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gemacht?“, fragte sie ungläubig und schlug die Hände vor dem Gesicht zusammen. „Mensch, da hätte sich sogar der erfahrenste Reiter erschreckt! Kein Wunder, dass Mila total durcheinander war!“ Sie beruhigte sich etwas. „Fiona, ich habe es dir gestern schon gesagt und ich muss es jetzt noch einmal betonen: Sunny ist kein Funkelpony, das hast du doch eben selbst gesehen. Sie kann es einfach nicht! Gut, sie ist schlau und fröhlich und hat jede Menge Ideen, aber die helfen niemandem, im Gegenteil: Sunny macht alles nur schlimmer!“

      Fiona senkte betreten den Kopf. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte.

      „Der Funkelstein ist bei Sunny leider völlig nutzlos“, sagte Leonore. „Ich werde ihn ihr demnächst wieder abnehmen.“ Sie wandte sich zu Sunny um, als ob sie den goldenen Stein sofort aus der Mähne lösen wollte.

      „Weg-weg-weg!“, schimpfte es da und die Elster sauste herbei. Fiona hatte sie nicht kommen sehen, sie war plötzlich einfach da, stürzte sich auf Sunny und wühlte mit dem Schnabel zwischen ihren Ponyfransen. Sunny wieherte erschreckt.

      „Sie will den Funkelstein stehlen!“, rief Fiona. Leonore klatschte in die Hände und rief laut: „Schu! Schu!“ Doch die Elster ließ sich nicht stören. Laut mit den Flügeln schlagend, flog sie um Sunnys Kopf herum und versuchte, an ihrer Mähne zu zupfen. Die wich in die Box zurück. Erst als Leonore mit wedelnden Armen auf den Vogel zurannte, flatterte er davon. Er ließ sich auf dem Dachfirst nieder, beäugte Fiona und Leonore aufmerksam und schrie heiser.

      Leonore runzelte die Stirn. „So etwas hat sie noch nie gemacht. Aber zurück zu dir und Sunny.“ Sie sah jetzt sehr ernst aus. „Fiona, ich muss dir etwas sagen. Ich habe dir ja gestern schon erklärt, dass mein Hof nur für die Funkelmagie da ist. Das heißt leider, dass für dich und Sunny auf Hof Lichtenberg in Zukunft kein Platz mehr sein wird.“

      Fiona fühlte sich, als wäre ein Felsbrocken in ihrem Magen gelandet. „Wie bitte?“, hauchte sie.

      Leonore legte ihr einen Arm um die Schultern und lächelte traurig. „Keine Sorge, ich schmeiße dich nicht von heute auf morgen raus. Aber sowie ich einen passenden Käufer gefunden habe, werde ich Sunny weggeben. Und auch du musst dir dann einen neuen Reitstall suchen.“

      Fionas Herz wummerte durch ihren ganzen Körper. Es schlug so sehr, dass es wehtat. Sie konnte einfach nicht begreifen, was sie da eben gehört hatte!

      Leonore sah sie mitfühlend an. „Es tut mir ehrlich leid, Fiona, aber es geht nicht anders. Die Funkelmagie ist wichtiger! Es muss ja auch nicht heute oder morgen passieren. Ein paar Wochen kannst du auf jeden Fall noch herkommen. Und um Mila musst du dir auch keine Gedanken machen. Wenn sie wirklich Hilfe braucht, werden sich eins der richtigen Funkelponys und seine Reiterin um sie kümmern. Und bis dahin sind Till und ich für sie da. Das heißt ja nicht, dass du nicht auch mal mit Mila spielen kannst, um sie aufzumuntern. Oder lade sie doch mal ins Lichtersee-Bad ein!“

      Fionas Mund antwortete wie von selbst. „Das mache ich.“

      Leonore drückte Fiona noch einmal an sich, dann sah sie auf die Uhr. „Du wirst ein neues Lieblingspony finden“, sagte sie. „Aber jetzt warten die anderen mit dem Mittagessen auf mich. Am besten, du fährst auch nach Hause. Den Funkelstein hole ich später.“ Sie winkte und ging Richtung Wohnhaus davon. Fiona blieb vor dem Stall stehen und wusste nicht, was sie denken sollte.

      Kapitel 8

      Holunderblütenschnee

      Als Fiona am nächsten Morgen erwachte, war sie komplett in ihre Bettdecke verschlungen. Sie hatte wild geträumt: von Elstern, die an Ponys pickten, kleinen weinenden Mädchen und immer wieder von Sunny, die so weit weg stand, dass Fiona sie nicht erreichen konnte, egal, wie schnell und wie weit sie auch rannte. Heute war wieder Reitstunde mit Aurelia, Jana und Leni. Sicher wäre Aurelia furchtbar spöttisch, wenn sie von Leonore alles erfuhr, und Jana und Leni schrecklich mitfühlend. Fiona wusste kaum, was sie schlimmer finden würde.

