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mir zu, bevor er sich umdreht und davongeht.

      „Ein stattlicher Mann“, sagt Siana leise. Als ich sie ansehe, errötet sie und senkt den Kopf. „Verzeiht!“

      „Du hast ja recht, Siana. Hör zu, wenn wir allein sind, brauchst du nicht so mit mir zu reden, als wäre ich mehr als eine, einverstanden? Und du kannst auch gerne sagen, was du denkst. Wenn wir nicht allein sind, dann natürlich besser nicht.“

      „Das ist wohl wirklich besser, La... Wildkatze.“

      Ich mag sie. Ich mag sie wirklich. Ich glaube, ich mag alle, die es schaffen, mich zum Lachen zu bringen.

      „Warum nennt dich Gaskama eigentlich ständig Wildkatze?“, erkundigt sich Siana, während wir zu unseren Gemächern gehen.

      „Weil Kyo eine Wildkatze ist.“

      „Das weiß ich, aber das ist doch dein Name, oder?“

      „Ja, aber nicht mein richtiger. An den erinnere ich mich nicht. Und weil ich manchmal wie eine Wildkatze bin, bekam ich diesen Namen. Und Gaskama findet ihn wohl treffend.“

      „Hm. Was machst du denn, wenn du wie eine Wildkatze bist?“

      Ich werfe ihr einen Seitenblick zu. „Ich kratze und beiße. Und ich töte die Männer, die mich vergewaltigen.“

      Siana starrt mich erschrocken an. „War das auch ein Scherz?“

      „Nein, Siana, das war ganz sicher kein Scherz. Es ist mehrmals geschehen.“

      Wir erreichen das Schlafgemach. Siana wirkt nachdenklich.

      „Der König weiß davon?“

      „Allerdings. Ohne ihn wäre ich tot. - Siana, mach nicht so ein ernstes Gesicht. Mir geht es gut.“

      „Das scheint mir auch so. Du hast heute viel gelacht.“

      „Ja, trotz der Begegnung mit Mazota.“

      „Du magst ihn wirklich nicht?“

      „Weißt du, warum er in dem Zelt war? Wegen der vielen Mädchen. Ich hoffe für ihn, ich erwische ihn nicht bei etwas, wofür ich zur Wildkatze werde, denn das würde er nicht überleben.“

      Siana sagt nichts, aber ich sehe ihr an, wie sie nachdenkt. Ich überlege, ob ich baden soll, aber eigentlich würde ich das lieber mit Askan tun. Unten, im großen Bad. Ich glaube, ich werde es ihm tatsächlich vorschlagen.

      „Komm, Siana, wir haben noch etwas Zeit. Erzähl mir etwas mehr über den Hofstaat und Shaka.“

      Wir setzen uns in der Nähe der Fenster an einen Tisch und Siana beginnt mit ihrer Erzählung. Ich höre ihr aufmerksam zu, denn ich möchte solche Fehler wie vorhin nicht mehr machen. Auch wenn ich inzwischen selber darüber lachen würde.

      Ich beobachte Mauka, Shakas Dienerin. Sie ist noch einen Hauch kleiner als Siana und deutlich jünger. Ihre dunkelblonden Haare sind kurz, die braunen Augen groß und betrachten aufmerksam ihre Umgebung. Sie ist irgendwie verwandt, aber nicht verwandt genug, um nicht Shakas Dienerin zu sein. Ihr Verhältnis miteinander ist herzlich, darum darf Siana auch in ihrem Dabeisein so mit mir reden, als wären wir allein.

      Heute findet das Stadtfest statt, das Gaskama erwähnte. Ich weiß inzwischen, dass dieses Stadtfest nur alle zwei Numoas stattfindet, immer in der warmen Numoa. Die Menschen kommen aus weiter gelegenen Gebieten hierher, manchmal sogar andere Könige. Für diesmal sind keine angekündigt, und Gaskama erzählt mir belustigt, dass Lord Sakumo seine Teilnahme kurzfristig abgesagt hätte.

      Ich bin mir nicht sicher, ob ich mich freuen soll oder nicht. Angst vor ihm brauche ich ja keine zu haben, aber vielleicht ist es trotzdem besser so. Wer weiß, ob ich ihn nicht getreten hätte, wie schon mal vorgehabt. Und so viel weiß ich inzwischen, dass ich damit Askan keinen Gefallen täte.

      Also freue ich mich am besten.

