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zu sein!", meinte Wainright, ohne zu erläutern, woraus er das zu sehen meinte.

      Sie kamen näher und es sollte sich herausstellen, dass Wainright recht hatte.

      Irgendwo meckerte eine Ziege. Sie war nirgends zu sehen, vielleicht hatte man sie hinter dem Haus angebunden.

      Dann donnerte ein Schuss in die Richtung der Ankömmlinge.

      Der Lauf eines Gewehrs hatte sich blitzschnell durch den Fensterladen geschoben.

      "Verschwinden Sie!"

      Es war eine Männerstimme mit starkem mexikanischen Akzent.

      Mickey hob seine Winchester, aber Wainright hielt ihn zurück.

      Dann war Farleys Stimme zu hören.

      "Wir wollen Ihnen nichts tun!"

      "Machen Sie, was Sie wollen, aber lassen Sie mich und meine Frau in Ruhe!"

      Die Tür ging auf und ein Mann mit einem Gewehr trat einen Schritt hinaus. Es war ein Latino, vielleicht so um die fünfzig. Sein Teint war dunkel, aber der Schnurrbart und das Haar auf seinem Kopf waren grau.

      Hinter ihm drückte sich eine dicke, schwarzhaarige Frau herum.

      Als der Mann Farleys Stern sah, ließ er die Waffe sinken.

      "Ich habe nicht gewusst, Señor...."

      "Schon gut, Amigo. Sie haben ja nicht getroffen!", erwiderte Farley.

      "Wir dachten, Sie würden zu diesen Kerlen gehören..."

      "Von welchen Kerlen sprechen Sie?", fragte Farley.

      Und Wainright fügte hinzu: "Vielleicht von denen, die hier eine Herde von Rindern hergetrieben haben?"

      Der Mann nickte.

      "Si, Señor. Aber Sie sind ein Mann des Gesetzes. Ich hoffe, dass man ihnen trauen kann."

      "Das kann man", meinte Farley.

      "Unser Junge - Pedro - war bei dieser Bande!", begann nun die Frau. Ihr Englisch war besser als das ihres Mannes. Sie begann plötzlich zu schluchzen... "Diese Hunde!"

      "Was ist mit ihrem Sohn geschehen?", fragte jetzt Laura Barrington.

      "Erst haben Sie ihn angelockt. Mit viel Geld! Jedenfalls für unsere Verhältnisse. Und dann hat er mitgemacht. Ich möchte nicht wissen, was er dafür tun musste. Wahrscheinlich furchtbare Sachen. Eines Nachmittags haben sie ihn dann hier abgeliefert. Sie hatten ihn über den Sattel gelegt, wie ein blutiges Stück Fleisch! Bei einem dieser verfluchten Überfälle ist er getroffen worden!"

      In ihren Augen glänzten die Tränen. Wut und Trauer standen ihren Zügen, wie auch in denen ihres Mannes und es war kaum zu sagen, welches dieser Gefühle im Moment stärker ausgeprägt war.

      "Sind Sie gekommen, um diesem Clayburn und seinen Leuten das Handwerk zu legen?", fragte der Mann. "Ich hätte nichts dagegen... Sie haben mir meinen Sohn weggenommen!"

      Farley zog die Augenbrauen hoch.

      "Clayburn...?"

      "So heißt ihr Anführer. Ich habe ihn nie gesehen, aber Pedro oft von ihm gesprochen. Ein Mann mit schwarzem Anzug und Schleife! Madre de Dios! Das hat meinem Jungen vielleicht imponiert! Viel Geld und wenig Schweiß! Aber die Rechnung ist nicht aufgegangen..."

      "Wo treiben sie die Herden hin?", fragte Wainright.

      "No se, Señor!", antwortete der Latino. "Ich weiß es nicht. Aber ich weiß, wo sie ihr Lager haben. Pedro hat oft genug davon gesprochen. Abends ist er oft nach Hause geritten und hat hier geschlafen..."

      "Reden Sie!"

      24

      Sie hatten das kleine Haus schon vor einiger Zeit hinter sich gelassen. Die beiden Latinos hatten ihnen eine ungefähre Beschreibung gegeben, wie zum Lager der Viehdiebe gelangen konnten.

