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leicht gebräunten Gesicht. Ich gab es ungern zu, aber er sah total süß aus, megacute, wie Laura aus unserer Gruppe gesagt hätte. Aber er sah mich immer noch nicht an! Entweder wollte er mich nicht verlegen machen, indem er mich ignorierte, oder er fand mich einfach nicht megacute, sondern megalangweilig und war noch nicht mal neugierig genug, mich darauf anzusprechen, was mit meinem Gesicht passiert war.

      Mein Handy klingelte. Papa, verkündete das Display und ein kleiner Angstblitz fuhr mir in den Magen. Mist. Was sagte ich ihm bloß? Ich erhob mich und wollte mich schon über den Gang entfernen. Beim Lügenerfinden war ich lieber unbeobachtet und ungehört. Doch dann setzte ich mich wieder, denn mir war eingefallen, was ich ihm erzählen konnte. »Hallo, Papa!«

      »Hallo, Wanda, hier ist Mama! Wir sind am Flughafen, ich muss gleich durch die Sicherheitskontrolle, aber ich wollte unbedingt noch mal deine Stimme hören!«

      Ich atmete erleichtert auf. Mit Mama konnte man viel besser sprechen.

      »Ist alles gut gegangen, sitzt ihr schon im Zug nach Pari?« Mama sprach die Stadt immer aus, wie die Franzosen es taten. Sie hatte Papa dort nach einem ihrer Konzerte kennengelernt. Einfach so, auf der Straße. Erst war ich nur in die Stadt verliebt – und dann auch noch in ihn, erzählte sie oft.

      »Wie geht es mit Aurélie?«, fragte sie jetzt, als ich nicht antwortete.

      »Gut! Alles super. Ja, wir fahren schon. Aurélie ist nett, sie holt gerade Kaffee im Speisewagen.« Ich sah verstohlen zu Superstar hinüber. Sollte er doch ruhig mithören, was ich sagte. Aber der starrte gemeinsam mit seinem Hund aus dem Fenster, beide taten so, als ob sie das Gespräch nichts anging.

      »Will Papa mich nicht sprechen?« Meine Stimme klang verschnupft und leise, fast als ob ich geweint hätte. Dabei lag das nur an meiner Nase.

      »Mhmmmm, ach, na ja … Der beruhigt sich schon. In drei Wochen komme ich direkt von Boston nach Pari geflogen und hole dich ab. Dann fahren wir zurück nach Bremen und ihr macht zusammen da weiter, wo ihr aufgehört habt!«

      Wenn Mama das sagte, hörte es sich so leicht an. Ich zog mühsam die Luft durch die Nase. »Sag ihm, dass es mir leidtut und …«

      »Das sage ich ihm nicht«, unterbrach mich meine Mutter, »er weiß es nämlich bereits!«

      »Dann sag ihm, dass ich alles … also dass ich seinen Plan für Paris genauso einhalten werde, wie er ihn für mich aufgeschrieben hat.«

      Mama seufzte. »Vergiss den Plan, halte dich lieber an Aurélie, die ist momentan die Lustigere in der Familie! Erhol dich von den ganzen Strapazen und genieße die Stadt, ach ja, Aurélie soll mit dir zu einem Arzt gehen, den Verband wechseln lassen. Ich melde mich aus San Francisco!«

      »Hab dich lieb, Mama. Flieg vorsichtig! Und ganz viele schöne Konzerte!«

      »Danke, mein Schatz! Dicken Kuss!«

      »Und sag Papa …« Aber da hatte Mama schon aufgelegt.

      Ich schluckte. Wieso rief er mich nicht an? Dieses Schweigen von ihm war unerträglich!

      »Na, Papa wollte wohl nicht mit dir reden?«

      »Was?« Ich sah erstaunt zu Superstar hinüber. Das wirre Muster seines Hemdes leuchtete grell im Sonnenlicht, das jetzt schräg auf die Fensterplätze fiel. Er hatte plötzlich eine überdimensionale Sonnenbrille auf und sah mich damit wie eine große Fliege an. Der Typ war unmöglich! Er belauschte mich und gab es auch noch offen zu: »’tschuldigung, konnte nicht weghören. Hat er dir Hausaufgaben aufgegeben? Einen Plan für Paris, den du einhalten musst? Wow.«

      Auch der Hund hatte sich jetzt mir zugewandt, er beschnüffelte mein Gesicht und beugte sich dann mit der Schnauze hinunter in meinen Schoß. Vergeblich versuchte ich, seinen dicken Kopf wegzuschieben, also schoss ich einen wütenden Blick zu Insekt Superstar hinüber, doch der tat, als sähe er mich hinter seinen schwarzen Gläsern nicht.

      Ich rutschte, so weit es ging, zur Seite, um den Hund loszuwerden. »Mein Vater kennt sich nun mal in Paris aus. Er ist Franzose!« Ich klang so stolz, wie ich mich fühlte.

