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Der letzte Dollar. Markus J. J. Jenni
Читать онлайн.Название Der letzte Dollar
Год выпуска 0
isbn 9783347152915
Автор произведения Markus J. J. Jenni
Жанр Контркультура
Издательство Readbox publishing GmbH
Seine beiden Bodyguards blieben unauffällig in gebührendem Abstand.
„Es freut mich auch, Sie kennen zu lernen“, sagte Maria und reichte ihm die Hand.
Tom nahm ihre zarte Hand. Dabei spürte er wieder diese elektrisierende Energie und wohltuende Wärme durch seinen Körper strömen. Beide lächelten.
„Und jetzt geht’s ins Feuer“, scherzte Tom.
„Wollen wir das gemeinsam erleben?“, fragte er spontan und voller Unternehmungslust. Maria errötete leicht, sagte aber mutig:
„Okay, gern.“
Dann machten sie sich auf den Weg in den Raum Nr. 1 mit dem Thema „Feuer“. Sie hatte keine Ahnung, wer ihr neuer Bekannter in Wirklichkeit war und mit wem sie nun durch diese „Sieben Türen“ in eine 'neue' Zukunft gehen würde.
Sie verspürte wieder dieses eigenartige Gefühl, welches sie beim Abschied von ihrer Mutter, in ihrem Hause in Italien, empfunden hatte. Sie entschied jedoch, trotz ihres neuen Begleiters und dieses „komischen“ Gefühls, sich voll und ganz auf die Inhalte der Konferenz zu konzentrieren.
Zusammen betraten sie den Raum Nr. 1. Am Eingang erhielten sie einen kleinen Notizblock mit einem Bleistift. Dieser war aus Holz – nicht aus Plastik!
Im Raum „Feuer“ gab es keine Stühle. Sitzbänke entlang den Wänden luden jedoch ein, sich zu setzen, sofern einem danach war. Ansonsten blieb man einfach stehen.
Das Licht war gedimmt und beleuchtete die Umgebung nur schwach.
An einer Wand aus Kalkstein rechts vom Eingang wurde auf einem grossen Foto unser blauer Planet, die Erde, gezeigt. Es bedeckte fast die ganze Wand. Dieses Bild war staunenswert. Es war eines der berühmtesten Fotos der Erde: "Blue Marble" („Blaue Murmel") und wurde vom US-Astronauten Harrison "Jack" Schmitt am 7. Dezember 1972 aus einer Entfernung von 45'000 Kilometern aufgenommen. Schmitt, der das Bild mit einer Hasselblad-Kamera knipste, gehörte zur Besatzung von Apollo 17, der letzten NASA-Mission, die auf dem Mond landete. Man konnte deutlich die blauen Welt-Meere, die Luftströmung sowie die einzelnen Kontinente sehen. Als dieses Foto das erste Mal der Öffentlichkeit gezeigt wurde, löste es grosse Begeisterung bei den Betrachtern aus.
Aber auch heute noch vermochte es Menschen zu faszinieren.
Der Moderator empfahl ihnen, sich wieder einmal die Geburt unseres Planeten Erde in Erinnerung zu rufen. „Gemäss aktueller Lehrmeinung soll unsere Erde aus einer Masse aus Feuer und Staub hervorgegangen sein“, sagte er. Die Entstehung dieses Himmelskörpers reiche 4,6 Mrd. Jahre zurück. „Stellen sie sich nun einmal vor, wie sich eine Glutkugel aus Feuer im Laufe der Zeit in einen blühenden Ort des Lebens verwandelte. Auf dieser Erde, die in ihrem inneren Kern auch heute noch aus einer heisser Feuerglut besteht, leben Sie, meine verehrten Damen und Herren. Als Bewohner und Bewohnerin – allerdings nur für kurze Zeit. Sozusagen als Durchreisende für ein paar Jahre“, meinte er abschliessend.
Diese Worte stimmten die meisten Anwesenden etwas nachdenklich.
An einer anderen Wand konnte man auf einem Monitor ein helles Feuer sehen, das lichterloh brannte. Über mehrere Lautsprecher, die im Raum optimal platziert waren, hörte man das Knistern und Knacken der brennenden Holzstücke, sodass es sich beinahe so anfühlte, als stünde man direkt neben dem Feuer und spüre dessen Wärme. Die Besucher wurden dadurch in eine besondere Stimmung versetzt.
Im unteren Teil des Bildschirms zogen in grossen Buchstaben Sätze vorbei, die für die Teilnehmer gut sichtbar waren. Es waren Fragen an die Besucher.
