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      Die Schritte waren noch ein Stück entfernt verstummt, wie es den Freunden schien.

      „Ich würde die nicht so sehr verwöhnen“, sagte Lopez, der Peon. „Die haben doch erst am Abend ein Stück Brot erhalten.“

      Chaco zog leise stöhnend die Beine an. „Mann, ich muss schon steif wie ein Brett sein!“

      „Denkst du vielleicht, ich nicht?“ Carringo erhob sich und versuchte mit ein paar Lockerungsbewegungen der Steifheit Herr zu werden.

      Chaco streckte die Beine mehrmals aus und zog sie wieder an, bewegte die Arme und den Kopf. Danach erhob er sich ebenfalls. „So ein elendes Loch! Das mutet man doch seinem ärgsten Feind nicht zu.“

      „Sei still!“ Carringo lauschte.

      Die Schritte näherten sich weiter, verklangen über ihnen, und der Deckel über dem Verlies wurde zur Seite geschoben. Das Sonnenlicht fiel ungehindert in das Loch.

      Geblendet schlossen die Freunde die Augen.

      Adolpho Spinola beugte sich vor und warf wie am Abend zuvor sein Peon ein kleines Paket in das Loch hinunter. „Da ist für euch etwas zu essen.“

      „Zur Hölle, wie lange soll denn das noch so weitergehen?“, fragte Chaco.

      „Du solltest froh sein, noch zu leben“, erwiderte der Mexikaner.

      „Was ist das für ein Leben in diesem Loch?“, fragte Carringo. „Ist das überhaupt ein Leben?“

      „Ich habe nicht vor zu debattieren“, sagte der Mexikaner barsch. „Wollt ihr auch etwas trinken?“

      „Blöde fragen kann der“, sagte Chaco. „Bildest du dir ein, wir wollen hier vertrocknen?“

      Der Mexikaner entfernte sich.

      Carringo schaute sich noch einmal eingehend die Wände an, gelangte aber wiederum zu dem Schluss, dass sie sich aus eigener Kraft nicht befreien konnten.

      „Wenn du dich auf meine Schultern stellst, kannst du den Rand vielleicht erreichen“, flüsterte Chaco.

      Carringo schüttelte den Kopf. „Ausgeschlossen. Da fehlt ein ganzes Stück. Mehr als ein Fuß!“

      Sie hockten sich auf den Boden.

      Über ihnen näherten sich abermals die Schritte. Der Mexikaner tauchte auf und ließ an einer Schnur einen Krug hinunter, von dem Wasser tropfte.

      Chaco sprang auf und riss dem Mexikaner die Schnur aus der Hand, während Carringo den Krug auffing, damit er nicht auf den Boden schlug und zerschellte. Wasser schwabbte heraus.

      „He, verdammt, ich muss mal hier raus!“, rief Chaco.

      „Lopez, die Leiter“, sagte Spinola. Er schaute zu ihnen hinunter. „Aber immer nur einer. Und wenn dem was Dummes einfällt, hat es der andere auszubaden. Ich hoffe, ich bin deutlich genug.“

      „Wie lange wollen Sie uns denn hier noch festhalten?“, fragte Carringo, der den Wasserkrug auf den Boden gestellt hatte.

      „So lange, bis ich genau weiß, ob ihr den Tod verdient habt oder wirklich schuldlos seid.“

      „Bis wir wissen, ob ihr Falanges Revolverschwinger seid“, sagte der Peon, der mit einer aus Lattenstücken zusammengenagelten Leiter auftauchte.

      „Und wie lange wird das dauern?“, fragte Carringo. „Wir können schließlich kaum Beweise liefern, da wir hier fremd sind und keinen einzigen Zeugen nennen können.“

      „Das werden wir sehen. Zuerst du, Weißer!“ Adolpho Spinola hatte dem Peon die Leiter abgenommen und ließ sie nach unten.

