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»Schießen Sie los, Mister.«

      »Es gibt nicht viel zu erzählen. Wir bekamen am frühen Morgen die Nachricht vom Überfall auf eine Postkutsche im Norden und nur eine knappe Stunde später den Besuch von drei Reitern, die hier im Saloon anfingen, die Puppen tanzen zu lassen. Da las ich mir den Steckbrief von Warrior noch mal genau durch, ging hinüber und schaute mir die Kerle an. Kein Zweifel, die waren es. Aber bevor wir zugreifen konnten, müssen die den Braten gerochen haben. Sie stürzten heraus, schossen, was das Zeug hielt und flüchteten.«

      »So war es«, stimmte der Postagent zu. »Wir kamen nicht mal dazu, unsere Gewehre zu holen.«

      »Interessiert mich auch nicht. Habt ihr versucht, sie zu verfolgen?«

      »Das hat keinen Sinn«, knurrte der Hilfssheriff. »Haben vor uns Texas Rangers und der County Sheriff mit zwanzig Mann alles probiert. Erfolglos.«

      McCleef grinste geringschätzig. »Ich werde Ihnen den Halunken bringen, für den es die Bucks gibt. Kümmern Sie sich darum, dass ich die achthundert Dollar mitnehmen kann, wenn ich die Gegend verlasse. Keeper, noch eine Runde.«

      Der Wirt schenkte sofort erneut ein.

      »Es kommt schon wieder ein Reiter!«, rief vor der Tür ein Mann. »Noch ein Fremder!«

      »Manchmal sind sie wie die Schmeißfliegen, wenn sie Geld riechen«, stieß McCleef scharf hervor. »Aber in der Regel zerstören sie nur die Spuren und handeln sich Kugeln in die dummen Köpfe ein. Also, trinken wir den noch.«

      Die Männer griffen zu. McCleef goss sich den Whisky in den Mund und warf das Glas ins Spülbecken. Er verließ den sich öffnenden Kreis und trat aus dem Saloon.

      *

      Der zweite Fremde, ein sehr großer, breitschultriger Reiter, hatte die Stadt bereits erreicht. Er trug Levishosen, ein sandfarbenes Hemd mit großen Taschen und Schulterklappen darauf und einen flachen Hut von exakt der gleichen Farbe. Sein braunes Pferd war groß und stämmig.

      McCleef trat an die Kante des Bretterfußwegs und schlug die doppelreihige Jacke zurück. Sein schwarzer Patronengurt mit der tiefgeschnallten Halfter und dem schweren Colt 45 darin wurde sichtbar.

      Der andere Reiter parierte den Braunen und lenkte ihn quer zur Fahrbahn. Sie maßen sich mit einem scharfen, schnellen Blick und wussten beide, was sie voneinander zu halten hatten.

      »Ich bin Victor McCleef«, sagte der Kopfgeldjäger schleppend. »Und ich war zuerst hier.«

      »Mein Name ist John Cutler.« Der große Reiter saß ab. Auch er trug einen breiten Patronengurt, allerdings von hellbrauner Farbe, und wie McCleef einen Peakemaker in der Halfter.

      »Wenn du was essen und trinken willst, dann geh hinein, Cutler. Aber dehne es nicht zu lange aus!«

      Cutler lächelte dünn. »Ich bin hinter Warrior her.«

      »Ich weiß.«

      »Du auch, McCleef, was?« Es klang wie eine Feststellung. »Mir ist das gleichgültig.«

      »Aber mir nicht. Und ich war zuerst hier. Warrior gehört mir!«

      »Wenn du ihn fangen kannst, gehört er dir, richtig, McCleef. Aber ich reite deswegen nicht wieder weg.«

      Ein Raunen ging durch die Menge, die sich hinter McCleef gesammelt hatte. Die Männer traten nach den Seiten, um aus einem möglichen Schussfeld zu gelanden.

      »Bist noch neu in dem Job, was?« McCleef gab sich noch verächtlicher als vorher. »Kennst den Kodex nicht?«

      »Ich habe davon gehört, kann aber nicht umkehren.«

      Hohn blitzte in den Augen des Kopfgeldjägers. »Jetzt redest du, als hätte ich es mit einem Sheriff, einem Staatenmarshal oder einem Texas Ranger zu tun, Cutler.«

      »Sind Sie ein neuer Texas Ranger?«, rief der Sheriff.

      »Nein.«

      »Oder schickt Sie der County Sheriff?«

      »Nein.« Cutler ging auf den Fußweg zu und stieg die beiden Stufen hinauf.

