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erst nach Alfons suchen statt nach Apfel. Dabei gibt es einfach zu viele Möglichkeiten.

      Wieder sitzen wir am Computer und geben diesmal Alfons in die Suchmaschine ein. Oh je! Das gibt es ja wohl nicht! Hier kommen ja noch mehr Einträge als bei Apfel! Es gibt eine Teppichreinigungsfirma, die Alfons heißt. Einen Alfons, der einen Weltrekord im Seifenblasenmachen aufgestellt hat, eine Tanzschule und einen Politiker. Endlich finden wir auch einen Obst- und Gemüsehändler, der Alfons heißt, doch der wohnt zu weit weg, als dass wir ihn besuchen könnten. Zum Glück gibt es das Telefon! Wir rufen ihn also an. Der Mann ist sehr unfreundlich am Telefon, weil er denkt, wir würden ihn mit Apfel-Alfons anreden. So dürften wir ihn nicht nennen, schimpft er und legt den Hörer auf. Er ist also trotz des Namens und trotz der Tatsache, dass er mit Äpfeln handelt, nicht der gesuchte Apfel-Alfons.

      Na schön. Ans Aufgeben denken wir nicht. Nachdem wir alle Lexika durchstöbert, noch zweimal im Internet gesucht und alle Nachbarn und Freunde befragt haben, stellt sich so langsam Verzweiflung ein.

      Wir überlegen schon, ob wir überhaupt noch wissen wollen, wer der Apfel-Alfons ist und versuchen, uns abzulenken. Doch alles macht keinen richtigen Spaß. Immer wieder taucht diese Frage in unseren Köpfen auf.

      Irgendwie sind wir erneut in dem Supermarkt gelandet. Der freundliche Verkäufer ist auch da und spricht uns gleich an: „Na, habt ihr den Apfel-Alfons schon gefunden?“

      Wir erzählen ihm die ganze Geschichte und auch, was wir alles unternommen haben, um ihn zu finden.

      Da kommt dem Verkäufer eine Idee. Er sagt: „Meine Großmutter ist schon fast einhundert Jahre alt. Sie hat viel von der Welt gesehen und hat auch viel erlebt. Wenn jemand etwas über euren Apfel-Alfons weiß, dann sicher sie. Gerne frage ich sie heute Abend einmal danach, denn ich wollte sie ohnehin besuchen.“ Gut gelaunt kehren wir heim – und den morgigen Tag können wir kaum erwarten.

      Als wir am nächsten Tag in den Supermarkt kommen, ist der Verkäufer schon da und erwartet uns. Seine Oma wisse tatsächlich, wer der Apfel-Alfons sei und auch, wo man ihn finde, verkündet er gut gelaunt. Hurra! Er nimmt uns beiseite und flüstert in verschwörerischem Ton: „Der Apfel-Alfons wohnt in einem Apfel!“ Wie bitte? Da wohnt jemand in einem Apfel? Wo gibt’s denn so was? „Doch, doch“, sagt der Verkäufer. „Ihr müsst nur in die Äpfel schauen, dann findet ihr ihn.“ Er grinst und lässt uns stehen, da er noch zu arbeiten hat.

      Nein, wir haben alle schon Äpfel gegessen und noch nie ist irgendetwas darin gewesen außer den Kernen. Das sagen wir dem Verkäufer auch noch, doch der ist beschäftigt. Zur Probe kaufen wir uns einen Apfel und nehmen ihn mit nach Hause. Dort holen wir ein Messer aus der Küche und schneiden den Apfel ganz vorsichtig in der Mitte auf. Nichts! Nur das Kerngehäuse mit den Kernen. Ein paar purzeln heraus.

      Als Mama vom Einkaufen kommt, hat sie ein ganzes Netz mit Äpfeln dabei. Sie will Apfelkuchen backen. Das ist unsere Chance. Wir bieten an, ihr zu helfen, und schneiden vorsichtig jeden Apfel in der Mitte auf. In keinem einzigen wohnt irgendwer. Auch Mama bemerkt, dass wir jeden Apfel genauestens untersuchen, und will wissen, was es damit auf sich habe. Wir erzählen ihr, was der Verkäufer gesagt hat und dass er die Informationen von seiner Großmutter bekommen habe, die schon fast hundert Jahre alt sei.

      „Nun, wenn eine so alte Dame den Apfel-Alfons kennt und sogar weiß, wo er wohnt, dann glaube ich es auch.“ Und ein breites Lächeln huscht über Mamas Gesicht. Irgendwie bekommen wir das Gefühl, dass etwas nicht stimmt. Vielleicht werden wir ja nicht richtig ernst genommen? Als wir Mama danach fragen, sagt sie: „Ich habe schon eine Vorstellung davon, was und wer der Apfel-Alfons ist. Es wird sehr schwierig werden, ihn zu finden. Früher hat es ihn oft gegeben, doch heute findet man ihn nur noch sehr selten. Im Supermarkt stehen eure Chancen nicht sehr gut. Aber wir können am Wochenende einen Ausflug machen und versuchen, ihn zu finden.“ Damit lässt sie uns stehen und wir sind auch nicht schlauer. Es bleibt uns also nichts anderes übrig, als aufs Wochenende zu warten.

