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und sogar Margaret musste lachen. Und nun hieß der kleine Kater Tiger.

      Tiger wurde schnell der Mittelpunkt der kleinen Familie, und ständig von allen umsorgt. Sophie konnte stundenlang mit ihm spielen, während Alex damit zufrieden war, daneben mit einem Buch auf dem Bett zu liegen. Margaret sprach leise und mit sanfter Stimme mit dem Kater, und die Kinder sahen nun eine andere Seite von ihr. Wenn sie auch sehr streng zu ihnen war, Tiger schien nichts falsch machen zu können. Selbst als er auf den Küchentisch kletterte und ein Glas zu Boden stieß, das zu tausend Scherben zersprang, gab es keinen richtigen Ärger. Alexander oder Sophie hätten sich für die Ungeschicklichkeit mindestens eine Kopfnuss eingefangen, aber Tiger wurde nicht bestraft. Margaret schimpfte zwar mit ihm – aber es war nicht laut und sie kraulte seine Ohren dabei.

      Nur in einem war sie streng. Denn Tiger machte es sich zur Gewohnheit, beim Essen neben Sophies Stuhl zu sitzen, so dass auch er davon abbekam. Und manchmal konnte er so etwas auffangen, das wie zufällig vom Tisch fiel, wenn Margaret woanders hinsah. Wenn Sophie und Tiger aber dabei erwischt wurden, gab es Ärger. An einem Abend verbannte Margaret den Kater sogar aus der Küche und nahm Sophie den Teller weg. „Das ist kein Essen für Katzen“, entschied sie. „Ich will nicht, dass Tiger krank wird. Aber du scheinst es auch nicht zu wollen, und dann gehst du eben hungrig ins Bett.“ Glücklicherweise hatte Alex noch zwei Äpfel in seinem Zimmer, die Sophie später in ihrem Zimmer essen konnte.

      5 Fahrräder

      Margaret machte noch ein überraschendes Geschenk, diesmal für beide von ihnen. Sie kaufte den beiden neue, schwarze Fahrräder – ein Mädchenfahrrad mit einem kleinen Korb an der Lenkstange für Sophie, und ein etwas größeres Jungenrad für Alex. Beide Räder hatten sogar Vorder- und Rücklicht, wenn man den surrenden Dynamo an das Vorderrad klappte. „Der Sommer ist so schön, und die Gegend ist auch viel flacher als da, wo wir zuletzt gewohnt haben“, sagte sie. „Hier macht das Fahrradfahren Spaß. Und so könnt ihr auch das Umland besser erkunden.“

      Die Fahrräder waren zum Haus geliefert worden. Ein kleiner Lieferwagen vom Einkaufsmarkt in der Stadt war vorgefahren, und ein freundlicher Mann mit pechschwarzen Haaren und einem dicken Schnurrbart hatte sie in den Hof gestellt. Weil er noch die letzten Teile montieren musste – die braunen Sattel aus Leder, die Pedale und auch den Dynamo – war er eine Weile geblieben. Dabei hatte er sich fröhlich mit Alexander unterhalten, der dabeistand und sich jeden Handgriff merkte. „Das sind teure Fahrräder“, sagte der Mann, „solche verkaufen wir nicht häufig. Ihr müsst Eurer Mutter versprechen, gut darauf aufzupassen.“

      Der Junge korrigierte ihn nicht; sowohl er als auch Sophie waren daran gewöhnt, dass alle glaubten, Margaret sei ihre Mutter. Er wies auf den kleinen Schraubenschlüssel, den der Mechaniker benutzte, und sagte – „So einen habe ich noch nie gesehen. Wie praktisch; und immer passt er genau.“ Der Mann sagte, „Das Ding heißt Knochen, weil es die gleiche Form hat. Ich lasse ihn dir da. Sicherlich musst du mal den Sattel verstellen oder die Schauben nachziehen. Und hier ist noch etwas anderes Werkzeug.“ Er gab Alex eine kleine Blechschachtel, auf der der Name der Fahrrad-Marke abgedruckt war.

      Als der Mann wieder abgefahren war und Alex und Sophie ihren neuen Besitz bewunderten, kam Margaret in den Hof. „Vielen Dank“, sagte Alex. „Das ist das schönste Geschenk, das ich mir vorstellen kann.“ Für ihn bedeutete ein Fahrrad Freiheit; die Möglichkeit, weiter hinaus fahren zu können und nicht nur auf das Dorf beschränkt zu sein. Auch Sophie war glücklich. Schon träumte sie davon, einmal mit Tiger in ihrem Korb durch das Dorf zu fahren. „Damit werden wir schöne Ausflüge unternehmen können“, sagte sie.

      Margaret aber meinte – „Alexander, du bist derjenige, der sich um die Fahrräder kümmert. Wenn sie immer sauber und gepflegt sind, werden sie lange in so gutem Zustand bleiben. Für die kalte Jahreszeit sehen wir mal, wo wir sie unterstellen können. Vielleicht bauen wir sogar einen zweiten Schuppen irgendwo. Bis dahin aber könnt ihr sie an der Seite des Hauses abstellen.“

      Zwar war es eine ganze Weile her, seit sie auf einem Fahrrad gesessen hatten. In dem Haus an der Küste aber hatte es ein altes Rad gegeben, und sie hatten sich das Fahren selbst beigebracht. Es konnte wohl eine Weile dauern, bis Alex sich erneut trauen würde, freihändig zu fahren. Und auch Sophie war zuerst recht unsicher. Aber beide schafften es bald wieder, die Balance zu halten – und zur Übung fuhren sie einige Male die Sackgasse auf und ab. Margaret sah zu und freute sich. „Fahrradfahren verlernt man nicht“, sagte sie.

