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Platz, um das Frauchen bei der Arbeit zu beaufsichtigen. Auf Augenhöhe eben.

      Also: Ein richtiger Kratzbaum musste her. Einer mit mehreren Etagen, einer Höhle, und zwei Sitzplätzen. Gesagt. Bestellt. Geliefert. Zusammengebaut. Wir haben ihn ins Wohnzimmer gestellt auf der linken Seite der Fensterfront, die zum Südwest-Balkon rausging. Eine Position, von der aus die beiden einen großartigen Überblick haben sollten: In die Wohnung hinein, Richtung Eingang und auch nach draußen. Kratzbaum mit Aussicht.

      Was ich nicht bedacht hatte, war Max‘ Größe im Vergleich zur Standardgröße für Kratzbäume. Max inspizierte die Anschaffung, kraxelte hoch, quetschte sich in die Höhle und schaute mich vorwurfsvoll an. „Siehst Du nicht, dass das viel zu klein für mich ist?“

      Ja, klar. Jetzt sah ich das auch. Die Normalausführungen waren für viel kleinere Katzen oder auch „normale“ Katzen. Flix mit seinen 3,5 Kilogramm hatte im ersten Jahr sehr viel Freude an diesem Kratzbaum. Er saß oft ganz oben drauf und schaute in die Welt. Im Sommer kuschelte er sich auch gern in die Höhle hinein, um sich vor zu viel Sonne zu schützen. Es wurde bald Flix‘ persönlicher Kratzbaum.

      Ein XXL-Kratzbaum für Max musste her. Der Standort war schnell gefunden. Links vom Kamin war Platz. Der Korbsessel, der dort stand, war eigentlich eher Deko und konnte weichen. Also, die Anschaffung eines Kratzbaumes für Max‘ Größe war dann noch mal eine echte Investition. Er war aber sein Geld absolut wert: Sehr stabil, mit zwei verschieden großen Mulden, einer großen Sitzschale, einer Höhle und zwei Sitzbrettern. Alles in Etagen, vom Boden bis zur Decke. Ein Deckenspanner.

      Sein Herrchen hat ihm diesen XXL-Kratzbaum zusammengebaut und implementiert. Es fällt mir schwer zu sagen, wer daran mehr Freude hatte. Schon während des Zusammenbauens stand Max erwartungsfroh daneben oder er lief über die vielen einzelnen Teile, die da schon zum Verbauen bereitstanden, vor und zurück. Michael hatte eine wahre Freude, das für die beiden Tigerchen – vor allem für Max – zu bauen.

      Es kam der Tag der Fertigstellung! Nun, was würden die beiden machen?

      Die Eroberung des Kratzbaumes geschah in verschiedenen Phasen. Erstmal lag Max in der unteren, viel kleineren Mulde. Genau da wo er wegen seines Gewichtes natürlich nicht liegen sollte. Murphy’s Law könnte man sagen. Und Flix sprang geschwind mit Eleganz ganz nach oben in die große Mulde, die eigentlich für Katzen mit Max‘ Gewicht ausgelegt waren. Das hielt nicht lange vor und Max entdeckte den gesamten Baum mit all seinen Möglichkeiten.

      In Alphakatermanier hat er Flix ganz flott vom Chefplatz weggekloppt. Ab diesem Zeitpunkt war er oben – und nur noch er. Flix durfte nicht mehr, solange Max der Chefkater war und die Position verteidigen konnte. Später, wenige Monate vor seinem Tod, veränderte sich das Kräfteverhältnis der beiden und Flix hat erst zaghaft und dann immer bestimmter den Chefplatz übernommen. Das ging sachte und ohne Klopperei vonstatten. Max hatte seinen Abgang geplant und für eine ordnungsgemäße Übergabe der Pflichten gesorgt als es an der Zeit war und er spürte, dass er Flix aktiv stärken musste.

      Hatten wir, ich meine, Max und Flix, nun nicht genügend Kratzmöglichkeiten? Eigentlich schon, könnte man meinen. Wenn da nicht das Regal neben dem Schrank in Michaels Arbeitszimmer gewesen wäre. Beide Kater schafften es irgendwie vom Regal in Kommodenhöhe auf den Schrank zu springen. Runter tat es immer richtige Schläge und uns taten die Knochen unserer beiden doch schon etwas älteren Herren leid.

      Also haben wir einen „Teilbaum“ implementiert, einen Altherren-Schrank-Aufgang sozusagen. Der wurde von beiden vor allem im ersten Jahr oft frequentiert. Flix nutzte den Schrankaufgang immer sofort, wenn Besuch kam. Dann kamen seine alten Ängste hoch und er flüchtete auf den Schrank. Und blieb da. Ansonsten hatte er einfach Spaß daran, auf den Schrank zu springen und seine Welt von oben anzusehen.

      Im ersten Jahr fanden wir ihn oft morgens auf dem Schrank sitzend, wartend bis das Personal endlich soweit war, um das Frühstück zu servieren. Später dann, je mehr Vertrauen er aufbaute, kam er lieber ins Schlafzimmer und weckte uns auf, um etwas zu kuscheln und sicherzustellen, dass alle morgendlichen Prozesse der Katerversorgung endlich anliefen.

