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in die Schule bringen müssen), dass Sie den Haushalt eines Elternteils mit versorgen müssen oder dass Sie sich um zusätzliche Aufgaben wie etwa die Buchhaltung im familieneigenen Betrieb kümmern müssen – kurz, Sie werden viele neue Dinge auf der Agenda haben. Damit werden Sie wahrscheinlich nicht nur vor zeitlichen, sondern auch vor inhaltlichen Herausforderungen stehen. Überlegen Sie, was alles neu auf Sie zukommen könnte und wer Sie dabei entlasten könnte. Mehr dazu erfahren Sie im Kapitel „Selbst gesund bleiben“ ab S. 133.

      Im Umgang mit dem Kranken ist es wichtig, dass Sie ihn genauso respektieren und ihn wertschätzen wie früher. Hüten Sie sich auf jeden Fall davor, ihn zu bevormunden, denn er ist zwar krank, kann aber natürlich trotzdem über die Dinge selbst entscheiden. Besprechen Sie mit ihm, welche Aufgaben er in der Familie übernehmen kann und möchte.

      Es kann aber auch sein, dass sich Ihr Angehöriger vorübergehend von Ihnen zurückzieht und sich „vergräbt“. Damit möchte er Sie nicht kränken. Vielmehr wird er Zeit benötigen, um über seine Situation nachzudenken, und sich Ihnen später wieder zuwenden. Wenn Sie sich nicht sicher sind, fragen Sie ihn, warum er jetzt gerade so zurückhaltend ist.

      Vermeiden Sie Floskeln!

      Ein kranker Mensch merkt sehr schnell, wenn er mit Floskeln aufgemuntert werden soll. Ein paar Vorschläge, was Sie stattdessen sagen können.

Keine Aufforderungen, Floskeln oder Bevormundungen Stattdessen Fragen
Du musst kämpfen. Möchtest Du gegen die Krankheit kämpfen?
Du schaffst das. Was kann ich für dich tun, damit du diese Etappe schaffst?
Du musst positiv denken. Warum bist du so niedergeschlagen?
Da musst du durch. Wie kann ich dir in deiner jetzigen Situation helfen?
Reiß dich zusammen. Warum magst du nicht aufstehen?
Geh doch mal spazieren. Wann möchtest du vielleicht einen Spaziergang machen?
Ich räume deine Tasche aus. Wohin gehören denn die Handtücher?
Klaus kommt dich besuchen. Wer soll dich denn im Krankenhaus besuchen?
Leg das Buch doch weg, das strengt dich zu sehr an. Wozu hast du heute Nachmittag denn Lust?
Du musst stark sein. Wie fühlst du dich gerade?

      Wünsche formulieren

      Auch wenn zunächst Ihr Angehöriger im Mittelpunkt steht, sollten Sie Ihre eigenen Bedürfnisse ernstnehmen. Wenn Sie Wünsche an den anderen haben, formulieren Sie diese so konkret wie möglich, schon Details können einen großen Unterschied machen:

       image Ich-Botschaften

      Ich-Botschaften sind viel klarer und authentischer als ein unverbindliches „man sollte …“. Sagen Sie also nicht „Alles muss ich allein machen“, sondern „Ich bin im Moment überfordert“ oder anstelle von „Man könnte mal ins Kino gehen“ lieber „Ich möchte mit dir gern ins Kino gehen“.

      Vielleicht ist das Zusammenleben mit Ihrem Angehörigen manchmal nicht einfach, aber signalisieren Sie ihm immer, dass Sie für ihn da sind. Nehmen Sie es nicht persönlich, wenn er einmal unfreundlich ist, es richtet sich nicht gegen Sie. Sie können ihm aber ruhig sagen, wenn Sie beispielsweise eine Bemerkung verletzt hat.

