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DER ÜBERHEBLICHE. Dr. Friedrich Bude
Читать онлайн.Название DER ÜBERHEBLICHE
Год выпуска 0
isbn 9783347066786
Автор произведения Dr. Friedrich Bude
Жанр Сделай Сам
Издательство Readbox publishing GmbH
Ob das aber Frieders erfinderische Veranlagung mit geprägt hat? - ist zu bezweifeln, immerhin üben das wohl viele Väter.
Nun ist er tot!
So wie das Beil einen Holzklotz teilt, ein einzelner Scheid seine ursprüngliche Kraft verliert, so verlor der bürgerliche Familienstamm seine Bedeutung, seinen Wohlstand, seine Reputation in der Stadt.
Mütterlicherseits hatte der Großvater Richard Knorr noch vor dem 1.Weltkrieg zwar das herrschaftliche Haus mit dem 3.Turm der Stadt in der Mitte des Marktes, dem Zentrum der Stadt gebaut. Betitelt als Ratsuhrmachermeister wachte er über die städtischen Uhren im Kirch- und Rathausturm und am Bahnhof, Optiker zugleich und Händler für Porzellan und Schmuck. War längst verstorben, das Geschäft still gelegt, die Großmutter, ihr Leben lang Hausfrau. Ohne Rente, muss sie von den spärlichen Mieteinnahmen des Hauses leben.
Väterlicherseits brach auch alles weg. Jetzt kam raus, Werkstatt und Haus am Bahnhof wären verschuldet. Der ursprünglich vorgesehene Nachfolger für das Handwerk eines Tischlers am Bahnhofsplatz war jetzt im Westen, fürchtete Repressalien bei Rückkehr, hatte sich eingerichtet in der besseren Welt. Somit verzichtete die Mutter auf die gesamte Erbschaft, besser auf die Hypothekenschuld.
Vater zahlte bisher knappes Wirtschaftsgeld, womit sie die Familie im Haus am Markt versorgen musste. Die Geschäfte wurden dagegen im Vaterhaus am Bahnhofsplatz mit der Großmutter Ernestine besprochen. Mutter war außen vor! Traditionell besuchten junge Mädchen von Handwerkerfamilien nur eine Haushaltsschule, heirateten anschließend. Sie war ohne Beruf!
Jetzt nähte die 72-jährige Oma und deren 48-jährige Tochter in Heimarbeit bis in die Nacht Knöpfe auf Pappen und an Hosen, bügelten und nähten Bündchen an Kleider, um die Familie mit dem 9-jährigen Frieder und dessen 17-jähriger Schwester, welche im Klosterinternat zu Erfurt wohnte, um Kindergärtnerin zu erlernen, zu ernähren. - Schmalhans zog ein!
Aus war es mit dem Streunen durch die Tischlerei, mit dem Spielen im Spänebunker.
Oma Knorr hatte sich was ganz Besonderes für den kleinen Frieder ausgedacht. Einen Muff aus schwarzem Katzenfell, in welchen er wie ein Mädchen seine Hände stecken musste, beim winterlichen fast täglichen Gang auf den Friedhof, von Mutti und Oma, auch in Schwarz, eskortiert. O Gott, war das peinlich!
Bis in die Nacht ratterte die Nähmaschine, auf der Mutti und Oma in Heimarbeit für die THÜDAMA, unsere Kleiderfabrik, nähten, um weniges zu verdienen.
Nur wenn Albrechts Westpäckchen kamen, zog Wohlstand ein.
3. Blauer Edub
Am 2.8.1951 wird das erste Stalin-Denkmal Deutschlands in Ost-Berlin errichtet.
Im August 1951 finden die „III. Weltfestspiele der Jugend und Studenten“ mit 26.000 Delegierten aus 104 Ländern in Ost-Berlin statt.
08.10.1951: In der DDR werden die Rationierungen bis auf Fleisch, Fett und Zucker aufgehoben und Preissenkungen für Textilien und Backwaren eingeleitet.
Am 1.11.1951 beschließt die Volkskammer das Gesetz über den Fünfjahresplan (1951-55). Es ist der Beginn der zentralen staatlichen Planwirtschaft. Die Volkseigenen Betriebe (VEB) werden dem Industrieministerium unterstellt.
DDR-Rückblick 1951
Der 11-jährige Frieder stellte dem Lehrer vor versammelter Klasse eine blöde Frage. Der schmunzelt und antwortet: „Das wäre das Gleiche, als wenn wir Dich Edub nennen würden!“ Die Klasse hat den Familiennamen gleich rückwärts erkannt, sich ausgeschüttet vor Lachen – von da an hieß er nur noch „Edub“.
Mit dem Namen Bude hatte Frieder immer Schwierigkeiten: Alte Bude, Zuckerrute, alte Schnute! - der Name war als Kind ein Grauen.
