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sagte der Peon schließlich.

      Spinola sah ein, dass sie nicht ewig so verharren durften, wenn sie ihren Auftrag ausführen wollten. Er nickte dem Peon zu und ritt weiter.

      Schon nach einer Minute hatten die beiden die Piste erreicht. Bevor sie jedoch nach Osten abbiegen konnten, war wie tags zuvor der ferne, dünne Knall eines sich entladenden Gewehres zu vernehmen. Zugleich brach eins von Silvas Pferden zusammen.

      Das Tier des Peon war von der Kugel gestreift worden, wieherte und vollführte einen bockenden Sprung. Silva musste alle Zügel aus der Hand fallen lassen, um nicht abgeworfen zu werden. Am Sattelhorn hielt er sich krampfhaft fest.

      Die Panik steckte aber auch die anderen, von Jiminez Spinola gehaltenen Tiere an. Sie stürmten los.

      Spinola konnte dagegen nichts tun. Zudem fiel in der Ferne wieder ein Schuss.

      Silva, kaum dass sein Pferd wieder unter seiner Kontrolle war, stieß einen abgerissenen Schrei aus.

      Das Pferd des Peon stürmte schnaubend über die Piste. Silva wurde abgeworfen. Er rollte bis in den Graben hinter dem Fahrweg und blieb dort mit dem Gesicht nach unten liegen.

      In der Ferne im Westen krachte es abermals. Bevor das letzte Pferd jenseits im Wald hinter dem Präriestreifen und der Piste untertauchen konnte, wurde es in den Kopf getroffen und stürzte.

      Spinolas Pferd ging durch und warf seinen Reiter direkt auf der Piste ab. Der Mexikaner hatte aber sein Gewehr festgehalten. Kaum hatte er sich abgerollt, da feuerte er blindlings auf die von der Sonne angestrahlten Berge in der Ferne. Nachdem er zehn Kugeln hinausgejagt hatte, ließ er die Waffe sinken. Schwarzpulverrauch hüllte ihn ein und verminderte die Sicht.

      Jiminez Spinola schaute zu seinem Peon hinüber, der noch bewegungslos in dem Graben hinter der Piste lag und kein Lebenszeichen von sich gab.

      „Silva?“

      Nichts.

      Spinola richtete sich auf, lief hinüber, rüttelte den Peon und zog ihn mit Gewalt auf den Rücken.

      Der Peon hatte ein Loch über der Nasenwurzel. Das Gesicht war noch im Tode verzerrt. Seine Augen waren gebrochen und konnten den Patron nicht mehr sehen.

      „Silva“, murmelte Jiminez Spinola entgeistert. Langsam hob er den Kopf und starrte zu den schimmernden Bergen im Westen, die ihn höhnisch anzugrinsen schienen.

      Geschossen wurde nicht mehr. Zwei tote Pferde und ein erschossener Peon, das schien dem heimtückischen Killer wieder einmal genug zu sein.

      Spinola ließ den Toten zurücksinken. Tränen rannen ihm wieder über die Wangen. Seine kostbaren Pferde und der Peon, mit dem er wie mit seinem Bruder Adolpho zusammen auf dem Rancho gelebt hatte, waren einfach so dahingemetzelt worden.

      Sein Pferd lief aus dem Wald zurück und schnaubte.

      Spinola achtete nicht auf das Tier. Mit seinem Messer lockerte er den Sand neben dem Graben und hob ihn mit den Händen aus, um für den Toten ein Grab zu schaffen. Er wollte ihn hier beerdigen, weil ihm diese Erde so gut wie jede andere erschien. Seine Tränen tropften auf den Boden. Auch die Kadaver der beiden erschossenen Pferde würde er unter die Erde bringen, wie sich das gehörte.

      Jiminez arbeitete verzweifelt. Hin und wieder, blickte er auf die Berge. Doch im Westen regte sich nichts mehr. Offensichtlich war der Killer weggeritten. Mit Lappen um die Hufe seines Pferdes, damit man keine Spuren von ihm finden konnte.

      Nach einer Stunde beerdigte Jiminez Spinola seinen toten Peon. Er hatte den Sombrero neben sich gelegt, bis das Grab geschlossen war. Dann stülpte er ihn auf, ging an den Pferden vorbei, die inzwischen aus dem Wald zurückgekehrt waren, und grub zwischen den beiden Kadavern weiter.

