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hätten wir.»

      «Aber seichen muss ich zuerst noch rasch», fügte er hinzu, als wir uns dem Lift näherten. «Sonst mach’ ich mir noch die Hosen nass. Gestern habe ich zweimal die Unterhosen wechseln müssen. Wetten, das Bestrahlen ist schuld. Muss immer gleich rennen. – Meinetwegen; besser, man kann noch, als dass man nicht mehr kann.»

      Die Tür zu den Toiletten fiel hinter ihm zu. Ich wartete im Gang.

      Zigarettenpäckchen öffnen, Virginies, ohne Filter, blauweiss. Am Kiosk des Spitals waren sie nicht erhältlich; er kaufte sie im «Löwen»; Frau Budmiger, die Wirtin, besorgte sie ihm. Er riss das Päckchen oben rundum auf, knüllte das Deck- und das Silberpapier zusammen. Nicht nötig, nur ein kleines Loch aufzureissen, dass knapp vier, fünf Zigaretten sichtbar wurden und bequem herausgezogen werden konnten: rundum riss er das Päckchen auf – er wusste, es würde bald leer sein, er würde es nicht tagelang herumtragen, die Zigaretten würden nicht rausfallen, kein Tabak würde in die Jackentasche herauskrümeln. Zwei Päckchen rauchte er im Tag, seit über fünfzig Jahren, bisweilen waren es auch mehr als zwei Päckchen im Tag gewesen. Es hatte sich ihm nicht auf die Lunge geschlagen, sterben würde er jetzt an was anderem. Zwar der kurze Atem war da, der Raucherhusten, doch daran würde er nicht sterben, noch lange nicht.

      In Morgenröcken, Trainingsanzügen, Bademänteln sassen die Leute in der Halle. Pantoffeln, Sandaletten, eingegipste Beine, Metallkrücken, Infusionsständer. Die Frauen hatten sich mit der Schminke Mühe gegeben. Einige sahen unwahrscheinlich gesund aus, einige waren grau und gelb im Gesicht.

      Männer in grünen Blusen und Hosen blieben für einen Schwatz stehen. Das Fräulein bei der Auskunft hatte viel zu tun. Im Raum hinter der Abschrankung verteilte ein Mann Post in die Fächer.

      «Finger weg – das kann ich selber!» protestierte er, als er sich auf die Untersuchungsliege hinaufzog und der Pfleger ihm dabei helfen wollte. «Potz, bequem ist’s da oben! Weckt mich dann, falls ich eingeschlafen sein sollte, wenn Ihr fertig seid.»

      Der Doktor suchte in der Plastikschachtel rum, die ihm der Pfleger hingestellt. Die richtige Pinzette fehlte. Der Pfleger holte ein anderes Besteck im Nebenzimmer.

      Umständliches Hantieren mit Messerchen und Tupfern, als hätte der Doktor dergleichen seit Jahren nicht mehr gemacht.

      «Geht’s, Herr Haller?»

      «Warum sollte es nicht gehen?»

      Über den gebeugten Rücken des Arztes hinweg lächelte der Pfleger zu mir herüber. Auch er schaute zu, hatte nichts zu tun.

      Der Vater lag auf dem Bauch, den Kopf zum Fenster hin abgewinkelt. Mit der rechten Hand hielt er sich an der Liege fest. Der linke Arm hing herunter. Die Hosenbeine waren etwas hinaufgerutscht; der eine Socken an der Wade oben, der andere schief um den verdickten Knöchel gekrempelt. Am frischen Profil der Gummisohlen sah man, dass die Turnschuhe erst kürzlich gekauft worden waren.

      Gewebeprobe entnehmen, nannten sie das.

      Ein Pflästerchen drauf – von der Liege herunterrutschen.

      «Hat’s weh getan?»

      «Nicht die Spur.»

      «In einer Woche kommen Sie wieder vorbei. Dann wissen wir mehr. Und sehen auch, wie das Bestrahlen inzwischen angeschlagen hat.»

      Kamillosansalbe verschrieb ihm der Doktor eine Woche darauf, als die Haut am Rücken violettrot war. Die Strahlendosis war zu gross gewesen.

      Die Behandlung wirke, sagte der Doktor. Er sei selber darüber erstaunt, wie gut sie wirke. Die diversen Knoten seien schon schön zurückgegangen. Man sei auf dem rechten Weg. Im jetzigen Zeitpunkt allerdings sei es angezeigt, ein wenig zu pausieren. Man müsse natürlich später nochmals. Doch die Haut solle sich zuerst ein wenig erholen können.

      Der Vater fluchte. Nicht vor dem Doktor, da hielt er sich zurück. Aber sobald wir in der Kabine waren, legte er los, dass man’s im Konsultationszimmer bestimmt mithören konnte.

      «Soll er’s doch hören! Wart nur, dem werd’ ich auch ins Gesicht hinein noch meine Meinung sagen. Nicht ihn brennt’s am Rücken jetzt! Pausieren ein wenig – dass ich nicht lache! Das hätte ihnen früher in den Sinn kommen können, haben den Rücken jeden zweiten Tag vor ihrer Nase gehabt! Sind alles die gleichen Deppen, tun wichtig und wissen nichts. Wenn sie’s noch zugäben – aber das tun sie nicht. Doktern weiter drauflos. Hopp, hü! ’s ist ja nicht ihr eigener Buckel, den sie unter die Maschine legen. Diesen Sonnenbrand da hätte ich billiger haben können.»

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