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jeden zu erschießen, auf den Karui zeigt. „Bringt sie in eine Zelle und sagt Jopeh Bescheid.“

      „Was?“ Loiker wird bleich. „Du willst sie foltern lassen?“

      „Ich will Antworten haben. Sie wird ja Zeit haben, vorher noch einmal darüber nachzudenken.“

      Loiker wendet sich an mich: „Bitte tue jetzt nichts Unüberlegtes! Die beiden erschießen dich, ohne zu zögern! Ich kümmere mich darum.“

      Dessen bin ich mir grad nicht so sicher, aber ich beschließe, es darauf ankommen zu lassen und nicke. Darum wehre ich mich auch nicht, als meine Hände hinter meinem Rücken mit Handschellen gefesselt werden. Während die wandelnden Kleiderschränke mich hinausbegleiten, werfe ich einen Blick auf Sana.

      Liebe Verwandtschaft, immer nur Ärger mit denen.

      Meine neue Unterkunft ist eine schlichte Zelle, wenigstens ohne die Handschellen. Ich setze mich auf die Pritsche und warte. Entweder holt Loiker mich hier raus oder die Folterknechte. Im letzteren Fall muss ich sehen, wie ich damit umgehe. Eigentlich möchte ich die Anwendung von Magie nach Möglichkeit vermeiden, zumal ich das Gefühl habe, dass sie hier nicht einmal bekannt ist. Wobei, das hätte ich eine Ebene höher auch gedacht, wenn ich darüber nachgedacht hätte, bevor ich erfuhr, dass ich falsch gedacht hätte. Insofern sollte ich mit solchen Einschätzungen vielleicht vorsichtiger sein.

      Wie auch immer, mein Ziel heißt nach wie vor: Katharina finden. Dies könnte mit Hilfe von jemandem wie Loiker wesentlich leichter sein als ohne, doch im Moment ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass ich es ohne schaffen muss. Aber noch möchte ich diese Möglichkeit nicht ganz aufgeben.

      Also abwarten.

      Ich schätze, es vergeht eine Stunde, bis die Tür geöffnet wird und vier von den Kleiderschränken eintreten. Und ein weiterer Mann, nicht sehr groß, Anfang Vierzig, vollschlank. Er hat eine hohe Stirn und kurze, dunkelbraune Haare.

      Seine Augen gleiten kurz über mich, dann nickt er. Ich werde wieder mit Handschellen gefesselt und in einen anderen, nahen Raum geleitet. Die Tür ist dick und schließt gut. Schalldicht.

      Den Mittelpunkt bildet ein Stuhl, der leichte Ähnlichkeit mit dem Behandlungsstuhl in einer Zahnarztpraxis hat. Er löst ähnliche Gefühle in mir aus. Obwohl, Zahnärzte fand ich nie besonders schlimm, da ich immer gute Zähne hatte. Und als Kriegerin sowieso.

      Dieser Stuhl allerdings dient eher der Zerstörung von Gesundheit. Dass meine nicht zerstörbar ist, jedenfalls nicht auf Dauer, wissen die ja nicht. Mal ganz davon abgesehen, dass ich die Schmerzen trotzdem genauso empfinden würde. Sehr lange sollte ich also nicht mehr darauf warten, dass Loiker etwas erreicht.

      Es sind zwei weitere Männer da, ein älterer mit grauen Haaren, hager. Mit einem Zylinder und Stock könnte er gut den Tod spielen. Der andere ist etwa in meinem Alter und dunkelblond. Seine grauen Augen mustern mich ohne eine Regung.

      Meine Hände werden mit Lederbändern am Stuhl fixiert, meine Beine an den entsprechenden Vorrichtungen der Stuhlbeine.

      Der Vollschlanke bittet die Kleiderschränke hinaus und schließt die Tür. Dann wendet er sich an mich.

      „Mein Name ist Jopeh. Diese beiden Herren sind Takati und Somer, sie assistieren mir bei deiner Befragung. Wie du zweifellos erkannt hast, verfügen wir über die Mittel, dir erhebliche Schmerzen zuzufügen. Uns liegt nichts daran, diese Mittel auch tatsächlich anzuwenden, doch wir tun es, wenn nötig. Ich kann dir versichern, es ist nur selten wirklich nötig. Ich würde dir gerne erklären, was du hier siehst. Zum einen haben wir dieses Tablett mit verschiedenen Instrumenten wie Skalpell, Zangen, um Zähne oder Nägel zu ziehen, Hämmer für Knochen in allen Größen, Sägen, um Rippen zu öffnen, diverse Stichgeräte unterschiedlichster Dicke, Kanülen, und noch weitere Geräte, deren Verwendungszweck du gar nicht kennen möchtest.“

