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      In dieser Nacht schlafe ich unruhig, ohne mich an meine Träume zu erinnern. Am nächsten Morgen nimmt James Sandra mit, er hat nur zwei Besichtigungstermine. Nachdem sie aus dem Haus sind, ziehe ich mich an, bringe Danny zu meinen Eltern und fahre ins Büro.

      Alle wirken nervös. Oder bin nur ich es und meine Wahrnehmung verzerrt? Ich weiß es nicht, aber ich spüre deutlich meine Unruhe und meine Schwierigkeit, mich zu konzentrieren. Als ich zwischendurch Kaffee hole, sagt Monica, wie furchtbar es sei.

      „Was denn?“, erkundige ich mich.

      „Das mit den beiden Polizisten. Sie wurden tot aufgefunden. Erschossen, im eigenen Wagen.“

      „Oh, das wusste ich gar nicht. Haben sie die Täter schon?“

      „Nein, und offiziell auch keine Spur. Wirst du nicht bei Ben nachfragen? Was ist das für eine Welt, in der schon Polizisten einfach abgeknallt werden?“

      „Eine böse“, erwidere ich und gehe in mein Büro. Meine Unruhe hat neue Nahrung erhalten. Vor zwei Tagen hatte ich Ben von den Werwölfen erzählt und er versprach, dem nachzugehen. Ich kann und will mir nicht vorstellen, dass es einen Zusammenhang zwischen der Nazigruppe und den toten Polizisten gibt.

      Ich erschaudere unwillkürlich.

      Ich lenke mich mit Arbeit ab. Zwischendurch schweifen meine Gedanken zu den letzten Nächten ab, in denen ich gemeinsam mit Katharina auf der Suche nach dem Krumana-Dämon durch die Stadt gestreift bin. Natürlich ohne Erfolg.

      Außer, dass ich jedes Mal danach das Höschen wechseln musste.

      Verdammte Scheiße.

      Die Erinnerung an den Duft von Katharina wird wieder lebendig. Ihre Nähe machte mich beinahe wahnsinnig. Noch mehr als die Tatsache, dass sie mit keiner einzigen Silbe darüber sprach. Nicht der Hauch einer Andeutung. Sie kann es doch nicht vergessen haben!

      Missmutig blicke ich auf den Monitor meines Laptops, als ein leiser Ton die Ankunft einer neuen Mail ankündigt.

      Dann erstarre ich.

      Lange dauert meine Erstarrung nicht. Hektisch hole ich mein Handy hervor und wähle die Nummer von James.

      „Hi Schatz“, meldet er sich.

      „Wo seid ihr? Ist Sandra bei dir?“

      „Ja, ich habe sie auf dem Arm. Willst du sie sprechen?“

      „Wo seid ihr?“

      „Auf einer Besichtigung. Wieso?“

      „Ich werde gleich Ben bitten, euch von der Polizei abholen und nach Hause fahren zu lassen. Dazu brauche ich die Adresse.“

      Ich notiere mir Straße und Hausnummer. Eine halbe Stunde von zu Hause, bei normaler Fahrweise. Und ganz weit weg vom Büro. Ich kaue auf meiner Unterlippe herum.

      „Fiona! Was ist los?“

      Ich schrecke zusammen. „Sorry … Ich habe grad eine Mail bekommen. Der Tod der Polizisten sei erst der Anfang, und ich solle gut auf meine Tochter aufpassen.“

      „Tod der Polizisten?“

      „Vor ein paar Stunden wurden zwei Polizisten tot in ihrem Wagen gefunden, erschossen.“

      „Und was hat das mit uns zu tun?“

      „Ich habe keine Ahnung!“ Ich atme tief durch. „Erinnerst du dich, was für ein Scheißgefühl wir beide hatten?“

      „Ja“, erwidert er. Und nach einer kurzen Pause: „Wir warten hier.“

      „Okay. Bis gleich.“ Ich beende die Verbindung und wähle Ben.

      „Hi Fiona“, meldet er sich.

