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gehören zu ihm, nicht zu uns."

      "Und was machst du dann hier, Jingo?"

      "Berater, das ist alles. Sie brauchten jemanden, der dich in die Falle lockt. Ich habe nicht um diesen beschissenen Job gebeten, Bolan. Ich mag den nicht mal – hör zu, dieser Kerl ist ein Kopfgeldjäger. Hörst du ? Ein Unternehmer! Er arbeitet für eine Million Dollar Kopfgeld plus Spesen. Er hat hier irgendwo eine ganze Armee untergebracht. Ich meine alles. Leute, Waffen, Fahrzeuge. Wir nennen ihn den kleinen General."

      Das war alles sehr interessant, viel interessanter, als Bolan erwartet hatte. "Wie nennt man ihn noch, Jingo?"

      "Ich schwöre, ich weiß nicht, wie er heißt!"

      Das AutoMag kam hoch, ihre Mündung schaute dem Kerl direkt ins Gesicht. "Dann sag Tschüss, Jingo."

      "Okay, okay", seufzte Morelli. "Er hat einen Codenamen. Sie nennen ihn "Trooper". Das ist alles, ich schwör. Hab den Kerl nie gesehen. Kenne keinen, der ihn je gesehen hätte. Der Kontakt läuft immer über Telefon oder Funk. Er hat irgendwo hier oben eine geheime Basis. Von dort aus leitet er alles."

      "Okay, und wer hat diesen Anschlag geleitet?"

      " Er. Per Funk. Ich schwör."

      Bolans Zeit wurde knapp. Hier, am Rande der Todeszone, waren bereits zu viele Sekunden verstrichen.

      "Sag ihm, ich komm ihn holen, Jingo. Sag ihm, ich habe seine Nachricht erhalten. Sag es ihm."

      Der Mann konnte sein Glück kaum fassen. Erleichterung ließ seine Stimme emotional werden, als er antwortete: "Klar, klar doch, ich sag's ihm, Bolan".

      "Rühr dich nicht, bis ich weg bin", befahl Bolan.

      Er sprintete zum Wohnmobil und fuhr ohne Licht auf die Straße zurück.

      *

      Aber der Vollstrecker war jetzt nirgendwohin mehr "auf der Flucht".

      Er überquerte die Straße und brach durch dichtes Gestrüpp, dann kehrte er zu Fuß zur Fahrbahn zurück, um etwaige Reifenspuren und verräterisch abgeknickte Zweige zu beseitigen. Augenblicke später, lange bevor die Reste des "Killertrupps" ihren kleinlauten Rückzug antraten, waren alle Überwachungssysteme seines mobilen Gefechtsstands voll einsatzbereit – sie lauschten und scannten und warteten auf Anweisungen für die nächste Front.

      Das Spiel hatte sich verändert. Man konnte nun nicht mehr klar unterscheiden zwischen Jägern und Gejagten. Und die gesamte "Todeszone" war mittlerweile zu Niemandsland geworden.

      Kapitel 3: Kalt

      Diesen Einsatz leitete ein sehr scharfer Verstand.

      Geschniegelt uniformierte Truppen mit MPs im Anschlag überwachten den Zutritt zum Schlachtfeld, während Gruppen von Arbeitern und Einheiten von Bergungstrupps das Gebiet von allen Anzeichen des Kampfs säuberten. Große Auflieger-Sattelschlepper transportierten die ausgeweideten Rümpfe und Kleinteile der zertrümmerten Truppenfahrzeuge ab, während Feldambulanzen die Toten und Leichenteile wegfuhren und Sanitäter den Verwundeten erste Hilfe leisteten. Sogar ein Abschleppwagen tauchte auf, um die Überreste des gepanzerten Cadillacs an den Haken zu nehmen.

      Bolan behielt seine Observation während der Aufräumaktion bei, nahm die knappen Funksprüche auf, fotografierte Gesichter und Ausrüstung mit Infrarottechnik und überwachte persönliche Gespräche mit seinen empfindlichen Mikrophonen.

      Es war wirklich eine ziemliche Operation.

      Vielleicht ein bisschen viel für den Anlass. Bolan konnte einfach nicht glauben, dass eine so formidable Truppe nur für den einen Zweck organisiert worden war: den Krieg des Vollstreckers zu stoppen.

      Da musste mehr dran sein.

      Diese Jungs operierten offen und unverschämt – sie gaben sich als redliche US-Militärtruppe aus, nutzten für ihre Kommunikation eingeschränkte Funkkanäle, fuhren in "offiziellen" Fahrzeugen herum und waren mit modernsten Waffen aus dem US-Arsenal bewaffnet – und die größte Frechheit war, dass sie alles tadellos durchzogen. Beobachter vom Generalstab hätten keine verdächtige Anomalie entdeckt.

