Скачать книгу

die Schulmediziner selbst.

      Durch den latenten Krankheitszustand, ausgelöst durch für den Gaumen angenehme Nahrung oder Süchte, befindet sich der Mensch in Unfrieden mit sich selbst. Dieser „Krieg“ breitet sich auch auf seine Familie aus, auf sein Land. Der Feind ist nicht ein Heer aus fremden Ländern, das das Land erobert und besetzt hat, sondern der Feind befindet sich im eigenen Land und gibt sich als Freund aus, der Wolf im Schafspelz.

       8. Kapitel

      Als er noch in der Ausbildung war, erinnerte sich Carlucci, im Benediktinerkloster von Monte Cassino, vor Jahren, in einer Truhe im Skriptorium, Fragmente mit ähnlichem Textinhalt entdeckt zu haben, doch diese waren in Hebräisch verfasst gewesen,6 und derart beschädigt, dass es ihm nur partiell gelungen war, den Inhalt des Textes zu verstehen.

      „Handelte es sich möglicherweise um die gleichen Schriften, die in Hebräisch, vor dem aramäischen Essener Text verfasst wurden? Wenn ja, dann würde die Gegenüberstellung beider Manuskripte, der aramäischen und der hebräischen, ihre gegenseitige Authentizität beweisen“, schlussfolgerte der Geistliche aufgeregt.

      Am nächsten Tag, beschloss er, dem Benediktinerkloster auf der Suche nach den hebräischen Fragmenten, einen Besuch abzustatten.

      Unterdessen würde er die Übersetzung der aramäischen Manuskripte gleich in Angriff nehmen. Während er las, stellte er sich immer wieder die gleiche Frage: Wieso kommen im Friedensevangelium Worte- und Textelemente vor, die er aus den Evangelien des Neuen Testaments kennt, hier aber in einem ganz anderen Zusammenhang stehen?

      Einerseits lehrt „Jesus“ im Friedensevangelium die Reinheit des Leibes über die Nahrung, die zur Reinheit des Geistes führt. Er erklärt, dass das Himmlische nur über das Irdische erreichbar ist, dass der Mensch aus seinem Leib, im Laufe eines Lebens im Einklang mit der Natur zum Tempel Gottes wird. Er erklärt uns, dass der gereinigte Körper, der Tempel des Geistes ist und der Geist der Tempel Gottes oder das Himmelreich; dass Körper und Geist eine Einheit sind, die einander beeinflussen, und dass das Himmelreich oder der Geist Gottes erst auf den gereinigten Tempel sich niedersenkt. Für das Erreichen der Vollkommenheit setzt also der Prophet die körperliche Reinheit voraus.

      Wahrlich, ich sage euch, Gott und seine Gesetze finden sich nicht in euren Taten. Sie finden sich nicht in Schlemmereien und Trunkenheit, noch in liederlichem Leben oder Lüsternheit, noch in der Suche nach Reichtümern, noch im Hass auf eure Feinde. Denn all diese Dinge kommen alle aus dem Reich der Dunkelheit und vom Herrn allen Übels. Und all diese Dinge tragt ihr in euch selbst; und so dringen das Wort und die Macht Gottes nicht in euch ein, weil alle möglichen Übel und Abscheulichkeiten ihre Wohnung in eurem Körper und eurem Geist haben. Wenn ihr wollt, dass das lebendige Wort Gottes und seine Macht in euch eindringen kann, dann beschmutzt nicht euren Körper und euren Geist; denn der Körper ist der Tempel des Geistes, und der Geist der Tempel Gottes.7

      Und als nächstes wurde dieses Gebot gegeben: „Du sollst nicht töten“, denn Leben wird allen von Gott gegeben, und das, was Gott gegeben hat, darf der Mensch nicht wegnehmen. Denn wahrlich, ich sage euch, von einer Mutter stammt alles, was auf Erden lebt. Darum tötet jeder, der tötet, auch seinen Bruder. Und von ihm wird sich die Erdenmutter abwenden und ihm ihre belebenden Brüste entziehen.

      Und er wird von ihren Engeln gemieden, und der Satan wird in seinem Körper einziehen. Und das Fleisch geschlachteter Tiere in seinem Körper wird sein eigenes Grab werden. Denn wahrlich ich sage euch, der der tötet, der tötet sich selbst, und wer vom Fleisch erschlagener Tiere isst, isst vom Körper des Todes.8

      Demgegenüber offenbart uns der Held des Neuen Testaments, Paulus, das Geheimnis Gottes über den Geist Jesu, dass die Nahrung nichts mit unserem Heil zu tun hat:

      Die Speisen „sind“ für den Bauch und der Bauch für die Speisen; Gott aber wird sowohl diesen als auch jene zunichtemachen.

      (1 Kor 6,13)

      Hingegen lehrt uns Paulus, dass allein der Glauben an das Opfer Jesus Christus am Kreuz, der Sohn Gottes, die Seele reinigt und rettet; dass der Leib ganz und gar nicht mit der Seele zusammenhängt, dass nicht einmal die guten Werke uns vor der Hölle retten können.

