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Raum ist riesig und wirkt, als hätte man die Wände herausgerissen und durch Vorhänge und Pappe ersetzt. Okay, nicht alle Wände, denn ich stehe gerade vor einer, der man ansieht, dass sie nicht von Handwerkern gebaut wurde. Vermutlich wurden hier die Zimmerwände verbaut, und mir wird klar, dass anscheinend auf diese Weise die einzelnen Bereiche, die Sivan Kreos genannt hat, voneinander abgetrennt wurde.

      Zwischen ihnen kann durch eine breite, massive Tür gewechselt werden, die zudem auch noch bewacht wird. In diesem Fall durch kräftige, finster dreinblickende Muskelberge. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob ihnen nicht nachträglich die Köpfe aufgesetzt wurde, die man noch auf Lager fand, jedenfalls scheinen sie nicht zu den Körpern zu passen. Biologische Kampfroboter. Gegen die wirkt selbst der nicht gerade schwächliche Zoka wie ein Hänfling.

      Einer von denen legt seine Pranke auf meine Schulter, nachdem Sivan kurz mit ihm gesprochen hat.

      „Warte hier!“, sagt er.

      „Ich warte doch bereits!“

      „Und sei still!“

      „Irritiere ich dich, wenn ich rede?“, erkundige ich mich. „Oder soll ich einfach nur langsamer reden? Kann ich nämlich auch, wenn es sein muss.“

      Er starrt mich an und ich bereite mich darauf vor, einen Angriff von ihm abzuwehren. Doch die aufgehende Tür bewahrt ihn vor einer unglaublichen Blamage. Er lässt mich los und macht einen Schritt zurück. Der Blick, mit dem er mich dabei bedenkt, ist düster. Sehr düster.

      Durch die Tür kommen drei Männer. Zwei von ihnen gehören in dieselbe Kategorie wie mein neuester Freund, der dritte jedoch scheint menschlichen Ursprungs zu sein. Er ist zwar auch muskulös, aber kleiner und mit einem zum Körper passenden Kopf.

      Haare hat er keine, dafür blaue Augen, wenn auch nicht so klar, wie die von Katharina. Wobei es bescheuert ist, die Augen eines Mannes mit Katharinas Augen zu vergleichen.

      Er bleibt vor stehen und mustert mich.

      „Du willst mit Baro reden?“, fragt er dann.

      „Der du demnach nicht bist“, stelle ich fest. „Ja, ich will mit Baro reden.“

      „Durchsucht sie“, sagt er seinen beiden Begleitern.

      Ich lasse regungslos zu, dass sie mich gründlich abtasten und die nutzlose Pistole einkassieren. Immerhin machen sie es ziemlich professionell und ohne sich an den typischen Stellen länger als nötig aufzuhalten. Sie sparen diese aber auch nicht aus und gehen sicher, dass es wirklich nur meine Brüste sind und ich keinen Keuschheitsgürtel oder was auch immer trage.

      „Warum hast du Sivan den Arm gebrochen?“, fragt der Glatzkopf.

      „Habe ich nicht. Das war er selbst. Ich habe lediglich seinen Schlag abgeblockt. Konnte ja nicht ahnen, dass er so schwache Knochen hat.“

      „Wie heißt du?“

      „Fiona. Und du?“

      „Du redest nur, wenn du gefragt wirst. Komm mit.“

      Er dreht sich um und geht zur Tür. Einer seiner Begleiter gibt mir einen Stoß, deutet damit sanft an, ich soll ihm folgen. Ich werfe einen finsteren Blick auf den Muskelberg, aber das beeindruckt ihn nicht. Ich nehme mir vor, ihm bei passender Gelegenheit mit viel Vergnügen Manieren beizubringen.

      Aber nicht jetzt.

      Auf der anderen Seite der Tür führt eine Art Tunnel weiter. Er geht nicht bis zur sehr hohen Decke und die Geräusche muten an wie in einem Puff, die an mein Ohr dringen. Vielleicht ist es ja auch etwas Ähnliches. Von irgendetwas muss sicherlich auch jemand wie Baro leben.

      Wo zum Teufel bin ich gelandet?

      Irgendwann erreichen wir die nächste Tür und damit wohl den fast innersten Kreis. Die zweite Kreo, wenn ich Sivan richtig verstanden habe. Auch hier gibt es einen Tunnel, aber keinen Puff. Die Geräusche sind dennoch vertraut, sie erinnern mich an die Kampfschule. Wobei, die Schmerzensschreie, die es auch zu hören gibt, gehörten nicht dazu, außer bei ganz seltenen Gelegenheiten, wenn es mal zu einem versehentlichen, echten Treffer kam.