      Auf Sianas Rat hin trage ich ein einfaches, fast bodenlanges Kleid in hellgrauer Farbe, dazu kurze Stiefeln. Auch Askan wird auf dem Fest sein, und zumindest zeitweise werden wir zusammen sitzen. Aber für ihn bedeutet das Fest auch, dem Volk nahe zu sein. Er meinte aber nach dem Aufwachen, als ich ganz erstaunt war, dass er noch neben mir lag, dass wir uns heute öfter sehen werden als sonst und dass sein Volk spätestens heute sehen wird, dass ich zu ihm gehöre. Wenn ich wollte, könnte ich ihn auch die ganze Num begleiten, allerdings würde es mir möglicherweise langweilig werden. Aber es wäre meine Entscheidung.

      Als ich ihn fragte, wie lange ich Bedenkzeit hätte, sagte er, bis nach meinem Höhepunkt.

      Es war das erste Mal dann, dass ich auf dem Rücken lag und er auf mir. Allerdings stützte er sich auf seinen kräftigen Armen ab, erst beim Höhepunkt gelang ihm das nicht. Ich schlang die Beine um ihn und drückte ihn an mich. Sein Gewicht störte mich überhaupt nicht.

      Nach einer Weile hob er den Kopf. „Hattest du auch einen Höhepunkt?“

      „Du willst ja bloß wissen, ob ich mich langweilen will“, erwiderte ich grinsend. „Und überhaupt, hast du das nicht gemerkt?“

      „Natürlich habe ich das gemerkt. Es ist unmöglich, den Höhepunkt einer Wildkatze nicht zu bemerken.“

      „Ich würde mich freuen, bei einigen Anlässen an deiner Seite zu sein.“

      „Wildkatze, das war ja eine richtig politische Antwort.“

      „Ich lerne eben schnell!“

      „Das ist wohl wahr. Du lernst tatsächlich sehr schnell. In Ordnung. Und wer begleitet dich?“

      „Shaka und unsere Dienerinnen.“

      Er musterte mich nachdenklich, dann nickte er und ging, um seine Bedürfnisse zu erledigen.

      Wir sitzen nun in Shakas Gemächern und frühstücken. Shaka meinte, es sei wichtig, gut gestärkt auf das Fest zu gehen. Zwar gebe es dort Essen und Trinken, aber ich würde sicher erst einmal alles ansehen wollen, und das dauert eben. Ich verschweige lieber, dass ich es sehr lange aushalten kann, ohne zu essen. Während ich Brot und Butter esse, halte ich die Erinnerung an Askans Küsse und seinen Geruch fest, so lange, wie es geht.

      Dann ist es endlich so weit. Wir brechen auf. Wir fahren mit einer Kutsche, und diesmal sitze ich gemeinsam mit den drei Damen dort, wo ich zu sitzen habe. Auf dem Bock, denn so heißt es, wie Shaka erklärt, sitzt der Kutscher, ein junger Bursche. Shaka und ich sitzen in Fahrtrichtung, Siana und Mauka uns gegenüber.

      Schon von Weitem ist der Lärm zu hören, den das Fest verursacht. Noch lange, bevor wir am Marktplatz ankommen, fahren wir an Ständen vorbei. Hier wird alles Mögliche angeboten, aber vor allem Fleisch und Waffen. Und Schmuck. Und Kleidung. Einfach alles.

      Mir fällt auf, dass alle anderen zu Fuß unterwegs sind. Shaka erklärt, dass die anderen ihren Wagen außerhalb abstellen müssen. Nur einige wenige dürfen bis zum Marktplatz fahren, dazu gehören direkte Verwandte des Königs und natürlich seine Braut.

      „Braut?“, erkundige ich mich. „Was ist das? Sollte ich sie kennen?“

      „Du bist das!“, erwidert Shaka lachend.

      „Ich?!“

      „Eine Braut ist eine Frau, die zu einem Mann gehört, also eine Frau, die er vielleicht heiratet.“

      „Heiratet?!“ Was das bedeutet, weiß ich ja, aber ich? Und der König?

      „Was denkst du denn? Der König teilt seine Gemächer mit dir, er wird dich irgendwann um deine Hand anhalten müssen. Es gibt sowieso schon Gerede, weil er das noch nicht getan hat.“

      Ich starre sie fassungslos an. Wir kennen uns doch kaum! Ich meine, ich finde den Gedanken an sich überhaupt nicht schlimm, aber ich meine, wir kennen uns doch erst seit Kurzem!

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