      8

      Es war Nachmittag. Von den Steilwänden im Westen des grünen Bergtales schoben sich länger werdende Schatten über das Gras.

      Carringo und Chaco hörten von ihrem Verlies aus Stimmen. Ein neuer Mann schien das entlegene, halbwegs versteckte Bergtal erreicht zu haben.

      „Ist das wahr, Bruder?“, rief Adolpho Spinola auf einmal.

      „Ja“, erwiderte eine Stimme, die sie noch nicht gehört hatten.

      Die Freunde erhoben sich.

      Über ihren Köpfen wurde der Deckel weggeschoben. Wieder drang jäh das Sonnenlicht ein und blendete die Gefangenen. Lopez ließ die Lattenleiter hinunter und winkte.

      „Na los, bewegt euch schon!“

      Carringo stieg hinauf und erkannte in der dritten Gestalt einen Mann, der dem schnauzbärtigen Adolpho Spinola sehr ähnlich sah, allerdings bartlos und um einige Jahre älter.

      Chaco tauchte auf und trat neben den Freund.

      „Das sind die beiden.“ Adolpho zupfte missmutig und offenbar nachdenklich an seinem Bart herum.

      „Woher seid ihr gekommen?“, fragte Jiminez Spinola.

      „Wir haben uns verirrt“, erwiderte Carringo. „Das haben wir alles schon gesagt.“

      „Und ihr wollt nach Tampico?“

      „Ja.“

      Jiminez Spinola blickte seinen Bruder an und zuckte mit den Schultern. Als er wieder auf Carringo schaute, fragte er: „Sie kennen keinen Carlos Falange?“

      „Nie gehört. Aber es würde uns endlich mal interessieren, was das alles bedeutet! Schließlich sperrt man niemanden ohne Erklärung in so ein verdammtes Loch!“

      „Wenn jemand etwas zu erklären hat, dann seid ihr es“, sagte der bärtige Adolpho. „Und wenn jemand die Fragen stellt, dann sind wir das, klar?“

      „Sie suchen vielleicht nach Arbeit, was?“, fragte Jiminez Spinola weiter.

      „Arbeit?“ Carringo schüttelte den Kopf. „Nein, wir suchen keinen Job. Wir suchen vielmehr nach einem Asiaten, der vielleicht in der Nähe vorbeiritt. Ein Japaner, der aber wie ein Mexikaner gekleidet ist und ein kleines Kind bei sich hat. Haben Sie einen solchen Reiter gesehen?“ Jiminez Spinola schüttelte den Kopf. „Einen Job suchen Sie also nicht, Señor?“

      „Zur Hölle, jetzt reicht es aber!“, stieß Chaco hervor. Erregt sprang er vor und wollte Jiminez Spinola anfallen.

      Der jedoch trat zurück. Und der Peon brachte die Hand mit einem Colt zum Vorschein und stieß Chaco die Waffe in die Hüfte.

      Chacos bereits erhobenen Hände sanken nach unten und die wie Krallen geöffneten Finger schlossen sich.

      „Wir sind nichts weiter als vom Wege abgeirrt“, erklärte Carringo. „Und wir haben keine Ahnung, was hier im Gange ist und welche Feinde Sie zu fürchten haben, Señores.“

      „Sie haben den Namen Carlos Falange wirklich niemals gehört?“, fragte Jiminez Spinola.

      „Steht der auf den Ohren?“ Chaco schüttelte den Kopf. „Das begreife, wer will.“

      „Ich glaube, die beiden sind wirklich Fremde und ahnungslos“, wandte sich Jiminez Spinola an seinen Bruder. „Außerdem können sie mit dem Überfall auf Silva und mich nichts zu tun haben, da sie hier in dem Loch saßen, als es heute Morgen geschah.“

      „Daran musste ich auch gerade denken“, erwiderte Adolpho, der immer noch nachdenklich seinen Bart kraulte.

      „Entschuldigen Sie“, sagte Jiminez Spinola. „Es war eine Verwechslung. Reiten Sie nach Tampico und vergessen Sie dieses Tal. Es ist für Sie besser, wenn Sie die Sierra Potosi so schnell wie möglich hinter sich lassen.“

      Carringo und Chaco schauten verdutzt von der jähen Wende auf die drei Mexikaner.

      „Haben wir richtig verstanden?“, fragte Carringo und beugte den Oberkörper vor. „Wir können verschwinden?“

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