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(Hrsg.)‚ Wahrheitstheorien‚ (Suhrkamp-Taschenbuch Wissenschaft‚ 210) Frankfurt a.M. 1992‚ 6. Aufl.‚ S. 143 (weitere Quellenangaben im Text unter Tarski und Seitenangabe). Der Satz Schnee ist weiß könnte als analytisch angesehen werden‚ wenn man nämlich die Eigenschaft weiß als im Begriff des Schnees enthalten ansieht. Er wäre dann unglücklich gewählt‚ weil er ohne Weiteres logisch wahr wäre und nichts Neues über die Wirklichkeit erfahren lassen würde‚ worum es aber doch in aller Erkenntnistheorie geht. Um diesen Einwand zu beheben‚ könnte man ihn z. B. durch den Satz Wasser kocht bei 100 Grad ersetzen. Der Unterschied zwischen analytischen und synthetischen Sätzen wird mit seiner erkenntnistheoretischen Bedeutung ausführlich in Hegels Verständnis des Begriffs im V. Kapitel unter 3. (1) besprochen.

      14 Immanuel Kant‚ Kritik der reinen Vernunft‚ Bd. II der Werke in sechs Bänden‚ herausgegeben von Wilhelm Weischedel; Nachdruck dieser Ausgabe (Wissenschaftliche Buchgesellschaft) Darmstadt 1998‚ B 82

      15 Bertrand Russell‚ Wahrheit und Falschheit (1912)‚ in: Gunnar Skirbekk (Hrsg.)‚ Wahrheitstheorien‚ a. a. O.‚ S. 64.

      16 Hans Albert‚ Die Wissenschaft und die Suche nach Wahrheit‚ in: Gerard Radnitzky und Gunnar Andersson (Hrsg.)‚ Fortschritt und Rationalität der Wissenschaft‚ (Mohr) Tübingen 1980‚ S. 230.

      17 Salomon Maimon‚ Versuch über die Transzendentalphilosophie (1790)‚ (Meiner) Hamburg 2004‚ S. 140.

      18 Immanuel Kant‚ Kritik der reinen Vernunft‚ a. a. O.‚ B 849.

      19 Jürgen Habermas‚ Wahrheit und Rechtfertigung. Zu Richard Rortys pragmatischer Wende‚ in: Jürgen Habermas‚ Wahrheit und Rechtfertigung‚ (Suhrkamp) Frankfurt am Main 1999‚ S. 243.

      20 Ebd.‚ S. 246.

      21 G. W. F. Hegel‚ Phänomenologie des Geistes‚ (Reclam Universalbibliothek) Stuttgart 1987‚ S. 43.

      22 Ebd.‚ S. 42.

      23 Ebd.‚ S. 80.

      24 Gottlob Frege‚ Die Grundlagen der Arithmetik‚ (Wilhelm Koebner) Breslau 1884‚ S. VI

      25 Bertrand Russell‚ Philosophie des Abendlandes (1950)‚ (Parkland) Köln 20014‚ S. 72.

      26 Zu einer kritischen Gegenüberstellung dieser beiden Dinge vgl. auch Hans Albert‚ Die Wissenschaft und die Suche nach Wahrheit‚ a. a. O.‚ bes. S. 230-32.

      27 Salomon Maimon‚ a. a. O.‚ S. 87

      28 Gottlob Frege‚ Der Gedanke. Eine logische Untersuchung‚ in: Beiträge zur Philosophie des deutschen Idealismus‚ Band I‚ 19181919‚ S. 58f.

      29 Karl R. Popper‚ Falsche Propheten. Die offene Gesellschaft und ihre Feinde‚ Bd. II‚ a. a. O.‚ Fußnote 43‚ S. 363 f.

      30 Hans Reichenbach‚ Der Aufstieg der Wissenschaftlichen Philosophie (1951)‚ (Friedr. Vieweg und Sohn) Braunschweig 1968‚ S. 49

      31 Xenophanes in der Übersetzung von Karl R. Popper‚ Die Welt des Parmenides. Der Ursprung des europäischen Denkens‚ (Piper) München 2001‚ S. 95.

      32 Ebd.‚ S. 96.

      33 Ebd.‚ S. 98.

      34 Karl R. Popper‚ Die beiden Grundprobleme der Erkenntnistheorie‚ (Mohr) Tübingen 1979‚ S. XXIII ff..

      35 Korrespondenz zwischen einem Satz und einer Tatsache als Ausdruck von Wahrheit anzunehmen‚ also z.B. zu sagen: „Der Satz ‚Die Erde dreht sich.’ ist wahr‚ wenn die Erde sich dreht.“‚ stellt eine in einem metasprachlichen Satz eingeschlossene Beziehung zwischen einem objektsprachlichen Satz einerseits und einer realen Gegebenheit andererseits her. Dieser notwendige Bezug von Sprache auf Wirklichkeit ist genau das Phänomen‚ das als Problem der Begründung von Erkenntnis im obigen Abschnitt über den Begriff der Wahrheit schon einmal angesprochen wurde.