      »Vätern sollte man nie zu viel zutrauen …« Jetzt nahm er die Brille wieder ab, seine Lider schlugen wie wild und scheinbar unkontrolliert auf und zu, ein Tick wahrscheinlich, es sah ziemlich unheimlich aus und ich guckte schnell weg. Aber auch wenn man wegschaut, sieht man was … Nun presste er sich beide Fäuste vor die Augen, und als er sie hinunternahm, hatten sich seine Lider beruhigt. Doch er hielt sie geschlossen, sah aus, als ob er in sich hineinhorchte, und war für ein paar Sekunden still. Dann redete er weiter, als ob nichts wäre: »Du bist doch wahrscheinlich auch nicht viel älter als achtzehn, sind Väter nicht für die meisten Mädchen ’ne Zeit lang richtig nervig?« Nervig? Nein?! Mein Vater war sowieso eine Ausnahme. Und, bitte was? Er schätzte mich auf achtzehn? Wenn er annahm, dass ich achtzehn war, dann dachte er bestimmt auch … »Das hier war übrigens keine Schönheits-OP. Nicht dass du das denkst!«

      »Denke ich nicht. Wieso, was ist passiert?« Er wandte sich mir mit seinem ganzen Körper zu. Er schien groß zu sein und nicht gerade untrainiert, zwei muskulöse Oberarme schauten unter den kurzen Ärmeln seines Hemdes hervor, von dem ich immer noch nicht wusste, ob ich es schrecklich oder doch ganz cool fand.

      »Tja, was ist passiert? Du stellst ja tolle Fragen. Nach was sieht’s denn aus?«

      »Keine Ahnung. Du sprichst ein bisschen verschnupft.«

      Ich schüttelte den Kopf. Ach ja? Das war die Untertreibung des Tages und sollte wahrscheinlich lustig sein. Ich hatte einen hässlichen Verbandshöcker auf der Nase, an den Seiten mit Pflastern fixiert, unter meinen Augen schillerte es gelb, grün und blau, der reinste Regenbogen. Wieder beugte sich der Hund zu mir und wühlte mit der Schnauze in meinem Schoß. Verdammt, jetzt reichte es: »Äh, kannst du deinem Hund mal sagen, dass das nervt?!«

      »Barbie!?« Er richtete sich auf, zog die Augenbrauen hoch und ein paar Sorgenfalten erschienen auf seiner Stirn. Er guckte mich nicht an, sondern hielt mir sein Ohr entgegen, wie meine Oma in Bremen, die hörte mit dem anderen nämlich nichts mehr. »Hat sie dich geärgert? Tut mir leid, ich dachte, es wäre okay, dass sie da oben sitzt. Wir lieben es beide rauszuschauen.« Er lachte über diesen besonders tollen Witz und bewegte die Füße unter dem Tisch, als ob er etwas suchte. »Barbie, Fuß!«

      Barbie? Was für ein lächerlicher Name für einen Hund!

      Doch Barbie gefiel ihr Name anscheinend, sie senkte sofort den Kopf, sprang von dem Sitz und verschwand unter dem Tisch. Ich atmete erleichtert aus, doch ich war immer noch sauer über das, was er über meinen Vater gesagt hatte. »So, jetzt kannst du mir auch verraten, woher ich dich kennen müsste. Sorry, ich weiß, sogar der Schaffner hat dich erkannt, aber ich habe keine Zeit für irgendwelche Shows oder YouTube-Stars oder Bands.«

      »Ich habe keine Ahnung, was du meinst.«

      »Ach komm. Immerhin hat er deine Barbie dort sitzen lassen.« Ich schnaubte verächtlich durch die Nase, was keine gute Idee war, denn sie tat gleich wieder weh. »Wie bist du denn auf diesen Namen gekommen?«

      »Ich heiße Ken, also eigentlich Kenneth, aber alle nennen mich Ken. Ich dachte, das passt gut zusammen.«

      Barbie und Ken. Alles klar. Unter dem Tisch raschelte und grunzte es leise. Ich traute meinen Augen kaum: Barbie steckte mit dem Kopf komplett in meinem Rucksack und machte sich anscheinend gerade voller Freude über mein letztes Salamibrot her.

      »Ey, Ken! Deine Barbie-Freundin frisst sich hier gerade satt … mach doch was!«

      »Barbie, aus!« Sofort hielt die Hündin inne, ihr Kopf kam hervor, mit treuen Augen schaute sie zu ihrem Besitzer hoch. Was ist los?, schien sie zu fragen und leckte sich die Schnauze.

      »Wie sie guckt!« Ich musste trotz meines Ärgers lachen. »Schau dir das an! Ist sie sehr jung und noch nicht richtig erzogen?«

      »Sie ist zwei Jahre alt und super erzogen, aber momentan nicht im Dienst, dann macht sie manchmal ein bisschen Blödsinn. Vielleicht sollte ich sie ins Geschirr legen, dann

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