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Eltern von wählerischen Essern aber trotzdem oft Angst davor, dass ihr Kind in ihren Augen nicht ausreichend proteinreiche Nahrung zu sich nehmen könnte.

      »Ein Eiweißmangel ist selbst bei Kindern mit schwersten Essstörungen sehr selten!«

      Wenn Sie nicht gerade versuchen, bei einem Picky Eater die Nahrungsauswahl stark zu beschränken, ist es so gut wie unmöglich, einen Proteinmangel zu provozieren.

      Das Lego-Prinzip

      Eiweißstrukturen baut sich der menschliche Körper nach dem Lego-Prinzip zusammen: In vielen Lebensmitteln stecken die passende Bausteinchen dazu – die Aminosäuren.

      Um am Ende die Legosteine zu den benötigten Proteinen zusammenfügen zu können, brauchen wir 21 Aminosäuren. Klingt erstmal viel – allerdings müssen von diesen bloß acht bis 12 aus der Nahrung kommen: Isoleucin, Leucin, Lysin, Methionin, Phenylalanin, Threonin, Tryptophan und Valin können wir nicht selbst herstellen. Deshalb heißen diese Legosteinchen »essenzielle« – also lebenswichtige – Aminosäuren. Dazu kommen die semi-essenziellen Eiweißbausteine, die teilweise unentbehrlichen Legosteinchen, die nur unter bestimmten Bedingungen – in bestimmten Lebensphasen zum Beispiel – über die Nahrung aufgenommen werden müssen, weil der Körper sie nicht oder nicht in ausreichender Menge selbst herstellen kann.

      Der große Haken: Wenn eine lebenswichtige Aminosäure dauerhaft fehlt, sehen wir alt aus. Dann zerschlägt unser Körper das unfertige Legobauwerk, das es nicht bis zum fertigen Protein geschafft hat, verwendet es anders oder entsorgt es gleich komplett. So kann kein gesundes Wachstum stattfinden.

      Wie viel braucht mein Kind?

      Anders als es uns die Werbung weismachen will, sind Kinder und auch Erwachsene in der Regel über die Nahrung mit mehr als ausreichend Protein versorgt. Eine Ausnahme sind Säuglinge, deren deutlich größerer Eiweißbedarf aber über die Muttermilch oder eine industriell hergestellte Säuglingsanfangsnahrung ebenfalls auf einfache Weise sicher abgedeckt wird. Kinder, Jugendliche und

      Erwachsene benötigen ungefähr 1 Gramm Protein pro Kilogramm Körpergewicht.

      Eher als eine Unterversorgung, scheint manchen Fachleuten zufolge eine Überversorgung mit dem Nährstoff Eiweiß das Risiko für bestimmte Krankheiten zu erhöhen.

      Doch gerade, wenn Sie einen wählerischen, kleinen Esser zu Hause haben, gehört eine Überversorgung wahrscheinlich nicht zu ihren stärkeren Befürchtungen.

      WICHTIG FÜR KINDER

      Heranwachsende brauchen zwar mehr unterschiedliche Aminosäuren als Erwachsene, aber trotzdem ist Ihr Gesamtproteinbedarf in aller Regel sehr schnell gedeckt.

      EIWEISSQUELLEN

      Viele proteinreiche Lebensmittel enthalten einzeln schon alle wichtigen Aminosäuren. Trotzdem ist es natürlich eine gute Idee, etwas abzuwechseln zwischen Eiern, Geflügel, Fisch, Hülsenfrüchten, Quinoa und Milchprodukten. Sie alle enthalten jeweils alle oder die meisten essenziellen Aminosäuren. Darüber hinaus sind viele andere Lebensmittel, wie Nüsse oder Getreide und Hülsenfrüchte hervorragende Eiweißlieferanten.

      Eier beispielsweise sind oft sogar in zu großer Menge in Fertignahrung »versteckt« – unter anderem deshalb ist selbst bei phasenweise fragwürdigen Essgewohnheiten, ein Proteinmangel so selten. Falls ihr Kind also eines oder mehrere der folgenden Lebensmittel zu sich nimmt, sind Sie in jedem Fall auf der sicheren Seite.

      Mag ihr Kind zum Beispiel:

       Milch oder Kakao

       Käse, Quark, Sahne, Butter oder Joghurt

       Bohnen oder Linsen

       Schnitzel, Würstchen, Steak oder Hähnchen

       Müsliriegel oder Walnüsse

       Rührei oder Rührkuchen

       Lachs, Erdnussbutter oder Erbsen?

