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über die kurze Distanz und verwandelte sich augenblicklich in einen blendenden Ball aus auflodernden Flammen und dichtem Rauch, der das Zielgebiet für einen Moment völlig verdunkelte, während der Donnerschlag die Luft erschütterte und die Erde unter ihm schwanken ließ. Durcheinander geschleuderte Körper und benommene Gesichter erschienen kurz auf dem Bildschirm, dann korrigierte Bolan nach links und schlug sich erneut auf das Knie. Ein weiteres Fahrzeug ging mit einem dramatischen Rumms in die Luft und verteilte seinen Schrott über das Schlachtfeld, und eine ehrfürchtige Stimme keuchte ohne jede militärische Präzision in den UHF-Funk: " Mein Gott! Holt die Leute da raus!"

      "Negativ!" schnappte eine andere – die Stimme des Kommandos. "Standard-Infanterie-Aufstellung! Bewegt sie raus und schafft sie runter!"

      Bolan schickte ihnen einen dritten Panzerbrecher, der auf die Nase eines großen Truppenfahrzeugs prallte, der sich zwischen den Trümmern der ersten beiden verkeilt hatte. Dann schaltete er den Raketenwerfer ab, um die letzte Runde für alle Eventualitäten übrig zu lassen – und bereitete rasch die Aktivität außerhalb des Fahrzeugs vor. Die Initiative lag vorerst bei ihm, und er wusste, dass seine einzige Hoffnung darin lag, mit dieser Verwirrung dort unten zu arbeiten – sie weiterhin mit Höllenfeuer und Donnerschlägen so zu beschäftigen, dass sie mit ihren betäubten Sinnen weniger Chancen hatten, sich zu sammeln, neu zu gruppieren und den Angriff wieder aufzunehmen.

      Er hatte sie ins Wanken gebracht, das wusste er – aber er wusste auch, dass er dafür sorgen musste, dass es so bliebe.

      Kaum hatte sich die Schockwelle dieser dritten Rakete gelegt, hatte sich der exzellente Kämpfer einen Magazingurt über jede Schulter geworfen und die zurechtgelegte M-79 mit einer Runde hochexplosiver Splittermunition geladen und drang jetzt in die sich vertiefende Dämmerung dieses Berghangs in Colorado vor.

      Kaum dreißig Sekunden Gefecht, und schon bot das Schlachtfeld eine ramponierte Szenerie des Untergangs – Stöhnen, Entsetzen, Erschütterung, das aussichtslose Schreien der Sterbenden und die schockierende Stille der Toten.

      Trotz all dem erwartete ihn da draußen eine überlegene Macht. Er hatte im Grunde nicht die geringste Chance, sich gegen sie durchzusetzen – so viel war sofort klar. Sie wurden gut geführt, und blieben überraschend cool – schnell gruppierten sie sich in kleine Teams um, gingen in Deckung, blieben dort und warteten auf ihn.

      Mit dem Raketenangriff hatte er zumindest eines erreicht: der Rücken des Abhangs war geräumt. Jetzt war dort oben nichts mehr, außer den brennenden Wracks der drei Fahrzeuge und den verstreut liegenden Toten. Die beiden anderen Truppentransporter waren seitlich den Hügelkamm hinunter gestürzt, und es würde einige ausgeklügelte Manöver erfordern, um sie wieder nach oben zu bringen. Die Fußsoldaten waren auf beiden Seiten des Hangs in Deckung gegangen; nur wenige waren überhaupt in der Lage, das Feuer zu erwidern, und diese wenigen waren offensichtlich nicht daran interessiert, Aufmerksamkeit auf ihre jeweilige Position zu lenken.

      Die Nacht brach plötzlich herein – charakteristisch für Osthänge im Gebirge: Auf der dunklen Seite der Berge, erinnerte Bölan sich, geht die graue Dämmerung oft binnen eines Herzschlags in schwärzeste Nacht über – und genau das geschah hier und jetzt.

      Das alles gab Bolan die Chance, seine Situation zu überdenken. Die Kampfpause war sehr kurz – auch nur einen Herzschlag lang – und dann setzte seine konditionierte Reaktion auf den Überlebensinstinkt ein, er ging in maximal verfügbare Deckung und feuerte aus seinen Munitionsgurten nacheinander alles ab, was er dabei hatte, wobei er die M-79-Geschosse auf dem Boden neben sich in einer geplanten Schussabfolge anordnete. Der Plan war nicht, den Feind zu dezimieren, bevor der ihn erreichte – der Plan war einfach, am Leben zu bleiben.

      Da unten war eine Lücke – etwa fünfzehn Meter breit und sechzig Fuß lang – ein kleines Stück Niemandsland, das zwischen Einkesselung und Freiheit lag, eine Lücke, die Bolan jetzt vollständig freimachen musste.