      Indessen richtete der Peon Lopez seinen Revolver auf Chaco. Er spannte den Hammer und schob den Zeigefinger vor den Abzug. „Nur keine Zicken, Gringos!“

      Carringo kletterte die schmale, sich ächzend biegende Leiter hinauf und blinzelte gegen die tief im Osten über den Steilhängen des Tales stehende Sonne. „Wohin?“

      „Da, zu den Büschen.“ Adolpho Spinola zeigte mit ausgestrecktem Arm zu den Büschen rechts der wurmstichigen Hütte, in der die beiden anscheinend hausten. „Und denke an deinen Partner, Gringo. Er badet es aus, wenn du verschwinden willst. Und weit schaffst auch du es nicht ohne ein Pferd!“

      „Ich weiß schon.“

      Adolpho Spinola beobachtete ihn, solange er ihn sehen konnte. Der Peon indessen hatte nur Blicke für Chaco, auf den er seinen Revolver richtete.

      Als Carringo zurückkehrte, musste er erst in das Loch hinunterklettern, bevor Chaco heraufdurfte. Die Prozedur wiederholte sich in umgekehrter Folge.

      Zehn Minuten später steckten sie wieder beide in dem Loch. Über ihnen wurde der Deckel zugeschoben, nachdem der Peon die Leiter nach oben gezogen hatte.

      Die Schritte der Männer entfernten sich.

      „Das ist wie eine Mausefalle.“ Carringo nahm den Krug und trank einen Schluck des klaren Wassers.

      „Du hast dich geirrt, nicht wahr?“

      „Womit?“

      Chaco nahm dem Freund den Krug aus der Hand. „Damit, dass wir schon einen Ausweg finden würden.“

      „Ja, offensichtlich. Aber Hilfe von außen haben wir wohl auch kaum zu erwarten.“

      Chaco trank, stellte den Krug zwischen sich und Carringo und schlug das Papier auseinander. Er fand darin wie am Tag zuvor nur Maisbrot. Nachdem er dem Freund die Hälfte davon abgebrochen hatte, setzte er sich in seine Ecke und aß das andere Stück.

      Das Wiehern eines Pferdes war zu hören. Wenig später galoppierte die kleine Herde an dem Loch vorbei. Staub rieselte durch die Bretter und war im Sonnenlicht zu erkennen.

      Carringo dachte an die herrlichen Pferde, die in dem seltsamen Verhalten der Mexikaner offensichtlich eine Schlüsselrolle spielten. Er griff nach dem Krug und trank einen Schluck, bevor er lustlos das harte Maisbrot zu kauen begann.

      „Soll ich dir mal was sagen?“ Chaco tastete mit einer Hand die Wände ab. „Das hier ist mal ein Brunnen gewesen. Aber den hat niemand gebohrt. Der ist ganz natürlich entstanden. Durch ein Erdbeben vielleicht.“

      „Kein Mensch kann hier oben in das Gestein einen Brunnen bohren“, entgegnete Carringo. „Aber du kannst recht haben. Das Wasser ist aus dem Spalt hinter uns herausgedrungen und in den vor uns geflossen. Unterwegs hat es ständig die Mulde gefüllt, die sich im Laufe der Jahrtausende hier ausgewaschen hat. Diese Erkenntnis hilft uns jedoch auch nicht weiter.“

      „Allerdings nicht“, gab Chaco zu.

      7

      Jiminez Spinola und sein Peon Silva waren mit sechs Pferden unterwegs zur Wagenstraße im Osten des kleinen Ranchos. Sie mussten durch ein langes Kieferngehölz, in dem stellenweise niemals Sonnenstrahlen den Boden erreichten.

      Wachsam schauten sich die beiden Männer um, jeweils in einer Hand die vielen Zügel und in der anderen die Gewehre.

      Doch sie brachten das Gehölz hinter sich und sahen die nach Osten von den Bergen wegführende Straße, ohne etwas Verdächtiges bemerkt zu haben.

      „Halt“, sagte Jiminez Spinola.

      Der Peon hielt mit seinen Pferden an und wartete, bis Spinola neben ihm anlangte. Beide schauten zu den Bergen im Westen, von denen sie ungefähr eine halbe Meile entfernt waren. Im Norden begrenzte Hügelwald hinter einem kargen Präriestreifen das Land. Im Osten türmten sich nur flache Hügel mit vereinzelt stehenden Kakteen auf. Zwischen ihnen führte die Straße hindurch.

      „Es liegt etwas in der Luft“, sagte Spinola leise. „Ich habe das Gefühl, als könne ich es riechen.“

      Ihre Blicke suchten die Waldgrenze und die

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