      Fionas Mutter riss ihre Tochter aus ihren Grübeleien. Sie wollte an diesem Tag ein paar Stunden später ins Lichtersee-Bad gehen. „Damit wir endlich dein Zimmer fertig einrichten können“, sagte sie.

      Fiona stürzte sich in die Arbeit. Bloß nicht so viel an Sunny denken! Gegen Mittag waren die letzten Umzugskisten leer, Fionas Lieblingsbücher standen im endlich aufgebauten Regal, ihre Pferdeposter hingen an der Wand und die Reithose über dem Schreibtischstuhl.

      „Nun fehlt nur noch ein Foto von Sunny“, sagte sie. Ihre Mutter lächelte. „Schön, dass du schon ein Lieblingspony gefunden hast“, sagte sie. „Lad es doch mal zum Spielen ein.“

      Fiona konnte über den Scherz nicht lachen. Ihr war schmerzhaft wieder eingefallen, dass sie außer einem Foto schon bald nichts mehr von Sunny haben würde.

      Gleich nach dem Mittagessen im Lichtersee-Bad – belegte Brötchen in Gesellschaft von Fabio, Frau Braun und dem Gartenzwerg – zog Fiona ihre Reitsachen an und fuhr zum Hof Lichtenberg. Leonore hatte die Ponys bereits vor dem Stall angebunden. Fiona schmuste lange mit Sunny. Fürs Putzen, Auftrensen und Satteln hatte sie dann kaum noch Zeit und Aurelia schimpfte, dass sie alle auf Fiona warten mussten. Fiona beachtete sie nicht. Sie würde sich die verbleibende Zeit mit Sunny nicht von Aurelia vermiesen lassen!

      Eine Viertelstunde später ritten Fiona, Aurelia, Jana und Leni mit ihren Ponys vom Hof. Leonore hatte erlaubt, dass die vier ins Gelände gingen. Aurelia ließ Luna in einem gemütlichen Schritt laufen. Jana ritt neben ihr. Fiona und Leni folgten. Leni erklärte Fiona die Wegstrecke, welche Tiere man hier oft sehen konnte und was sie unterwegs schon erlebt hatten. Fiona hörte nicht richtig hin und antwortete nur manchmal. Sunnys schaukelnder Gang, ihr vertrautes Schnauben, das Flüstern des Grases am Wegrand … Es war einfach himmlisch! Fast hätte sie ihren Kummer vergessen.

      Nach einer knappen Stunde kamen die Mädchen an einen Ausläufer des Lichtersees.

      „Abteilung halt!“, sagte Aurelia und hob die Hand. Leni verdrehte die Augen. „Lia tut immer so korrekt“, sagte sie. „Was sie eigentlich meint: Wir machen Pause. Wenn es nicht zu kalt ist, können die Ponys Seewasser trinken. Und für uns habe ich ein paar Müsliriegel in meiner Satteltasche.“

      Fiona rutschte von Sunnys Rücken. „Geht es dir gut?“, flüsterte sie dem Pony ins Ohr. „Der Ausritt ist so schön, aber … ich bin auch so traurig …“ Sunny schnaubte mitfühlend und rieb den Kopf an Fionas Rücken. „He, Sunny, was soll das? Aber … oh, das tut gut! Mach weiter!“ Das Pony rieb immer stärker, Fiona stolperte und fiel hin. Sie musste lachen. Sunny senkte den Kopf und ließ sich von Fiona streicheln. Dann rupfte sie ein wenig Gras. Der Felsbrocken in Fionas Magen wurde zum ersten Mal seit gestern Abend ein klein wenig leichter.

      „Sattelgurt lösen, Fiona, Steigbügel hoch!“, kommandierte Aurelia. „Sitz da nicht rum! Glaubst du etwa, Sunny braucht keine Pause?“

      Fiona sprang auf. Schuldbewusst lockerte sie Sunnys Sattelgurt und schob die Steigbügel hoch. Aurelia, Jana und Leni waren damit längst fertig. Sie saßen auf den niedrigen Ästen einer Weide, die sich weit über das Wasser streckten, und baumelten mit den Beinen. Die Ponys standen grasend am Ufer.

      „He, Fiona“, sagte Leni. „Was ist heute mit dir los? Du siehst traurig aus. Du sprichst kaum. Ist es wegen dem Funkelstein? Ist etwas passiert?“

      Fiona spürte, wie sie rot wurde. Aurelia sah sie entsetzt an und seufzte übertrieben. „Wetten, sie hat es vergeigt?“, fragte sie.

      „Sei nicht so fies, Lia“, sagte Jana leise. „Also, Fiona? Was ist los? Du hast doch unser Geheimnis niemandem verraten?“

      „Natürlich nicht!“, verteidigte Fiona sich. „Also, nur Leonore, aber die wusste es ja schon. Sie denkt, dass Sunny gar kein Funkelpony ist. Und was das Vergeigen angeht …“ Sie

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