Dann kam noch der Beschiss mit der Bio-Note! In der zweiten Bankreihe saß der dicke Burkhardt, anerkannt stärkster der Klasse. Der Hüne sollte Erbe der Lederfabrik am Flüsschen Sprotte, direkt neben dem Freibad, werden. In solchen Kreisen durfte man nicht sitzenbleiben. Der Biologie-Lehrer bekam eine wertvolle Ledertasche geschenkt und Lederburkhardt in Bio eine Zwei. Das war zuviel! Vorlaut, in die erste Reihe gesetzt, verhöhnt, provoziert „Edub“ den Dicken hinterlistig. Irgendwann hat der den Lästerer auf dem Heimweg geschnappt, ausgerechnet vor der Polizeiwache an der Hauswand hochgezogen. Ein Auge des Gesetzes, nicht untätig, befreite den Bedrängten, nahm beide mit aufs Revier.
Nach Protokoll soll Edub durch die Strangulierung blau im Gesicht angelaufen sein. So bekam dieser den weiteren Zusatz „Blauer Edub“.
Hundertfünfzig Meter lang, über 30 Meter breit: der Marktplatz. In dessen Zentrum das Haus mit Turm. Blickpunkt dort, zwei ca. 100 Meter voneinander entfernte „Kandelaber“, Beton-Poteste mit großem dicken Mast und zwei breiten Beleuchtungsarmen in sieben Metern Höhe - der Blickpunkt des Platzes. Der Asphalt war spiegelglatt. Der Krieg hatte die Kleinstadt komplett verschont.
Ideal, wenn Edub mit Freund in den sommerlichen Abendstunden unter den wohlwollenden Blicken der Markbewohner, mit Kissen an den Fenstern hockend, die Kandelaber umrundeten. Mit Rollschuhen, Luxusbesohlung der Vorkriegszeit, die nur wenige Schmöllner Kinder besaßen.
5. März 1953, mit 73 Jahren stirbt Partei- und Regierungschef Josef Stalin an den Folgen eines schweren Schlaganfalls.
Betretene Aufregung in der Schule. Auf dem Markt ist ein großes Stalin-Bild vorm Kandelaber mit dem Hintergrund unserer herrlichen Kirche „Sankt Nikolai“ aufgebaut.
Mann, war mir das peinlich! Wir Jungen Pioniere“ mussten Ehrenwache stehen. Und ich war einer der Auserwählten.
Ich hatte Mutti genervt dort mitmachen zu dürfen. Gegen ihren Willen, und vor allem dem meines Vaters, der sich dann doch breitschlagen ließ. Fast alle wollten bei den Spielen und Ausflügen der „Pioniere“ mitmachen.
Vier Pioniere mit blauem Halstuch, 20 Minuten still stehen neben einem Bild! Der Marktplatz war menschenleer. Am Bürgersteig wacht unser Pionierleiter, einige Erwachsene stehen daneben, beobachten, wie zufällig. Ich wusste vor Aufregung nicht, wohin mit den Augen, stierte verbissen geradeaus, zählte die Sekunden. Das Unangenehmste war nicht das Strammstehen. Aber direkt vor unsrem Haus! - der missgünstige Blick der Mutter, hinter der Fensterscheibe des 3.Turmes der Stadt! Mir stand die Schamröte im Gesicht, wäre am liebsten im Boden versunken!
Warum der Pionierleiter ausgerechnet den bürgerlichen Bude ausgewählt hatte? Wahrscheinlich sollte demonstriert werden, dass alle Bevölkerungsschichten dem großen Führer huldigen!
4. Der 17.Juni 1953
Die Versorgungslage spitzt sich zu. Otto Grotewohl, der Ministerpräsident, fordert alle Werktätigen zu strengster Sparsamkeit auf. Das ZK der SED beschließt eine Erhöhung der Arbeitsnormen um mehr als zehn Prozent.
DDR-Rückblick 1953
Früher Nachmittag. Auf dem drehbaren Klavierhocker im schönen Erkerzimmer am Markt sitzend, versucht der 13-Jährige an einer Czerny-Etüde, sich die Finger verrenkend, den Lehrer von seinen Klavierkünsten zu überzeugen.
Bruder Albrecht hat Schuld, dass er heute nach Noten spielen kann.
Bewundert hat er seinen Bruder Albrecht, wenn der sich bei Besuchen im Osten ans Klavier setzte, ohne Noten alle möglichen Schlager spielte - nur mit dem kleinen linken Finger, zwei Fingern der rechten Hand: „In the mood, Chattanooga choo choo“ und andere amerikanische Schlager.
Was „der Kleene“ nicht wusste: Der Große konnte nur improvisieren, die Tasten mit rechts zu Melodien, die Bässe mit dem linken kleinen Finger per Gehör so schlecht und recht zusammensuchen. Als Kind keine Geduld für den Unterricht, durfte Albrecht mit Klavierüben aufhören, sich sein Leben lang darüber ärgern: „Mutti, der Kleene muss richtig Klavier lernen. Wenn das Geld nicht reicht, schicke ich paar West-Päckchen mehr. Fehler, wie ich sie gemacht, sollen