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zwei Kerle zur Wehr zu setzen, während Carringo gar von dreien angegriffen wurde. Chaco warf sich den Mexikanern entgegen. Aber ehe er etwas gegen sie ausrichten konnte, rannte ein dritter Mexikaner von hinten um die Pferde herum auf ihn zu und schmetterte ihm den achtkantigen Lauf seines Revolvers auf den Kopf.

      Carringo sah den Freund zusammenbrechen, während er selbst zwei der Kerle packen und mit den Köpfen zusammenknallen konnte. Er ließ los. Die beiden stürzten bewusstlos zu Boden.

      Aber nun liefen von Chaco noch zwei herüber. Einer schoss aus dem Gewehr in die Luft und brüllte: „Wir haben die Kerle!“

      Carringo hieb dem einen die Faust mitten ins Gesicht. Der Mann taumelte schreiend in den Wald und brach zusammen.

      Die beiden anderen schlugen mit erhobenen Gewehren zu. Carringo rettete sich durch einen Sprung zur Seite, trat in ein Loch, stürzte und sprang sofort wieder auf. Neben ihm knallte ein Gewehrkolben auf den Moosteppich. Der Mexikaner fluchte.

      Carringo griff den Kerl an, aber der stieß ihm die Kolbenplatte seiner Waffe brutal in den Leib. Carringo krümmte sich stöhnend zusammen und erhielt die Waffe des anderen in den Nacken. Er taumelte gegen den Mann vor sich, wurde zurückgestoßen und spürte einen Hieb gegen die Schulter. Die Gewalt drehte ihn herum. Der Boden schien zu schwanken. Er stolperte zurück und fiel auf den Rücken.

      „He, Felipe, wach auf, es ist schon vorbei!“, sagte eine barsche Stimme.

      Gestalten tauchten groß wie Riesen über Carringo auf. Chaco wurde herangetragen und neben ihn geworfen. Gewehrmündungen richteten sich auf ihre Gesichter.

      „Wir haben sie“, sagte wieder einer der Kerle. „Es sind Gringos. Revolvermänner!“

      Eine große Gestalt tauchte auf und drängte in den Kreis der anderen. Der Mann war ein Hüne gegen seine Kumpane. Er mochte dreißig Jahre alt sein. In der Hand hielt er eine Sharps-Rifle, deren Mündung zu Boden gerichtet war.

      Carringos Blick tastete die gewaltige Gestalt ab. Der Mann wirkte eckig, brutal und finster, hatte buschige Brauen und rabenschwarzes Haar. Sein Nasenbein war gebrochen und das eine Ohr zerschlagen. Er sah ziemlich gefährlich aus.

      „Es sind Gringos“, sagte einer der Mexikaner noch einmal in einem Ton, als überrasche ihn das.

      „Ich bin nicht blind!“, erwiderte der Hüne grollend. „Oder bildest du dir das ein, Felipe?“

      Der andere zog den Kopf ein und trachtete danach, sich etwas in den Hintergrund zu schieben.

      Der Hüne blickte die Freunde forschend an. „Sie haben euch gerufen?“, fragte er schließlich.

      „He, ihr seid etwas gefragt worden?“, brüllte einer.

      Der Hüne winkte mit dem Gewehr.

      Chaco und auch Carringo wurden von den Kerlen gepackt und auf die Beine gestellt. Ihre Revolver verschwanden aus den Holstern. Carringo spürte den Druck einer Mündung im Rücken.

      „Nun auf mit dem Maul!“, rief einer hinter ihm.

      „Was wollt ihr von uns?“, fragte Carringo. „Was ist los? Wir sind unterwegs nach Tampico und lediglich etwas vom Wege abgekommen.“

      Der Hüne grinste gemein. „Denkst du, wir ziehen die Hose mit der Kneifzange an, Gringo? Kerle, die ihre Revolver so tragen wie ihr beiden, sind Revolvermänner.“

      Carringo blickte auf die linke Hand des Hünen, welche die schwere Sharps-Rifle hielt. Er war überzeugt, dass der erste Schuss auf reichlich große Distanz aus dieser Waffe abgefeuert worden war. Und dabei war er der Kugel nur um Haaresbreite entgangen.

      Der Mexikaner packte die bis dahin lässig gehaltene Waffe fester, schwang sie jäh herum und drosch Carringo den Kolben in den Leib.

      Stöhnend krümmte sich Carringo zusammen.

