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nicht gut tun und nicht unser gesunder Zustand sind. Instinktiv versuchen wir dann, diese Gefühle weg zu bekommen. Wir versuchen alles, um sie auszuschalten. Wir wollen uns besser fühlen.

      Das führt dazu, dass negative Gefühle verdrängt werden. Wir drücken sie weg, lenken uns ab, oder leben sie aus – doch all das hilft nicht, sie wirklich nachhaltig aufzulösen.

      Tatsächlich gibt es negative und positive Gefühle gar nicht. Es gibt nur Gefühle, die kommen und gehen. Trauer, Wut und Scham gehören zu unserem natürlichen Repertoire, und sie abschalten zu wollen, bedeutet, dass wir uns vom Leben abtrennen müssten.

      Was sich aber oft so schmerzhaft anfühlt, und nicht selten unser Leben bestimmt, sind keine Gefühle, die ganz natürlich aus der jeweiligen Situation entstehen, aufflammen und wieder vergehen, wie wir es bei Kindern beobachten können. Es sind alte, hartnäckige Emotionen, die wir einfach nicht loslassen können und die uns immer wieder quälen. Die mit der auslösenden Situation an sich wenig zu tun haben – auch wenn es uns auf den ersten Blick so erscheint.

      So kommt es, dass wir bei Kleinigkeiten an die Decke gehen, auf Bemerkungen überreagieren oder gereizt und dünnhäutig sind. In meiner stressigsten Zeit brach ich einmal mitten auf dem Parkplatz in Tränen aus, weil ich das Auto nicht in die Parklücke manövriert bekam. Ich fühlte mich völlig hilflos und wusste nicht, was ich tun sollte. Erst als ich mich einigermaßen beruhigt hatte, war ich in der Lage, das Auto in die höhere Etage des Parkhauses zu fahren, wo reichlich Platz war.

      Meine Reaktion war viel zu heftig für die Situation (und hatte ja im Grunde auch nichts mit ihr zu tun). Und das ist noch ein harmloses Beispiel dafür, wie alte Emotionen uns nicht nur belasten, sondern auch unsere Entscheidungen und somit unser Leben beeinflussen.

      Lerne, deinen Schmerz anzunehmen. Du stirbst daran nicht, es fühlt sich nur so an. Annahme ist immer der erste Weg zur Veränderung. Lange Zeit dachte ich, das wichtigste sei das Fühlen. Ich habe den Schmerz gefühlt, wenn er kam, und voller Pein darauf gewartet, dass er weg geht. Bis mir eines Tages bewusst wurde, dass das Fühlen, damit er weg geht, immernoch keine wirkliche Annahme ist. Es war etwas, das ich tat, um ihn wieder loszuwerden.

      Interessanterweise hat mir dann Erlaubnis am meisten geholfen. Ich habe mir erlaubt, mich schlecht zu fühlen. Traurig zu sein. Wütend zu sein. Mir war bis dahin gar nicht bewusst gewesen, dass ich mich oft schlecht fühlte, wei. ich mich schlecht fühlte. Weil ich glaubte, ich dürfe das nicht.

      Je weniger du versuchst, die schlechten Gefühle aus deinem Leben zu verbannen, desto weniger werden sie dein Leben bestimmen.

      Ich habe außerdem gelernt, dass Gefühle immer von Gedanken ausgelöst werden. Nachdem ich meine Gefühle akzeptiert hatte, begann ich, den auslösenden Gedanken nachzuspüren. Das ist besonders hilfreich, wenn du genau weißt, dass du überreagiert hat. Die Gedanken-Gefühle-Abfolge geschieht meist so schnell, dass wir den Gedanken am Anfang meist nicht bewusst wahrnehmen. Doch wenn wir uns auf die Suche danach machen, finden wir rasch Anhaltspunkte, wo unser Blick auf das Leben noch verstellt ist, oder wo etwas in unserem Leben nicht stimmt.

      Meist stecken tiefsitzende Gedanken dahinter, mit denen wir uns klein oder die Welt schlecht machen, die sehr generalisierend sind, und die wir in vielen Situationen unseres Lebens immer wieder antreffen. Wir fühlen uns dann z. B. ungeliebt, allein gelassen, alles müssen wir alleine machen oder wir fühlen uns wie totale Versager.

      Diesen Gedanken auf die Spur zu kommen, ist die wirksamste Methode, das Leben wirklich zu verändern. Es steckt so viel Kraft darin, dass du entdeckst, womit du dir selbst Schmerzen bereitest, mit welchen Gedanken du dir das Leben madig machst. Es sind immer nur Gedanken, diese Gedanken sind niemals wahr. Sie fühlen sich für dich nur so an.

      Der Schmerz hat die Funktion, uns darauf hinzuweisen. Wie wenn wir Schmerz fühlen, wenn wir auf eine heiße Herdplatte fassen, so fühlen wir auch Schmerz, wenn wir ungesunde Gedanken denken, einen verstellten Blick auf das Leben haben, uns etwas nicht erlauben, uns Schuld geben, uns Bedürfnisse versagen usw. Kurzum – wenn wir uns das Leben durch falsche Gedanken schwer machen.

