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Empirismus und Positivismus, haben Symbole nurmehr Bedeutung als Reste einer imaginären Hinterwelt hinter der empirisch gegebenen realen Welt. Real ist das sinnlich Verifizierbare; Geist, Werte, Glauben sind irreal oder irrational. In ihrer empirischen Reduktion bietet die Welt keine Basis mehr für Transzendenzerfahrung.

      Kontradiktorisch hierzu ist die Wiederentdeckung der Symbole in einzelnen Erfahrungswissenschaften zu erwähnen. Die Tiefenpsychologie zeigt, wie das Unbewusste der Erlebnisse sich in Anschauungen vergegenständlicht, z.B. in Träumen, Projektionen, Ersatzhandlungen – sich also symbolisch, bildlich repräsentiert. In der Soziologie spricht man von symbolischer Interaktion und Interkommunion. Symbolakte dienen der Identitätsfindung von Individuen und Gesellschaften.

      Diese Wiederkehr des Wertes von Symbolen findet in den vergleichenden Religionswissenschaften und der Kulturanthropologie eine Heimat: keine Gesellschaft kommt ohne Rituale und Symbole aus. Das trifft sogar für die modernen Naturwissenschaften zu (M. Eliade). Die Sprachphilosophie entfaltet den Zusammenhang von Denkinhalt und symbolischem Ausdruck als Voraussetzung von Kommunikation. Sprache ist als Welt der Symbole der Kontext, in dem sich eine wechselseitige Vermittlung von Geist und Welt ereignet (E. Cassirer, P. Riceur).

      Über diese verschiedenen neuen Zugänge zum Symbol hinaus ist die Sakramententheologie auf philosophisch-ontologische Erhellung des Symbols angewiesen. Denn mit dieser ontologischen Reflexion wird eine umfassende und grundlegende Fundierung des Symbols erreicht.

       3.2 Zur Ontologie des Symbols

      Symbole stellen kein beliebig konstruiertes System von Signalen dar, abgehoben von der sonstigen Realität. Vielmehr muss die Realität in ihrer allgemeinsten Struktur symbolisch begriffen werden: Das Sein als allgemeine Aktualität des Einzelseienden drückt sich in diesem aus; das Seiende ist Selbstausdruck des Seins, das für sich unabhängig vom Seienden nicht existiert. Als Selbstausdruck des Seins weist das Seiende über sich hinaus. Das Seiende stellt lediglich im „Fragment“, nach Maßgabe seines die allgemeine Seinsaktualität begrenzenden Wesens das Ganze des Seins dar. Dadurch aber vermittelt das Seiende den Sinn von Sein überhaupt, die übergegenständliche Erfahrung der Einheit und Urverbundenheit aller Wirklichkeit. Zugleich weist das Sein des Seienden auf Gott: weil es für sich nicht wirklich ist, aber allem aktuelles Dasein vermittelt, muss es auf einen real existierenden absoluten Seinsgrund zurückgeführt werden.

      Die Welt kann daher in ihrer Existenz das Symbol sein, in dem sich „Gottes Macht“ und damit seine Gottheit repräsentiert und an den Werken der Schöpfung mit der Vernunft wahrnehmen lässt.42

      Die Seinssymbolik des Seienden betrifft ebenso das „für sich“; es ist symbolisch, indem es sich darstellt und ausdrückt in bestimmten Eigenschaften, Vollzügen – in einem Anderen: das Geistige etwa im Materiellen, die Seele im Leib, ja als Leib.

      Fazit: „Der ursprüngliche Sinn von Symbol und symbolisch, wonach jedes Seiende an sich und für sich und deswegen (und insofern) für einen anderen symbolisch ist, besagt also dies:

      „Indem ein Seiendes sich in seine eigene innere und wesenskonstitutive Andersheit, in seine innere und behaltende Pluralität als in einem herkünftigen und insofern so übereinstimmenden Ausdruck vollzieht, macht es sich kund, bemerk- und denkbar. Dieser zur Konstitution des Seienden selbst gehörige, übereinstimmende Ausdruck ist das von dem zu erkennenden Seienden auf das erkennende Seiende selbst (nachträglich nur, weil schon anfänglicher in der Tiefe der beide konstituierenden Seinsgründe) hinkommende Symbol, in dem dieses Seiende erkannt wird und ohne das es überhaupt nicht erkannt werden kann, und so erst das Symbol im ursprünglichen (transzendalen) Sinn des Wortes.“43

       3.3 Der menschliche Leib als Ur- bzw. Realsymbol

      Mit dem Ausdruck „Realsymbol“ kann die besondere Weise unserer leiblichen Verfasstheit, unseres Existierens in Leiblichkeit, verdeutlicht werden, „die zugleich die Fähigkeit zur Kommunikation mit den Mitmenschen ermöglicht, also Mitmenschlichkeit bedeutet und zeitliche Erstreckung, also Geschichtlichkeit zur Voraussetzung hat.