      „Hiebe und Liebe“, bemerke ich.

      Der Kerl hinter mir verpasst mir erneut einen Stoß. Die Versuchung, mal eben nach hinten zu treten, ist wirklich groß. Ich beiße die Zähne zusammen und zähle nur lautlos hoch. Die Summe auf seinem Konto wächst. Und die Vorfreude auf das Vergnügen auch.

      Schließlich kommen wir an der voraussichtlich letzten Tür an. Dahinter befindet sich kein Tunnel, sondern ein quadratischer Raum mit Vollverglasung. Allerdings sehe ich nur uns, denn in diesem Raum ist es hell. Sehr hell sogar. Und auf der anderen Seite dunkel. Zwar erahne ich mehrere Menschen dort, aber vermutlich nur dank meiner übernatürlichen Fähigkeiten.

      In der Mitte steht ein Stuhl mit Armlehnen, an denen hübsche Armbänder befestigt sind.

      „Setz dich!“, befiehlt der Glatzkopf.

      „Eigentlich stehe ich nicht so auf Fesselspiele“, erwidere ich, gehorche aber, bevor es den nächsten Stoß gibt.

      Die beiden wandelnden Muskelschränke fesseln meine Handgelenke schnell und routiniert an die Armlehnen. Baro scheint an leichter bis mittelschwerer Paranoia zu leiden. Oder er ist wirklich sehr begehrt bei Sana und dessen Leuten.

      „Sie sagt, sie heißt Fiona“, sagt der Glatzkopf, an die Glaswand gegenüber der Tür, durch die wir gekommen sind, gewandt. „Sivan hat sich den Arm gebrochen, als sie seinen Schlag abgeblockt hat. Behauptet sie jedenfalls.“

      „Und Sivan?“, fragt eine Stimme, deren Ursprung Baro sein könnte.

      Der Glatzkopf zuckt die Achseln.

      „Und was will sie?“

      Der Glatzkopf sieht mich an. „Was willst du?“

      „Bin ja nicht taub“, erwidere ich. Dann wende ich mich an meinen unsichtbaren Gesprächspartner: „Sana Maruka verfolgt mich. Eigentlich seine Leute. Ich brauche ein Versteck vor ihm.“

      „Wie kommst du darauf, dass wir dich nicht an ihn ausliefern?“

      Ich zucke die Achseln, soweit es gefesselt überhaupt möglich ist. „Ich habe nicht das Gefühl, dass ihr Busenfreunde seid.“

      „Du scheinst ja eine ganz Schlaue zu sein. Cou, finde heraus, wer sie wirklich ist.“

      Cou heißt er also, der Glatzkopf. Ich mustere ihn, als er vor mich tritt. Er beginnt, an seinen Fingern zu ziehen, bis die Gelenke knacken. Eine gute Methode, um Leuten, die dafür empfänglich sind, Angst einzujagen.

      „Tue das nicht, Cou“, sage ich ihm.

      „Wieso nicht?“

      „Ich müsste dir wehtun.“

      Er lächelt. Und schlägt zu. Darin hat er Routine, das merke ich sofort. Er ist schnell und holt nicht weit aus. Der Schlag soll auch nichts zerstören, nur ein wenig Schmerzen verursachen. Üblicherweise lassen es zierliche Blondinen gar nicht so weit kommen, aber spätestens nach so einem Schlag machen sie alles, was man von ihnen verlangt.

      Aber bei mir ist halt nichts üblich.

      Ich drehe den Kopf weg, ziehe das rechte Bein an und stoße ihn mit dem Fuß weg. Er taumelt wild mit den Armen rudernd gegen den Glaswand, während seine Begleiter sich in Bewegung setzen.

      Endlich ist mein Vergnügen dran!

      Ich zerreiße die Armbänder und wende mich dem Arschloch zu, der es liebt, wehrlos Frauen zu schubsen. Ich sehe noch seinen ganz erstaunten Gesichtsausdruck, bevor ich den Fuß zwischen seinen Beinen platziere. Immer wieder sehr wirkungsvoll. Insbesondere bei Männern, aber natürlich nicht nur.

      Er knickt ein, ich drehe mich halb nach hinten und empfangen seinen Freund mit einem Seitwärtstritt gegen die Brust. Dieser lässt ihn regelrecht abheben und durch die Luft fliegen. Nach der unsanften, krachenden Landung bleibt er liegen, was vor allem an den Auswirkungen des Tritts liegen dürfte,

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