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B'tong. Roland Platte
Читать онлайн.Название B'tong
Год выпуска 0
isbn 9783347055506
Автор произведения Roland Platte
Жанр Контркультура
Серия B'tong
Издательство Readbox publishing GmbH
- Und wenn nichts dazwischenkommt, werden wir doch bis an unser Lebensende zusammenbleiben, oder was meinst du?
- Naja, im Prinzip schon, oder hast du andere Pläne?
- Nein, nein, aber ich habe mir gedacht, dass ich vielleicht mal eine meiner Fantasien ausleben könnte oder zumindest erleben könnte.
- Als da wäre?
- Naja, wie soll ich das ausdrücken? Es geht um Brüste.
- Brüste?
- Ja, ich will dich ja nicht beleidigen, wirklich nicht, du bist wirklich eine tolle Frau mit einer tollen Figur, aber…
- Aber…?
- Tja, ich würde gerne einmal in meinem Leben so ein richtig großes Paar Brüste in der Hand halten. So einen Vollbusen, bei dem selbst meine Hände zu klein wären, um sie zu umfassen. Riesige Titten eben, mit ebenso riesigen Brustwarzen.
Er betrachtet seine Hände, und hält diese halbrundförmig greifend vor sich.
- Ja, dann mach doch!
- Wie mach doch? Hättest du denn nichts dagegen?
- Ich? Nein, wieso denn? Wenn es deinen Männerfantasien entspricht? Du musst halt nur die Richtige finden.
- Naja, vollbusige Frauen gibt es doch einige.
- Das schon, aber du musst dann auch die finden, die dich an sich ranlässt und dir dann eine scheuert, du Idiot!
Gleichzeitig mit der Antwort, schleudert Sybille ihm die volle Schüssel geschnipselter Bohnen an den Kopf. Er zieht automatisch den Kopf ein, um diesen zu entgehen.
Diese Reflexbewegung weckt ihn aus dem Tagtraum. Er steigt wild auf die Bremse, zieht das Steuerrad nach links, gerade eben noch rechtzeitig, um einem von rechts kommenden Radfahrer die Vorfahrt zu lassen. Dieser beschimpft ihn wüst, fährt aber weiter.
Carsten wischt sich den Schweiß von der Stirn. Wie kann er sich nur so in seinen Träumen verlieren, am helllichten Tag, wo er doch weiß Gott anderes zu tun hat, als an dicke Busen zu denken.
Von dem Gehupe wartender Autofahrer hinter ihm angetrieben, zündet er den bei dem Bremsmanöver abgewürgten Motor seines alten 2CV's wieder an und fährt hastig weiter.
Es ist höchste Zeit, die Kinder an der Schule abzuholen.
- Verdammt, schon 10 Minuten Verspätung. Das krieg ich nicht mehr aufgeholt.
Trotz dieses Zwischenfalls ist Carsten im Grunde genommen guter Laune. Er ist fast ein bisschen stolz auf sich. Bis jetzt ist alles mehr als planmäßig verlaufen. Er hat gekündigt, das Patent angemeldet, eine eigene Firma gegründet, und schließlich war das Lokalblatt von sich aus auf ihn zugekommen, um über ihn und seine Erfindung zu schreiben. Und der Artikel ist - mit Ausnahme des Fotos, auf dem seiner Empfindung nach, viel zu viel seiner angehenden Glatze zu sehen ist – großartig.
Das Netz ist ausgeworfen, sagt er sich. Ohne viel Mühe und Aufwand. Mal sehen, ob die Fische anbeißen werden.
Ein breites Grinsen breitet sich auf seinem Gesicht aus. Und wenn sie anbeißen, dann wird er sie zappeln lassen, eine ganze Weile zappeln lassen, bis er dann in aller Ruhe den größten Fisch aussuchen wird.
Endlich ist er bei der Schule angekommen. Die beiden Kinder stehen allein vor dem großen, schon verschlossenen Schultor und laufen ungeduldig auf ihn zu.
- Mensch Papa, warum bist du denn so spät?
- Wieso zu spät? Höchstens 10 Minuten.
- Nein, heute ist Mittwoch, da haben wir beide eine Stunde früher Schluss.
- O Gott! Das hatte ich völlig vergessen. Tut mir leid Kinder, aber bei mir geht es gerade ein bisschen drunter und drüber.