      Wenn der Mensch wie alles andere Seiende von Gott ins Dasein gerufen wird, so schließt das nicht aus, dass der Mensch kraft seiner geistigen Natur eine echte, eigene und zu eigen gegebene Ursächlichkeit besitzt (causa formalis), die ihn zu einem personalen Selbstvollzug ermächtigt und damit zu einem Selbstausdruck, die ihn befähigt (in Geschichte und Gesellschaft mit eschatologischer Dynamik) sich selbst zu verwirklichen. Die geistleibliche Natur des Menschen wird zum konkreten Möglichkeitsgrund, durch den er sich in die Aktualität seines Beisichseins und seines personalen Seins bei anderen vermittelt. Dieses Geschehen ist der Mensch. Er ist nicht zuerst reiner Geist in sich, der sich in einem zweiten Schritt zu sich selbst vermittelt und auf andere Menschen zubewegt. Der Selbstausdruck in der Materie und in der interpersonalen Kommunikation stellt den wesenskonstitutiven Faktor seines personalen Geistes und seiner Freiheit dar. Der Leib ist das Realsymbol der Seele. Der Leib ist nichts Anderes als die Aktualität der Seele selbst in ihrem Ausgedrückt-Sein in der materia prima, d. h. der reinen Möglichkeit, durch die sie sich realisiert und ausprägt. Die Leiblichkeit stellt sich daher nicht trennend zwischen zwei Seelen, die sich begegnen wollen, sondern ermöglicht, trägt und bedingt personale Begegnung.

      Auch die personale Unmittelbarkeit des Menschen zu Gott ereignet sich nicht jenseits dieser konkreten Bedingungen menschlicher Existenz, sondern in ihnen. (Eine personale Unmittelbarkeit zu Gott in rein geistiger Sphäre an der geschaffenen Natur vorbei, ist dem Menschen unmöglich.)

      Wird das Wort Gottes Mensch, können die Gläubigen in der personalen Begegnung mit dem Menschen Jesus und in der Kommunikation mit der Jüngergemeinschaft zu Gott eine personale Unmittelbarkeit eintreten , die als ihr unabtrennbares Moment diese dialigisch-personale Vermittlungsstruktur hat.

      Die vom Menschen herangezogenen weiteren sinnlichen Medien (Brot, Wein) unterstützen die leibliche Kommunikation (Mahlgemeinschaft). Diese Gaben können schließlich ihrerseits, verbunden mit einer entsprechenden mimisch-gestigen Handlung, zum Zeichen für den sich symbolisch realisierenden Gottmenschen Jesus werden. Brot und Wein, die Jesu beim Letzten Abendmahl in seine Hände nimmt, versinnbildlichen, verbunden mit dem Hingabegestus der Mahlgaben (Deuteworte) an die Jünger, seine Selbsthingabe für das Heil der Menschen. In diesen Gaben haben die Jünger darum teil an der Selbsthingabe Jesu, bilden eine Lebensgemeinschaft mit ihm und untereinander.

       3.4 Das Symbol im Zeit- und Geschichtshorizont

      Der Mensch hat als göttliches Geschöpf in seinem irdischen Sein Zeit- und Raumbezug. Dieser Bezug ist die conditio sine qua non für den materiellleiblichen Selbstausdruck des Menschen. Zeit- und Raumbezug bezeichnen näherhin den symbolischen Selbstvollzug des Menschen im Horizont im von Geschichte und Gesellschaft. Deshalb kann der Mensch durch seine geschichtliche und gesellschaftlich-kommunitär vermittelte Tat Gottes in der Vergangenheit oder Zukunft erreicht werden und zwar durch entsprechende Symbole. Dabei wird zugleich vorausgesetzt, dass diese Tat Gottes ohne einen menschlichen Mittler nicht auskommt. Andernfalls käme diese universale Kommunikation und Vermittlung der einmaligen Tat in symbolischer Form nicht zustande.

      Daher kann Jesus Christus der Mittler der Gottesherrschaft, durch Symbole die Menschen an seiner geschichtlichen Heilstat teilhaben lassen: durch die reale memoria dieser Tat in der Vergangenheit und durch dieser Tat in der Vergangenheit und durch den Zeichenvollzug, der eine künftige Verheißung repräsentiert und antizipiert, nämlich die volle eschatologische Realisierung des durch diese Tat gewirkten Heils.

       3.5 Die lebensweltliche Konkretisierung in der Pluralität der Symbole

      Die eigene Lebensgeschichte bleibt dem Menschen niemals äußerlich. Sie ist der zeitlich strukturierte Selbstausdruck, durch den er sich in die Vollendetheit seiner personalen Aktualität einholt.

      In der Lebensgeschichte gibt es signifikante Ereignisse, die zu Schlüsselsymbolen und Wendepunkten menschlicher Existenz werden. Empfängnis und Geburt des Menschen sind über die Positivität des Ereignisses hinaus zugleich Symbole des Anfangs eines endlichen Geistes in der Welt überhaupt. Ihnen ist darum eine natürliche Zeichendimension inne, die auf den absoluten Anfang des Menschen in Gott verweist.

      Das

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