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Teil des limbischen Systems im Gehirn, bewertet den emotionalen Gehalt einer Situation, also wie gefährlich sie ist, und sendet Reaktionssignale aus. Unsere Pupillen weiten sich, die Augenbrauen ziehen sich zusammen. Der Blutdruck steigt und der Puls rast. Ist die Ausschüttung von Adrenalin und Noradrenalin häufiger stark erhöht, kann der Körper keinen ausgleichenden Abbau mehr gewährleisten. Der Blutdruck bleibt dann konstant erhöht. In der Folge fühlen wir uns auch in weniger bedrohlichen Situationen schnell angegriffen. Meist stecken hinter dem Gefühl der Wut ganz andere Gefühle, denen man sich nicht so gern aussetzt: Hilflosigkeit, Kränkung, Angst oder schlicht Hunger können dahinter schlummern. Wut kann also ein guter Indikator sein, sich seine Gefühle einmal genauer anzusehen.

      Die Frage ist: Wollen wir von unseren Gefühlen beherrscht werden – oder mit ihnen konkret umgehen können?

      Der bewusste Umgang mit Gefühlen und Gedanken hat Einfluss auf die Verpackungsstruktur unserer Gene. Indem wir entscheiden, wie viel Macht wir einem Gefühl oder einem Gedanken über uns geben wollen, entscheiden wir bewusst mit, welche Körperreaktionen in uns aktiv sind – welche Hormone ausgeschüttet werden und ob diese so einflussreich sein können, uns dauerhaft zu prägen.

      EPIGENETISCHE PRÄGEPHASEN – WANN BEGINNT DIE VERPACKUNG?

      Es gibt drei wichtige epigenetische Prägephasen in der Entwicklung eines Menschen:

       die Phase im Mutterleib und während der Geburt

       die drei Jahre nach der Geburt

       die Zeit der Pubertät

      Aber auch darüber hinaus können uns äußere Einflüsse genetisch codieren, gerade dann, wenn wir dauerhaft hohem Stress oder Mangelernährung ausgesetzt sind. Aber diese drei Phasen sind für die Verpackung unserer Erbinformationen überdurchschnittlich wichtig. In diesen Zeiten schreitet die Zellentwicklung schnell voran, Veränderungen haben den höchsten Wirkungsgrad und können sich uns genetisch viel leichter und permanenter einprägen als in späteren Zeiten. In der frühen Kindheit ist das Gehirn sehr empfänglich für Einflüsse aus dem Umfeld und reagiert höchst sensibel auf traumatische Ereignisse. In dieser Zeit fühlen sich Kinder auch ausgesprochen schutzlos. Erst später bauen sie ein Ichgefühl und Charakterstärke auf, die ihnen helfen, mit schwierigen Situationen umzugehen.

      Mindestens in den ersten zwei Phasen hat besonders die Mutter einen entscheidenden Einfluss auf die gesunde körperliche und geistig-seelische Entwicklung ihres Kindes. So kann bei schwangeren Frauen das Stresshormon Cortisol – das bei einem normalen Level in der Plazenta aufgehalten wird und den Blutkreislauf des Kindes nicht erreicht – im Falle einer erhöhten Produktion diesen natürlichen Schutz durchbrechen und das Ungeborene hormonell fluten. Die Zellen des Embryos oder des Fötus, die sich noch in der Ausbildungsphase befinden, haben dem nichts entgegenzusetzen. Menschen, die in dieser frühen Lebensphase stressbedingt derartig geprägt wurden, verfügen in ihrer weiteren Entwicklung häufig über eine extrem geringe Stressresistenz. Sie sind als Kinder und Erwachsene unruhiger, leichter aus der Fassung zu bringen und neigen zu stressbedingten Depressionen.

      DER BEWUSSTE UMGANG MIT UNS SELBST

      Kein Mensch ist eine Insel. Wir sind alle miteinander verbunden und stehen in ständigem Austausch mit unserer Umwelt. Auch unsere Gehirnstrukturen sind von diesem permanenten Austausch geprägt. Im Bereich der DNA kann man von einer Art Dialog zwischen der Gesamtheit der Erbinformation einer Zelle (Genom), der Modifikation der DNA, die Gene an- oder abschaltet (Epigenom), und der Umwelt sprechen. Diese relativ neuen Erkenntnisse zeigen: Welchen Dialog unsere Großeltern führten, hat genetischen Einfluss bis in unsere Gegenwart und darüber hinaus.

      Nicht nur der Dialog der Eltern- und Großelterngeneration ist ausschlaggebend für die Qualität unseres Lebens, sondern besonders auch unser eigener Dialog.

      Unsere Zellen haben also ein Gedächtnis. Einflüsse aus der Vergangenheit werden in der Art der Verpackung gespeichert und an uns weitervererbt. Auch was uns in unseren frühesten Prägephasen widerfährt, verankert sich in unseren Zellen und prägt uns für das weitere Leben nachhaltig. Wenn aber der Verpackungscode unserer DNA aktiv durch unsere Eltern und Großeltern mitgestaltet werden konnte, dann ergibt sich daraus, dass auch wir selbst aktiven Mitgestaltungsspielraum haben.

      Die Qualität unserer Gedanken hat Einfluss auf die neuronalen Strukturen des Gehirns und damit unter anderem auch auf Hormonausschüttungen. Wenn ein Übermaß des Stresshormons Cortisol die Genverpackung eines Menschen verändern kann, dann kann im Umkehrschluss auch durch positiv geprägte Gedanken und die daraus resultierende Hormonausschüttung eine aktive Beeinflussung der Verpackung möglich sein. Wenn Menschen schon unbewusst Befehlsgeber an ihre eigene DNA sind – und die Epigenetik beweist dies –, wie viel Gestaltungsfreiraum haben wir erst, wenn wir bewusst Befehlssignale setzen können?! Wir haben dann die Möglichkeit, nicht mehr mit unseren bisher erlebten Wunden weiterzuleben und sie sogar weiterzugeben, sondern sie im Hier und Jetzt bis in die Vergangenheit und in die Zukunft hinein zu heilen.

      Wie wir die Gefühls- und Gedankenmuster unserer eigenen Prägungen rückwirkend heilen können, zum eigenen Wohl wie auch zum Wohl unserer Kinder und Kindeskinder, sodass sie ihr volles Potenzial entfalten können – genau darum geht es in diesem Buch.

      WORAUF ES ANKOMMT

       Auf eine bewusste Ernährung, gesund im eigenen und im transgenerationalen Sinn.

       Auf ein ausgewogenes Stresslevel. Dazu muss man Situationen, die immer wieder Stress hervorrufen, genau benennen und sich um eine nachhaltige, langfristige und tief greifende Lösung von Konflikten und dem damit verbundenen permanenten Stress bemühen.

       Auf einen bewussten und frühzeitigen Umgang mit Gefühlen wie Angst, Wut oder Traurigkeit, um eine Wiederholung von Mustern zu vermeiden und mit zunehmender Leichtigkeit in einen ruhigen und zufriedenen Zustand zu kommen.

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