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womöglich auch fit sein – das alles hat jedoch nichts mit einer Verbundenheit mit uns selbst zu tun.

      Diese Abkoppelung vom Körper ist inzwischen eher normal als auffällig. Wenn ich Klienten oder Seminarteilnehmende frage, was sie gerade in ihrem Körper wahrnehmen, so haben viele Probleme, differenziert darauf zu antworten.

      Das Dilemma fehlender Körperwahrnehmung besteht darin, dass wir dadurch keine oder nur sehr wenige Informationen über uns selbst erhalten. Oftmals ersetzen wir diesen Mangel durch Gedanken, also gedachte Gefühle oder Bilder. Je weiter wir von uns selbst entfernt sind, desto lauter werden die Stimmen im Kopf. Viele beschreiben ihre Gedanken als ein kontinuierliches Geschnatter, das unendlich anstrengend ist. Vielleicht hast du schon einmal bemerkt, dass der Kopf ruhiger wird, wenn du körperlich etwas tust, vor allem wenn es anstrengend ist oder deine ganze Aufmerksamkeit fordert.

      Ein Mangel an Informationen aus dem Körper führt dazu, dass wir auch unsere Gefühle nur wenig wahrnehmen. Oftmals ersetzen wir dies durch Bilder und Erwartungen, wie etwas – ein Geschehen, ein Erlebnis – sich anfühlen sollte und sind sehr enttäuscht, wenn es dann unseren Erwartungen nicht entspricht.

      Viele Menschen fühlen sich inzwischen gefangen in ihrem Kopf. Die Realität der Gedanken hat mehr Einfluss und Gewicht als reale Erfahrungen. Wir sitzen fast den ganzen Tag und müssen kaum noch echte körperliche Herausforderungen bewältigen. Vage verspüren wir einen Verlust, eine Leere in unserem Leben, ohne dass wir genau benennen könnten, was uns fehlt.

      Die Konfrontation mit der Realität, der Ausstieg aus unserer Vorstellung kann unglaublich bereichernd sein. Wir wissen das auch. Eigentlich. Wir tun es nur viel zu selten.

      Ich möchte dich einladen, dein Leben mehr als Reise zu sehen oder als ein Experiment. Experimente machen unseren Kopf frei von Bewertungen. Es geht darum, etwas auszuprobieren und dann zu fühlen, ob es einem gefällt. Es gibt kein Richtig und kein Falsch, es gibt kein Scheitern und keinen Fehler. Wir sind frei, etwas auszuprobieren, ohne uns sofort festlegen zu müssen.

      Das ist eine großartige Haltung dem eigenen Leben gegenüber, denn es gibt uns Raum, Neues zu lernen und Altes wieder zu verwerfen. Es ermöglicht uns, Freude daran zu haben, etwas auszuprobieren, ohne gleich »gut« sein zu müssen.

      WAS IST GLÜCK FÜR DICH?

       »Lebensglück hat viel mit Erfüllung, Sinnhaftigkeit und Verbundenheit zu tun.«

      Jeder versteht etwas anderes darunter, und doch gibt es sehr viele Ähnlichkeiten bei dem, was Menschen sich unter Glück vorstellen. In der Glücksforschung wurde jedoch festgestellt, dass wir nicht sehr gut darin sind vorauszusagen, was uns glücklich machen würde. Sehr häufig werden wir von Konzepten und Vorstellungen abgelenkt, die eher auf kurzfristigen Spaß ausgelegt sind als auf Lebensglück.

      Grundsätzlich ist »Glück« meiner Meinung nach ein missverstandenes Konzept, das viele Menschen sehr unglücklich macht. Nehmen wir zum Beispiel die guten Vorsätze: An jedem Jahresanfang nehmen wir uns etwas für das neue Jahr vor. Wir wollen unsere Routine ändern, weil wir gesünder, fitter, besser sein möchten. Zwei Wochen später sind die meisten dieser guten Vorsätze bereits wieder gebrochen.

      Warum ist das so?

      Veränderungen sind schlicht schwer und vor allem nur selten ad hoc zu erreichen. Es braucht Zeit und viele kleine Schritte. Diese hält man jedoch nur durch, wenn man weiß, wieso man sich wirklich verändern will. Der offensichtliche Grund ist nicht immer die tatsächliche Motivation. In Wahrheit kennen wir oft unsere tiefste Intention für unser Handeln nicht, und unter anderem deshalb werden wir unseren Vorsätzen meist sehr schnell untreu.

      Was ist das Ziel deiner Vorsätze? Geht es wirklich darum, Gewicht zu verlieren oder mehr Sport zu treiben? Hast du ein Ziel, das du gern erreichen würdest, was dir aber immer wieder misslingt?