      McCleef war einen Schritt zurückgetreten und verharrte so mit leicht gespreizten Beinen, die Schwingtür genau hinter sich. Er schüttelte den Kopf. »Bist du dickfällig, Amigo!« Dann schlug er schnell zu.

      Cutler wurde dennoch nicht überrascht. Er stieß den Unterarm nach oben und lenkte die Faust über seinen Kopf hinweg. Unter den Ellenbogen hindurch schlug er mit der Rechten zu und traf das Kinn des Kopfgeldjägers.

      McCleef taumelte. Cutler setzte nach und trieb den schwarzen Mann mit dem nächsten Hieb in die Kneipe hinein. Die aufschwingenden Türflügel schmetterten gegen die Wände.

      »Haut mir nicht alles kurz und klein!«, jammerte der Keeper. »Himmel, das ließ sich doch zuerst so gut an!«

      Cutler setzte dem Kopfgeldjäger nach. Aber McCleef wich nach links aus, schnappte einen Stuhl an der Lehne, wirbelte ihn hoch und herum. Cutler konnte so schnell nicht weit genug zurückspringen. Er wurde von den Stuhlbeinen getroffen und taumelte. Als er am Tresen Halt fand, hatte McCleef den Revolver an der Hüfte angeschlagen und spannte gerade den Hammer.

      Totenstille herrschte im Saloon. Die Männer der Stadt blickten zu den Fenstern herein und drückten sich die Nasen platt. Die Mädchen pressten die Rücken gegen die Wand. Der Keeper ging hinter dem Tresen in Deckung. Sheila stand auf der Treppe in halber Höhe und blickte interessiert herunter.

      »Wenn du jetzt schießt, ist es Mord, McCleef«, sagte das hellblonde Mädchen mit den langen Locken. »Und ich werde als Zeugin gegen dich aussagen. Er hatte keine Chance, auch seine Waffe zu ziehen!«

      »Warrior gehört mir!«, stieß McCleef hervor. »Ich war als erster hier, Cutler! «

      »Tut mir leid, ich kann wirklich nicht wegreiten.«

      »Warum nicht? Wer schickt dich?«

      »Tut mir leid, das kann ich nicht sagen.«

      »Du bluffst nur!« Der Colt in der Hand des Kopfgeldjägers zuckte.

      »Ich warne dich, Victor!«, mahnte die Frau auf der Treppe.

      Sie irritierte ihn mehr, als er wahrhaben wollte und er musste aus den Augenwinkeln immer wieder auf sie schauen. Dabei ließ er Cutler zu sehr aus den Augen, und sein Colt kam aus der Richtung.

      Cutler trat gegen den Stuhl, der auf dem Boden lag. Das Möbel flog in die Höhe und dem Kopfgeldjäger entgegen, und traf mit einer Kante die Hand mit der Waffe. Mit einem Satz war Cutler hinterher und setzte McCleef die Faust gegen die Stirn.

      Der Kerl flog über den nächsten Stuhl hinweg und landete auf dem Rücken. Cutlers Stiefel traf sein Handgelenk. Seine Finger öffneten sich. Der Revolver polterte auf die Dielen. Cutler zog ihn hoch und beförderte ihn durch die Tür. Ein Kinnhaken hob McCleef förmlich in die Luft. Mit rudernden Armen trat er ins Leere und stürzte auf die Straße. Staub quoll empor.

      Die Männer entfernten sich weiter.

      Cutler bekam von Sheila den Revolver des Kopfgeldjägers gebracht, entlud ihn und warf ihn hinter dem Mann her. Er fiel McCleef auf die mexikanische Weste, aus deren aufgesetzter Tasche eine goldene Uhr mit Sprungdeckel gerutscht war und an der goldenen Kette pendelte.

      »Verschwinde, McCleef!«

      Der Kopfgeldjäger rappelte sich auf, schob den Colt in die Halfter und die wertvolle Uhr in die Tasche. Deutlicher als vorher waren die scharfen Linien in seinem Gesicht zu erkennen und ließen sein Alter besser bestimmen. Cutler schützte ihn auf vierzig. McCleef gehörte damit zu den alten Männern in seinem gefährlichen Beruf und schien es ziemlich nötig zu haben, dass er den hohen Einsatz noch wagte.

      McCleef band seinen Rappen los, saß auf und ritt, ohne noch etwas zu sagen, die Straße nach Süden hinunter.

      »Der gibt nicht auf«, murmelte Sheila.

      »Ich weiß.«

      »Warum

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