       Sonne zum Frühstück

      Vor allem Max entwickelte sich zu einem Sommersonne-Genießer-Kater. Schon im ersten, aber noch mehr im zweiten gemeinsamen Sommer, begannen seine Tage mit dem Frühstück auf der Loggia im Sonnenschein. Ein Sonnenbad am Morgen kann ja nicht schaden. Er entwickelte sein Vorgehen Stück für Stück so weit, dass er auf dem Gartentisch Platz nahm, um in der bestmöglichen Sonnenposition zu verweilen.

      Während ich mit meinem Smoothie und Cappuccino rauskam, hatte sich Max schon längst lang gestreckt, die Sonne genießend. Ach, wie sehr ich diese Momente mit ihm genossen habe. Wir haben gekuschelt und uns unterhalten und den Tag zusammen begonnen. In Ruhe. In Liebe. In Frieden. Es waren innige, vertraute Momente. Und Max hatte so viel Sonneneinstrahlung genossen, wie sein Körper anscheinend für die Vitamin-D-Aktivierung brauchte. Nicht zu viel und nicht zu wenig.

      Zu Anfang hatte er meine Frühstücksgewohnheiten doch sehr bestaunt. Grüne Sachen im Glas? „Und das willst Du trinken?“ Er hat das auch vorsichtig für mich beschnuppert. Es wäre ja keinem gedient, wenn das Servicepersonal sich selbst vergiften würde. Er befand es dann aber meist für in Ordnung. „Nun ja, was die Menschen so zu sich nehmen“, schien er zu denken.

      Wenn Michael da war und sein Müsli mit frischem Obst mit auf den Tisch kam, war er daran oft noch interessierter als am Smoothie. Auch das Essen des Herrchens musste mal begutachtet werden. Wieder was anderes.

      Die unendliche innere Ruhe, diesen inneren Frieden, den Max besonders in diesen Morgenmomenten ausstrahlte, waren wunderbar. Ich habe auch darin sehr viel von ihm gelernt. Dieses Annehmen des Moments, dieses glücklich sein in diesen Augenblicken, das war eine wunderbare Lektion, die mir Sir Max regelmäßig zu Teil werden ließ.

      So saßen wir für einige Momente in der Sonne. Still. Selig. In uns gekehrt. Verbunden. Glücklich. Dann haben wir geknuddelt, Max wollte gerne gestreichelt werden, Stirn, Ohren, Rücken kraulen, das fand er toll. Sobald er genug hatte, ging er einfach in den Schatten. Und ich an meinen Schreibtisch.

      Im ersten Sommer waren wir nach langen Iterationen, um seine Nierenineffizienz in den Griff zu bekommen, in der nahegelegenen Tierklinik zu einer umfangreichen Diagnose. Das erzähle ich später noch mal im Detail, im Kapitel „Max‘ Chronische Niereninsuffizienz.“ Jedenfalls hatte Max wegen der Ultraschalluntersuchung ein rasiertes Unterbäuchlein. Da es mitten im Sommer war, sagte die Tierärztin, dass er nicht länger als zwanzig Minuten in der prallen Sonne liegen solle, bis das Fell wieder nachgewachsen sei.

      Und siehe da, Max hatte dieses Wissen bereits in sich. Unglaublich, aber wenn er mal tiefenentspannt auf der Seite lag und sein Bäuchlein von den morgendlichen Sonnenstrahlen erwärmen ließ, konnte man wirklich die Uhr danach stellen. Nach spätestens zwanzig Minuten wechselte er in den Schatten.

      Das war Max. Intelligent. Weise. Reflektierend. Meist dominierend. Und unwiderstehlich. Sir Max eben.

       Wie Katzen trinken – oder eben nicht

      Es steht viel geschrieben, wie Katzen am besten angehalten werden können, zu trinken. Dass sie als Wüstentiere eher sehr wenig trinken, macht es ihnen in ihrem domestizierten Leben natürlich nicht leichter.

      Also, Wassernäpfe (genau, idealerweise mehrere) aufstellen, aber nicht in Futternähe. Und ein Trinkbrunnen würde wahre Wunder bewirken und die Trinkmengen der Katzen um bis zu 30 Prozent steigern. Fließendes Wasser wäre ebenfalls sehr wichtig, um Katzen zum Trinken zu animieren. Klingt erstmal alles recht logisch.

      Da wir mit Max einen Kater mit Nierenineffizienz hatten, war trinken besonders wichtig. Und ausgerechnet Max war eigentlich nie an irgendeinem der zahlreichen Wasserstellen zu beobachten. Gerade er würde es aber am meisten brauchen.

      Die Entscheidung war schnell gefällt: Zusätzlich zu den Wassernäpfen an verschiedenen Stellen musste ein Trinkbrunnen her. Der erste, den wir hatten, überzeugte durch tolle Empfehlungen, sowohl was die Effektivität als auch die Reinigung betraf. Leider sah er eher aus wie ein tiefergelegtes Bidet. Alles gar kein

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