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Dieb. Da sagt er: „Dir leihe ich ihn nicht, weil ich dich nicht kenne, und dir leihe ich ihn nicht, weil ich dich kenne.“ (Nr. 150)

      In diesem Fall wird in der Pointe eine Wendung wiederholt und modifiziert.

      Eine spezielle Kategorie sind Witze über Männer mit Mundgeruch. Einen davon haben Sie bereits gelesen, andere haben einen fäkalen Hintergrund.

      Ein Mann mit stinkendem Atem begegnete einem Tauben und sagt: „Guten Tag!“ Der darauf: „Pfui!“ Da sagt der erste: „Was habe ich denn gesagt?“ Der Taube: „Du hast gepfurzt!“ (Nr. 233)

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      Ein Mann mit stinkendem Atem kommt zu einem Arzt und sagt: „Sieh, Herr! Mein Zäpfchen hat sich gesenkt!“ Dabei macht er den Mund weit auf. Der Arzt wendet sich ab und sagt: „Nicht dein Zäpfchen hat sich gesenkt, dein Arschloch hat sich gehoben.“ (Nr. 235)

      Derartige Ekelwitze sind Tabubrüche: Über Fäkales redet man nicht gern. Das muss auch damals so gewesen sein, sonst wären diese Dialoge keine Witze. Nach Freud besteht in der frühkindlichen Entwicklung eine Lust an den Vorgängen der Verdauung. Die normale Reaktion von Erwachsenen gegenüber den Exkrementen ist hingegen die des Ekels.

      Womit ich das Buch Philogelos zumache und das Thema abschließe. Einige Witze erinnern mich an die Geschichten aus Schilda, also an die Schildbürgerstreiche, oder an die jüdischen Witze über die Einwohner von Chelm. Manche sind eher schwach, andere wirken modern und zeitlos, haben sogar ein Pendant in der Gegenwart.

      Hirsch wird erzählt, dass seine Frau ihn mit seinem Teilhaber betrügt. Er will es nicht glauben. Dann beschließt er aber, eines Tages unerwartet heimzukommen – und findet tatsächlich seinen Kompagnon bei seiner Frau. Ungläubig schüttelt er den Kopf und sagt schließlich: „Ich muss – aber du?“ (Goldscheider, S. 28)

      Ich habe aus dem Philogelos die besten Witze ausgesucht, das mag ein verzerrtes Bild bei der Beurteilung ihrer Qualität ergeben. Viele sind äußerst kurz, so kurz wie die heutigen Flachwitze. Die meisten Witze sind Dialoge „und die Pointe besteht (meist) in einem Ausspruch, viel weniger oft in einem Tun“, konstatiert der Altphilologe Andreas Thierfelder, der die Witze des Philogelos übersetzt und kommentiert hat (Thierfelder, S. 22). Gemeint ist: Situationswitze kommen im Philogelos nicht vor.

      Zwar keine Sprachwitze, aber interessante Wortspiele sind in der Bibel zu finden, sowohl im Alten als auch im Neuen Testament. Hier ein oft zitiertes Beispiel aus Matthäus 16,18:

      Du bist Petrus, und auf diesen Felsen will ich meine Kirche bauen.

      Dass ein Wortspiel vorliegt, zeigt nicht nur der griechische Urtext, sondern auch der lateinische: „tu es Petrus, et super hanc petram aedificabo ecclesiam meam …“ Petrus hieß mit einem Übernamen Kephas, und daraus wurde, ins Lateinische übersetzt, Petrus, was auf petra (= Felsen) deutet. (Gauger, 2006, S. 26–27)

      In diesem Buch über Sprachwitze geht es schwerpunktmäßig um jene Witzekultur, die für Österreich typisch ist und zu einem Teil jüdische Wurzeln hat. Ein ähnliches Buch über die Sprachwitze bei Christian Morgenstern, Heinz Erhardt, Otto Waalkes und bei einigen anderen müsste noch geschrieben werden.

      Vielleicht sollte ich hier gleich das Problem streifen, dass man Witze nicht erklären darf. Wenn jemand in einer Gesellschaft einen Witz erzählt und anschließend die Pointe erläutert, dann hat er sich als Witzeerzähler disqualifiziert. Wer ein Buch über Sprachwitze schreibt und die dahinterstehende Technik erläutert, muss also zwangsläufig gegen dieses eherne Gesetz des Witzeerzählens verstoßen. Anders geht es leider nicht. Die eine oder andere Erläuterung habe ich in den Anhang verschoben, dort finden Sie auch Quellenangaben und zusätzliche Informationen, die den Lesefluss stören würden.

