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Als Erinnerung noch Realität war. Harry H.Clever
Читать онлайн.Название Als Erinnerung noch Realität war
Год выпуска 0
isbn 9783347111813
Автор произведения Harry H.Clever
Жанр Биографии и Мемуары
Серия Biographisches von Harry H.Clever
Издательство Readbox publishing GmbH
Im Geschäft etwas später wieder angekommen musste ich dann aber doch noch, trotz meines Handicaps erst mal meine Arbeitsstelle in der Wurstküche aufräumen und säubern. Das einzige was meinen Chef im Moment zu interessieren schien war die Frage wie lange ich denn jetzt ausfallen würde. Danach musste ich dann auch noch wie immer bei Ladenschluss beim abendlichen Laden ausräumen, praktisch Einhändig auch noch mithelfen, denn die gesamte Auslegeware aus der Theke musste ja aufgeräumt und ins Kühlhaus gebracht werden.
Anschließend bin ich dann auch noch Einhändig die paar Kilometer von Barmen über den Klausenhof nach Elberfeld mit dem Fahrrad nach Hause gefahren, und das alles praktisch Einarmig mit dem anderen Arm in einer Halsschlinge.
Der ganze Betrieb meiner Lehrstelle war schon etwas überaltert, Vorkriegszustand eben, die Wurstküche und alle zugehörigen Räumlichkeiten lagen im Souterrain des Hauses, das in leichter Hanglage stand, zum Hinterhaus und Hof hinaus direkt neben einer Garage.
An die Garage schloss sich gleich ein Anbau mit einem großen Flachdach an, das zu gleich eine große Dachterrasse von der Geschäftsküche aus war. In dem Anbau wohnte der junge Meistergeselle mit seiner Frau und danach war noch ein Hühnerstall mit kleinem Garten, der das Gelände abschloss.
In der Garage vom Chef stand ein großes altes Auto, ein schwarzes Cabrio der Marke Wanderer das noch von seinem Schwiegervater stammte. Diesen Wagen und den offenen Metzgeranhänger, der Hänger wurde nur durch eine Plane abgedeckt, beides musste ich auf dem Hof jede Woche peinlichst genau sauber machen. Natürlich musste ich dazu den Wagen, aus der Garage raus und auch wieder rein bewegen, einmal habe ich leider zu spät gebremst und die Werkbank und den Schraubstock daran heftig touchiert.
Die Werkbank stand vor Kopf quer in der Garage, die verchromte Kühlergrillverkleidung war dabei etwas deformiert worden nach dem ich die Werkbank angefahren hatte. Aber Gott sei Dank war es kein größerer technischer Schaden, dieses kleine Malheur konnte ich nicht verschweigen und das hat sogleich dann aber doch mächtig Ärger gegeben.
Die Technik in der Wurstküche war ebenfalls schon alt, aber noch voll funktionsfähig. Alle Maschinen wurden noch mit einer Transmission, über eine lange quer an der Decke montierten Übertragungswelle und mit breiten Lederriemen von einem zentralen, starken Elektromotor angetrieben.
Diese Maschinen, Fleischwolf, Kutter, Knochensäge und Schleifstein standen in einer Reihe nebeneinander von links nach rechts angeordnet direkt unter der Hauptantriebswelle an der Decke auf einer Seite im Raum. Gegenüber fast Deckenhoch und in der Mitte der Hauptwelle war auf einer eisernen Konsole der große elektrisch betriebenen Motor montiert, neben und oberhalb der drei stufigen Eingangstreppe zum Flur von dem die eigentliche Treppe zum Laden hinaufführte.
Man musste die jeweiligen Riemen für jedes Gerät einzeln mit einem Hilfsmittel, einer zwei Zinkengabel gleich, erst aufwerfen und dann mit einem speziellen, großen Block aus Wachs immer in regelmäßigen Zeitabständen innen auf der Lauffläche einschmieren um die etwas klebrige Haftung der Lederriemen auf den Holz und Eisenrollen zu verbessern.
So wurde auch der große schwere Nassschleifstein betrieben, dieser Runde Schleifstein hatte immerhin weit mehr als einen halben Meter im Durchmesser und war etwa zwanzig Zentimeter breit. An diesem in einem Wasserbad laufenden Schleifstein musste ich dann wöchentlich alle Schneidegeräte, Messer und Beile die im ganzen Haus waren, präzise schärfen.
Eine besondere Herausforderung dabei waren dann die drei sichelförmigen Kuttermesser, mit jedem Messer, besonders den Ladenmessern musste man nach dem schärfen ein lose gehaltenes Blatt Papier glatt zerteilen können.
Der große alte Arbeitstisch mit einer großen Ablage für Töpfe und Schalen darunter stand auf der Stirnseite der Wurstküche neben dem Hofzugang, er war noch komplett aus Holz. Diesen Tisch und die beiden großen Holzbeheizten Kessel gegenüber, diese Kesselkombination war komplett aus Aluminium und zählte aber schon zu den neueren Einrichtungen. Alles peinlich Sauber zuhalten war eben meine dringlichste Aufgabe, es war immer ein mächtiger Arbeitsaufwand alles zufrieden stellend zu reinigen.