      Und das alles ... für einen einzigen Mann?

      Allein die finanziellen Überlegungen waren schwindelerregend. Selbst bei der Annahme, dass es ihnen gelungen sein könnte, die gesamte Ausrüstung inklosive Waffen und Munition zu stehlen, wären die täglichen Kosten für die Aufrechterhaltung einer solchen Truppe immens.

      Ein düsterer Verdacht lauerte an der Schwelle von Bolans bewussten Gedanken, während er dem letzten Fahrzeug der Kolonne vom Schauplatz weg folgte. Die Fahrt ging nach Norden und dann nach Westen, tiefer in die Berge hinein, in einem mühsamen und gewundenen Aufstieg, der einer generellen Nordwest-Richtung zu folgen schien. Die letzten paar Kilometer führten über eine Reihe von schmalen Straßen und Forstwegen direkt zu der Abzweigung auf eine breite, frisch gepflasterte Privatstraße, die in einem beinahe pastoralen Tal mündete, hoch zwischen schneebedeckten Gipfeln.

      Bolan hatte sich bemüht, den Überblick zu behalten, aber er war sich über die genaue geographische Lage dieser "Basis" nicht wirklich in Klaren.

      Die Luft war sehr dünn und ziemlich kalt – es passierte selten genug, dass etwas die Effizienz des Motors des Kriegermobils spürbar beeinträchtigte. Die Sterne waren Bolan nie heller erschienen, der Himmel nie näher.

      *

      Er verließ den Weg gleich zu Beginn dieser letzten Abfahrt und suchte etwa hundertachtzig Meter oberhalb des Stützpunktes Deckung. Hinter mit Stacheldraht bewehrten Böschungen erhob sich ein hoher Maschendrahtzaun. Ein großes Schild am Tor wies das Gelände lediglich als "Eigentum der US-Regierung" aus. Zwei mit MPs bewaffnete Wachen schlossen das Tor hinter dem letzten Fahrzeug des Konvois und kehrten zu einem Geländewagen zurück, der an der Zufahrt geparkt war und offenbar als Wachunterstand diente. Hinter dem Zaun herrschte reges Treiben – viele Lichter, aufjaulende Motoren und ein Durcheinander an gedämpften Geräuschen. Offensichtlich lag das Zentrum jedoch am Fuß des Berghangs und im rechten Winkel zu Bolans Sichtlinie; Bolan konnte keine Gebäude oder geordnete menschliche Aktivität erkennen.

      In Vorbereitung auf eine Erkundung außerhalb des Fahrzeugs zog er sich bis auf den schwarzen Kampfanzug aus, dachte kurz darüber nach, was der Einsatz erforderte, legte den Kampfanzug ebenfalls ab und stattdessen einen "Schutzanzug" an – einen dünnen Overall, der die Körpertemperatur innerhalb des Komfortniveaus hält. Darüber befestigte er die übliche "leichte Sondierungs"-Ausrüstung an Gurten – die 9 mm Beretta Brigadier mit Schalldämpfer, eine leistungsstarke Luftpistole mit Betäubungspfeilen, Messer, Nylon-Garrotte und diverse Munition. Dann schwärzte er Gesicht und Hände und schlich leise in die Nacht.

      Die Temperatur in der Ebene war auf etwa zwölf Grad gesunken; hier oben näherte sie sich der Null-Grad-Grenze. Hier und da schufen Flecken alten Schnees Patchwork-Muster in der Landschaft. Heller Wüstenbeifuß teilte sich den gesprenkelten Boden mit mickrigen Schonungen kleiner Kiefern. Unregelmäßige Windböen streiften flüchtig über das weiche Terrain und heulten manchmal um die Felsen, irgendwo weiter oben.

      Bolan fügte sich in all das ein, wurde eins damit, absorbierte es, während er selbst von davon absorbiert wurde, als er zu einer lautlosen Erkundung aufbrach.

      Er ging den Zaun in einem Abstand von etwa fünfundvierzig Metern entlang, wobei er häufig innehielt, um zu beobachten und zu lauschen, und angespannt auf Anzeichen von Landminen, Stolperdrähten und anderen stillen Sicherheitsvorkehrungen achtete. Es war keine riesige Basis. Er hatte das gesamte umzäunte Gebiet in weniger als zwanzig Minuten abgeschritten, schloss nun die "Nahaufklärung" ab und zog sich zur schnelleren Durchquerung an den Fuß des gegenüberliegenden Hangs zurück, um das gesamte Tal in einer offenen Erkundung zu überblicken.

      Groß war die Basis nicht – aber höllisch sauber aufgebaut.

      Die Topographie hier schien auf eine Moräne – das Schmelzgebiet eines prähistorischen Gletschers – hinzuweisen, und der geheime Stützpunkt lag zwischen zwei Seitenmoränen, die sich in

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