      Genauso unmöglich ist es, die Regeln der Political Correctness bei der Auswahl der Witze einzuhalten. Freud hat festgestellt, dass in Witzen häufig das zum Vorschein kommt, was üblicherweise unterdrückt wird, zum Beispiel infolge einer Hemmung, sexuelle oder aggressive Triebe auszuleben. Der Witz baut diese Hemmung kurzzeitig ab, dadurch entsteht ein Lustgewinn aus erspartem psychischem Aufwand (Freud, S. 132 ff.). Diese Auffassung wird auch als Entladungstheorie bezeichnet.

      Freuds Buch Der Witz und seine Beziehung zum Unbewussten gilt nicht nur als Schlüsselwerk der Psychoanalyse, sondern auch der Witzeforschung. Für mich waren vor allem jene Kategorisierungen hilfreich, die den ersten Teil seines Buches ausmachen. Fachbegriffe wie Wortmischung, Mehrfachverwendung desselben Materials, Modifikation, Verschiebung, Unifizierung, Darstellung durchs Gegenteil und Aufsitzer gehen auf ihn zurück oder wurden von ihm popularisiert.

      Freud unterscheidet zwischen Technik und Tendenz eines Witzes. Die Technik ist das Hauptthema meines Buches, aber die Tendenz spielt oft eine zusätzliche Rolle.

      Freud stellt bei den Tendenzwitzen vier Kategorien auf:

      obszöne, entblößende Witze,

      aggressive (feindselige) Witze,

      zynische Witze (kritische, blasphemische),

      skeptische Witze.

      Die Tendenz weckt Gefühle beim Zuhörer, sie ist „das Körnchen Salz“ oder „das Tröpfchen Adrenalin“, wie es Arthur Koestler formuliert (Koestler, S. 52). In obszönen Witzen geht es um Sexuelles, das gesellschaftlich tabuisiert ist, im Witz hingegen angesprochen wird – oft verklausuliert, verhüllend. Aggressive Witze richten sich gegen das Fremde oder gegen politische Gegner. Zynische Witze attackieren Grundsätze, die allgemein anerkannt sind. Zu dieser Gruppe gehören auch blasphemische Witze. In diesen werden religiöse Dogmen oder der Gottesglaube selbst angegriffen. Skeptische Witze zweifeln jede Form der Erkenntnis an, in Tierwitzen und Kinderwitzen lösen sie beim Zuhörer ein Gefühl der Rührung aus. Die meisten Flachwitze haben keine Tendenz.

      Wieso können Seeräuber keinen Kreis fahren? – Weil sie π-raten.

      Hier werden keine Gefühle angesprochen. Es geht einzig und allein darum, das Zeichen π zu verbalisieren und die Lösung „Piraten“ zu finden. Dass Seeräuber und Piraten ein und dasselbe sind, ergibt sich sofort. Wir lächeln über derartige Witze einzig und allein deshalb, weil sie uns überraschen, und der Zuhörer darf ein wenig stolz sein, dass er das Rätsel entschlüsselt hat.

      Ich habe einen Hipster ins Bein geschossen – jetzt hopster.

      Als Hipster bezeichnet man eine Person mit starkem Szenebewusstsein, womit eine Abgrenzung vom Mainstream signalisiert wird. Dies äußert sich in der Bekleidung: Flanellhemden, Hornbrillen, Schlauchschals, Röhrenjeans, Converse-Schuhe, Tätowierungen und Piercings, aber auch im Getränkekonsum: Hipster trinken Szenegetränke wie Club-Mate-Limonade. Sie verwenden Smartphones, Tablets und MacBooks.

      Der Hipster ist in diesem Witz im wörtlichen Sinn eine Zielscheibe: Auf ihn wird geschossen. Nach der analytischen Methode Sigmund Freuds ist er auch im übertragenen Sinn eine Zielscheibe: Er ist neben dem Erzähler und dem Zuhörer jene dritte Person, gegen die sich die aggressive Tendenz des Witzes richtet. Wer vom Mainstream abweicht, wird bestraft.

      Ich habe für dieses Buch sowohl alte als auch neue Witze ausgewählt, wobei die alten Witze meist Klassiker sind und bereits viele Jahre auf dem Buckel haben. Aber: Es gibt Witze, die muss man einfach kennen.

      Besonders die älteren existieren oft in verschiedenen Versionen, und dann taucht die Frage auf: „Welche ist die bessere?“ Leidenschaftliche Witzeerzähler lassen in dieser Hinsicht keine Kompromisse gelten. Sie warten, bis die Pointe fertig ist, und sagen dann: „Nein, der Witz geht ganz anders!“ – und beginnen ihn neu zu erzählen.

      Wenn man die äußerst umfangreiche wissenschaftliche Literatur über Witze und die Witzesammlungen durchsieht, fällt auf, dass einzelne Witze immer wieder in verschiedenen Abwandlungen auftauchen. Aber schon kleine Änderungen können einen Witz beschädigen oder völlig zerstören. In diesem Buch werden Sie einige Beispiele dafür finden.

      Oft ist auch das subjektive Empfinden ganz entscheidend. Ich

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