      Ohne meinen Schmerz hätte ich mich niemals auf die Suche gemacht. Mein Leben wäre heute noch immer so gestresst, voller Probleme und Sorgen, wie damals.

      Hab den Mut, deinen Schmerz anzunehmen und anzusehen. Er ist nur dazu da, dich in die richtige Richtung zu navigieren. In ein Leben in wahrer Freiheit.

      Stress ist keine Folge von Erfolg

      „The trouble with being in the rat race is

      that even if you win, you're still a rat.“3

      Lily Tomlin

      Ich habe lange geglaubt, Stress sei normal, wenn man ein erfolgreiches Leben führen will.

      Stress ist einer meiner treuesten Lebensbegleiter. Lange war mir das gar nicht bewusst, und als das Leben es mir schmerzhaft bewusst machte, versuchte ich, ihn auf allen möglichen Wegen loszuwerden. Es wollte mir einfach nicht gelingen.

      Nach meinem Studium habe ich mich direkt selbstständig gemacht, weil sich die Gelegenheit bot, und meine berufliche und familiäre Situation mir keine Wahl ließen.

      Ich habe Wirtschaftsinformatik studiert und während des Studiums meine Tochter geboren. Spätestens ab da habe ich mein Leben voll durchgetaktet, um mein Studium trotz Schwangerschaft und kleinem Kind nahezu in der Regelstudienzeit zum Abschluss zu bringen. Nach dem Studium versuchte ich, einen Job in der IT-Branche zu bekommen, der sich mit meiner kleinen Familie und meinem Wunsch nach weiterem Familienzuwachs vereinbaren ließ. Doch es gab nur Jobs mit Reisetätigkeit, jede Woche irgendwo in ganz Deutschland unterwegs. Das kam für mich nicht in Frage.

      Gleichzeitig gab es die Möglichkeit, an meiner Fachhochschule ein Stipendium für die Gründung zu erhalten, mit dem ich zumindest vier Monate lang ein kleines, aber gesichertes Einkommen hatte. So machte ich mich direkt selbstständig, auch wenn ich keinen Plan hatte, womit.

      Von Anfang an setzte ich mich stark unter Druck. Mein Mann hatte vor mir studiert, und selbstredend nicht nur das Studium in Regelzeit absolviert, sondern auch noch dual studiert (also Studium und bezahltes Praktikum im Wechsel) und nebenbei auch noch gejobbt, so dass er die ganze Zeit einen finanziellen Beitrag zu unserem Familieneinkommen geleistet hatte.

      Bei mir war das anders. Seit der Geburt meiner Tochter hatte ich keinen Werkstudentenjob mehr angenommen, weil ich es einfach zeitlich nicht hinbekam. Ich fühlte mich stark in der Schuld, endlich etwas Geld in die Familienkasse zu spülen. Das setzte mich enorm unter Erfolgsdruck. Ich litt unter starken Versagensängsten und Perfektionismus, noch bevor ich überhaupt mein Gewerbe angemeldet hatte.

      Während der Gründung wurde ich erneut schwanger, und mein Sohn kam zur Welt, als ich ein halbes Jahr selbstständig war. Damals zeichnete sich bereits ab, dass meine ursprüngliche Geschäftsidee nicht aufging, und ich hielt mich mit kleineren Webentwicklungsaufträgen „über Wasser“. Ich schreibe das hier in Anführungszeichen, weil es eigentlich für mich keine Veranlassung gab, Geld zu verdienen. Mein Mann hatte einen gut bezahlten, sicheren Job.

      Ich hätte mich ausruhen und meine junge Mutterschaft genießen können.

      Doch das erlaubte ich mir nicht.

      Und dann passierte das, wovor ich am meisten Angst hatte: Mein Sohn erkrankte an Neurodermitis. Es begann mit kleinen Pickelchen, doch weil ich solche Panik hatte, sah ich sie sofort als erste Symptome. Die Hebamme vermutete eine Lebensmittelallergie, und ordnete an, Weizen wegzulassen. Ich folgte gehorsam und begann, mein Brot selbst zu backen. Die Pickelchen verschwanden nicht.

      Nach einer Woche ordnete die Hebamme an, auch auf Eier, Nüsse, Fisch und Kuhmilch zu verzichten. Ich hinterfragte es nicht, sondern machte einfach. Ich war jung und unerfahren, sie die Autorität.

      Und so war ich nun also eine selbstständige Mutter von zwei kleinen Kindern, die voll stillte und fast nichts mehr essen durfte. Ich bereitete alles selbst zu, studierte Zutatenlisten und hatte irgendwie ständig Hunger. Selbstredend war ich alles andere als entspannt.

      Und die Neurodermitis wurde schlimmer.

      Es

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