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      Man konnte zwar nichts verstehen, aber dem Augenschein nach war das alles andere, als ein freundlicher Plausch. Beide gestikulierten wild herum.

      Es schien ein paar Meinungsverschiedenheiten zu geben.

      Dann setzte sich der Sheriff von San Pablo auf sein Pferd, dass er in der Nähe festgemacht hatte und ritt davon.

      Farley pfiff leise durch die Zähne.

      "Für einen lahmen Gaul geht sein Tier plötzlich ganz gut, was?"

      "Was hat der Kerl vor?", fragte Laura.

      Farley zuckte mit den Schultern.

      "Ich schätze, er reitet zurück in die Stadt, um dort weiter seine Rolle als rechtschaffener Sheriff zu spielen!"

      Laura drehte sich zu ihm herum.

      "Wie geht's jetzt weiter, Marshal?"

      "Wir warten noch, bis es ganz dunkel geworden ist."

      30

      Die Dunkelheit kam schnell und ziemlich ohne Übergang.

      Unten zündeten sie ein Lagerfeuer an. Ein paar von den Kerlen saßen drumherum und schwatzten miteinander.

      Clayburn gesellte sich nicht zu ihnen.

      Er war in seinem Zelt verschwunden und seitdem nicht wieder aufgetaucht.

      Zwei Wachen patrouillierten etwas lustlos herum. Mit einem Angriff - von wem auch immer - schienen sie nicht im Entferntesten zu rechen und dementsprechend wenig ernst nahmen sie wohl auch ihre Aufgabe.

      "Sehen Sie die Pferde dort hinten?", fragte Farley.

      "Ja."

      "Zum Glück sind sie noch nicht abgesattelt. Wir müssen am Ende irgendwie dorthin gelangen!"

      Sie stiegen im Schutz der Dunkelheit jetzt vorsichtig den steilen Hang hinab. Manchmal rutschten sie etwas, aber dort unten schien niemand etwas zu bemerken.

      Einmal wurde es kritisch.

      Einer Posten hatte wohl irgendetwas gehört und suchte jetzt mit den Augen die Umgebung ab.

      "Nicht rühren!", zischte Farley und die junge Rancherin gehorchte.

      Weder Mondlicht noch der Schein der Flammen drang bis zu ihnen und wenn sie nicht die Dummheit einer unbedachten Bewegung begingen, konnte der Kerl sie aller Wahrscheinlichkeit nach nicht sehen.

      Es war ein hochgewachsener Mexikaner mit einem abgerissenen Poncho um die Schultern, unter dem der Lauf eines Gewehres drohend hervorschaute.

      Er schien noch etwas misstrauisch zu sein, aber schließlich drehte er dann doch ab.

      Farley rannte die den Hang die letzten Meter hinunter, direkt in den Rücken des Mexikaners.

      Dieser wirbelte herum und hob sein Gewehr.

      Aber bevor er abdrücken konnte, hatte er bereits einen Schlag an die Schläfe bekommen. Es war der Kolben von Farleys Winchester, der ihn erst einmal ins Land der Träume schickte.

      Der Schlag ließ den Mexikaner dumpf zu Boden fallen.

      Er wirkte dabei wie ein Baum, der gerade gefällt worden war. Zu einem Schrei war er nicht mehr gekommen.

      In diesem Moment kam Laura herbei. Sie hielt ihr Gewehr schussbereit in den Händen, aber es gab vorerst keine Notwendigkeit, zu feuern.

      Farley blickte hinüber zu den Männern am Lagerfeuer, aber die scherzten laut herum, ließen eine Whisky-Flasche kreisen und lachten.

      Sie schienen nichts bemerkt zu haben.

      Farley wandte sich kurz zu Laura herum und sie tauschten einen Blick.

      Sie nickten beide.

      Bis jetzt war alles glattgegangen.

      Farley bückte sich und nahm dem Mexikaner den Poncho sowie den riesigen Sombrero ab.

      Die zweite Wache lief irgendwo auf der anderen Seite des Lagers herum. Aber von dort aus konnte sie kaum gefährlich werden...