      Chaco wollte auf den Hünen losgehen, aber sie bedrohten ihn rundherum mit Gewehren.

      „Ganz ruhig, Freundchen, sonst scheint dir in zwei Stunden der Mond durch den Kopf“, mahnte einer.

      Carringo richtete sich unter Schmerzen wieder auf. Er wurde an den Armen festgehalten und spürte im Rücken neben der Wirbelsäule noch immer den Druck der Revolvermündung.

      „Also?“, fragte der Hüne. „Was wollt ihr wirklich hier? Wer hat euch gerufen?“

      In diesem Augenblick gelang es Chaco, sich loszureißen und die Mexikaner von sich zu stoßen. Doch bevor er den Hünen anzufallen vermochte, schlug ihm einer von hinten den Gewehrkolben auf den Kopf. Chaco brach vor den Füßen des gewaltigen Anführers zusammen.

      Der Hüne schüttelte den Kopf. „Was soll dieser Unsinn?“

      Die Mexikaner grinsten überlegen. Chaco hatte das Bewusstsein verloren. So, wie er hingestürzt war, blieb er liegen.

      „Also?“, wandte sich der Hüne abermals an Carringo. „Heißt der Kerl vielleicht Spinola, der euch rief?“

      „Wir wollen nach Tampico und sind zufällig hier“, sagte Carringo. „Auch wenn ihr mich ebenso zusammenschlagt, wird nichts anderes daraus.“

      Chaco bewegte sich noch immer nicht.

      „Da Señor Falange euch nicht geholt hat, denn das wüssten wir, können es nur die Spinola-Brüder gewesen sein. Aber wie ich sehe, habt ihr Angst, das zuzugeben.“

      Die Mexikaner lachten höhnisch. „Sie würden euch für das Risiko auch viel zu wenig bezahlen“, fuhr der Hüne fort. „Deshalb wollen wir es für heute noch einmal bei einem gutgemeinten Rat bewenden lassen. Hast du verstanden, Gringo? Wir warnen euch nur.“

      Carringo sah vom gegenüberliegenden Wandrand einen Mann durch die Mulde reiten. Der Mexikaner führte ein zweites, großes Pferd neben sich her. Als er die Gruppe erreichte, erkannte Carringo an der Flanke des Pferdes an abgeschabten Fellstellen und vernarbten Wunden die Misshandlungen von Sporen, und er sah an den verstaubten Stiefeln des Hünen große Durango-Sporenräder mit rostigen Zacken. Sie schienen das arme Tier misshandelt zu haben.

      „Hast du nicht verstanden?“, fragte der Mexikaner scharf und mit funkelnden Augen.

      „Doch, es war schon sehr deutlich.“

      „Na also.“ Der Hüne begann zu grinsen, wandte sich um und kletterte auf das große, geschundene Pferd. „Also, Jungens, dann verpasst ihm mal noch eine ordentliche Warnung. Aber eine, die er so schnell nicht mehr vergisst.“

      Die Kerle fielen von allen Seiten über Carringo her. Chaco, der sich eben erst stöhnend bewegte, konnte dem Freund nicht helfen. Carringo rammte einem den Ellenbogen in den Leib, packte einen anderen und warf ihn dem dritten entgegen.

      „He, lasst euch von dem nicht einseifen!“, rief der Hüne von seinem schnaubenden Pferd aus.

      Carringo kriegte einen Gewehrkolben gegen die Wange und taumelte in eine Faust, die sein Kinn traf.

      „Prächtig!“, rief der Reiter.

      Carringo taumelte ihm hilflos entgegen. Er sah den verstaubten Stiefel, der aus dem lederüberzogenen Steigbügel fuhr und sich rasend schnell seinem Gesicht näherte. Die Spitze donnerte ihm gegen die Stirn und zerriss sein Bewusstsein wie einen dünnen Faden. Er prallte noch irgendwo gegen, bevor er umfiel, aber davon merkte er schon nichts mehr.

      11

      Kaltes Wasser traf auf sein Gesicht. Der Vorhang aus Dunst und Feuer riss auseinander. Chaco stand über ihm und goss ihm gerade den Rest des Wassers ins Gesicht.

      „Sie sind weg“, sagte Chaco.

      Carringo wälzte sich auf die Seite, stützte die Hände auf und vermochte sich so zu setzen. Das Wasser rann ihm vom Kinn zum Hals und grub helle Rinnen in den Staub.

      „Geht es wieder?“ Chaco kauerte sich vor den Freund.

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