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Wichita Western Sammelband 4016 - 5 Romane um Colts, Cowboys und Banditen. R. S. Stone
Читать онлайн.Название Wichita Western Sammelband 4016 - 5 Romane um Colts, Cowboys und Banditen
Год выпуска 0
isbn 9783745212983
Автор произведения R. S. Stone
Жанр Вестерны
Издательство Readbox publishing GmbH
***
»Das Marshal-Büro, Mister?« Der Mann, den Brazos McCord auf dem Gehsteig angesprochen hatte, blickte ihn etwas mitleidig an. »Fremder, gehen Sie die Hauptstraße runter und dann auf der rechten Seite. Aber da werden Sie heute um die Uhrzeit nichts mehr werden. Marshal Emmerson Dodd sitzt jetzt gewiss im Half Pine bei seinem vierten oder fünften Whiskey. Wenn Sie Glück haben, treffen Sie ihn dort noch halbwegs nüchtern an. Aber die Wahrscheinlichkeit ist gering.«
So, wie dieser Mann das sagte und dabei abfällig grinste, wusste Brazos ganz schnell über den Marshal Bescheid. Brazos bedankte sich und der Mann verschwand.
Zum Teufel mit einem Mann, der sich betrinkt, statt sich um seinen Job zu kümmern, dachte er grimmig. Dann erregte plötzlich etwas ganz anderes seine Aufmerksamkeit.
Ein Wagen kam über die Straße gerollt. Ein schwerer Planwagen, denn die Räder gruben tiefe Furchen in den Boden. Er wurde von einigen Reitern rechts und links flankiert, die ein beachtliches Arsenal an Waffen mit sich führten. Das fiel Brazos sofort auf. Der matte Schein der Straßenlaternen reichte für ihn zunächst nicht aus, ihre Gesichter zu erkennen.
Aber etwas warnte ihn, er zog sich instinktiv in die dunkle Nische zwischen dem Hotel und dem angrenzenden Gebäude zurück. Kaum ein paar Sekunden später wusste er Bescheid und staunte nicht schlecht. Denn jetzt gelang es ihm, einen kurzen Blick in das Gesicht des vorderen, rechten Mannes zu erhaschen. Seine Rechte legte sich instinktiv um den Kolben seines Remingtons, Staunen zog über sein Gesicht.
Cole Ketchum!
Wahrhaftig, kein Zweifel.
Brazos McCords Gedanken jagten sich, während der Trupp an ihm vorbei über die Main Street zog. War es nun purer Zufall, dass dieser Bandit nach Stowell kam? Ausgerechnet jetzt, zu dieser Stunde? Oder war es eine Bestimmung?
Brazos McCord hätte mit allem gerechnet. Nur nicht damit, Cole Ketchum hier über die Main Street vorbeireiten zu sehen. Zudem noch mit einigen Männern und einem schwerbeladenen Wagen.
Oh, er brauchte kein Hellseher zu sein, um zu wissen, was sich in diesem Wagen befand.
Brazos löste sich vorsichtig aus dem Schlagschatten, trat auf den Gehsteig und blickte dem Trupp hinterher. Vor dem Saloon verhielten die Reiter ihre Pferde und brachten auch den schweren Wagen zum Stehen.
Zum Teufel, was hatten diese Banditen vor? Ausgerechnet in so einem Nest wie Stowell?
Nun, es war müßig, sich jetzt großartige Gedanken zu machen. Etwas anderes war viel entscheidender. Eric Goodnight hielt sich im Saloon auf. Verdammt, und der Mann trug keine Waffe bei sich.
Lass dir jetzt ganz schnell etwas einfallen, Brazos McCord!, jagte es durch seinen Kopf.
***
Sie schreckten auf wie ängstliche Hühner, als die Plane von hinten aufgerissen und hochgeworfen wurde und sich das brutale Gesicht von Skeeter Blake zeigte, der ihnen übel grinsend entgegensah. Von diesem Burschen kam nichts Gutes. Er war einer, der gern üble Sprüche von sich gab und mit seinen Schießkünsten prahlte. Ein unangenehmer Kerl, wie sie allesamt festgestellt hatten. So, wie der Rest der Banditen auch, in deren Gewalt sie sich seit geraumer Zeit befanden. Sie waren acht Männer aus den besten Kreisen New Bedfords, und zudem vier Frauen, die in Don Miguel Ameches Augen nicht attraktiv genug gewesen waren. Don Miguel Ameche hatte schließlich ganz bestimmte Vorstellungen von seiner Ware. Lizzy Aberdeen, Lydia Sandowall, Sally Wyngardner und die quirlige, pummelige Maureen Atcherton gehörten nicht in die Rubrik Traumfrauen des fettleibigen Kerls, der seinen Lebensunterhalt mit einigen fragwürdigen Bordellen bestritt.