      Als die M-79 zu feuern begann, konzipierte er das Muster so, dass diese Lücke so wenig wie möglich auffiel und gleichzeitig eine höchst unbeliebte Zone blieb. Er variierte die Geschosse in einer methodischen Abfolge – erst die Hochexplosiven, dann Gas, dann Rauch – und wiederholte die Abfolge, um so das Feuer in einen Reißverschluss-Muster über die Zone zu legen.

      Das Sperrfeuer dauerte etwa zwei Minuten und fiel genau in die erwartete plötzliche Schwärze der hereinbrechenden Nacht. Darüber hinaus hing über dieser Lücke nun ein beißendes Gas- und Rauchgemisch in einer erstickenden Wolke, die offensichtlich auch auf beide Seiten des Hangs hinunter sickerte, wie die Husten- und Würganfälle anzeigten, die aus dieses Gebieten zu hören waren. In der Mitte der Lücke glühten die brennenden Überreste der Raketensalve schwach durch die Rauchdecke hindurch und diente als Leuchtfeuer in der Düsternis.

      Bolan rannte zu seinem Fahrzeug zurück und rangierte es schnell und so gut wie lautlos vorwärts in die Kampfzone, ohne Licht und im Leerlauf, indem er im gedämpften Licht des von ihm selbst gelegten Leuchtfeuers navigierte, wobei er auf dem etwa neunzig Meter langen abfallenden Gelände nach und nach Fahrt aufnahm.

      Er steuerte geschickt durch die Lücke, bevor der an den Seiten befindliche Feind das Manöver auch nur bemerkte, und dann war einfach keine Reaktion mehr möglich. Eine vergebliche Salve ungezielten Gewehrfeuers war die einzige Antwort, und da rollte Bolan bereits außer Reichweite und völlig unbehelligt in Richtung der "hinteren Position" – auf die gepanzerte Großraumlimousine zu, mit ihrer nervösen Besatzung von sechs Bewaffneten.

      Bolan ließ den Motor an, die Scheinwerfer jedoch noch aus, und brachte stattdessen die Infrarotoptik für die Instrumentennavigation ins Spiel.

      *

      Die UHF-Kommandofrequenz informierte in diesem Moment die "hintere Position" über die Situation. "Scheint, dass unser Bandit ausgebrochen ist", verkündete die kühle Stimme schneidend. "Schlage vor, ihr haltet euch fern und lasst ihn vorbei. Er hat irgendeine Art von verrückter Feuerkraft in diesem Bus. Macht Platz und lasst ihn durch, aber behaltet ihn im Auge."

       "Scout Eins – roger, verstanden."

      Auch Bolan hatte verstanden. Und seine "verrückte Feuerkraft" hatte die Limousine bereits mit ihren Reichweiten-Markern erfasst.

      Er schlug sich aufs Knie, just als das gepanzerte Fahrzeug langsam anfuhr, offensichtlich um "Platz zu machen".

      Der Brutzler schoss los und brauste in einer heißen Feuerspur auf sein Ziel zu. Das gesamte Fahrzeug wurde von einem Feuerball eingehüllt, komplett auf den Kopf gestellte und dann auf die Seite geschleudert, angeschlagen, aber dank der schützenden Stahlplatten noch kein Totalschaden.

      Zwei Kerle krochen von dem rauchenden Cadillac weg, als Bolans Fahrzeug die Szene erreichte. Beide waren blutverschmiert und benommen, aber einer von ihnen hob eine Pistole und schwenkte sie wie betrunken Richtung Bolan, als er aus dem Kriegermobil stieg.

      Bolan pustete dem Mann mit einem Hüftschuss aus der .44 AutoMag das Licht aus. Der andere war der Junge aus Cleveland, Jingo Morelli.

      "Sag deinem Arsch auf Wiedersehen, Jingo", riet ihm Bolan eisig.

      Der Typ war nicht ganz so benommen. Er fiel auf den Rücken und zeigte ihm mit flehenden Augen seine leeren Hände: "Hey Mann – tu es nicht."

      Bolan ließ eine Scharfschützenmedaille auf die im Schock erstarrte Brust fallen. "Nenn mir einen Grund, warum ich es nicht tun sollte, Mann."

      Die dem Untergang geweihten Augen zeigten einen Hoffnungsschimmer. "Äh – irgendwas. Sagen Sie's mir. Irgendwas."

      "Wer ist dein Chef?"

      "Äh – Gott, ich weiß nicht. Warte! Jetzt warte! Gib mir Zeit, es zu erklären! Ich —”

      "Ich habe nicht nach einer Erklärung gefragt", erinnerte Bolan ihn kühl. "Jetzt oder nie, Jingo."

      "Hey, wir sehen den Typen nie. Ich schwöre bei Gott. Er ist keiner von uns – das ist alles, was ich weiß."

      Bolan hatte das schon vermutet, aber er wollte, dass der Typ es aussprach. "Ist ein doofer Zeitpunkt fürs Klugscheißen",

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