaugen in der Dunkelheit.

      *

      DIE SCHMATZENDEN SCHRITTE hielten vor der Zimmertür an. Wir erhoben uns aus dem Bett und standen dann wie erstarrt da.

      Ich wandte einen Blick durch das Fenster und sah Lady Mary vor dem See stehen. Ihre Haut leuchtete auf geisterhafte Weise. Sie schien sich grünlich verfärbt zu haben.

      Leise drang ihr Lachen bis zu uns herauf, während der Wind um die Mauern von Delancie Castle heulte. Die Bäume und Sträucher in der Umgebung wurden heftig hin und her gebogen. Ein knarrendes Geräusch ließ uns zur Tür blicken. Wer oder was dort auch immer auf der anderen Seite dieser Tür sein mochte - es machte sich am Schloss zu schaffen. Wir hatten abgeschlossen.

      Aber für jenes Etwas schien das kein Hinderungsgrund zu sein.

      Wie durch Geisterhand bewegt, drehte sich der Schlüssel herum. Dann sprang die Tür auf. Sie knallte seitwärts gegen die Wand. Es gab einen ohrenbetäubenden Knall dabei. Und dort stand er...

      Jener Düstere, den ich im Traum gesehen hatte. Dieses unheimliche, formlose Wesen, das dem Teich entstiegen war. Es setzte plump und etwas wankend einen Fuß vor den anderen. Ein schmatzendes Geräusch entstand dabei. Und auf dem Boden blieben Reste einer zähflüssigen schwarzen Substanz zurück.

      Die Augen glühten heller als das verkohlte Holz im Kamin. Die Lichtkegel, die von ihnen ausgingen, tauchten den Raum in ein eigenartiges Licht.

      Wir wichen zurück.

      Der Düstere kam näher.

      Ein Knurren mischte sich mit dem schmatzenden Laut. Es kam immer näher.

      Und das pulsierende Pochen hinter meinen Schläfen wurde geradezu unerträglich. Ich taumelte. Schwindel erfasste mich. Ich hatte Mühe, mich auf den Beinen zu halten. Tom hielt mich am Ellenbogen.

      Ein barbarischer, halb menschlicher halb tierischer Schrei ging von dem unheimlichen Monstrum aus.

      Es schien aus einer zähflüssigen, schleimigen Substanz zu bestehen, deren Oberfläche wie schwarzer Kunststoff wirkte. Das Mondlicht glänzte darauf.

      Einen Augenblick geschah gar nichts.

      Alles schien in der Schwebe zu hängen. Das Monstrum war sich nicht ganz schlüssig darüber, was nun zu geschehen hatte.

      Es will mich töten!, dachte ich. Ich wusste es in dieser Sekunde. Es war wie in dem Traum, den ich noch vor wenigen Augenblicken geträumt hatte. Dieses Ungeheuer war gekommen, um mich zu vernichten.

      Ein halbes Dutzend tentakelartige Arme wuchsen dann in atemberaubendem Tempo aus dem düsteren Monstrum heraus. Dicke Tropfen dieser eigenartigen, zähen Substanz, aus der es bestand, tropften dabei zu Boden. Und diese Tropfen krabbelten als kleine Miniatur-Kopien dieses unheimlichen Wesens auf mich zu.

      Ich schrie.

      Mit einem schmatzenden Laut umfasste eines dieser kleinen Wesen mein Bein, und ich schüttelte es mit einem Tritt ab. Aber gleichzeitig griff einer der überlangen Arme nach meinem Hals. Finger bildeten sich und drückten zu. Ich rang nach Atem, versuchte noch einmal zu schreien, aber kein Laut entrang sich meiner Kehle.

      Ich schlug verzweifelt um mich, versuchte den schwarzen Armen auszuweichen, die nach meinem Körper griffen. Abgrundtiefe Verzweiflung erfasste mich.

      Ich war halbbetäubt.

      Das Pochen hinter den Schläfen beschleunigte sich noch und wurde gerade unerträglich. Eine Welle aus Schmerz und Kälte überflutete meinen Körper. Ich hatte das Gefühl, als ob mir buchstäblich das Blut in den Adern gefrieren würde... Lethargie erfasste mich.

      Die Lethargie des Todes...

      *

      UNDEUTLICH NAHM ICH wahr, dass ich mich wieder bewegen konnte. Neben mir bewegte sich sehr schnell etwas.

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