Bei dem Reinigen mit viel heißen Wasser und dem daraus resultierenden Dampf habe ich dann einmal so ein Komisches mir unerklärliches Kribbeln verspürt als ich die kräftige eiserne Aufhänge Schiene die quer in dem Raum von Wand zu Wand eingemauert war, berührt hatte. Ich habe dieses natürlich gleich gesagt, aber man hat sich über mich nur lustig gemacht und meiner Aussage überhaupt keinen Wert zugemessen.
Die Richtig und Wichtigkeit meiner Aussage zeigte sich kurz danach als der Meister dann kurz darauf aus dem Laden kommend eiligst einen Rindermarkknochen in Scheiben sägen wollte. In der Werkstatt war ja nach meiner großen Reinigung mit viel heißem Wasser, durch den Dampf eben alles in dem Raum feucht, nass und rutschig. Er kam hastig die Treppe vom Laden herunter und langte sofort neben dem Eingang an den Schalthebel vom Motor der Transmission. Er bekam einen heftigen Stromschlag, ihn hat es quer durch die Wurstküche geschleudert und er fand sich dann zwischen dem Fleischwolf und dem Kutter total benommen wieder.
Der Elektriker der darauf sofort gerufen wurde, bestätigte auch den von mir aufgezeigten Fehler. Beim Reparieren meinte er das hätte auch wesentlich schlimmer ausgehen können, denn auf der Stromleitung für den Motor waren immerhin dreihundertachtzig Volt drauf.
Er meinte dann auch zum Chef, dass es manchmal nicht verkehrt sei, dass man auch mal einem Stift zuhört und glaubt.
Natürlich gehörte das Töten eines Tieres auch zu meiner Ausbildung, meine damals erste Schlachtung überhaupt, die ich alleine durchführen musste, war aber in unserem Hühnerstall. Das Köpfen, schlachten eines Huhnes für eine gute Suppe. Ich hatte null Ahnung was zu tun war, obwohl ich früher als Kind ja schon eine Weile auf einem Bauernhof in Thüringen verbracht hatte. Aber an einer Federvieh Hausschlachtung hatte ich noch nie teilgenommen, ich wollte mich jetzt aber auch nicht blamieren und mir auch nichts nachsagen lassen.
Ich war schon mächtig aufgeregt als ich diesen Auftrag von meiner Chefin bekam, also fragte ich den Meistergesellen der aus dem Fränkischen, aus einem ländlichen Haus und Gebiet kam und mit so etwas naturgemäß auch Erfahrung hatte.
Dieser sagte auf meine Frage auf das Wie, nur lakonisch, nimm ein normales Hackbeil und den Holzhackklotz draußen, tue beides in den Hühnerauslauf. Dann das Tier an den beiden Beinen eng an seinem Körper festhalten und einmal kräftig zuschlagen um den Kopf abzuhacken, das wäre es dann auch schon.
Wie mir in dieser Kurzform gesagt wurde, habe ich mir das auserkorene Huhn geschnappt und nach dieser spärlichen Anweisung gehandelt. Aber, dass man das Tier danach keinesfalls loslassen sollte, davon hatte bisher keiner, bewusst oder auch nicht, etwas gesagt. Das, nach dem Köpfen kräftige Zucken und Flügel schlagen hat mich etwas verwirrt und ich wusste auch nicht so recht ob ich jetzt vielleicht einen Fehler gemacht hatte oder was jetzt noch weiter zu tun war.
Das man vorher auch eine Betäubung mit einem Schlag auf den Kopf machen sollte war auch nicht erwähnt worden, zudem habe ich nach der Enthauptung das immer noch wild zappelnde Tier dann einfach losgelassen. Ich war dann doch enorm überrascht wie dieses kopflose Tier umherflog und alles und jeden mit dem umherspritzenden Blut rot färbte, ich habe dann natürlich entsprechend ausgesehen.
Das schallende Gelächter aller in der Nähe befindlichen Personen, man hatte mich natürlich vom Flachdach herab heimlich beobachtet, klang mir dann noch sehr lange gellend in den Ohren und so manche hämische Bemerkung musste ich auch später noch über mich ergehen lassen.
Ein für mich dann doch ein etwas ekliges Erlebnis, gleich in den ersten Tagen, war an einem Montag nach dem wir, für mich das erste Mal, als wir vom Schlachthof zurückgekommen waren, ein für mich im gesamten gesehen denkwürdiger und doch recht aufregender Tag.
Mein Meister lobte meine tapfere Haltung an diesem ersten Schlachthoftag und reichte mir eine große Tasse mit einem mir nicht bekannten dunklen Inhalt. Er sagte nur wer ein richtiger Metzger werden will muss so eine Tasse auf einmal in einem Zug austrinken, damit hatte er sogleich meinen empfindlichen Nerv getroffen.
Ich wollte ja ein richtiger Metzger