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      »Ist das ein Verbrechen?«

      »Es ist ein harter Job, Karla, du weißt nicht um die Wirklichkeit.«

      »Du wirst mich nicht davon abhalten können, Humbert. Wenn du mir nicht hilfst, mache ich es im Alleingang. Aber dann wird es noch schwerer.«

      »Sag mal, hast du immer so einen Dickkopf?«

      »Humbert, hilf mir doch!«

      »Es ist gefährlich. Gut, ich gebe zu, wir haben auch schon mit dieser Möglichkeit gespielt. Doch bis jetzt haben wir nicht gewagt, eine unserer Beamtinnen loszuschicken. Außerdem würde sich auch keine bereit erklären, auf unbestimmte Zeit das Leben einer Dirne zu führen. Schließlich müsste das ja sein, wenn sie nicht auffallen soll. Bestimmt wird er sie lange beobachten, um sicherzugehen. Möglicherweise haben wir es mit zwei Mördern zu tun, denn Vera war ja keine Dirne.«

      »Es ist ein und derselbe«, sagte Karla wild.

      »Wieso bist du dir so sicher?«

      »Weil ich es weiß. Wir waren mal zusammen. Vera und ich. Dabei hatte ich die ganze Zeit das Gefühl, als würden wir beobachtet. Ich täusche mich nicht, Humbert, es ist wahr. Da muss der Mörder angenommen haben, weil sie in meiner Nähe war, sie wäre auch ein käufliches Mädchen.«

      Erregt fragte Humbert Verden: »Warum hast du mir das nicht schon früher gesagt?«

      »Weil ich es vergessen habe und ihr Tod alles in mir zugeschüttet hat. Letzte Nacht fiel es mir wieder ein. Sie wurde ermordet wie die anderen Opfer, auf dieselbe Art und Weise.«

      »Das stimmt. Jetzt weiß ich endlich, warum Vera daran glauben musste. Es war bislang für uns ein Rätsel.«

      »Vielleicht habe ich sogar den Mann mit eigenen Augen gesehen, der uns beobachtet hat. Unter Umständen erkenne ich ihn wieder, wenn er auf mich zukommt.«

      »Die Möglichkeit besteht in der Tat, Karla.«

      »Siehst du jetzt ein, dass ich dir helfen kann?«

      »Es ist nicht auszudenken, wenn es so wäre. Warte einen Augenblick, ich hole meinen Vorgesetzten und die Kollegen, die mit an der Sache arbeiten. Zusammen werden wir dann einen Plan ausarbeiten, der für dich vollkommen ungefährlich sein muss. Ansonsten lasse ich es nicht zu. Ich könnte nicht mehr glücklich leben, wenn du auch sein Opfer würdest.«

      »Wenn ihr dadurch den Mörder Veras bekommt!«

      »Vergiss nicht Claudia!«

      Sie lächelte weich.

      »Ja, du hast recht. Verdammt, ich will auch nicht so früh ins Gras beißen.«

      Er verließ das Büro und kam nach einer Viertelstunde mit einigen Herren zurück. Karla musste noch einmal von ihrem Erlebnis im Kaufhaus erzählen. Sie hörten ihr schweigend zu. Dann sagte der Vorgesetzte von Verden: »Das verstehe ich nicht so recht. Denn soviel ich weiß, arbeiten Sie nicht auf der Straße.«

      »Das ist richtig.«

      »Woher weiß der Mörder, dass Sie eine Dirne sind?«

      Verblüfft schwiegen sie und blickten sich an.

      »Er hat nur Straßenmädchen ermordet. Vera Celler befand sich in der Nähe des Viertels. Sie war auf dem Heimweg, deshalb musste er glauben, dass sie von der Strichstraße kam.«

      »Ich weiß, dass wir beobachtet wurden«, rief Karla dazwischen. »Ich habe mit Vera darüber gesprochen.«

      »Vielleicht war er in der Bar?«

      »Ja, das kann schon stimmen.«

      Karla zuckte zusammen: »Wollen Sie damit andeuten, dass es ein Kunde von mir gewesen sein könnte?«

      »Möglich, aber Sie arbeiten in einem Haus, also wagte er es nicht.«

      »Ich habe ausschließlich Stammkunden.«

      »Tja, man kann leider nicht in die Menschen hineinsehen. Wir müssen mit allem rechnen.«

      Sie sah die Beamten an.