      Am Samstagmorgen nach dem Frühstück brechen wir auf. Wir fahren fast zwei Stunden mit dem Auto und kommen schließlich zu einem riesengroßen Bauernhof. Freundlich stellen wir uns dem Bauern vor und erklären ihm, warum wir hier seien. Der Bauer guckt uns mit großen Augen an. Von einem Apfel-Alfons hat er noch nie gehört. Oh, nein! War der Weg etwa schon wieder umsonst? Traurig trotten wir umher und schauen uns ein wenig um. Es gibt riesige Lagerhallen, in einer davon werden Äpfel aufbewahrt. Womöglich wohnt in einem davon der Apfel-Alfons und der Bauer weiß gar nichts davon.

      Draußen liegt auf einem Futtersack ein altes, großes Messer. Es ist schon ein wenig rostig, doch für unsere Zwecke wird es reichen. Als niemand hinsieht, greifen wir uns das Messer und verschwinden in der Lagerhalle mit den Äpfeln. Systematisch fangen wir an, einen Apfel nach dem anderen vorsichtig aufzuschneiden. Wir wissen, dass wir das eigentlich nicht dürfen, doch wir müssen ein Opfer für die Forschung bringen und dann eben auch gegebenenfalls eine Strafe in Kauf nehmen.

      Die Äpfel sind alle in Holzkisten gestapelt, und als wir mit der ersten fast durch sind, da entdecken wir ihn. Tatsächlich! Hier wohnt ein Apfel-Alfons! Er ist braun und windet sich im hellen Licht. Wir haben ihn wohl gerade bei seinem Mittagsschlaf gestört. Egal, wir schnappen den Apfel samt Alfons und rennen zu dem Bauern. Wir halten ihm den Apfel unter die Nase und triumphieren: „Na, bei Ihren Äpfeln wohnt ja doch ein Alfons!“

      Der Bauer lacht und will wissen, wie wir ihn gefunden hätten. Etwas zerknirscht zeigen wir ihm die Lagerhalle. Doch der Bauer ist nicht böse. Er wolle sowieso Apfelkompott kochen, sagt er. Wir helfen ihm, die angeschnittenen Äpfel ins Haus zu bringen.

      Unseren Apfel mit dem Alfons darin haben wir in ein Glas getan und wir können beobachten, wie er sich einen Weg zurück in das Fruchtfleisch bahnt.

      Nun endlich bekommen wir auch eine Erklärung. Der Apfel-Alfons ist ein Wurm, der im Apfel wohnt. Heute findet man ihn so selten, weil das meiste Obst gegen Ungeziefer gespritzt wird. Alfons ist also Ungeziefer? Aber unserer auf jeden Fall nicht, das steht fest!

      „Nein, in Wahrheit gibt es gar kein Ungeziefer“, erklärt der Bauer. „Alle Dinge in der Natur haben ihre Bedeutung. Nur wir Menschen mögen keine Würmer in unseren Äpfeln, darum werden sie gespritzt.“ Er mache so etwas nicht, sagt er noch, darum komme es bei ihm schon ab und zu vor, dass sich ein Alfons einniste.

      Endlich ist unser Rätsel gelöst! Und der Name Alfons gefällt uns doch allemal besser als Wurm, oder? Denn Würmer gibt es reichlich und überall, doch einen Alfons, der im Apfel wohnt, den gibt es nur ganz selten und darum darf er auch einen eigenen Namen haben.

      Michaela Heukrodt

      *

      Zauberstaub

      Das Spiel beginnt.

      Wir wollen wieder an

      Märchen glauben.

      Zauberstaub wirbelt auf.

      Überall um uns herum sind

      Fabelwesen.

      Und sie alle sind uns so vertraut.

      Hier herrscht tiefer Frieden.

      Und die Freude darüber ist groß.

      Wir vergaßen, in den Apfel zu beißen

      Und wachen auf.

      Susanne Ulrike Maria Albrecht wurde am 3. November 1967 in Zweibrücken geboren. Von ihr erschienen bereits zahlreiche Werke in Anthologien und Literaturzeitschriften. Ihr Gedichtband „Weiße Hochzeit“ wurde 2010 herausgegeben. Im Mai und im Oktober 2012 wurden vertonte Gedichte von ihr im Radio gesendet. Beim Literaturwettbewerb „Märchen heute 2013“ erzielte sie den dritten Platz. Auf der Internetpräsenz http://susanne-ulrike-maria-albrecht.over-blog.de findet man immer die neuesten Veröffentlichungen, Auszeichnungen und vieles mehr von der Künstlerin.

      *

      Sauer

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