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mich auf einen Ellbogen gestützt auf.

      „Keine Hektik“, sagt der Kerl grinsend. „Das ging ja ziemlich leicht. Vielleicht bist du doch nicht so gut, wie man sich erzählt.“

      „Was erzählt man sich denn so?“, erkundige ich mich und zwinge mich, nicht in die Mündung zu starren.

      „Dass du sehr, sehr gefährlich bist. Aber das sehe ich anders.“

      „Ach ja?“ Ich schlage mit der linken Hand seine Pistolenhand weg und die Waffe fliegt davon. Durch den Schmerz bin ich zu langsam, der Kerl schafft es, hinter seiner Pistole herzuhechten. Immerhin gelingt es mir aber, mich auf ihn zu werfen, bevor er seine Waffe krallen kann. Ich packe sein Handgelenk mit der einen Hand, mit der anderen seinen Kopf. Er ist deutlich größer und muskulöser als ich, aber ich verfüge über Engelskräfte. Er ist dennoch fast so stark wie ich.

      Der Geruch seines Blutes steigt in meine Nase. Er scheint nicht verletzt zu sein, dennoch kann ich sein Blut deutlich riechen. Dann wird mir klar, dass ich im Eifer des Gefechts mein Gesicht an seinen Hals gedrückt habe. Ich zögere nur kurz, dann schlage ich die Zähne in sein Fleisch, reiße die Schlagader auf und sauge gierig sein Blut. Obwohl ich genauso überrascht bin wie er, lasse ich trotz seiner heftigen Gegenwehr nicht locker.

      Sein warmes Blut strömt in meinen Mund, ich habe Mühe, schnell genug zu schlucken. Bald lassen seine Bemühungen, mich loszuwerden, nach und sein Körper beginnt zu erschlaffen. Ich höre mit dem Trinken erst auf, als er sich gar nicht mehr bewegt.

      Ich hebe keuchend den Kopf und sehe Katharina, die nicht weit entfernt steht und uns schweigend beobachtet.

      „Bist du schon lange da?“, erkundige ich mich.

      Sie schüttelt den Kopf. „Was ist passiert? Ich hatte bisher nicht das Gefühl, dass du dich in einen Vampir verwandelt hast.“

      „War mir auch nicht bewusst“, erwidere ich. Das warme Blut ist auf meinem Gesicht verteilt und tropft auf den Kopf des toten Nazis hinunter. „Ich … Was ist mit den anderen?“

      „So wie es aussieht, sind alle tot“, antwortet Katharina ungerührt.

      Ich atme tief durch, dann setze ich mich auf. „Ich hatte plötzlich den Geruch seines Blutes in der Nase, da habe ich einfach zugebissen.“

      „Ja, du hast eine gewisse Blutaffinität. Du hast damals auch mein Blut getrunken, erinnerst du dich?“ Und sie erinnert sich doch! Ich nicke und erwidere: „Aber nur ein paar Tropfen.“

      Katharina lächelt. „Sonst hätte ich auch protestiert. Wie auch immer, wir wissen nicht mehr als vorher, und da sie tot sind, können wir sie ja auch schlecht fragen.“

      „Apropos tot … was ist das für eine Geschichte mit dem Visz-Dolch?“ Ich erhebe mich langsam.

      „Der Dolch … den sollten wir uns holen. Komm.“ Ich folge ihr, als sie losmarschiert. Dabei erzählt sie: „Normalerweise bedeutet der Tod die Vernichtung der materiellen Existenz und Freisetzung der Seele. Die Seele verbleibt im Universum, also in der Verborgenen Welt. Na ja, es gibt ja eigentlich keinen echten Unterschied zwischen der Verborgenen Welt und der Gefrorenen Welt, wie du inzwischen ja weißt. Normalerweise. Also, ich habe keine Ahnung, wo Visz eigentlich herkommt, aber man sagt, es sei göttlicher Stoff und nicht aus dem Universum. Frag mich nicht, was das bedeutet. Aber wenn man einen Visz-Dolch dreimal schnell hintereinander im Herzen eines Wesens – oder was dem Herzen entspricht – umdreht, dann wird die Seele dieses Wesens aus dem Universum unwiderruflich gelöscht.“

      „Oh. Shutdown für immer? Böse.“

      „Ja. Zum Glück ist es nicht ganz einfach, an einen Visz-Dolch ranzukommen. Und dreimal drehen in etwa einer Sekunde schafft auch nicht jeder.“