      Andererseits spricht der Essener Jesus von dem menschlichen Körper, der nach der Wiedergeburt, nach der Reinigung auferstehen und zum Tempel des Geistes wird; …

      Darum reinigt den Tempel, damit der Herr des Tempels darin wohnt und einen Platz einnehmen kann, der seiner wert ist.Und von allen Versuchungen eures Körpers und Geistes, die von Satan kommen, zieht euch zurück unter den Schatten von Gottes Himmel.

      Erneuert euch und fastet. Denn ich sage euch wirklich, dass der Satan und seine Plagen nur durch Fasten und Beten ausgetrieben werden können. Bleibt allein und fastet und zeigt euer Fasten keinem Menschen. Der lebendige Gott wird es sehen und groß wird die Belohnung sein. Und fastet bis Beelzebub und alle seine Übel euch verlassen und all die Engel eurer Erdenmutter kommen und euch dienen.8

      … Paulus aber unterteilt diesen menschlichen Körper in Bauch und Leib.

      Der Essener Jesus spricht von Unzucht der Seele, die die Abhängigkeit zum Weltlichen bedeutet, wovon die Hurerei des Körpers mit sexuellen Ausschweifungen nur einen Teil der Unzucht darstellt. Paulus aber setzt beide Begriffe, Hurerei und Unzucht, auf eine Stufe.

      Die Nacht ist weit vorgerückt, und der Tag ist nahe. {O. hat sich genaht} Laßt uns nun die Werke der Finsternis ablegen und die Waffen des Lichts anziehen.

      Laßt uns anständig wandeln wie am Tage; nicht in Schwelgereien und Trinkgelagen, nicht in Unzucht und Ausschweifungen, nicht in Streit und Neid; {O. Eifersucht} sondern ziehet den Herrn Jesus Christus an, und treibet nicht Vorsorge für das Fleisch zur Erfüllung seiner Lüste. {O. zur Erregung seiner Lüste; w. zu Lüsten}

      Den Schwachen im Glauben aber nehmet auf, doch nicht zur Entscheidung zweifelhafter Fragen. {Eig. Von Überlegungen} Einer glaubt, er dürfe alles essen; der Schwache aber ißt Gemüse. Wer ißt, verachte den nicht, der nicht ißt; und wer nicht ißt, richte den nicht, der ißt; denn Gott hat ihn aufgenommen. (Röm 13,12–14,3)

      daß, wenn ich wiederkomme, mein Gott mich eurethalben {O. vor od. bei euch} demütige, und ich über viele trauern müsse, die zuvor gesündigt und nicht Buße getan haben über die Unreinigkeit und Hurerei und Unzucht, die sie getrieben haben. (2 Kor 12,219)

      Während Carlucci die Texte untersuchte, wurde er immer wieder darin bestätigt, dass beide Lehren einander gegensätzlich sind und wie Wasser und Feuer, Licht und Finsternis, Gerechte und Ungerechte, einander ja sogar abstoßen und egal wie er es drehte und wendete, konnte keinen gemeinsamen Nenner entdecken.

      Der Essener Jesus muntert uns auf, die Vollkommenheit anzustreben, die natürliche Reinheit neu zu erlangen und das göttliche Geschenk des Lebens wertzuschätzen. Nicht Resignation und Aussichtlosigkeit jemals etwas Gutes zustande zu bringen, ist sein Grundsatz, sondern der Glaube an die Fähigkeit, das Niedere selbst kreuzigen zu können, der Glaube an die Wiedergeburt des Leibes und dessen Verwandlung durch ein Leben in Reinheit, in einen Tempel Gottes, der Grad der Vollkommenheit, die Gott für seine Kinder vorgesehen hat: Gott im Menschen.

      Während in den Evangelien des Neuen Testaments alles darauf hindeutet, dass der Mensch sein Leben geringschätzen sollte und das Martyrium buchstäblich für die Verbreitung des Evangeliums verherrlicht, lehrt uns der Apostel Paulus, dass wir nicht in der Lage sind, die Gebote zu halten, dass wir alle miteinander „Versager“ sind und auf die Gnade Gottes angewiesen sind, deshalb sei auch Jesus am Kreuz gestorben, als Opfer für unsere Sünden – jene, die wir getan haben und weiterhin tun werden:

      Denn wir wissen, daß das Gesetz geistlich ist, ich aber bin fleischlich, {Eig. fleischern} unter die Sünde verkauft; denn was ich vollbringe, erkenne ich nicht; {O. billige ich nicht} denn nicht, was ich will, das tue ich, sondern was ich hasse, das übe ich aus. Wenn ich aber das, was ich nicht will, ausübe, so stimme ich dem Gesetz bei, daß es recht {Eig. schön, trefflich;} ist.

      Nun aber vollbringe nicht mehr ich dasselbe, sondern die in mir wohnende Sünde. Denn ich weiß, daß in mir, das ist

Скачать книгу