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DU BIEST BRINGST MICH UM. Klaus Rose
Читать онлайн.Название DU BIEST BRINGST MICH UM
Год выпуска 0
isbn 9783749792016
Автор произведения Klaus Rose
Жанр Контркультура
Издательство Readbox publishing GmbH
Ich dagegen lief Gefahr, meine Vorsätze aus Verzweiflung über Bord zu werfen.
In Windes Eile hatte sich unsere Trennung herumgesprochen. Und jeder der glaubte, unsere Beziehung auch nur ansatzweise beurteilen zu können, der wollte sie nicht wahrhaben.
„Wie das? Warum hast du dich von Karla getrennt? Ihr seid doch gerade erst zusammengezogen“, staunten sie und schoben mir die Verantwortung zu.
Im Zeitlupentempo verflogen Tage, in denen hatte sich Karla in Luft aufgelöst. Eines Abends besuchte mich meine Frau, da waren zwei lange Wochen vergangen.
Wir setzten uns in mein Wohnzimmer, und sofort kam Leben in die verfahrene Kiste, als ich meine Frau fragte: „Was möchtest du trinken?“
„Was kannst du mir denn anbieten?“ Das hatte sie mir geantwortet.
„Ich habe Bier und Rotwein vorrätig. Du kannst aber auch ein Glas Wasser oder Orangensaft bekommen.“
„Dann nehme ich den Rotwein.“
Nachdem ich Andrea ein Glas Rotwein eingeschenkt hatte, gönnte ich mir eine Flasche Radler, danach begannen wir unsere angeregte Unterhaltung, wobei gemeinsame Vergangenheitserlebnisse neu auflebten.
„Ach Gott“, sagte Andrea. „Wie viele Monate ist es her, dass wir in netter Atmosphäre solch einen schönen Abend miteinander verbracht haben?“
„Tja, Andrea, das ist lange her“, antwortete ich, dabei hätte ich sie am liebsten umarmt.
Dazu plärrte Wolfgang Niedecken als Frontmann der Kölner Rockband BAP aus dem Hintergrund sein: „Verdammt lang her“.
Wir waren uns einig, was dagegen zu tun, prompt passierte das, was ein Unbeteiligter normalerweise mit einer Unmöglichkeit abtun würde. Karla riss die Tür auf, und stand mitten im Raum.
„Hallo Andrea. Hallo Georg“, flötete sie spitz. „Wie geht’s euch? Ist mit der Wohnung alles okay?“
Karla tat so, als sei nichts vorgefallen. Für sie war ihr Auftritt selbstverständlich. Sie setzte sich zu uns, ohne zu fragen und schüttete sie sich ein Glas Wein ein. Dreist, nicht wahr?
Sie nippte am Glas, dann mischte sie die lockere Unterhaltung auf.
„Klasse, Georg“, sagte sie. „Gut sieht es bei dir aus. Die Einrichtung passt vorzüglich in die kleine Wohnung. Was meinst du, Andrea?“
Ich glaubte zu träumen, oder war mir tatsächlich der Leibhaftige in der Gestalt Karlas erschienen?
Meiner Frau sah man ihre Ratlosigkeit an der Nasenspitze an, weshalb sie sich ohne große Abschiedsworte zurückzog. Sie ließ uns allein, denn Karla hatte sie bewusst vertrieben.
Das wäre die Chance für ein Wiederaufleben meiner Ehe gewesen, dachte ich. Doch die war vertan. Durch Karlas Auftauchen hatte es sich Andrea anders überlegt und war gegangen. Hatte Karla die Gefahr gespürt, die von Andrea ausgegangen war?
Als sich Karla an mich kuschelte, seufzte ich mit großer Erleichterung in der Stimme: „Sage mir bitte eins. Was fange ich mit dir an?“
„Papperlapapp“, antwortete Karla. „Das ist ganz einfach. Du musst mich nur lieben.“
Aber ihre Antwort stellte mich nicht zufrieden, weswegen ich am Ball blieb: „Aber oft solltest du mich nicht so abweisend behandeln. Ist das klar? Manchmal tickst du doch nicht sauber.“
Mir war vor Wut der Kragen geplatzt, doch ich hätte Karla übers Knie legen sollen, sprichwörtlich natürlich, immerhin hatte ich sie hart angepackt, vielleicht härter, als sie es verdient hatte, aber ich meinte meine Anklage ehrlich.
Aber anders als noch vor Wochen nahm mir Karla meine Äußerung nicht krumm. Sie war wieder bei mir und es war unübersehbar, dass sie froh darüber war. Mit ihrem Einlenken hatte sie die erste Krise von uns abgewendet, so folgte eine wunderbare Zeit, in der Karla ihre unübertroffene Anschmiegsamkeit bewies. So war es war wieder wie in unseren besten Tagen, oder besser, wie in den beispiellosen Nächten.