Die Verriegelungen flogen nach oben, und der schwere Wagenkasten polterte nach unten. Dann drang Blakes unsympathische Stimme zu ihnen ins Dunkel des Wageninneren: »So, ihr versnobten Gecks und dämlichen Putas. Hier endet eure Reise. Raus aus dem Wagen. Schön der Reihe nach, einer nach dem anderen. Und ihr wisst; eine falsche Bewegung und es knallt. Vamonos! Pronto! Pronto!«
Zu Blake gesellte sich Cole Ketchum. Der hielt zwei Revolvern in den Händen. Er stellte sich Blake gegenüber, ließ die Hähne nach hinten schnappen, während die Angesprochenen langsam aus dem Wagen krochen. Erst die vier Frauen. Dann die Männer. Ihre Hände zitterten, die blanke Angst lag in ihren Gesichtern, als sie abwechselnd zu Blake und Ketchum starrten. Sie wussten, was ihnen blühte, und sie konnten nichts dagegen tun.
Gar nichts.
Als auch der letzte den Wagen verlassen hatte, warf Blake die Plane herunter, starrte sie der Reihe nach an, sein Grinsen wurde noch hässlicher.
Cole Ketchum rief: »Fein gemacht, ihr blöden Hammel. Und nun geht’s da rein in den Saloon. Schön hintereinander im Gänsemarsch. Und ihr wisst ja. Benehmt euch anständig und macht dem lieben Vetter von Don Ameche keine Schande. Wenn‘s nicht funktioniert, knallt‘s! Comprende? Und nun voran!«
Zögernd setzten sie sich in Bewegung, einer nach dem anderen. Sie hielten ihre Köpfe gesenkt, keiner wagte, auch nur einen Ton von sich zu geben. Ketchum trieb sie mit seinen Colts im Anschlag vor sich her, Richtung Saloon.
Die anderen Männer waren inzwischen aus den Sätteln gestiegen und folgten der Kette und Ketchum hinterher.
***
Brazos McCord hatte sich im Schutz der Dunkelheit näher ans Geschehen herangearbeitet und beobachtete von der gegenüberliegenden Straßenseite aus, wie auch der letzte Mann durch die Schwingtüren glitt, die hinter ihm heftig vor und zurück pendelte.
Was immer auch die Bande auch vorhatte, es waren zu viele, um sie im Alleingang aufs Korn zu nehmen. Zudem bereitete ihm der Gedanke an Bootsmann Eric Goodnight dort drinnen heftige Kopfschmerzen. Der stand gewiss am Tresen, kippte sein Bier und erlebte in diesen Augenblick eine heftige Überraschung. So, wie Brazos McCord wenige Augenblicke zuvor.
Was würde dieser hünenhafte Bootsmann tun? Eine Waffe hatte er nicht dabei.
Viele Möglichkeiten gab es nicht.
Brazos McCord schüttelte grimmig den Kopf. Er blickte zum Wagen, aus dem vorhin die Männer und Frauen gestiegen waren. Längst wusste Brazos McCord, dass es sich nur um einen Teil der damaligen Passagiere handelte, die auf der Kreuzfahrt unterwegs gewesen waren.
Doch darüber machte er sich zunächst weniger Sorgen. Er hatte ganz andere.
Nun, der Wagen stand verlassen da. Im Saloon war es ruhig. Möglich, dass Goodnight die Kerle noch nicht erkannt hatte. Oder umgekehrt. Oder dieser Hüne von Bootsmann hatte sie erkannt, verhielt sich aber vorerst ruhig. Vielleicht die beste Variante.
Wie auch immer!
Brazos McCord entschied sich zum Handeln. Er hatte keine andere Wahl. Mit ein paar langen Sätzen rannte er über die Straße, direkt auf den Planwagen zu. Er schob sich dicht an ihn heran und riss den Remington aus dem Holster. Leises Stimmengemurmel drang aus dem Saloon. Vorsichtig spähte er ins geteilte Fenster. In diesem Augenblick drang Hufschlag an seine Ohren. Ein Reiter preschte in scharfem Galopp über die Main Street, hielt genau in Richtung Saloon.
Ein Nachzügler der verdammten Bande?, dachte er und zog sich hinter dem Wagen zurück. So weit, dass er den Reiter noch sehen konnte.
Wieder staunte er nicht schlecht. Denn auf dem schweißnassen Pferd saß eine Frau, deren schwarzes Haar im Wind des scharfen Ritts nach hinten wehte. Mit einem verzerrten Gesichtsausdruck saß sie im Sattel und verhielt ihr Pferd dann direkt vor dem Saloon.
12. Kapitel
Eric Goodnight hätte sich fast an seinem Bier verschluckt, als er im milchigen Spiegel hinter der Bar sah, wer da eintrat. Er erkannte sie sofort und sah die Not in den betretenen Gesichtern der Männer und Frauen, die von ein paar Männern begleitet wurden, die sie unter Waffengewalt in den Saloon hineintrieben.
Fast hätte