      Vielleicht finden Sie als Familie einen gemeinsamen Leitsatz, der Sie durch diese Zeit trägt und den Sie sich in schwierigen Situationen immer wieder ins Gedächtnis rufen können. Ein solcher Leitsatz könnte zum Beispiel lauten „Wir halten zusammen – ehrlich und achtsam“, „Wir sind stark und füreinander da!“ oder „Unsere Familie schafft diesen Berg zusammen!“. Beziehen Sie Ihre Kinder in das Finden des Leitsatzes ein.

      Finanzielle und rechtliche Themen ansprechen

      Über Geld spricht man nicht – in vielen Situationen ist das ein schlechter Rat. Wenn die Erkrankung Ihres Angehörigen die finanzielle Sicherheit der Familie gefährden kann, weil er etwa der Hauptverdiener ist und für längere Zeit nicht arbeiten kann, ist es notwendig, diese Fragen offen zu klären. Vielleicht müssen Sie Anträge stellen und dabei Fristen einhalten, vielleicht kommen mit der Krankheit verbundene Kosten auf Sie zu, die Sie einkalkulieren müssen, oder Sie müssen zusammen Entscheidungen für die Zukunft treffen.

       Zusammen stark bleiben

      Gefühle zulassen. Eine Zeit, in der eine schwere Erkrankung die Familie trifft, kann sehr viele, wechselnde und oft auch widersprüchliche Gefühle bei allen Betroffenen auslösen: Wut, Trauer, Aggressionen, Hoffnung und Enttäuschung können dazugehören. Lassen Sie diese Gefühle zu! Oft verbergen sich dahinter noch andere Emotionen, und diese wahrzunehmen, kann allen helfen. Sie brauchen allerdings nicht kritiklos alle Gefühle Ihres Angehörigen hinzunehmen, sagen Sie ihm zum Beispiel, wenn Sie sich ungerecht behandelt fühlen.

      Dazu können auch Entscheidungen für Situationen gehören, in denen Ihr kranker Angehöriger selbst nicht mehr in der Lage ist, Dinge zu regeln, und für die Sie oder eine andere Person seines Vertrauens deshalb mit bestimmten Rechten ausgestattet sein sollte. Über die Patientenverfügung kann Ihr Angehöriger seine Wünsche bezüglich der medizinischen Versorgung festlegen, mit der Betreuungsverfügung bzw. der Vorsorgevollmacht kann er andere Personen berechtigen, nicht medizinische Entscheidungen für ihn zu treffen. Mehr dazu erfahren Sie im Kapitel „Finanzen und Recht“ ab S. 157. Dort finden Sie zudem wichtige Informationen über die wirtschaftliche Sicherung während seiner Erkrankung und über andere Leistungen, die Ihrem Angehörigen und Ihnen zustehen.

      Mit körperlichen Veränderungen umgehen

      Wenn die Behandlung der Krebserkrankung bei Ihrem Angehörigen zu körperlichen Veränderungen führt, können sich dadurch Belastungen für Ihr Zusammenleben ergeben. So kann ein künstlicher Darm- oder Blasenausgang, ein Tracheostoma nach der Entfernung des Kehlkopfes oder Harninkontinenz beziehungsweise Impotenz nach Prostataentfernung dafür verantwortlich sein, dass sich Ihr Angehöriger von der Familie zurückzieht. Diese Reaktion ist ganz normal, muss er doch das veränderte Körperbild zunächst einmal selbst akzeptieren und vielleicht auch ein gewisses Schamgefühl überwinden. Wie in anderen Situationen helfen einfühlsame Gespräche miteinander.

       image Selbsthilfegruppen

      Sehr hilfreich kann es sein, Erfahrungen mit anderen Betroffenen auszutauschen. Dafür bieten sich besonders Selbsthilfegruppen an, in denen Ihr Angehöriger Menschen treffen kann, die vor denselben Problemen gestanden haben wie er. Viele Selbsthilfegruppen haben Internetforen, bieten aber auch persönliche Gespräche an. Ebenso wie Ihr Angehöriger können auch Sie sich an Selbsthilfegruppen wenden. Näheres zu Selbsthilfegruppen erfahren Sie im Kapitel „Den Weg unterstützen“ ab S. 81.

      Sexualität

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