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angrinste, fuhr er fort: »Ist es wohl möglich, dass du die Wildgänse nicht gesehen hast, die unterhalb dieser Bergwand stehen? Oder reichen deine Kletterkünste vielleicht nicht aus, um bis zu ihnen zu gelangen?«

      Diesmal brauchte er auf die Antwort nicht zu warten. Der Marder fuhr mit gekrümmtem Rücken und gesträubtem Fell auf ihn los. »Hast du Wildgänse gesehen?«, fauchte er. »Wo stehen sie? Sag das sofort, sonst beiße ich dir die Kehle durch!«

      »Na, vergiss nicht, dass ich doppelt so groß bin wie du, und bemüh dich um ein wenig Höflichkeit! Nichts täte ich lieber, als dir die Wildgänse zu zeigen.«

      Im nächsten Augenblick eilte der Marder den Steilhang hinunter, und während Smirre seinem schlangengleichen Körper zusah, der sich von Zweig zu Zweig schwang, dachte er: »Dieser schöne Baumjäger hat das grausamste Herz im ganzen Wald. Ich glaube, die Wildgänse können mir ein blutiges Erwachen verdanken.«

      Doch gerade als Smirre schon den Todesschrei der Gänse zu hören glaubte, sah er, wie der Marder von einem Zweig fiel und in den Fluss plumpste, so dass das Wasser hoch aufspritzte. Gleich darauf ertönten kräftige Flügelschläge, und alle Wildgänse schwangen sich in eiliger Flucht empor.

      Obwohl Smirre die Verfolgung sofort aufnehmen wollte, musste er doch erst erfahren, wie sich die Wildgänse hatten retten können, und blieb deshalb sitzen, bis der Marder den Berg hinaufgeklettert war. Der arme Kerl war triefend nass und machte ab und zu halt, um sich mit den Vorderpfoten den Kopf zu reiben. »Habe ich mir doch gleich gedacht, dass du ein Tolpatsch bist und in den Fluss fällst!«, sagte Smirre verächtlich.

      »Ich war nicht tolpatschig, du brauchst mich nicht zu beschimpfen«, sagte der Marder. »Gerade als ich auf einem der untersten Zweige saß und schon überlegte, wie ich die Gänse zerreißen könnte, stürmte ein kleiner Knirps hervor, der nicht größer als ein Eichhörnchen war, und warf mir einen Stein auf den Kopf. Ich fiel ins Wasser, und bevor ich herausklettern konnte …«

      Weiter brauchte der Marder nicht zu erzählen. Smirre war längst auf und davon und hinter den Wildgänsen her.

      Währenddessen war Akka auf der Suche nach einem neuen Schlafplatz südwärts geflogen. Es gab noch einen letzten Schimmer Tageslicht, so dass sie einigermaßen sehen konnte.

      Sie folgte dem Fluss, solange er wie eine schwarze, funkelnde Schlange, die sich durch die Landschaft wand, zu erkennen war. Auf diese Weise kam sie nach Djupafors, dem tiefen Wasserfall, wo sich der Fluss zuerst in einer unterirdischen Rinne versteckt und dann klar und durchsichtig, als wäre er aus Glas, in eine enge Schlucht hinunterstürzt, um sich auf ihrem Grund in glitzernde Tropfen und fliegenden Schaum zu zerschlagen. Unterhalb des weißen Falls lagen ein paar Steine, zwischen denen das Wasser in wilden Wirbeln toste, und hier wollte Akka bleiben. Auch dies war ein guter Schlafplatz, vor allem zu so später Abendstunde.

      Wie auf ihrem ersten Schlafplatz dachte keiner der Reisenden im Geringsten daran, dass sie an einen schönen, weit berühmten Ort gekommen waren. Sie fanden es wohl eher unheimlich und gefährlich, auf glatten, nassen Steinen mitten in einem donnernden Wasserfall zu schlafen. Aber sie mussten ja schon zufrieden sein, wenn sie vor Raubtieren sicher waren.

      Die Gänse schliefen sofort ein, doch der Junge fand keine Ruhe.

      Nach einer Weile näherte sich am Ufer Fuchs Smirre. Sogleich entdeckte er die Wildgänse in den schäumenden Wirbeln, und ihm war klar, dass er sie auch diesmal nicht erreichen konnte. Doch für alle Fälle setzte er sich auf das Ufer und ließ sie nicht aus den Augen. Er fühlte sich tief gedemütigt und fürchtete sein ganzes Ansehen als Jäger gefährdet.

      Auf einmal erblickte er einen Fischotter, der mit einem Fisch im Maul aus der Stromschnelle kroch. Smirre ging auf ihn zu, blieb aber zwei Schritte vor ihm stehen, um anzuzeigen, dass er ihm die Beute nicht wegnehmen wolle.

      »Ich finde es merkwürdig, dass du dich mit Fischen begnügst, wo doch die Steine draußen voller Wildgänse sind«, sagte er. Der Otter wandte nicht einmal den Kopf dorthin. Er war wie alle Otter ein Landstreicher, hatte viele Male im Vombsee gefischt und kannte Fuchs Smirre sehr gut. »Ich weiß wohl, wie du es anstellst, wenn du eine Forelle ergaunern willst, Smirre«, sagte er.