      »Ich stelle mich zur Verfügung. Ich werde ihn jagen. So leicht wird er mich nicht fangen können. Erstens bin ich auf der Hut und zweitens davon überzeugt, dass ich ihn irgendwie kenne. Also werde ich es im entscheidenden Augenblick wissen und mich auf den Angriff vorbereiten. Außerdem kann ich ein bisschen Karate und Judo. So leicht wird er mich also nicht rumkriegen.«

      »Uns bleibt nichts anderes übrig, als Ihr Angebot anzunehmen, Karla«, sagte der Chef der Polizei liebenswürdig. »Wir müssen Ihnen dankbar sein, dass Sie sich zur Verfügung stellen wollen. Sie können versichert sein, dass wir Sie nicht aus den Augen lassen. In jedem Augenblick werden Sie beschützt sein.«

      Dann kam es zu einem Fachgespräch unter den Kollegen. Karla stand am Fenster und starrte in die Wolken. Verzweifelt dachte sie: Wenn du da oben irgendwo bist, Vera, siehst du mir zu? Verstehst du mich? Ich werde dich rächen und will mich um deine Tochter kümmern. Das ist mein heiliger Schwur.

      Ganz so selbstlos war sie nun auch nicht. Die Dirne dachte nämlich: Wenn ich der Polizei helfe, wenn sie tatsächlich mit meiner Hilfe den Mörder fassen kann, wird sie auch mich unterstützen, Claudia zu bekommen. Es bleibt keine andere Wahl. Eine Hand wäscht nun mal die andere.

      In diesem Augenblick wusste sie noch nicht, dass in diesem Fall selbst die Polizei machtlos war.

      15

      Mäxi war aufgebracht. Er tobte herum und schrie sie an. »Das dürfen sie einfach nicht, Karla. Versteh doch endlich, es ist zu gefährlich. Sollen die doch selbst zusehen, wie sie mit ihren Problemen fertig werden.«

      »Ich habe mich freiwillig gemeldet, und niemand kann mich davon abhalten.«

      Verden kam aus dem Büro ihres Chefs. Der machte ein undurchdringliches Gesicht. Als Barbesitzer musste er sehen, dass er sich mit der Polizei gut stand, obwohl er gar nicht einverstanden war, dass Karla jetzt für einige Zeit ausfallen sollte.

      »Und was darf ich deinen Stammkunden erzählen? «

      »Sage ihnen einfach, ich sei krank.«

      »Hoffentlich dauert es nicht zu lange.«

      »Ihr denkt alle nur an das Geld«, schrie sie aufgebracht. »Aber ich will Vera rächen. Ich werde den Mörder finden und stellen. Ich komme erst wieder zurück, wenn er hinter Schloss und Riegel sitzt.«

      Mäxi machte ein mutloses Gesicht.

      »Karla, pass auf dich auf, ja?«

      »Du bist ein guter Kumpel, ich werde vorsichtig sein.«

      »Wenn du Hilfe brauchst, dann rufe mich.«

      »Ich werde es nicht vergessen.«

      Verden nahm sie mit.

      Bevor sie wieder zur Polizei fuhren, wollte sie noch einmal Claudia sehen. Sie war gar nicht tapfer und wenig davon überzeugt, dass alles gut ausging. Sie hatte schreckliche Angst im Bauch und wünschte sich verzweifelt ein gutes Ende, schon um Claudias willen.

      Wieder wurde sie stürmisch begrüßt. Sie hingen wie Kletten zusammen. Verden hatte ein eigenartiges Gefühl in der Magengegend.

      »Sei ein tapferes Mädchen, Claudia, tu alles, was die Schwester dir sagt.«

      »Du kommst doch wieder, Karla, nicht wahr! Du wirst mich hier rausholen. Du hast es mir versprochen. O Karla, ich möchte zu dir, du bist doch meine allerbeste Freundin.«

      »Ich werde dich nicht vergessen, Mäuschen, das musst du dir vor Augen halten.«

      Claudia sah sie zärtlich an.

      Dann mussten sie sich wieder trennen. Als Karla mit dem Kommissar im Auto saß, sagte sie mit leiser Stimme: »Du musst mir etwas

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