      „Nett“, erwidere ich. Es kostet mich Mühe, so ruhig zu bleiben, gerade weil ich schon Erfahrung darin habe, gefoltert zu werden. Ich weiß also sehr genau, welche Schmerzen mit den Instrumenten zugefügt werden können. Aber vielleicht schafft Loiker es ja …

      „Sana hat mir gesagt, ich soll auf jeden Fall von dir erfahren, wer du bist und was du willst. Es ist ihm völlig egal, in welchem Zustand du dich danach befindest. Aus Rücksicht auf seinen Enkel allerdings hat er darum gebeten, dass wir es zuerst freundlich versuchen. Darum hast du genau eine Chance, die richtige Antwort zu geben. Wer bist du?“

      „Mein Name ist Fiona.“

      Er nickt. „Ich möchte dich bitten, etwas mehr über dich zu erzählen.“

      „Gerne. Ich bin 1,67, etwa 33 oder 34 Jahre alt, geschätzt 55 kg, habe lange, blonde Haare, graue Augen ...“

      Der Schlag tut weh. Er trifft mit dem Handrücken meine Lippen, fest genug, dass es höllische Schmerzen verursacht, ohne dass etwas kaputt geht. Ich kann nicht verhindern, dass meine Augen sich mit Tränen füllen.

      „Ich weiß, dass das wehtut“, sagt Jopeh ruhig. „Aber glaube mir, diese Schmerzen sind wirklich gar nichts im Vergleich zu denen, die du spüren wirst, wenn du meine Fragen weiterhin mit Scherzen beantwortest. Haben wir uns verstanden?“

      Ich nicke und lecke meine Lippen.

      „Gut. Also, wer bist du?“

      „Mein Name ist Fiona. Ich bin 1,67, etwa 33 oder 34 ...“

      Er verliert anscheinend seine Geduld, denn er wartet nicht so lange wie vorhin, außerdem schlägt er fester zu. Mein Kopf fliegt zur Seite, aus den aufgeplatzten Lippen spritzt Blut.

      „Fick dich“, sage ich keuchend.

      „Wie war das?“

      Ich sehe ihn an, soweit es mir durch die Tränen möglich ist. „Ich sagte: Fick dich!“

      Er wirft einen Blick auf die beiden anderen. Somer sieht mich ruhig an, aber Takati wittert wohl seine Chance: „Ich glaube nicht, dass wir sie so zum Reden kriegen.“

      „Ich habe auch das Gefühl, dass sie Schmerzen gewohnt ist. Die Frage ist, wie sie mit dem Verlust von Körperteilen umgeht.“

      „Wir könnten mit den Fingern der linken Hand anfangen, damit sie noch Loikers Schwanz beim Blasen halten kann“, schlägt Takati erregt vor.

      „Wieso braucht sie dafür eine Hand?“, erkundigt sich Somer.

      „Eine durchaus berechtigte Frage“, erwidert Jopeh und wendet sich an mich: „Ich denke, wir beginnen mit dem kleinen Finger der linken Hand. Was denkst du?“

      Ich starre das Skalpell an, das er in die Hand nimmt und zwischen den Fingern hin und her dreht. Es dürfte schärfer sein als das Messer, mit dem die Cuculus meine Füße zersäbelt haben, aber der Unterschied im Empfinden wird graduell sein.

      Ganz abgesehen davon, dass spätestens wenn sie sehen, wie mir der Finger nachwächst, sowieso Handeln angesagt wäre, denn wenn sie mich erst irgendwo einsperren, wo ich nur noch mit einer Atombombe herauskomme, wird es anstrengend.

      „Wenn du das versuchst, bringe ich dich um“, antworte ich.

      Diese Aussicht belustigt ihn, denn ein leichtes Lächeln erscheint auf seinem Gesicht.

      „Ich meine das ernst. Ihr habt keine Ahnung, mit wem ihr euch anlegt.“

      „Natürlich nicht, denn du willst es uns ja nicht verraten.“

      Er packt mit der linken Hand blitzschnell den kleinen Finger meiner linken Hand und schneidet ihn ab – das heißt, er will es nur. Ich reiße meine Hand los, die andere ebenfalls, packe seine rechte Hand mit dem Skalpell und seinen Kopf, dann stoße ich das Skalpell tief in seinen Hals. Seine Augen weiten sich vor Überraschung. Ich stoße ihn weg und befreie auch meine Füße.

      Die beiden anderen bleiben nicht untätig. Takati zieht eine Pistole hervor, der Andere stürzt zur Tür. Er darf weder hinaus noch einen Alarm auslösen, also greife ich nach Takatis Hand mit der Pistole, richte sie auf Somer und drücke ab. Die Kugel reißt ihm den halben

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