      Das sind wichtige, aber bei Weitem nicht die einzigen guten Proteinquellen. Seien Sie also versichert, dass Sie sich um eine ausreichende Proteinzufuhr keine Sorgen machen müssen: Ihr Kind hat, was es braucht.

      EIWEISSVERFÜGBARKEIT

      Neben der Menge kann man auch noch die Verfügbarkeit von Eiweiß betrachten. Denn nicht jedes Protein ist gleich gut im Körper verwertbar. Eier etwa sind eine besonders gut verfügbare Proteinquelle. So gut sogar, dass ein Hühnerei dazu dient, alle anderen Lebensmittel daran zu messen. Ist ein Protein aus einem anderen Lebensmittel genauso gut verfügbar wie im Hühnerei, gibt es 100 Punkte. Ist es weniger gut für den menschlichen Körper verfügbar, gibt es entsprechend Punktabzug.

      WAS SIND FETTE?

      Fett klingt erstmal verdächtig nach Übergewicht. Deshalb werden so viele Produkte werbewirksam mit Begriffen wie »fettreduziert«, »Low Fat« oder »nur 0,1 % Fett« beworben. Während wir alle wissen, dass eine übermäßige Kalorienzufuhr, zu der Fett natürlich beitragen kann, irgendwann zu Übergewicht und infolgedessen eventuell zu Krankheiten führen kann, sollten wir uns in Erinnerung rufen, dass Fett nichts Schlechtes ist.

      Im Gegenteil: Fette sind lebensnotwendig! Sie versorgen uns nicht nur mit viel Energie, sondern sie halten uns sogar warm, indem sie unsere Körper gegen Kälte schützen. Das gilt für jeden gesunden Menschen, denn eine Fettschicht ist nötig, um ein Auskühlen des Körpers zu verhindern. Sehr stark untergewichtige Menschen müssen sich deshalb oft zusätzlich wärmen, um ihre Körpertemperatur aufrechterhalten zu können.

      Fette sind auch unabdingbar, um bestimmte Vitamine für den Körper verfügbar zu machen und sie spielen beim Aufbau unserer Körperzellen eine entscheidende Rolle.

      »Fette sind grundsätzlich unsere Freunde und es gibt keinen Grund, sie zu verteufeln.«

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      Schon Omi wusste: Mit Butter kann man nichts verkehrt machen.

      Was steckt dahinter?

      Es gibt sehr viele unterschiedliche Sorten von Fett; allen gemeinsam ist ihre hohe Energiedichte mit 9 kcal pro Gramm. Zum Vergleich: Ein Teelöffel Butter hat 36 kcal, die gleiche Menge Haushaltszucker gerade mal 19 kcal. Deshalb sind Fette für Mensch, Tier und sogar für viele Pflanzen ein so überaus wertvoller Energievorrat für schlechte Zeiten. Man kann relativ geringe Mengen davon aufnehmen und bekommt dafür reichlich Energie. Alles, was nicht verbraucht wird, kann der Körper in Fettzellen speichern. Das Fett ist wichtig als Polster unter unseren Fußsohlen, für die Gelenke, die Wangen, die Nieren, die Herzkrankgefäße und die Augen. Was darüber hinaus gespeichet wird, landet in den Depots am Bauch.

      Was braucht mein Kind?

      Eine Unterversorgung mit Fett ist praktisch ausgeschlossen, wenn ihr Kind nicht stark untergewichtig ist. Vorsichtige Empfehlungen gehen davon aus, dass Fett in der Ernährung etwa 50 Prozent beim gestillten Säugling und bis zu 35 Prozent im Kleinkind- und Kindesalter ausmachen sollten. Wenn Sie sich erinnern, wie viel Energie in Fett steckt, sind diese Werte sehr schnell erreicht.

      Lebensmittel mit sehr viel Fett verbinden wir gerechtfertigterweise häufig mit »ungesunder Ernährung«: Kekse, Kuchen, Pommes frites, Chips, Hähnchen-Nuggets und Berliner. Aber was ist mit dem Olivenöl-Dressing, dem Butterbrot, dem fetten Lachsfilet, dem Schinken oder der Tüte Studentenfutter?

      Wir müssen hierbei immer zwei Dinge trennen: Die Energie, die das Fett liefert, und die sonstigen positiven und negativen Auswirkungen, die es auf den Körper hat: Fett puffert unsere Fußsohlen und Gelenke, isoliert uns gegen Kälte und bildet sogar Hormone – im Übermaß und in falscher Form konsumiert kann es im ungünstigen Fall eben auch ein Baustein für Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen

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