Allein hockte ich auf der Terrasse des geschlossenen Strandrestaurants und beobachtete die Lichtsignale der vorbeifahrenden Schiffe, wobei ich grübelte: Wo schlafe ich bloß in der bescheuerten Nacht? Ziehe ich in ein Hotelzimmer? Wohl kaum, aber ich werde auf keinen Fall in meinem Campingbus schlafen. Herrgott noch mal, Karla. Warum tust du mir das an?
Und in diese ungemütliche Gewissheit platzte Alfred mit einer seiner Belehrungen hinein, ziemlich ekelhaft, so wie er es immer tat: Was willst du sonst machen. Na? Irgendwann musst du schließlich zu deinem Bus zurück. Er erkannte nur den für mich abscheulichsten Ausweg aus der Misere.
Doch das war keine Lösung für mich. Meine könnte in etwa so aussehen: Ich hole kurzerhand meinen Schlafsack aus dem Bus und übernachte hier auf der Terrasse. Aber was erwartet mich am Bus? Ich hatte rasende Angst vor einer unliebsamen Überraschung.
Woraufhin mich Alfred eiskalt auskonterte: Mach was du willst, du Dussel. Meines Wissens hast du sowieso nie auf mich gehört.
Plötzlich alarmierte mich ein Geräusch. Was war das? Es hörte sich an wie ein Scharren durch den weichen Sand. Ich lauschte, dabei untersuchte ich in der Dunkelheit den auf mich zu bewegenden Schatten.
Und einen Augenaufschlag später stand meine geliebte Karla einige Meter vor mir.
„He, Georg“, moserte sie frech: „Wo bleibst du? Was meinst du, wie lange ich schon auf dich warte?“
Sie hatte echte Entrüstung vorgetäuscht, aber ihre Fragen waren unsicher über ihre schwerfälligen Lippen gequollen.
Schwankend stand sie mir bei schwachem Mondlicht gegenüber, dabei erkannte ich ihr lichterloh gerötetes Gesicht. Woher stammte das Erröten? War es ein sicheres Vorzeichen, dass Karla diesen Frank vernascht hatte? Und das sogar in meinem Bus?
Nichts wird so heiß gegessen, wie es gekocht wurde, schwafelte Alfred. Was wollte er mir sagen? Sollte ich den Seitensprung als ungeschehen abtun?
Meine Liebe suchte nach Ausflüchten. Woran kann ihr Erröten sonst liegen? Ja, klar. Es hat womöglich mit ihrem Bierrausch zu tun?
Ich erhob mich unsicher, da drückte mich Karla fest an ihren Körper. Mit der Kraft einer Betrunkenen verwahrte sie mich in ihrem Schraubstock, dabei polemisierte sie holperig: „Mensch, Georg. Ich brauche dich. Du darfst mich nicht allein lassen.“
„Verdammt noch mal. Wie kann man so scheinheilig sein“, meuterte ich ablehnend und schob sie von mir. „Du Biest machst es dir verdammt leicht.“
Zurecht fühlte ich mich verarscht. Doch da war sie wieder, Karlas betörende Stimme. Mit ihrer Wortwahl verstand sie es, mich wie ein hilfloses Baby einzuwickeln. „Es tut mir leid“, säuselte sie. „Es war nicht so wie du denkst.“
Ich fühlte mich wehrlos. Noch dazu konnte ich ihr nicht ausweichen, und das umso weniger, als sie mich sanft gegen die gläserne Terrassenwand schob.
Doch mit der Körpernähe begnügte sich Karla nicht, denn sie ging bis an die Grenze der Unverschämtheit. Behutsam öffnete sie meine Gürtelschnalle und zog mit ihren geübten Händen den Reißverschluss herunter, danach streifte sie meine Jeans abwärts bis auf die Knöchel. Und nachdem mein Unterhöschen das gleiche Schicksal ereilt hatte, ging Karla langsam vor mir auf die Knie….. .
Wir waren völlig durch den Wind, als wir mehrere Minuten später vor unserem Campingbus standen. Und da die von der Saar anscheinend schliefen, legten wir uns in unsere Schlafkoje, aber mein jämmerlicher Versuch, endlich Schlaf zu finden, war zum Scheitern verurteilt. Zu mächtig glühte das Erlebte in mir nach. Was mochte sich zwischen Karla und Frank abgespielt haben?
Diese Frage beschäftigte mich permanent. Sie grub sich tief in meine Seelenwände ein, wie ein Presslufthammer in eine Teerdecke. Doch irgendwann war ich eingeschlafen, ohne eine konkrete Antwort erhalten zu haben.