Zum Beispiel: Welche Gedankenbilder und Gefühle tauchen in Ihnen auf, wenn Sie an das Wort „Feuer“ denken? Es folgten einige Beispiele:
Sonne? Urknall – Entstehung der Erde? Gemütliches Lagerfeuer? Unbändige Waldbrände, wie Sie solche aus Kalifornien, Australien, Nord-Russland oder Portugal kennen? Ein lichterloh brennendes Haus? Oder Bilder von Städten, die während eines Krieges mit Bomben in Schutt und Asche gelegt worden sind – und man den Rauch immer noch sehen und riechen kann? Das Abfackeln von Erdgas – also Feuer, die Tag und Nacht immerzu brennen? Verbrennungsmotoren von Millionen von Autos? Qualmende Kreuzfahrtschiffe? Feuerschweife am Ende der Triebwerke von Kampfjets?
Oder: Das Feuer der Liebe?
Jetzt hörte man die ruhige Stimme des Moderators:
„Notieren Sie nun Ihre Gedanken, die ihnen dabei in den Sinn kommen und die Gefühle, die dabei in ihnen aufgetaucht sind, in ihren Notizblock. Oder sprechen Sie diese ganz einfach in Ihr Handy.
Maria und Tom liessen die Wirkung dieser Szene sowie die gestellten Fragen zuerst eine Weile in sich wirken. Dann notierten sie ihre Gedanken und ihre Gefühle in ihr Notizbuch.
Schweigend gingen sie gemeinsam weiter.
An der gegenüberliegenden Wand konnte man einige Zitate zum Thema „Feuer“ lesen:
● „Wo alles abgebrannt ist, kommt das Feuer nicht wieder hin.“
● „Entzünde kein Feuer, das du nicht selbst wieder löschen kannst“
● „Mancher Mensch hat ein grosses Feuer in seiner Seele, und niemand kommt, um sich daran zu wärmen.“
(Vincent van Gogh)
Einige Besucher konnten sich nicht vorstellen, was das mit 'Zukunft' zu tun haben sollte. Doch wohl eher mit Vergangenheit und Gegenwart. Aber wenn man auf dem Weg in eine ungewisse Zukunft ist, kann es sehr wohl hilfreich und oft auch nötig sein, zu wissen, woher man kommt und an welchem Punkt man sich gerade befindet.
Alle verweilten noch einige Augenblicke ruhig im Raum und betrachteten weiterhin das brennende Feuer auf dem grossen Monitor. Andere lauschten dem Knistern des Feuers. Einige dachten nach. Wieder andere schrieben, in Gedanken versunken, etwas in ihre Notizbücher. Doch dann schliesslich bewegten sich die Besucher in Richtung Ausgang, hin zum Raum Nr. 2 mit dem Thema „Wasser“. Nur einige wenige blieben noch zurück.
Am Ausgang erhielten die Gäste eine Kurz-Geschichte zum Thema 'Feuer' sowie eine 'Erinnerungs-Karte' im Kreditkarten-Format. Tom steckte beides in die Jackentasche.
Maria aber blieb stehen und las die Geschichte.
Eine Geschichte vom Feuer
Kalt war´s, und sie fror.
Da klopfte es auf einmal an die Tür. Gespannt öffnete sie. Draussen stand er, trug ein Feuer in den Händen und sprach: «Ich habe gesehen, dass du frierst. Ich sah die Leere in deinem Herzen und bin gekommen, dir das Feuer des Hasses zu bringen. Meine lodernden Flammen werden dich wärmen. Sie werden dein Herz erfüllen bis an dein Lebensende.» Der Hass machte ihr Angst, sie fürchtete sich. Aber dennoch blickte sie ihm direkt in die Augen. «Nein“, antwortete sie. «Du wirst mich verbrennen mit Haut und Haar und alles, was um mich herum ist, und anschliessend wird mir kälter sein als je zuvor. Nein», sagte sie, ihm immer noch fest in die Augen blickend. «Dein Feuer nehme ich nicht an. Ich danke dir, dass du an mich gedacht hast. Aber jetzt geh, bitte.» Dem Hass war dies zu bunt, er merkte, dass er keine Chance hatte, also ging er.
Ihr aber war noch immer kalt.
Es klopfte abermals. Wieder öffnete sie die Tür: «Ich habe gesehen, dass du frierst. Ich sah die Leere in deinem Herzen. Ich bin gekommen, dir das Feuer der Leidenschaft zu bringen. Meine lodernden Flammen werden dich wärmen. Sie werden dein Herz erfüllen bis an dein Lebensende.» «Dein Angebot ist verlockend», antwortete sie vor Kälte zitternd. «Der Rausch der Lust, die Hitze der Körper, oh ja, das würde mir jetzt guttun. Aber morgen? Wenn der Rausch vorbei ist? Verzehren wird mich dein Feuer, mein Leib wird heiss, aber mein Herz bleibt kalt. Nein», sagte sie und blickte auch der Leidenschaft fest in die Augen. «ich bitte dich, geh, mir ist kalt; und