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Als Erinnerung noch Realität war. Harry H.Clever
Читать онлайн.Название Als Erinnerung noch Realität war
Год выпуска 0
isbn 9783347111813
Автор произведения Harry H.Clever
Жанр Биографии и Мемуары
Серия Biographisches von Harry H.Clever
Издательство Readbox publishing GmbH
Da ich ja sowieso schon ein Jahr später dran war als normal, ich hatte ja mein Zweites, durch Krieg und Kriegsende bedingtes total ausgefallenes Schuljahr praktisch noch nachholen müssen. Dieses zweite Schuljahr war ja durch die Kriegsendzeit, in der viele noch vorhandene Schulen damals geschlossen wurden, und auch durch unsere indirekte Flucht, die Beendigung unserer Zwangsevakuierung aus dem thüringischen Bereich dann gänzlich ausgefallen waren.
Daher habe ich erst mit knapp fünfzehn Jahren mit dem neunten Schuljahr, in der achten Klasse meine Volksschulzeit, damals wurde die Grundschule im Allgemeinen noch so genannt, regulär abgeschlossen.
Ganz gegen die übliche Handhabung bei der Berufsberatung, war ich dann mehrmals dort vorstellig geworden. In Anbetracht meines gesundheitlichen Handykaps kamen dann auch eine ganze Reihe der angebotenen und damaligen möglichen Berufe, die meisten aber alle in einem Handwerk schon von selbst nicht in Frage.
In der direkten Nachkriegszeit war es eben auch noch so, dass man mit dem normalen Volkschul Abschluss nur in einem ausgewiesenen Handwerksberufe eine Lehre beginnen konnte, bei anderen Sparten, mit kaufmännischen Hintergrund wurde fast grundsätzlich eine fortgeschrittene Schulbildung verlangt.
Ein Kaleidoskop, bekanntlich ein kürzeres meist dreieckiges Rohr mit vielen bunten kleinen Glasstückchen in verschiedenen kleinen Kammern darin und in den bekannten vier Grundfarben ergeben auch dort, gegen Licht betrachtet bei leichter Drehung doch ein schönes respektables und manchmal auch faszinierendes, aber stets immer wieder, bei kleinster Bewegung ein neues buntes zersplittertes Gesamtbild.
Es sollte sich da schon zeigen, dass sich mein weiterer Lebens und Berufsverlauf doch recht vielfältig und bunt auch später noch darstellen würde, eben auch wie ein Kaleidoskop.
Dass mein gesamtes Leben diesem Farbspiel und Bild so ähnlich aussehen sollte, Vielfarbig und Zersplittert konnte man zu der Zeit überhaupt noch nicht vorrausschauen, höchstens ahnen.
Genau so wenig hätte man zu der Zeit ahnen können das ich sehr oft auch bei Zeitgeschichtlichen relevanten Begebenheiten maßgeblich beteiligt war und viele erfolgreiche und bekannte Persönlichkeiten kennen lernen durfte.
Denn zu der Zeit unmittelbar nach dem Krieg war praktisch noch Garnichts in einem geordneten fest kalkulierbaren Zustand, es wurde mehr improvisiert als verlässlich erstellt, in einer solchen ungewissen Zeit eine Lehrstelle finden war schon schwierig genug, um gewiss nicht zimperlich oder wählerisch zu sein, man musste schon froh sein das man eine Lehrstelle fand.
Fortsetzung einer Familientradition?
Mein Vater, den ich insgesamt noch nicht einmal ein halbes Jahr in meinem Leben gesehen hatte, war erst vor gar nicht langer Zeit gegen Ende 1948 schwerkrank aus der Kriegsgefangenschaft zu uns, in die Leihweise überlassene Wohnung nach Hause gekommen und kurz danach an einer verschleppten in Jugoslawien, besser gesagt Kroatien nicht fachgerecht ordentlich versorgten Blinddarmentzündung und Operation, an den daraus dann resultierenden zwölf offenen Bauchdecken Abszessen ist er dann auch, schon vor Mitte 1949 sehr bald, leider für mich viel zu früh und plötzlich verstorben.
Das malen übte er trotz seiner Krankheit bis zu Letzt aus, mit der linken Hand hielt er sich den schmerzenden Bauch um mit der rechten noch zwei Bilder so weit wie möglich dann doch noch fertig zubekommen während dem ich in der Zeit die Palette halten. und beim Farbenmischen helfen durfte.
In der verhältnismäßig kurzen aber recht intensiven, eben nur ein paar Wochen dauernden gemeinsamen Zeit habe ich eigentlich nur sehr wenig von ihm erfahren, in meinem ganzen Leben habe ich ihn leider insgesamt ja kaum mehr als ein halbes Jahr überhaupt bewusst gesehen und erlebt. In so kurzer Zeit, fast wie im Stenogrammstil oder Zeitraffer erfuhr ich eben nur einige wenige Dinge seines Lebens.
