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      „Aber natürlich, Herrin! Ihr wisst doch, dass Ihr Euch voll und ganz auf mich verlassen könnt!“

      „Bitte, Edith, ich habe dir doch angeboten, mich zu duzen, wenn wir allein sind. Nenne mich ganz einfach Adele. Weißt du, ich habe keine andere Freundin außer dir. Zumindest eben keine echte. Allen anderen kann ich nicht vertrauen, noch nicht einmal meinen eigenen Verwandten. Einmal von Oma Margarethe abgesehen, der sowieso niemand vertrauen sollte. Da denkt doch jeder nur an sich selbst. Du bist die einzige Ausnahme in diesem Hause. Aber wisse dennoch, wenn du auf meiner Seite stehst, gehst du selber ein großes persönliches Risiko ein.“

      „Das ist mir klar, Adele, natürlich, aber ich bin zu allem bereit. Wenn du sagst, dass du Johann Wetken liebst, dann ist das halt so, und ich werde alles tun, was meinen Möglichkeiten entspricht, um dir dabei zu helfen. Wobei auch immer.“

      „Das ist wirklich lieb von dir, Edith, aber natürlich müssen wir beide äußerst vorsichtig bleiben. Erst einmal müssen wir uns zurückhalten. Es wird keine Aktionen geben dürfen. Zumindest wohl, bis ein wenig Gras darüber gewachsen ist. Oma Margarethe hat ja noch anderes zu tun, als sich nur noch und auf Dauer um ihre Enkelin zu kümmern. Wenn wir uns eine Weile ganz ruhig verhalten, wird das ihr Misstrauen sicherlich schmälern helfen.“

      „Und dann?“, erkundigte sich Edith erwartungsvoll.

      „Wir werden sehen!“, wich Adele aus.

      „Du wirst also auf keinen Fall auf deinen Johann verzichten wollen?“

      „Ja, genauso wenig wie er wohl auf mich verzichten wird. Nicht deshalb, weil wir beide das so wollen, sondern weil wir nicht anders können!“, betonte Adele und fügte noch hinzu:

      „Wir müssen uns halt dennoch vorerst in Geduld üben, liebste Edith, so schwer es auch fallen mag. Wir auf jeden Fall, und leider weiß ich nicht im Geringsten, wie es für Johann derzeit aussieht. Ich denke mal, er muss ebenfalls zunächst Zeit gewinnen, ehe er tätig werden kann, inwiefern auch immer.“

      „Und wenn es dann soweit ist, stehe ich bereit, wofür auch immer!“, schwor ihre Zofe daraufhin hoch und heilig.

      Adele betrachtete sie besorgt und betonte abermals:

      „Aber du weißt ja schon, dass du damit tatsächlich ein beträchtliches Risiko eingehst, das möglicherweise auch deine Familie betrifft? Und ich weiß, wie wichtig dir deine Familie ist, weil ich weiß, dass du praktisch für ihren Unterhalt sorgst mit dem Wenigen, was du in meinen Diensten bekommst.“

      „Aber was wäre ich denn für eine Zofe... Ja, was wäre ich denn für eine Freundin, wenn ich das so sagen darf, die dich im Stich lassen würde? Nein, das könnte ich wahrlich nie. Und es würde mich außerdem so und so treffen, denn wenn ich dein Vertrauen missbrauchen würde, könnte ich nicht mehr länger in deinen Diensten stehen.“

      „Und wenn Oma Margarethe es dir dennoch anbieten würde?“, gab Adele noch zu bedenken.

      „Du kannst dich auf jeden Fall auf mich verlassen. Ich bin nicht käuflich. Nicht wenn es dich betrifft, Adele! Wenn die Zeit dann endlich reif sein wird, werde ich auch gern Kontakt aufnehmen zu Johann Wetken, allen Risiken zum Trotz, direkt oder indirekt. Und bedenke bitte eines noch: Obwohl du selbst dein Zimmer nicht verlassen kannst: Ich darf sogar das Haus verlassen!“

      „Gut zu wissen, Edith! Danke! Aber wie gesagt, erst einmal müssen wir abwarten. Es ist ja nicht auszuschließen, dass Oma Margarethe auch jeden deiner Schritte überwachen lässt. Noch wäre das Risiko allein von daher gesehen noch viel zu groß, über dich Johann auch nur eine Nachricht zukommen zu lassen.“

      „Die Zeit wird jedenfalls kommen!“, orakelte Edith daraufhin mit neuer Zuversicht, und Adele teilte mit ihr gern diese optimistische Prognose.

