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Beitrag leisteten. Die Lage war nun nicht mehr zu ertragen.

      Claudine und ihre Komplizen hatten endgültig den Ruf Gottes in Misskredit gebracht und bewirkten schließlich, dass alle diejenigen, die sie bedrängt hatten, unwiderruflich die Bereitwilligkeit aufgaben, jemals überhaupt an irgendetwas zu glauben.

      Durch ihr abschreckendes Beispiel und ihre penetranten Bemühungen Christen zu gewinnen, hatte sie das Gegenteil erreicht und potentielle Diener Gottes in die Flucht getrieben.

      Die lädierte, gar traumatisierte Gesellschaft war sich nun endgültig einig: niemand kann auf dem Wasser laufen; niemand kann dem Wind gebieten; niemand kann verweste Leichname zum Leben erwecken und überhaupt: Es gibt keinen Gott.

      Nachdem sie ein Fiasko in ihrer durchlöcherten Geburtsstadt hinterlassen hatte, zog die Cousine fort, um andere Orte unsicher zu machen.

      Die Aufklärungsattacken der Cousine führten dennoch dazu, dass Gilberto unfreiwillig gezwungen war, sich mit der Bibel auseinanderzusetzen, sodass er sich darin mittlerweile ziemlich gut auskannte.

      Eine ganze Weile wollte er von Gott und von Glauben, egal wie sich die Brüder bezeichneten, nichts mehr hören und dass die Bibel mit ihren vielen Widersprüchen und mit der Aufforderung sogar Frauen und Kinder, für die Verkündung des Evangeliums, zu verlassen, nicht das Wort Gottes sein konnte, daran bestand für ihn kein Zweifel.

      Erst als er fortzog und den Cousinen-Sturm hinter sich ließ, konnte Gilberto nach Jahren seine Gedanken über Gott nach und nach neu aufbauen. Auch wenn die Cousine den Namen Gottes zu ihren Zwecken missbraucht hatte, konnte er nicht die Existenz einer höheren Macht, die Himmel und Erde erschaffen hatte, leugnen. Es durfte nicht sein, dass diese Fanatikerin zwischen ihn und Gott einen Riegel geschoben hatte. Es durfte nicht sein, dass er seine Spiritualität von Stümpern, Dilettanten und Fanatikern bestimmen ließ. Und die, die es zuließen, waren in seinen Augen wie kleine Kinder, die, indem sie die Augen schließen, meinen plötzlich unsichtbar zu sein. Es war an der Zeit, sich mit Gott, wer immer er war, zu versöhnen. Es war an der Zeit, das zertrampelte Feld seiner Spiritualität neu zu bestellen und zu besäen.

       18. Kapitel

      Er hatte es vorausgesehen! Das Verhältnis zu seinen Kollegen hatte sich seit seiner Entdeckung zu einer ausgesprochenen Heuchelei entwickelt und eine tiefe Macke erlitten. Die Geheimniskrämereien gingen ihm gegen den Strich. Wie gern hätte Carlucci das Resultat seiner bisherigen Recherchen und die daraus gewonnenen Erkenntnisse mit anderen Geistlichen, mit Bischöfen, Kardinälen oder gar mit dem „Heiligen Vater“ besprochen. Er wusste aber, dass das Offenlegen seiner Arbeit ein gefährliches Unterfangen gewesen wäre, denn wie es aussah, war das Wissen um eine andere Wahrheit von höheren Stellen nicht unbekannt und alles deutete darauf hin, dass gerade im Vatikan niemand daran Interesse hatte, diese neue Ur-Wahrheit offenzulegen. Alles sollte so bleiben, wie es war, wie damals im ersten Jahrhundert n. Chr., als die Römer die wahre Botschaft mit einer Lüge ersetzten. Solange das Essener-Evangelium im Geheimraum der Geheimarchive vor sich hinschlummerte, wäre alles in bester Ordnung. Gnade aber Gott dem, der es wagen würde, das Evangelium aus seinem Grabe auferstehen zu lassen… Es blieb ihm nichts anderes übrig, als auf der Heuchler-Schiene fortzufahren und seine Arbeit weiterhin streng geheim zu halten.

      Schrittweise gestand er sich zu, sich all die Jahre selbst belogen zu haben, eine Vogel-Strauß-Politik geführt zu haben und die Zweifel, die er gegen die Kirche hegte, mit dem Wunsch, es möge alles so sein, wie es ist, beerdigt und die Augen vor dem Offensichtlichen geschlossen zu haben.

      In Anbetracht der wunderbaren Botschaft, die der Essener Jesus, wer immer er auch war, Johannes der Täufer oder Jesus der Täufer, vermittelte; angesichts einer Wahrheit, die derart einleuchtend, einfach und keines Studiums brauchte und bedurfte, um verstanden zu werden, kam ihm die Kirche mit ihrer Hierarchie der Diener Gottes, mit ihren Priestern, Pastoren, Bischöfen, Erzbischöfen, Kardinälen bis hin zum Heiligen Vater nunmehr wie die wahren Heuchler vor. Diese Menschen, die, wie er selbst, ganze Studien in Theologie absolvierten und mit beeindruckenden Titeln und Interpretationen der Schriften, dem Volk vormachen, die absolute Erkenntnis über die göttliche Wahrheit zu besitzen, kamen ihm nun wertlos und überflüssig vor.

      Die kostspieligen und luxuriösen Zeremonien, Riten und Feierlichkeiten in Kirchen, Domen und Kathedralen der ganzen Welt, die in erster Linie mit Spendengeldern finanziert wurden, sahen mittlerweile in seinen Augen wie eine große Zirkusveranstaltung aus, die mit viel Prunk und Aufwand dem Volk als Symbol der Macht vorgeführt wurde, um es stets daran zu erinnern, dass die Kirche den Schlüssel zu seiner Seele besitzt. In seinen Augen war die Kirche, der er nur noch auf dem Papier angehörte, nicht mehr und nicht weniger als eine große Bank, die die Gelder im Namen der Nächstenliebe eintrieb und verwaltete. Eine Einrichtung, die im Namen Gottes kaufte und verkaufte, Reichtümer in Milliardenhöhe ansammelte, während nicht weit entfernt von ihr, in diesem Augenblick, unzählige Kinder eines Hungertodes starben.

      Was benötigte der Prophet wirklich, um den Menschen den Willen Gottes zu vermitteln. Nichts außer seiner Weisheit und seiner Liebe.

      Er musste mit jemandem sprechen. Er brauchte jemanden, der ihm half seine Mission durchzuführen. Die Sache war nun beschlossen, er hatte genug gezögert, genug abgewogen, genug gewartet. Es war bereits Abend, da griff er zum Telefon und wählte die Nummer seines Freundes, der sogleich den Hörer abnahm.

      Nach einer kurzen Begrüßung deutete Carlucci auf die Dringlichkeit eines Gesprächs, dessen Grund er auf keinen Fall am Telefon angeben könnte. Der verwunderte und überraschte Freund stimmte einem Treffen am nächsten Tag am späten Nachmittag zu.

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