So auch, dass er eigentlich gelernter Metzger war, und mit einer recht langen beruflichen Familientradition aufwarten konnte, die bis in die 1775 er Jahre in der Region reichen sollte und auch über ein beachtliches musisches Talent, was ich ja auch selbst erleben und sehen konnte, in der Musik und der Landschaftsmalerei verfügte.
Aus diesem Grunde, dass er unterschwellig doch recht stolz auf seine lange Familientradition war, habe auch ich mich dann zu guter Letzt aus dem Bauch heraus auch für eine Metzgerlehre entschieden, ich wollte eben meinem Vater nacheifern.
Selbst für meine Mutter war diese Entscheidung eine rechte Überraschung, in diese Berufsrichtung war bis dahin bei uns nie ein Gedanke gewesen. Ich wollte nun, dazu war ich jetzt eisern entschlossen, den Beruf meines Vaters und meiner Vorfahren erlernen.
Diesen alten Beruf den ja schon viele Generationen, seit siebzehnhundertfünfzehn, also damals schon über zweihundert und dreißig Jahre in direkter Familienlinie bestand hatte.
Von den genauen Fakten über die beachtlich lange Ahnenreihe, die bis vor 1565 meiner väterlichen Seite zurück reicht, hatte ich aber im Detail zu der Zeit noch gar nichts gewusst und auch eben erst recht viel später erfahren. Zu der Zeit war mir auch noch gar nicht so richtig bewusst geworden, dass ich meine Großeltern und Verwandtschaft von väterlicher Seite her eigentlich noch gar nicht richtig kennen gelernt hatte, außer einer Großtante und die jüngere Schwester meines Vaters, genau genommen war mir die direkte Verwandtschaft väterlicher Seite vollkommen unbekannt.
Unbewusst, mehr intuitiv habe ich mich also kurzer Hand dafür entschieden und war fest entschlossen nun Metzger, diesen Beruf meiner Altvorderen von väterlicher Seite zu ergreifen. Es war der besagte Sprung ins kalte Wasser, da mir ja jede Art von Vorkenntnissen fehlte, die einzige Kenntnis die ich von einer Metzgerei besaß, hatte ich normal als Kind nur von dem Metzgerladen den ich nur ein paar Mal mit meiner Mutter als Kunde betreten hatte und eine miterlebte Hofschlachtung auf dem Land in Thüringen.
Meine zukünftige Lehrstelle wurde dann von der Berufsberatung vermittelt, die Stelle war in unmittelbarer Nähe zum Städtischen Krankenhaus in Barmen mit Kost und Logis. Wir fanden die angegebene Adresse in einer Siedlung mit vielen kleineren Ein und auch Zweifamilien Häusern in einer Seitenstraße. Zu einem ersten Gespräch und Zusammentreffen kam es dann im Laden mit meinem zukünftigen Ausbilder, bei der Vorstellung lernte ich auch gleich alle zum Hause gehörenden Personen kennen.
Ich sollte auch ein kleines eigenes Zimmer direkt neben dem, von dem gleichaltrigen Sohn der Familie bekommen. Ein eigenes kleines Zimmer für mich alleine, das war eine für mich gänzlich neue Situation, so was hatte ich bis dato noch nicht erlebt. Ich kannte bisher doch nur Notbehelfe, wo ein eigener Raum ein totales Fremdwort war, man war ja schon froh, dass man ein Bett für sich alleine hatte.
Ein Reich für mich allein und auf mich selbst gestellt, das machte mich einerseits unglaublich stolz aber andererseits auch recht unsicher, da ich so was ja noch nicht erlebt hatte. Ich kam dann nur an Samstagen am frühen Nachmittag und über Sonntag nach Hause.
Bei dem späteren abschließenden Gespräch meinte die Chefin die nicht viel größer war als ich, ich war damals gerade mal so einen Meter und Sechsundfünfzig groß. Lachend meinte sie, du bist schon fast fünfzehn und noch so klein und du willst jetzt also Metzger werden, na sehen wir mal, das werden wir schon hinkriegen. Sie hatte es wahrscheinlich gar nicht so gemeint, aber mich hat es doch arg getroffen.
Etwas konsterniert brachte ich zuerst mal kein Wort mehr heraus, ich nickte nur noch stumm und lies dann das weitere Prozedere der weiteren Besprechung und das Unterzeichnen des Lehrvertrages als für mich unvermeidlich über mich ergehen.
Eigentlich war ich froh als ich dann etwas später aus dem Laden wieder raus war, aber es gab jetzt kein Zurück mehr, jetzt war alles abgemacht ich hatte nun meinen Ausbildungsplatz, eine Lehrstelle. Das war mit Abstand das wichtigste und damals wahrhaftig auch keine Selbstverständlichkeit und das machte mich dann doch wiederum auch irgendwie froh und stolz.
Meine Mutter, die sehr froh darüber war das wir für mich endlich einen Ausbildungsplatz bekommen hatten, versuchte vergebens mich etwas aufzumuntern.
Zugegeben ich war nicht gerade groß aber, dass ich zu klein sein sollte, hat mich dann doch etwas empfindlich getroffen. Darüber, dass