      Es sei ein richtiges Camp, hatte der Mann erzählt.

      Natürlich hatte er keine Ahnung, wo die Rinder und Pferde worden sein konnten... Und wenn man die Sache realistisch betrachtete, dann musste man annehmen, dass sie wohl schon lange über die nahegelegene Grenze nach Mexiko getrieben worden waren.

      Jeder Viehdieb, der auch nur einen Funken Verstand im Kopf hatte, würde das tun. Je schneller sie auf der anderen Seite waren, um so besser.

      Farley äußerte diesen Gedanken nicht den anderen Gegenüber.

      Mit der Zeit würden sie selbst darauf kommen. Die Herde war aller Wahrscheinlichkeit nach verloren und wenn sie viel Glück hatten, konnte man unter Umständen noch einen Teil des Gewinns sicherstellen...

      Plötzlich zügelte McCann seinen Gaul.

      Die anderen folgten seinem Beispiel und drehten sich zu ihm um. Die ganze Zeit schon hatte er sich merkwürdigerweise ein Stück hinter der Gruppe herumgedrückt...

      "Was ist?", fragte Farley.

      "Mein Gaul lahmt", meinte er. Er schwitzte ziemlich und schob sich den Hut in den Nacken. McCanns Augen wurden zu schmalen Schlitzen, als er in die Sonne blinzelte. "Sie können ja schon voranreiten..."

      Farley blieb kühl.

      "Ich hatte bisher den Eindruck, dass mit Ihrem Pferd alles in Ordnung ist, Sheriff!"

      "Aber..."

      "Vielleicht ist mit Ihnen etwas nicht in Ordnung..." warf Wainright sarkastisch ein.

      Der Vormann verzog höhnisch das Gesicht.

      McCann blickte auf und seine Augen wirkten unruhig.

      Er sah von einem zum anderen und bemerkte mit wachsendem Unbehagen, dass alle Augen auf ihn gerichtet waren...

      "Je näher wir unserem Ziel kommen, desto mehr scheint Ihnen daran zu liegen, uns aufzuhalten, Mr. McCann", war Lauras ruhige Stimme zu hören.

      Sie sagte das so, als sei es eine Feststellung, an der sich kaum noch etwas bestreiten ließ. Von Anfang an hatte sie dem Sheriff von San Pablo misstraut.

      "Ich habe es nie beweisen können, dass Sie mit diesen Kerlen unter einer Decke stecken, aber Sie müssen zugeben, dass da ein paar Merkwürdigkeiten sind..."

      McCann schluckte.

      Er wirkte wie ein in die Enge getriebenes Tier.

      Seine Hand ging in die Nähe der Hüfte, aber Farley wusste im Voraus, dass er nicht ziehen würde - selbst wenn er möglicherweise auf der anderen Seite stand.

      McCann konnte sehr wohl abschätzen, wie hoch das Risiko war. Und wenn er sich nicht völlig sicher war, würde er nichts unternehmen.

      "Sie sehen das ganz falsch, Miss..."

      "Dann erklären Sie es mir, Sheriff. Ich bin gespannt darauf!"

      McCann schien keine rechte Erklärung parat zu haben, aber Laura ließ nicht locker. Sie war eine sehr zielstrebige Frau, die genau wusste, was sie wollte.

      "Welcher Huf soll denn lahmen?", erkundigte sie sich nicht ohne Spott in der Stimme. "Zeigen Sie ihn uns..."

      Der Sheriff bekam ein ziemlich rotes Gesicht.

      Dann mischte Farley sich ein.

      "Warum soll sein Gaul nicht lahmen?", meinte der Marshal plötzlich. "Ich denke, er sagt die Wahrheit..."

      "Farley!"

      Laura schien empört.

      Aber Farley achtete nicht weiter darauf. Er wandte sich stattdessen an McCann. Die beiden sahen sich einen Augenblick lang an. McCann wirkte ein wenig erleichtert, Farley eher nachdenklich.

      "Vielleicht ist es das Beste, wenn Sie sich erst einmal um Ihren Gaul kümmern, Sheriff..."

      "Ja, bestimmt..."

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