      31

      Clayburn saß an einem aus rohen, ungehobelten Brettern zusammengenagelten Tisch, auf dem eine Lampe flackerte. Ein paar Motten kreisten um das Licht.

      Die Treibmannschaft müsste bald zurück sein!, überlegte er.

      Vielleicht kamen die Männer, die die Herde nach Mexiko gebracht hatten, noch heute Nacht zurück. Und mit ihnen das Geld, dass ihnen das alles eingebracht haben würde!

      Es musste ein ziemlicher Batzen sein, auch dann, wenn Gomez und die anderen das Vieh unter Wert auf den Markt werfen mussten...

      Und dann waren da die Pferde von der Barrington-Ranch.

      Ein schönes Zubrot, dachte Clayburn.

      Die Sache hatte sich gelohnt.

      Aber das Auftauchen des fremden Marshals zeigte ihm überdeutlich, dass die schöne Zeit nun bald vorbei war.

      Besser, sie brachen ihre Zelte ab, bevor es in der Gegend zu ungemütlich wurde...

      In diesem Moment vernahm Clayburn ein Geräusch.

      Er blickte auf und sah, wie der Zelteingang auseinandergeschlagen wurde.

      Clayburns Hand ging instinktiv sofort zur Hüfte. Aber schon im nächsten Augenblick entspannte sich seine Haltung wieder sichtlich. Er legte die Hand zurück auf den Tisch.

      "Was gibt's, Juanito?"

      Alles was er zunächst sehen konnte, war ein riesiger Sombrero und ein zerrissener Poncho. Diese Mexikaner waren zumeist arme Schlucker, viele von ihnen ehemalige Tagelöhner und Landarbeiter, die lange brauchten, bis sie genug beisammen hatten, um sich eine Waffe leisten zu können.

      Clayburn nahm sie mit Vorliebe in seine Bande auf. Sie beschwerten sich nicht so oft, wie die Americanos und waren auch mit weniger Geld zufrieden. Einem Mexikaner bezahlte in der Regel nur die Hälfte dessen, was er einem Gringo gab.

      Aber für die Männer mit den Sombreros bedeuteten die paar Dollars bereits den Himmel auf Erden.

      Dafür waren sie zu allem bereit und gingen notfalls durch jede Hölle.

      "Bist du nicht zur Wache eingeteilt, Juanito?"

      Clayburn runzelte die Stirn, als sein Gegenüber den Kopf hob und der Schein der Lampe ihm ins Gesicht schien.

      Er wollte erneut zur Hüfte greifen, aber da zeigte bereits der blanke Lauf eines Winchester-Gewehrs auf seinen Oberkörper und erstarrte er mitten in der Bewegung.

      "Sie sind nicht Juanito..."

      "Nein. Mein Name ist Farley und ich bin U.S. Marshal. Betrachten Sie sich als verhaftet."

      In diesem Moment kam Laura Barrington herein und ein zweites Gewehr zeigte auf Clayburn, der sich sichtlich unwohl in seiner Haut fühlte.

      "Sie sind wahnsinnig!", rief Clayburn. Da war Farley schon herangekommen und hielt ihm den Gewehrlauf direkt unter die Nase.

      "Wenn Sie etwas zu sagen haben, dann tun Sie es leise! Und auch nur dann, wenn Sie gefragt werden. Verstanden?"

      Dann griff Farley über den Tisch und zog ihm den Revolver aus dem Holster. Er steckte sich die Waffe hinter den Gürtel.

      "Sie haben keine Chance davonzukommen, Farley! Meine Männer..."

      "... kommen jeden Moment aus Mexiko zurück!", lachte Farley.

      "Das wollten Sie mir doch sicher sagen! Aber bis Ihre Leute zurück sind, sind wir längst mit Ihnen über alle Berge. Und mit den paar Figuren am Lagerfeuer werden wir leicht fertig! Ich schätze, die Whiskyflasche, die da herumkreist, wird unser stärkster

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