- Ja, das haben wir schon gemerkt, vor allem aber drunter.
- Mensch Jana, jetzt werde aber bitte nicht frech. Das gehört sich nicht für eine ältere Schwester;
- Ältere Schwester! Ich kann's nicht mehr hören!
- Ist aber nun mal so. Wirst sehen, später wird dann mal dein Bruder auf dich aufpassen.
- Der auf mich aufpassen, da lachen ja die Hühner…
- Ich habe Hunger!
- Ja, ich aaauuch, was gibt's denn zum Essen?
- Ich glaube, es gibt eingemachte grüne Bohnen!
19.
Als sie das Auto in der Garageneinfahrt abstellen, müssen sie jedoch erkennen, dass das Haus im Dunkeln liegt. Die Kinder laufen ins Haus, gefolgt von Carsten, aber niemand ist zu Hause. Auch stehen keine dampfenden Schüsseln mit leckeren Gerichten auf dem Tisch, keine Teller, keine Gläser, gar nichts.
- Mamaaaaaa!
- Sybille, bist du da?
- Mamaaaa, bis du daaa oder bist du weg?
- Mensch, doofe Frage, wenn sie weg ist, kann Sie doch gar nicht antworten.
- Ja aber, wenn Sie weg ist, dann ist dein Mamaaa-Ruf auch blöd, weil sie darauf auch nicht antworten kann.
- Ist aber weniger blöd als deine Frage.
- Kinder, jetzt hört mal lieber auf zu streiten.
In der Küche findet Carsten endlich einen Zettel.
Liebe Kinder, lieber Carsten,
nachdem ich den halben Tag lang (für Carsten) Sekretärin spielen durfte, habe ich mir heute Abend frei genommen und bin mit Regina ins Kino gegangen.
Essen müsst ihr euch selber machen und ins Bett gehen, dabei hilft euch Papa.
Macht's gut, bis morgen früh.
Ach ja, und unter diesem Zettel, Carsten findest du einen zweiten Zettel mit allen Leuten, die du zurückrufen sollst.
Carsten zieht den unteren Zettel hervor und blickt sprachlos auf eine Liste von über 20 Telefonnummern, manche mit Namen versehen, manche ohne.
Er reißt die Arme in die Höhe und schreit siegessicher auf.
- Kinder! Das feiern wir! Wir bestellen uns jetzt eine Riesenpizza mit tausend Zutaten und 10 Liter Cola!
20.
- Herr Krause, schön, dass Sie die Zeit zu einem Gespräch gefunden haben. Es ist mir eine ganz besondere Ehre, Sie als Kunde in unsere Bankfiliale führen zu dürfen.
Diesmal ist Carsten schnell und problemlos ins Büro des Bankdirektors geführt worden, ohne Wartezeit, ohne Stirnrunzeln seitens der Bankangestellten, die Türen standen offen.
- Tja, vor ein paar Wochen sah es noch ganz anders aus…
- Ach, da war Unfähigkeit des jungen Burschen im Spiel, der wird das auch noch lernen müssen. Aber wir haben ja diesen Vorfall schon längst vergessen, nicht wahr? Was möchten Sie denn trinken, Herr Krause. Einen Kaffee, ein Glas Sekt oder einen Tomatensaft. Na, wonach steht Ihnen das Herz?
- Eigentlich danach zu wissen, was Sie mir jetzt zu sagen haben.
- Hm, ja schade, wir haben hier eine ganz neue spiegelblanke Espressomaschine. Aber ich verstehe schon, Ihre Zeit ist jetzt wohl kostbar. Na, dann setzen wir uns doch, aber nicht hier am Schreibtisch, das sieht allzu förmlich aus, nein, dort in der Sitzecke, da haben wir es viel gemütlicher.
Carsten folgt dem Bankdirektor zu einer ultra-modernen Sitzecke und lässt sich auf ein Canapé fallen, wobei er sich beinahe das Kreuz gebrochen hätte, so hart ist es gepolstert. Über dem Canapé hängt ein für Carstens Geschmack fürchterlich verkrakeltes Bild, sozusagen moderne Kunst. Interessant jedoch ist die Sicht aus dem überdimensionierten Fenster, das sich neben der Sitzecke befindet und vom Boden bis zur Decke reicht. Beinahe sämtliche