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von 20 oder 30 Metern gehabt haben.

      Sie schienen eins mit ihrer Umgebung zu sein, Geschöpfe und Bewohner der Wüste wie die gigantischen Sandwürmer in dem Wüstenplaneten von Frank Herbert, die zugleich Reittiere und Gottheiten waren. Die kleinere Abart schien jedoch eher ein Wirt für Parasiten zu sein, die den Würmern in Scharen folgten, wie die Wüstenspringmäuse, die die auffliegenden Insekten in der Luft fingen oder Madenhacker, die auf den Rücken der Ungeheuer saßen und sie vom Ungeziefer säuberten. Manchmal erhob einer dieser Riesenwürmer seinen Kopf hoch über den Sand und öffnete brüllend sein Maul zu einem Gähnen, das das Fürchten lehrte – aus dem schwarzen Schlund traf meinem Gefährten und mich ein so giftiger Pesthauch, dass wir beinahe in Ohnmacht gefallen wären, wenn er nicht unsere Fahrt beschleunigt hätte, um dem Dunstkreis dieser Ungeheuer zu entkommen.

      Die Fahrt ging unablässig weiter und schien überhaupt kein Ende nehmen zu wollen. Hatte sie denn irgendein Ziel? Welcher Sinn lag darin, dass ich von einem Verrückten, der nicht sprechen konnte oder dessen Sprache ich nicht verstand, gezwungen worden war, diesen Schlitten zu besteigen und mit ihm durch Wüste zu rasen, deren Entstehung in der Umgebung aus ich gekommen, mir vollkommen unbegreiflich war? Der Fahrer saß steif wie ein Roboter auf seinem Sitz, zeigte keinerlei Zeichen von Ermüdung und reagierte auch nicht, als ich mehrere Male versuchte, ihn zum Anhalten zu bewegen. War das, was ich erlebte und sah, überhaupt wirklich oder träumte ich es nur? Auch die riesigen Sandwürmer auf dem Wüstenplaneten gab es ja in Wirklichkeit nicht, obgleich Frank Herbert sie so genau beschrieben hatte, als hätte er sie tatsächlich gesehen. Allmählich begann ich, über Sinn und Unsinn des Lebens im Allgemeinen und meiner eigenen Existenz im besonderen nachzudenken, kam aber zu keinem Ergebnis. Es gab allerdings einen ganz konkreten Grund für meine Traumreise oder, was auch immer sie bedeutete und der fiel mir glücklicherweise im gleichen Augenblick wieder ein, indem meine Gedanken ins Bodenlosen zu versinken drohten: Ich war durch das grüne Tor gegangen und hatte den Schlitten bestiegen, um Andrea zu suchen und sobald wie möglich wiederzufinden. Jedenfalls hatte ich das gehofft. Aber gab es dafür jetzt noch eine reelle Chance?

      Aus diesen Gedanken, die mich in eine Art Dämmerzustand versetzt hatten, wurde ich durch eine leichte Bewegung vor mir aufgestört. Die Steifheit des Mannes am Steuer löste sich und er warf seinen Körper ruckartig hin und her. Er drehte sich sogar ein paarmal nach mir um und warf mir Blicke zu, die irgendwie hilflos wirkten. Irgend etwas schien ihn zu beunruhigen, aber ich konnte – jedenfalls zuerst – keinen Grund dafür erkennen. Da fiel mir auf, dass der Weg, der bisher immer deutlich vor uns ins Unabsehbare geführt hatte, plötzlich nicht mehr klar zu erkennen war. Es flimmerte vor unseren Augen und dieses Flimmern warf mehrere Luftspiegelungen in verschiedenen Farben – grau, grün, rot, gelb, blau – auf eine riesige Filmleinwand, die sich vor uns erhob und uns offenbar am Weiterfahren hindern wollte.

      Eine Fata Morgana? Wann uns durch sie von weitem tatsächlich eine Oase mit frischem Grün und sprudelnden Wasserquellen winkte, konnten wir nicht nur ungehindert unsere Fahrt fortsetzen, sondern sollten unser Tempo beschleunigen, um sie möglichst schnell zu erreichen. Aber bekanntlich gaukeln solche Illusionen dem verdurstenden Wüstenwanderer häufig etwas vor, das es gar nicht oder nur in unerreichbarer Ferne gibt. Ich war nicht ganz sicher, ob es sich hier um eine solche Fata Morgana oder vielleicht nicht doch etwas anderes handelte. Aber das Bild wich vor uns zurück, zog sich zusammen und nahm zugleich an Schärfe und Deutlichkeit zu. Ich erkannte einzelne sich bewegende Figuren, die wie Blumen, vom Wind erfasst auf langen Stängeln hin und her schwenkten und ihre Blütenkelche öffneten und schlossen. Eine dieser Blumen – eine riesige dunkelrote Orchidee inmitten eines Farbenmeers kleinerer Blüten und eines grünen Beetes von Gräsern, Disteln, Kakteen und Brennnesseln, die sie umrankten – drehte uns ihre Blüte wie den Kopf eines Ungeheuers entgegen und öffnete den Blütenkelch wie ein Tier sein gefräßiges Maul. Schwärme von großen und kleinen Insekten verschwanden auf Nimmerwiedersehen darin, sei es, dass sie von dem betörenden Duft der Blüte angezogen wurden oder von ihrer Farbenpracht. Ja, ich glaubte sogar Wüstenspringmäuse, Madenhacker und andere Kleintiere in dem Schwarm zu erkennen, der sein Grab in dem unersättlichen Schlund dieses Ungeheuerst fand, das die größte fleischfressende Pflanze war, die ich je gesehen hatte. Jetzt verstand ich auch die Angst meines Fahrers, der mit aller Kraft versuchte, unseren Schlitten zum Stehen zu bringen. Zwar gelang es ihm, aber es war trotzdem zu spät für ihn. Eine riesige gelbe Zunge schoss aus dem Maul hervor, näherte sich meinem Gefährten, ringelte sich um ihn wie eine Schlange, die ihr Opfer mit ihrem Leib fesselt und bewegungsunfähig macht, um es dann zu verschlingen. Der Schrei des Mannes, der zwar nicht mein Freund, aber das einzige mitmenschliche Wesen in dieser schrecklichen Einöde gewesen war, schien einige Sekunden lang das Gelände um mich zu erfüllen. Dann verschwand sein Körper im Rachen des Monstrums, das sein Maul zuklappte, als habe es nun erst seinen schlimmsten Hunger gestillt.