      36 Zu Einzelheiten s. Gerhard Vollmer‚ Biophilosophie‚ (Reclam) Stuttgart 1995‚ S. 99-101.

      37 Karl R. Popper‚ Die beiden Grundprobleme‚ a. a. O.‚ S. 57.

       II. Descartes’ Erkenntnistheorie:Der Beginn der Moderne

       Die Frage nach den Grundlagen der Erkenntnis war vor Descartes noch nie so rein gestellt und für sich behandelt worden. Kein Wunder also‚ daß dieses Werk‚ welches plötzlich die ausgetretenen Wege verließ‚ eine tiefe Erregung innerhalb der Geister hervorbrachte‚ deren Wirkungen durch die späteren Jahrhunderte überall sichtbar sind und diese Frage nach den Fundamenten und den Grenzen der menschlichen Erkenntnis zu der wichtigsten erhoben haben‚ womit seitdem die Philosophie sich beschäftigt hat.

       Johann Heinrich von Kirchmann

      René Descartes‚ Philosoph‚ Mathematiker und Naturforscher‚ entwirft 1628 die „Regeln zur Leitung des Verstandes“. 1637 fasst er sie in seiner kleinen Abhandlung über die Methode des richtigen Vernunftgebrauchs und der wissenschaftlichen Wahrheitsforschung38 zusammen und stellt uns damit eine Methode zum Erwerb rational begründeter wahrer wissenschaftlicher Erkenntnis vor. Die Abhandlung gilt als eine der folgenreichsten Schriften der philosophischen Weltliteratur; Descartes wird als Begründer der modernen Philosophie angesehen.39 Bis zu seiner Zeit hatten die Philosophen die Aufgabe der Metaphysik in erster Linie darin gesehen‚ das Wesen der Wirklichkeit zu erkennen. Die Aufgabe der Wirklichkeitserkenntnis wurde mehr und mehr von einer sich von der Metaphysik abspaltenden Naturwissenschaft übernommen. „Philosophen‚ die diesen Anspruch anerkannten‚ zogen die Konsequenz‚ dass die Metaphysik nicht mehr als Lehre vom Sein‚ sondern als Theorie der Seinserkenntnis aufzufassen sei …. Descartes hatte das Problem der objektiven Gültigkeit‚ vor allem in Bezug auf naturwissenschaftliche Theorien‚ vor Augen‚ ….“40 In diesem Sinne machte Descartes den ersten großen Schritt auf dem Weg der Philosophie hin zu einer empiristischen Erkenntnistheorie - ein guter Grund‚ mit ihm zu beginnen.

      Zunächst soll an Hand der Abhandlung kurz geklärt werden‚ was für einen Wahrheitsbegriff Descartes hat‚ welche Rolle der Mensch für die Erkenntnis der Wahrheit spielt‚ nach welcher Logik Descartes seine Erkenntnistheorie aufbaut und was er für die Quellen‚ Kriterien und Beweise der menschlichen Erkenntnis hält. Danach wird mit einem Blick in seine Meditationen die Frage nach Descartes’ Vorstellungen zur Wahrheitserkenntnis vertieft und beides am Ende einer kritischen Würdigung unterzogen.

       1. Kurzer Abriss der Erkenntnistheorie nach der Abhandlung

      Descartes beschreibt seinen grundlegenden und vollkommen neuen erkenntnistheoretischen Ausgangspunkt besonders klar und kompakt in der folgenden Passage: „Aber weil ich damals bloß der Erforschung der Wahrheit leben wollte‚ so meinte ich … alles‚ worin sich auch nur das kleinste Bedenken auffinden ließe‚ als vollkommen falsch verwerfen [zu müssen]‚ um zu sehen‚ ob danach nichts ganz Unzweifelhaftes in meinem Fürwahrhalten übrigbleiben würde. So wollte ich‚ weil unsere Sinne uns bisweilen täuschen‚ annehmen‚ daß kein Ding so wäre‚ wie die Sinne es uns vorstellen lassen; und weil sich manche Leute in ihren Urteilen selbst bei den einfachsten Materien der Geometrie täuschen und Fehlschlüsse machen‚ so verwarf ich‚ weil ich meinte‚ dem Irrtum so gut wie jeder andere unterworfen zu sein‚ alle Gründe als falsch‚ die ich vorher zu meinen Beweisen genommen hatte; endlich‚ wie ich bedachte‚ daß alle Gedanken‚ die wir im Wachen haben‚ uns auch im Schlaf kommen können‚ ohne daß dann einer davon wahr sei‚ so machte ich mir absichtlich die erdichtete Vorstellung‚ daß alle Dinge‚ die jemals in meinen Geist gekommen‚ nicht wahrer seien als die Trugbilder meiner Träume.“ (Abh.‚ S. 30 f..)

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