      Am nächsten Tag fuhren Alexander und Sophie zum ersten Mal zum Schwimmbad. Sie hatten sich bereits die Badekleidung unter die Shorts angezogen und Handtücher in Sophies Korb gepackt. Mit den neuen Rädern waren sie in wenigen Minuten durch das Dorf gefahren und hinter der Neubausiedlung angekommen.

      Diesmal allerdings war das Schwimmbad nicht so leer wie an dem Tag, als sie es entdeckt hatten. Ein paar andere Fahrräder waren bereits am Zaun angelehnt, und eine Gruppe von Jungen und Mädchen schwammen im Wasser, lagen auf der Wiese oder sprangen an der tiefen Seite in das Becken.

      Nachdem Alex und Sophie ihre Räder abgestellt hatten und durch den Eingang kamen, drehten sich zwei Jungen zu ihnen um. Beide hatten blonde Haare, und sie sahen aus wie Brüder. Langsam kamen sie ihnen entgegen.

      „Wer seid denn ihr“, fragte der größere von beiden. Es klang nicht besonders freundlich. Trotzdem bemühte sich Alexander um ein Lächeln. „Hallo“, sagte er. „Ich bin Alex, und das ist meine Schwester Sophie.“ Sophie winkte der Gruppe bei dem Schwimmbecken zu und sagte, „Wir sind erst kürzlich in das Dorf gezogen; wir sind nicht von hier.“

      „Das wissen wir selber, dass ihr nicht von hier seid“, sagte der größere Junge und lachte höhnisch. „Schließlich haben wir euch noch nie gesehen.“ Der kleinere fügte hinzu, „Ihr seid nicht in das Dorf gezogen, ihr seid in unser Dorf gezogen. Und das ist unser Schwimmbad.“ Er betonte das „unser“. Ein paar andere Kinder waren dazu gekommen.

      Alex aber sah die beiden Jungen kühl an. „Na gut. Nachdem das geklärt ist, lasst ihr uns bitte in Ruhe.“ Bevor der Junge etwas erwidern konnte, trat Sophie einen Schritt vor. „Wir wollen keinen Streit, und nur hier schwimmen“, meinte sie. „Das Becken ist doch groß genug für alle, und wir haben auch das Recht, hier zu sein.“ Der Junge schien überrascht, dass ein Mädchen so mit ihm sprach – zumal sie kleiner war als er. Nachgeben aber wollte er vor seinen Freunden nicht mehr. „Jetzt sind wir hier. Wir sagen euch, wenn ihr an der Reihe seid“, sagte er und stellte sich in den Weg.

      Alex und Sophie sahen sich an. „Was soll denn das“, fragte Alexander. Er war müde und wurde langsam sehr ärgerlich. Der andere Junge drehte sich zu ihm um und sagte, „Vielleicht wollen wir euch hier einfach nicht.“ Dann stieß er Alex mit der rechten Hand vor die Brust.

      Es war kein harter Schlag, und Alexander spürte kaum etwas. Dennoch hatte er genug. Ohne ein weiteres Wort holte er aus und versetzte seinem Gegenüber eine knallende Ohrfeige – so heftig, dass der sich auf den Boden setzte. Bevor er wieder hochkam, hatte sich Alex neben ihn gekniet und hielt ihn im Schwitzkasten.

      Sophie stellte sich schnell vor die beiden und starrte die anderen Kinder böse an. „Ich habe gesagt, dass wir keinen Streit wollen. Wir lassen euch jetzt hier schwimmen, und gehen wieder nach Hause. Aber wenn ihr das nächste Mal hierherkommt und wir waren zuerst da, dann lasst ihr uns in Ruhe.“ Sie behielt den kleineren Jungen im Auge, der sich vielleicht am Ehesten einmischen wollte. „Ich hoffe, das ist klar“, sagte sie etwas lauter und so streng, wie Margaret immer sprach. Der Junge wich einen halben Schritt zurück.

      Alex löste sich von seinem Gegner und trat zur Seite. Er ließ den Jungen nicht aus den Augen und war bereit, sich noch einmal zu verteidigen. Glücklicherweise aber war der andere zu schlau, um die Prügelei fortzuführen. Dazu fehlte ihm wohl auch die Luft. Er stand hustend auf und schwankte ein wenig. Da drehten sich Sophie und Alexander um und gingen zu ihren Fahrrädern zurück.

      Erst als sie schon wieder nebenher auf der Dorfstraße fuhren, fingen sie an, miteinander zu sprechen. „Wir wollten einfach nur schwimmen“, sagte Sophie. „Er hat angefangen“, rechtfertigte sich Alex. „Nein, du hast keine Schuld“, antwortete sie, „Du hast nur getan, was Margaret immer

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