      War das noch Illusion? Was ich für eine bloße Luftspiegelung gehalten hatte, war uns nahegekommen, hatte wie die Sphinx vor den Toren Tibets ihr lebendiges Opfer gefordert. Die Verwandlung der lieblich lockenden Fata Morgana in die todbringenden Fangarme einer verschlingenden Wirklichkeit hinterließen bei mir Entsetzen und Furcht, die eine Weile sogar das Gefühl der Einsamkeit überwältigten. Denn nun war ganz alleine dem Wind und den Gefahren des Wüstensandes ausgesetzt. Ich rückte nach vorne auf den Führersitz und lenkte den Schlitten, so gut ich konnte, in dem sicheren Bewusstsein, nun kein Ziel mehr zu haben, an das ich immerhin geglaubt hatte, solange mein Gefährte noch existierte. Aber jetzt glaubte ich an nichts mehr, außer daran, dass diese Fahrt doch irgendwo und irgendwann enden müsste. Hunger und Durst begannen, mich zu plagen, mein Mund war ausgetrocknet und die Sonne, die sich bisher hinter Wolken verborgen und den Himmel nur schwach erhellt hatte, brannte mir jetzt ins Gesicht und auf den Rücken. Während meine Lebens- und Willenskraft zusehends erlahmten und ich vor Schwäche und Müdigkeit beinahe vornüber fiel, riss mich ein mächtiges Rauschen dicht über mir aus meinem gefährlichen Dämmerzustand. Ich sah nach oben und erblickte einen riesigen Geier, der sich im Sturzflug auf mich herabgesenkt hatte und nun mit ausgebreiteten Schwingen und aufgesperrtem Schnabel nur wenige Meter über meinen Kopf schwebte. Das ist ein sicheres Zeichen dafür, dass ich bald sterben werde, dachte ich und sah hoch über mir am Himmel noch weitere dieser Aasfresser und Totenvögel wie große schwarze Punkte kreisen. Und wäre nicht jetzt gleich oder hier, dann ist der Tod doch unmittelbar in der Nähe.

      Ich fuhr weiter, ohne mich um die Geier zu kümmern – es hätte keinen Sinn gehabt. Ich musste so schnell wie möglich weg von hier und nach einiger Zeit würden sie sich vielleicht um mich kümmern. Überall auf dem heißen Sand lagen Kadaver von kleinen und großen Tieren, die in der Hitze verreckt waren und bitteren Verwesungsgeruch ausströmten. Der Gestank lockte von allen Seiten Aas- und langhalsige Gänsegeier heran, die sich auf den Kadavern niederließen, sie aufrissen und große Fleischstücke aus ihnen heraus hackten. Um die größten Stücke stritten sie unter ohrenbetäubendem Geschrei, rissen sie sich gegenseitig weg und gingen immer wieder mit wütenden Schnabelhieben aufeinander los. So sehr mich dieses Schauspiel mit Ekel erfüllte, lenkte es mich doch von einem anderen ab, das, wie ich aus Erfahrung wusste, eine wirkliche Gefahr darstellte. Nein, ich wollte nicht sterben, noch nicht und ein Fraß für die Geier werden. Aber ich wollte auch nicht...

      Da war sie wieder, jene große fleischfressende Orchidee in Gestalt einer berückenden Fata Morgana, die sich mir entgegen neigte und ihren Blütenkelch öffnete, um mich zu verschlingen. Ich hatte sie zuerst nicht gesehen, aber ihre Gegenwart gespürt und jetzt fuhr ich direkt auf sie zu, während mich der Gedanke an meinen unglücklichen Gefährten zugleich mit der Angst überfiel, den Schlitten nicht mehr rechtzeitig bremsen zu können. Während ich es versuchte, fiel mir bei Näherkommen auf, dass sich das Antlitz der Blume auf seltsame Art verändert hatte. Ihre ehemals prächtigen Blütenblätter leuchteten nicht mehr in dunklem Rot, sondern waren verblasst; einige erschienen sogar gelblich und verwelkt, hingen schlaff auf der Seite, lösten sich vom Dolden und fielen zu Boden. Aus dem geöffneten Maul kroch eine schwarze Spinne, der Hunderte ihrer Art folgten und sich an silbern glänzenden Fäden zu Boden fallen ließen. Die Pflanze aber brach zusammen und war bald nur noch als ein dunkler formloser Haufen, eingehüllt von Spinnweben, zu erkennen. So, wie sie unzähligen Lebewesen den Tod gebracht hatte, war sie jetzt selbst ein Opfer der Spinnen geworden.

      Der Schrecken über

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