      10

      Gordula Schopenbrink nahm die Tatsache, dass Adele Brinkmann auf ihrer Festlichkeit aufgetaucht war, ohne von ihr eingeladen worden zu sein, nicht so einfach hin. Nicht nur, weil sie diesen Umstand dafür verantwortlich machte, dass ihr platonischer Freund Johann dadurch dermaßen in Schwierigkeiten geraten war, sondern wer hatte denn an ihrer Stelle überhaupt sich angemaßt, eine solche Einladung auszusprechen?

      Sie brauchte nicht lange zu überlegen, um jemanden zu verdächtigen, der ihr ganz besonders nah stand: Niemand stand ihr innerhalb des Hansehauses Wetken nämlich näher als ihr Bruder Christian.

      Wer beide kannte, wusste, dass sie in der Tat so etwas wie ein Herz und eine Seele waren. Obwohl sie als Mädchen geboren war, was sie von vornherein nicht nur innerhalb des eigenen Hauses benachteiligte. Doch dafür konnte Christian ja nichts. Das war den gesellschaftlichen Umständen im Jahre 1602 geschuldet.

      Dafür konnte man eigentlich niemanden speziell verantwortlich machen. Und so war Christian zwangsläufig, allein nur, weil er als Junge geboren worden war, als der spätere Nachfolger von Hieronymus Schopenbrink gedacht. Noch nicht einmal deshalb, weil er der Älteste war, denn das war er definitiv nicht. Gordula war die Jüngste, und ihr Bruder Christian war nur zwei Jahre vor ihr geboren. Trotzdem war Hieronymus Schopenbrink der festen Überzeugung, dass niemand anderes als eben Christian für eine Nachfolge in Frage kommen konnte. Weil er in seinen Augen der cleverste war unter den Jungs.

      Wie gesagt, Mädchen wurden in Hamburg in dieser Zeit schon gar nicht erst ins Kalkül gezogen. Wenn sie so etwas wie Macht und Einfluss erhalten wollten, mussten sie vielleicht so werden wie Margarethe Brinkmann. Gordulas Meinung nach die einzige Frau innerhalb der ganzen Hanse, die das überhaupt hatte schaffen können, wenngleich nur höchst inoffiziell.

      Vielleicht gab es ja noch mehr Frauen innerhalb der Hanse, die ihre Männer als Marionetten benutzten? Sie taten dies jedoch dermaßen geschickt, dass Gordula eben nur von Margarethe Brinkmann wusste. Und vielleicht würde sie eines Tages ebenfalls eine dieser starken Frauen sein, die lediglich aus dem Hintergrund wirken konnten?

      Allerdings hatte sie sich fest vorgenommen, niemals so zu werden wie Margarethe Brinkmann, für die sie einerseits durchaus eine gewisse Bewunderung verspürte, andererseits jedoch auch so etwas wie Abscheu, weil sie mit deren Methoden ganz und gar niemals hätte einverstanden sein können.

      Gordula musste vorerst noch abwarten, bis sie Christian auf Adele ansprechen konnte. Diese Zeit nutzte sie reichlich, um zu überlegen, was denn Christian überhaupt getrieben hatte, eine Adele Brinkmann auf ihre kleine Festlichkeit einzuladen. Hatte er denn gar nicht bedacht, welches Risiko damit verbunden sein würde?

      Denn wie es aussah, war Margarethe Brinkmann doch tatsächlich die einzige Erwachsene, die ihnen auf die Schliche gekommen war. Und das eben nur, weil deren Enkelin an der Festlichkeit hatte teilnehmen können.

      Eindeutig war für Gordula jedenfalls, dass Margarethe die Ihrigen komplett überwachte. So auch ihre Enkelin. Nur so hatte es passieren können, dass alles ans Tageslicht gekommen war. Zumindest für Margarethe Brinkmann und Georg Wetken. Das machte die Angelegenheit natürlich auch zu einer ganz persönlichen Sache von Gordula und ihrem Bruder Christian.

      Falls er wirklich derjenige war, der diesen Fehler begangen hatte, hieß das vorerst. Auf die Antwort war sie jedenfalls schon sehr gespannt.

      Und dann bekam sie die Gelegenheit endlich, und Gordula fragte in ihrer berüchtigten unverfrorenen Art, jegliche Diplomatie vermeidend:

      „Wie

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