      „Schick bitte ein oder zwei Wagen in die Newsway 23, bitte. Dort warten Sandra und James. Lass sie nach Hause begleiten.“

      Ben zögert nur kurz, dann höre ich ihn im Hintergrund Anweisungen geben. Das ist das Gute an der Zusammenarbeit mit ihm. Er versteht schnell und weiß genau, was Priorität hat.

      „Und jetzt die Langversion“, sagt er.

      Ich erzähle ihm von der Mail.

      „Mist. Du hältst sie offenbar für echt.“

      „Ja. Eine Intuition. Du weißt, was das heißt?“

      „Oh ja“, erwidert er düster. „Blut. Schmerz. Tote. Verletzte.“

      Ich lache kurz auf. „Ach, Ben, du bist so herrlich pragmatisch.“

      „Ich bin Polizist.“

      „Eben. Ach, egal.“

      „Fiona, es ist schon lange her, dass ernsthaft was passiert ist. Wird ja mal wieder Zeit.“

      „Eigentlich nicht. Aber es kommt was auf uns zu. Ich habe ein ganz mieses Gefühl. Und es hat irgendwie was mit diesem Frost zu tun.“

      „Wie kommst du denn darauf?“

      Ich schildere ihm meine Erlebnisse auf der Terrasse vom Penthouse. Als ich Katharinas Namen erwähne, hält er den Atem an. Im Gegensatz zu ihr erinnert er sich offensichtlich.

      Noch mehr Scheiße.

      „Was … was ist danach passiert?“, erkundigt er sich.

      „Ich kenne jetzt Katharinas Schwester.“

      „Schwester?“

      „Selber Vater, andere Mutter.“

      „Oh. Und sonst?“

      „Nichts sonst. Wir haben den Dämon nicht gefunden.“

      „Fiona, du kannst einen echt nerven. Was ist noch passiert? Du weißt genau, was ich meine!“

      „Ja, weiß ich. Aber es war nichts. Katharina tut so, als wäre nichts passiert.“

      „Und du hast es nicht angesprochen?“

      „Nein!“ Ich atme tief durch. „Sorry, Ben. Meine Nerven sind grad nicht die besten.“

      „Klar, verstehe ich. Hör zu, wenn da übernatürliche Wesen im Spiel sind, weiß ich nicht, wie gut wir Sandra und James beschützen können.“

      „Ist mir klar. Ich werde gleich Katharina anrufen und mit ihr zusammen diese Werwölfe anschauen.“

      „Hm.“

      „Meinst du nicht? Ist zumindest verdächtig, oder? Erst gebe ich dir den Tipp, dann werden zwei deiner Leute getötet und ich bekomme so eine Mail. Glaubst du an Zufälle?“

      „Nein, das klingt nicht wie Zufall. Gut, sagst du Bescheid, wenn ihr was rausfindet?“

      „Auf jeden Fall. Bis später, Ben.“

      „Bis später.“

      Ich denke kurz nach, dann schnappe ich mir Handy und Jacke und gehe aus dem Büro. Monica schaut mich fragend an.

      „Ich muss weg.“

      „Und die Termine?“

      „Absagen. Am besten alle diese Woche.“

      Sie zieht ihre rechte Augenbraue hoch. „Soll ich das Notfallteam aktivieren?“

      Ich zögere, aber schließlich nicke ich. „Ja, besser ist es. Über Handy bin ich erreichbar. Aber eigentlich sollte das Team in der Lage sein, eigene Entscheidungen zu treffen.“

      „Es gibt Dinge, die nur du entscheiden kannst.“

      „Ja, ich weiß, deswegen bin ich erreichbar.“

      „Fiona, ich hoffe, deiner Tochter passiert nichts.“

      „Das hoffe ich auch.“ Ich umarme sie kurz, dann gehe ich in die Tiefgarage. Aufzug würde zu lange dauern, außerdem brauche ich Bewegung. Ich springe von Treppenabsatz zu Treppenabsatz, außer, als mir in der Mitte zwei Mädels

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