      »Ach so, du bist das, Gripe«, entgegnete Smirre und freute sich, denn diesen Otter kannte er als einen kühnen, tüchtigen Schwimmer. »Wenn du die Wildgänse doch nicht erreichen kannst, dann ist es mir freilich klar, dass du sie nicht einmal ansehen willst.« Der Otter, der Schwimmhäute zwischen den Zehen hatte, dazu einen kräftigen Schwanz zum Rudern und einen wasserdichten Pelz, wollte sich jedoch nicht nachsagen lassen, dass es eine Stromschnelle gab, die er nicht bezwingen könnte. Er drehte sich um, und sowie er die Wildgänse im Wasser erblickte, ließ er den Fisch fallen und stürzte sich vom steilen Ufer hinunter in den Fluss.

      Wenn es schon richtiger Frühling gewesen wäre und die Nachtigallen in den Park Djupadal zurückgekehrt wären, dann hätten sie viele Nächte von Gripes Kampf mit der Stromschnelle gesungen. Der Otter wurde mehrmals von den Wellen weggedrückt und flussabwärts getrieben, doch er kämpfte sich immer wieder auf den richtigen Kurs zurück. Er schwamm durch Totwasser, er kletterte über Steine und kam den Wildgänsen näher und näher. Das war ein gefährliches Unternehmen und hätte es wohl verdient, von den Nachtigallen besungen zu werden.

      Smirre folgte ihm mit den Augen, so gut er konnte. Endlich sah er, dass der Otter zu den Wildgänsen auf die Steine kroch. Da aber ertönte ein gellender, wilder Schrei. Der Otter stürzte rücklings ins Wasser und wurde fortgerissen, als wäre er ein blindes, neugeborenes Kätzchen. Gleich darauf waren kräftige Flügelschläge zu hören. Die Gänse erhoben sich und flogen davon, um sich einen neuen Schlafplatz zu suchen.

      Bald kehrte der Otter zurück an Land. Er sprach kein Wort und leckte sich nur die eine Vorderpfote. Als Smirre ihn wegen seines Misserfolgs verspottete, rief er aus: »An meiner Schwimmkunst hat es nicht gelegen, Smirre! Ich hatte die Gänse schon fast erreicht und wollte gerade zu ihnen klettern, da kam ein kleiner Knirps gelaufen und schnitt mir mit irgendeinem scharfen Eisen in den Fuß. Das hat so weh getan, dass ich den Halt verlor, und dann hat mich die Strömung fortgerissen.«

      Weiter brauchte er nicht zu erzählen. Smirre war längst auf und davon und hinter den Gänsen her.

      Karlskrona

      Samstag, den 2. April

      In dieser Nacht war die Luft klar, und der Mond schien. Zu so vorgerückter Stunde hätten die Wildgänse längst schlafen müssen, doch stattdessen flogen sie über die Inseln Vämmö und Pantarholm in Richtung Karlskrona. Sie waren noch spät unterwegs, um sich im Schärengürtel einen sicheren Schlafplatz zu suchen. Auf dem Festland konnten sie nicht bleiben, denn Fuchs Smirre würde sie überall stören.

      Wie nun der Junge hoch oben durch die Luft ritt und auf das Meer und den Schärengürtel sah, der vor ihm ausgebreitet lag, erschien ihm alles ganz sonderbar und gespenstisch. Der Himmel war nicht mehr blau, sondern wölbte sich über ihm wie eine Glocke aus grünem Glas. Das Meer war milchweiß. So weit seine Augen reichten, war es mit kleinen weißen Wellen bedeckt, deren Kämme wie Silber schimmerten. Von diesem Weiß hoben sich die vielen Schäreninseln kohlrabenschwarz ab. Ob sie nun groß oder klein, flach wie Wiesen oder voller Klippen waren, alle sahen sie gleich schwarz aus. Ja, selbst Wohnhäuser und Kirchen und Windmühlen, die doch sonst weiß oder rot zu sein pflegen, erschienen gegen den grünen Himmel schwarz.

      Sie näherten sich einer hoch aufragenden Felseninsel, die mit großen, kantigen Blöcken bedeckt war, und zwischen diesen schwarzen Blöcken leuchteten Flecken von klarem, schimmerndem Gold. Der Junge musste unwillkürlich an den Maglesten, den großen Stein bei Trolle-Ljungby, denken, den die Trolle manchmal auf hohe goldene Säulen stellten, und er fragte sich, ob dies hier vielleicht etwas Ähnliches sei.

      Doch mit den Steinen und dem Gold wäre es wohl noch angegangen, hätten rings um die Insel nicht so viele Ungeheuer gelegen. Sie sahen wie Wale und Haifische und andere große Meerestiere aus.

      Der Junge erschrak nicht wenig, als er merkte, dass sich Akka gerade auf dieser Insel niederlassen wollte. Doch bald musste er

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