      „Hm. War es das, was der Krumana-Dämon meinte?“

      „Möglicherweise.“ Wir finden den Werwolf, der vorhin den Dolch bei sich hatte. Er hat ihn immer noch. Katharina betrachtet ihn nachdenklich. „Dieses Ding ist in der uns bekannten Welt unzerstörbar. Hier, nimm ihn.“

      „Ich?“

      „Ja. Ich habe zu Hause schon einen.“

      Ich nehme den Dolch. Es ist ja nicht zum ersten Mal, dass ich einen in der Hand halte. Ich erinnere mich sogar noch an den Geschmack der Klinge. Ein komisches Gefühl, etwas zu berühren, was nicht aus dieser Welt stammt. Göttliches Material? Was zum Teufel ist damit gemeint?

      Ich stecke den Dolch in den Hosenbund.

      „Spieß dich nicht auf“, bemerkt Katharina grinsend.

      „Nicht mit einem Dolch“, erwidere ich. „Komm, wir schauen uns mal um. Wir wissen immer noch nicht, wer die sind und was das mit der Mail zu tun hat.“

      Katharina nickt. Wir durchsuchen die Zelte und die Autos, finden aber nichts, was uns irgendwie weiterbringen könnte. Da die Gefahr besteht, dass der Rest der Truppe wiederkommt, verlassen wir das Lager. Unbemerkt gelangen wir zum Auto und schließlich nach Skyline zurück. Von unterwegs ruft Katharina Elaine an, erzählt ihr in Stichworten, was geschehen ist und bittet sie, sich umzuhören, was das für eine Organisation ist.

      „Sie ist unbegeistert“, sagt sie, nachdem sie aufgelegt hat.

      „Ich auch. Das bedeutet nämlich, dass meine Familie in Gefahr ist. Und mir gefällt der Gedanke nicht, dass irgendwelche übermenschlichen Wesen hinter ihnen her sind.“

      „Sie sollten sich verstecken.“

      Sie hat recht. Ich wähle die Nummer von James.

      „Hi Schatz“, meldet er sich.

      „Hi. Katharina ist bei mir auf Lautsprecher. Wo seid ihr?“

      „Zu Hause, bewacht von einer Armee.“

      „Ich fürchte, diese Armee kann nichts gegen die Bedrohung ausrichten. Wir hatten gerade eine kleine Auseinandersetzung mit ein paar Kerlen, von denen wir nicht wissen, wer und was sie sind. Aber es war echte Arbeit, mit ihnen fertigzuwerden.“

      James schweigt. Er weiß genau, was mein letzter Satz bedeutet.

      „Schatz, ihr müsst euch verstecken.“

      „Verstecken?“

      Ich werfe einen gequälten Blick auf Katharina, die die Augen verdreht. „Ja. Du bist nicht unsterblich. Und Sandra auch nicht.“

      „Bist du sicher? Aber egal, sie kann ja in ein Versteck gebracht werden. Ich bin es gewohnt, in gefährlichen Situationen handlungsfähig zu bleiben.“

      „Du warst es gewohnt!“, erwidere ich scharf.

      „Wie bitte?“

      Das kann ja heiter werden. Katharina legt mir eine Hand auf den Arm. „Hi James, Katharina hier. Deine Holde wird mich wahrscheinlich gleich verprügeln, aber ich verstehe dich. Daher schlage ich vor, dass du und die Armee Sandra und deine Schwiegereltern zu mir fahrt. Mein Anwesen ist magisch geschützt, da sind sie sicher. Wir fahren jetzt auch dorthin und treffen uns dort. Dann überlegen wir gemeinsam, wie du dich beteiligen kannst. Möglicherweise sind deine alten Kontakte hilfreich. Einverstanden?“

      „In Ordnung. Aber sag deinen magischen Kräften, dass sie nicht versuchen sollen, mich dort festzuhalten.“

      „Keine Sorge, das ist nicht meine Art. Bis gleich.“

      Ich starre Katharina an, bis sie ins Lenkrad greift und uns wieder auf Kurs bringt.

      „Was war das denn?“

      „Ich habe einen Ehekrach abgewendet. Gern geschehen.“

      Ich starre wieder nach vorne und bemühe mich, nicht auszurasten.

      „Fiona, was ist dein Problem? Wir haben grad mal keine Zeit für psychotische Anfälle.“

      „Psychotische Anfälle?!“

      „Yap! Also, sei so lieb, und fahr uns zu mir. Adresse kennst du ja. Hier läuft irgendeine

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