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Sprachwitze. Robert Sedlaczek
Читать онлайн.Название Sprachwitze
Год выпуска 0
isbn 9783709939185
Автор произведения Robert Sedlaczek
Жанр Зарубежная прикладная и научно-популярная литература
Издательство Bookwire
„Das Passwort Penis ist zu kurz!“ – Aus der schönen neuen Computerwelt
Der Kalauer ist tot, es lebe der Flachwitz! – Sprachwitze sind in Mode
Der Zeit ihre Witze! Kurze Witze mit einem Doppelklang als Pointe entsprechen unserer schnelllebigen Zeit. Sie werden nicht nur erzählt, sondern auch getextet, gemailt und gepostet. Nicht jeder kann über sie lachen, aber offensichtlich haben sie eine große Anhängerschaft.
Egal wie viel Curry du isst – Freddy ist Mercury.
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Wie nennt man einen Arbeiter, der morgen frei hat? – Morgan Freeman.
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Was passiert, wenn man Cola und Bier mischt? – Es kollabiert.
Es könnte sein, dass Sie jetzt „Auweh!“ schreien. Vielleicht fragen Sie sich auch: „Wo ist denn da der Witz?“
Ein Wesenselement aller Witze ist der Überraschungseffekt. Wenn die Pointe kommt, sind wir zunächst verblüfft. Dann entlädt sich die Verblüffung in einem Lachen, Lächeln oder Schmunzeln. Und dass diese Witze mit ihrer Pointe Verblüffung auslösen, wird niemand bestreiten.
Wir haben es hier mit einer neuen Art von Sprachwitzen zu tun. „Mehr Curry“ klingt genauso wie der Name des Sängers der Popgruppe Queen. Und der Name des Schauspielers Morgan Freeman wird wörtlich genommen und ins Deutsche übertragen. Das dritte Beispiel funktioniert ein wenig anders: Die Wörter Cola und Bier werden zusammengehängt, aus der Wortmischung entsteht ein Verb: kollabieren. Wer hätte gedacht, dass darin zwei Getränke stecken?
Inzwischen gibt es zahllose Witze dieser Art. Auf den Witzeseiten im Internet werden sie als Flachwitze kategorisiert, und die entsprechenden Sites werden häufiger besucht als so manche Seite mit alten, herkömmlichen Witzen.
Viele Flachwitze sind Scherzfragen. Dabei handelt es sich um ein unerratbares Rätsel, das auf Witzigkeit angelegt ist. Der Witzeerzähler stellt eine Frage, der Witzezuhörer sagt: „Weiß ich nicht.“ Dann folgt die Pointe.
Wie heißt das Reh mit dem Vornamen? – Erdäpfelpü!
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Was ergibt drei mal sieben? – Feinen Sand.
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Warum werden Eskimos so alt? – Weil sie nicht ins Gras beißen können.
Manchmal werden ganze Ketten von Flachwitzen gebildet. In diesem Fall sollte der letzte dieser Einzeiler besonders schräg sein.
Wie heißt ein brauner Bär? – Braunbär.
Wie heißt ein Bär mit einem Becher Eis in der Hand? – Eisbär.
Wie heißt ein roter Bär? – Himbär.
Und wie heißt ein Bär, der fliegen kann? – Hubschraubär.
Vermutlich werden Sie jetzt einwenden: Sind das nicht Kalauer? Die wissenschaftliche Witzeforschung ist sich darüber nicht einig. Ist Flachwitz ein anderes Wort für Kalauer oder der Ausdruck für etwas Neues? Die Kalauer-Experten in Kalau (= alte Bezeichnung für Calau), einem Ort in Brandenburg, wo diese Witze entstanden sein sollen, sind der Meinung, dass es seit Jahrzehnten keine neuen, echten Kalauer mehr gibt. Wenn man in Kalau den Kalauer für tot erklärt, dann muss schon etwas Wahres dran sein.
Außerdem ist Kalauer in Wirklichkeit eine Verballhornung des französischen Begriffs calembour(g) (= Wortspiel). Ein Zusammenhang zwischen dem Kalauer und dem Ort Kalau wurde erst in den 1860er Jahren hergestellt. Die Zeitschrift Kladderadatsch hat dabei kräftig mitgeholfen. Sie druckte Kalauer unter dem Titel Aus Kalau wird berichtet ab.
Unter calembour(g) versteht man in Frankreich ein Wortspiel, das sich auf die unterschiedliche Bedeutung zweier Wörter gründet, die gleich ausgesprochen werden – so definiert es beispielsweise das Wörterbuch Petite Larousse. Ein Beispiel sind die Ausdrücke „Veilchen“ und „Feilchen“ (= kleine Feile).
Der Häftling öffnet das Päckchen, das ihm seine Frau geschickt hat. „Ach, wie schön“, sagt er, „die ersten Feilchen!“
Nach dieser Definition wären alle anderen Witze keine klassischen Kalauer.
Viele Flachwitze leben einzig und allein vom Wortspiel. Ein zusätzlicher Sinn, eine Tendenz (siehe S. 24), lässt sich nur in ganz seltenen Fällen erkennen. Der Text dient lediglich dazu, mit der Sprache zu spielen.
Ich bin der Auffassung, dass die Flachwitze in die Fußstapfen der Kalauer getreten sind, und kann das auch belegen. Seit es das Internet gibt, wird die Häufigkeit von Wörtern im Rahmen des Digitalen Wörterbuchs der deutschen Sprache (DWDS) erhoben. Das Projekt der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften stützt sich auf gigantische Textkorpora und ist beispielhaft. Ein paar Klicks – und auf der DWDS-Website sieht man, wann der Terminus Flachwitz entstanden ist: Ende der 1990er Jahre. Zwei Jahrzehnte später sind die Belege in die Höhe geschnellt. Gleichzeitig ist der Kalauer in der Statistik abgestürzt.
Für mich ist der Flachwitz eine neue Kategorie, und in diese fallen nicht nur die klassischen Kalauer. Viele Flachwitze haben einen anderen Bauplan, sie bedienen sich einer komplizierteren Technik.
Wie heißt der Bruder von Elvis? – Zwölvis.
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Warum wurde der Dimmer festgenommen? – Es bestand Verdunkelungsgefahr.
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Was ist die Lieblingsspeise von Piraten? – Kapern.
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Wie nennt man eine Demonstration von Veganern? – Gemüseauflauf!
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Was trinken Firmenchefs? – Leitungswasser.
Daneben gibt es auch noch die Methode, Wörter zu zerlegen und neu zusammenzusetzen:
Was ist das Gegenteil von Reformhaus? – Reh hinterm Haus.
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Kommt ein Pferd in das Blumengeschäft und fragt: „Ham-Sie-Ma-geritten?“
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Was sagt ein Gen, wenn es ein anderes trifft? – Halogen.
Manche Witze sind surrealistisch, es werden Geschichten erzählt, die zur Realität in krassem Widerspruch stehen.
Gehen zwei Penisse ins Kino. Sagt der eine zum anderen: „Hoffentlich ist es kein Porno, sonst müssen wir wieder stehen.“
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Kommt ein Neutron zur Disco. Sagt der Türsteher: „Tut mir leid, nur für geladene Gäste!“
Vielleicht schmunzeln wir in diesem Fall deshalb, weil Penisse und Neutronen eben nicht sprechen können und im Witz so reagieren, wie wenn sie Menschen wären.
Ein Vampir auf dem Fahrrad kommt in eine Polizeikontrolle. Polizist: „Haben Sie etwas