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Art Strickleiter aus einem doppelten Satz von je 23 DNA-Molekülen, den Chromosomen. Und wir erinnern uns auch, dass diese sich wie um sich selbst dreht. Der Erkenntnisgewinn ist auch noch lange nicht abgeschlossen. Erst in den 90er-Jahren des 20. Jahrhunderts konnten die US-Genforscher Collins und Venter den Gencode komplett dechiffirieren.

      Ein kurzer Überblick: Die DNA-Moleküle sind aus vier Basen aufgebaut. Vielleicht klingelt bei dem einen oder der anderen noch etwas, wenn wir die Begriffe Adenin (A), Thymin (T), Guanin (G) und Cytosin (C) lesen. Vielleicht auch nicht. Die Namen sind in diesem Kontext unerheblich, wichtig ist aber zu wissen, dass aus den unendlich vielen Buchstabenkombinationen (man geht zurzeit von circa 3 Millionen verschiedenen Möglichkeiten aus) unsere Erbinformationen gebildet werden. Lange nahm man an, dass die Molekülverbindungen der DNA etwas Statisches seien, unsere Erbinformationen also fest und unveränderlich. Seit ein paar Jahren sind wir aber wieder einen Erkenntnisschritt weiter: Die Wissenschaft der Epigenetik erlaubt einen noch tieferen Einblick in unsere Erbinformationen. Diese, so die Epigenetiker, sind nicht, wie bisher angenommen, eine unveränderliche Struktur, sondern können in ihrer Wirkungsweise durch äußere Einflüsse kurz- und langfristig beeinflusst werden.

      Was heißt das jetzt konkret? Es bedeutet, dass unsere Erbinformationen veränderbar sind. Von äußeren Umwelteinflüssen, von unserer Ernährung, von Hormonen und sogar von unseren Gedanken.

      Die Verpackung der DNA

      Und wie funktioniert das? Vereinfacht beschrieben gibt es eine Art Verpackung um unsere DNA. Die DNA-Struktur an sich ist stabil, allerdings kann ihre Verpackung durch verschiedene biochemische Prozesse entfernt oder verstärkt werden. Man kann sich das vorstellen, als wäre unsere DNA ein Arm und die Verpackung ein Pullover drum herum. Das Beispiel gibt natürlich nicht die Komplexität der Vorgänge wieder, aber es hilft, sich ein Bild von dieser Verpackung zu machen.

      Die Verpackungskette wird von drei dynamischen biochemischen Strukturen geprägt, die an die DNA andocken können und sie lesbar oder unlesbar machen. In der Wissenschaft der Epigenetik spricht man davon, dass bestimmte Geninformationen an- oder abgeschaltet werden können. Histome können die DNA umwickeln und unzugänglich machen, sie quasi blockieren. Sind Gene blockiert, können sie nicht weiter abgelesen werden. Zusätzlich haben die biochemischen Strukturen – für alle, die es genauer wissen wollen: Methylreste, Proteine und RNA, also DNA-ähnliche Moleküle – Einfluss darauf, ob unsere Gene eher im Inneren der DNA oder an ihrer Oberfläche lokalisiert sind, ob sie also einen aktiveren Einfluss auf uns haben oder einen passiveren. Gene können faul sein oder Streber und die Verpackung entscheidet darüber, ob sie das eine oder das andere sind. Sie ist quasi der Befehlsgeber. Auf diese Art und Weise kann sich sogar Trauma genetisch in der Verpackung unserer DNA verankern. Veränderungen in der Genaktivierung können an unsere Nachkommen weitergegeben werden. Umwelteinflüsse, darunter Ernährung, Stress und Gefühle, können den Zugang zu unseren Genen verändern, ohne die grundsätzliche Zusammensetzung infrage zu stellen. Wir können also nicht unseren Kern an sich ändern. Aber wir haben Einfluss auf unseren Befehlsgeber. Wir können mitbestimmen, welche Befehle erteilt werden und welche nicht. Das wollen wir uns im Folgenden genauer ansehen.

      DER EINFLUSS, DEN WIR AUF UNSERE DNA HABEN

      Durch die Ernährung

      Unsere Ernährung hat großen Einfluss auf unsere Erbstruktur. Extreme Mangelernährung kann unsere DNA über mindestens zwei Generationen hinweg codieren. So haben Studien gezeigt, dass Kinder, die sich im Winter 1946/47 in einem frühen Schwangerschaftsstadium im Mutterleib befanden und den extremen Hunger, die Mangelernährung und den damit verbundenen Stress der Mutter miterlebt haben, nicht nur bei der Geburt untergewichtig waren, sondern später im Leben überdurchschnittlich häufig an Diabetes, Herzproblemen und Depressionen litten.