      EXPERIMENT: DAS WARUM-SPIEL

      Du fragst dich: Warum will ich … erreichen?

      Auf jede Antwort fragst du wieder: Warum?

      Irgendwann stellt sich meist heraus, dass es in Wirklichkeit um die Vorstellung geht, durch die angestrebte Veränderung glücklicher zu werden.

      Hast du dir zum Beispiel vorgenommen, mehr Sport zu treiben, dann frage dich: Warum will ich das?

       Weil ich dann ausdauernder und sportlicher werde.

      Warum will ich das sein?

       Weil ich dann gesünder bin und attraktiver aussehe.

      Warum will ich das?

       Weil ich dann von anderen mehr geliebt werde.

      Warum will ich das?

       Weil ich dann glücklicher sein werde.

      Aber ist dieses Ziel nicht ohne Umwege und viel einfacher zu erreichen? Wenn Glück für mich bedeutet, von anderen Menschen geliebt oder gemocht zu werden, so ist es doch sinnvoller, die Zeit in soziale Kontakte zu investieren, statt Sport zu treiben. Sport als Weg zum Ziel bleibt sehr wahrscheinlich auf der Strecke, wenn er keinen Wert, keine Freude für sich selbst darstellt.

      »… UND SIE LEBTEN GLÜCKLICH UND ZUFRIEDEN …«

      So enden viele Märchen. Das größte Problem mit Glück besteht darin, dass es vollkommen überbewertet und falsch dargestellt wird. Glück hat inzwischen den Status eines erstrebenswerten Seinszustandes. Es ist in unserer Gesellschaft eines der ultimativen Lebensziele, in den USA ist das Recht auf Glück sogar in der Verfassung verankert.

      Dabei ist Glück ein Gefühl und kein Zustand. Und Gefühle sind flüchtig und sehr wechselhaft. Das bedeutet, dass Glück als Lebensgefühl, als Seinszustand nicht zu erreichen ist. Niemand von uns hat beständig das gleiche Gefühl, das ist unmöglich und völlig lebensfern. Stell dir nur einmal vor, du hättest tagein tagaus das gleiche Gefühl, egal, ob du morgens aufstehst oder jemanden triffst oder arbeitest oder, oder …

      Wäre das ein erstrebenswerter Zustand oder auf Dauer doch langweilig, oder würde es einen womöglich sogar verrückt machen? Je mehr wir daran glauben, dass wir möglichst ununterbrochen glücklich sein sollten, desto mehr geraten wir unter Druck. Dieser verhindert dann häufig, dass wir den Moment genießen können, denn wir fangen an, eine feste Vorstellung davon zu entwickeln, wie wir uns fühlen sollten. Wie sich Erlebnisse anfühlen sollten. In einer Welt, die zunehmend von visuellen Eindrücken beherrscht wird, gibt es fast nichts, was wir nicht schon gesehen haben, bevor wir es erleben. Wir glauben, dass wir bereits wissen, wie sich etwas anfühlt. Wir sind so überflutet mit Bildern und Eindrücken, dass wir oft keinen Zugang mehr zu unseren eignen sinnlichen Erfahrungen haben.

       Sehen ist nicht erfahren, und etwas zu wissen heißt noch lange nicht, dass man danach handelt.

      Nehmen wir allein die Menge an romantischen Liebesszenen in den Medien. Die Szenen sind perfekt, das Timing stimmt, die Musik setzt genau im richtigen Moment ein (das ist etwas, das ich in der Realität sehr vermisse), es gibt keine Unsicherheit, keine Verlegenheit, nur Liebe, Leidenschaft und Erfüllung.

      Es ist sehr schwer für die Realität, da mitzuhalten. Wirklichkeit hat mit Realität oft nichts zu tun. Unsere Wirklichkeit ist das, was wir glauben oder zu wissen glauben. Und unsere Wirklichkeit wird zunehmend von den Medien bestimmt. Als Erwachsene gehen wir davon aus, dass wir kritisch genug sind und nicht beeinflussbar von Film und Werbung. Es gibt jedoch genügend Studien, die das Gegenteil beweisen. Wenn man oft genug die gleichen Bilder sieht, bestimmt dies die innere Wirklichkeit.

      Es entsteht also eine Wirklichkeit in den Köpfen, die nichts mit Erfahrung und erlebter Realität zu tun hat, sich dann jedoch in realem Verhalten niederschlägt und so eine neue Realität mit unendlich viel Frustration, Enttäuschung und Schmerz erschafft.

      Weicht unser Leben zu weit von unserer inneren Vorstellung ab, dann entstehen Spannung und

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