      Auch übermäßiger Zuckerkonsum hat erheblichen Einfluss auf unsere DNA. Die Tendenz zur Übergewichtigkeit bei Kindern ist, wie neueste wissenschaftliche Studien untermauern, nur zum Teil auf die aktive zuckerhaltige Ernährung der Kinder zurückzuführen. Sie sind auch oft genetisch in diese Richtung geprägt worden. Wie wir uns ernähren, hat dementsprechend einen erheblichen Einfluss darauf, welche unserer Gene an- und welche abgeschaltet werden. Das heißt nicht, dass wir nie wieder Schokolade oder Fleisch essen dürfen oder für immer eine strenge Diät einhalten müssen. Eine bewusste und vielseitige Ernährung kann aber sowohl uns als auch unsere Nachkommen stärken.

      Durch unseren Umgang mit Stress

      Ein anderer, wesentlicher und brisanter Faktor, der Einfluss auf unsere DNA-Struktur nehmen kann, ist Stress. Hier geht es nicht um den alltäglichen Stress, den wir gut verkraften können, sondern um Stress, der durch traumatische Erfahrungen verursacht wird. Stresserlebnisse, die einem Menschen im Mutterleib, als Kleinkind oder in der Pubertät widerfahren sind, prägen sich genetisch besonders stark ein. So kann zum Beispiel die Tendenz zu Depressionen schon im Mutterleib an das Kind weitervererbt werden.

      Aber nicht nur individuell können wir durch persönliche Erlebnisse einen nachhaltigen Einfluss erfahren, auch kollektiv können Menschen durch gemeinsam erfahrene Traumen, wie zum Beispiel Kriege oder Attentate, geprägt werden. Besonders diese menschengemachten Katastrophen haben hier große Wirkkraft. Studien beweisen, dass Naturkatastrophen Menschen im weiteren Leben nicht so sehr zusetzen wie Gewalt, die sie durch ihre Mitmenschen erleben. Menschengemachte Katastrophen führen zu einer Störung in der Entwicklung von Urvertrauen. Die Bindungsfähigkeit wird beeinträchtigt und es ist mittlerweile klinisch belegt, dass sogar die Entwicklung der Kinder, Enkel und Urenkel der Kriegsgenerationen in Mitleidenschaft gezogen wird.

      Wie wir mit Stress umgehen, hat nachhaltigen Einfluss auf unsere Lebensqualität und diejenige unserer Kinder. Das eigene Stresslevel so gering wie möglich zu halten, ist daher nicht nur notwendig für ein gesundes Leben, sondern auch im Sinne der Verantwortung für nachfolgende Generationen.

      Der transgenerationale Verlust des Urvertrauens lässt sich bis heute gesamtgesellschaftlich nachvollziehen. Ein solcher Verlust kann zur Abkapselung von Gefühlen führen – ein Nicht-fühlen-Wollen, wie es heutzutage häufig Ausdruck findet in übermäßigem Arbeitspensum, einem exzessiven Konsumverhalten, Fernsehsucht, Esssucht oder Sportsucht. Starker Alkohol- und Zigarettenkonsum gehören ebenfalls dazu. Nur weil wir solche Verhaltensweisen gesellschaftlich als »normal« einstufen, heißt das nicht, dass sie das wirklich sind.

      Auch psychischer Stress, dem wir über einen längeren Zeitraum und in überhohem Maße ausgesetzt sind, kann sich in unseren Genen und in den Genen unserer Kinder verankern. Mobbing kann ein Auslöser für solchen Stress sein und ebenso permanente Angst um den Arbeitsplatz oder finanzielle Sorgen. Ausschlaggebend, wie sehr solcher Stress einen Menschen prägt, ist hier, wie viel von dem Stresshormon Cortisol im Körper des Menschen ausgeschüttet wurde und ob es über einen längeren Zeitraum geschah.

      Eine Zeit lang kann man die Ausschüttung gut vertragen und das Hormon auch wieder abbauen. Ist ein Mensch aber lange Zeit einem hohen Stresslevel ausgesetzt – oder äußeren Umständen, die ein solch hohes Stresslevel verursachen –, so werden Körper und Gene geflutet und es kann zu dauerhaften Veränderungen in der Verpackungsstruktur der Gene kommen.

      WERDEN WIR FÜR UNS SELBST WACH

      Dem Stress gilt es sowohl körperliche als auch geistige Entspannung entgegenzusetzen, was auch gesamtgesellschaftlich eine Kehrtwende im Arbeits- und Stresspensum nach sich ziehen könnte. Achtsamkeitspraxis, Meditation und Yoga können hier hilfreich sein, aber ebenso Saunabesuche, Tanzen, Spaziergänge, Gartenarbeit. Gut ist, was uns wirklich nachhaltig guttut.

      Achten wir also darauf, ob der Fernsehabend uns tatsächlich entspannt, ob die Zigarette unser Stresslevel real senkt oder uns einfach bei der Verdrängung von Stress oder unangenehmen Gefühlen hilft.

      Durch den Umgang mit unseren Gefühlen

      Fühlen ist auch Kopfsache. Unsere Gefühle werden gesteuert durch unsere Gedanken. Und die sind häufig geprägt von unseren Erfahrungen. Unsere

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