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      Dieser Witz stammt aus dem Buch Wenn Frauen herzhaft lachen. Die besten Witze über Männer. Das Buch der Journalistin Sibylle Fritsch ist 1998 erschienen. Aus sprachlicher Sicht geht es um einen Doppelsinn des Wortes Arsch.

      Auch in einigen anderen Witzen steht das umgangssprachliche Wort für Gesäß im Mittelpunkt.

      Warum gibt es die Pille für den Mann noch nicht? – Weil man für Ärsche normalerweise Zäpfchen nimmt.

      ◊

      Die Männer schauen den Frauen auf den Hintern und denken: „Boah, was für ein Arsch!“ Das tun Frauen auch, nur dass sie den Männern dabei ins Gesicht schauen.

      Bei diesem Witz erlaubt die Pointe zwei Interpretationen: Hat der Mann „ein Arschgesicht“ oder „verhält er sich wie ein Arsch“? Ein milderes Exemplar dieses Witzetypus geht so:

      Ein Paar sitzt im Restaurant beim Essen. Der Mann patzt sich an und sagt: „Na geh, jetzt schau ich aus wie ein Schwein!“ Darauf seine Frau: „Ja, und angepatzt hast du dich auch noch!“

      Bleiben wir noch bei den Antimännerwitzen, aber gehen wir kurz noch in eine andere Richtung.

      Ein Ehepaar hat zwei wunderschöne Töchter und jetzt einen abgrundtief hässlichen Sohn bekommen. Da sagt der Ehemann: „Hast du mich etwa betrogen?“ Die Ehefrau: „Nein, dieses Mal nicht!“

      Der Witz spielt darauf an, dass Männer kein gesichertes Wissen über die Vaterschaft besitzen. Das war auch schon in der Antike Thema von Witzen (siehe S. 20).

      Die Witzekultur war zu Freuds Zeiten männlich dominiert. Dies hängt damit zusammen, dass ein aggressives verbales Verhalten bei Männern akzeptiert wurde, bei Frauen jedoch verpönt war. Relevant ist auch, dass der Witzeerzähler während des Erzählens im Mittelpunkt der Gesellschaft steht – auch das wurde den Frauen damals noch nicht zugestanden. Außerdem entwickeln Männer eher jenes Gefühl der Selbstsicherheit, das beim Erzählen eines Witzes notwendig ist. Wenn ich mit einem einleitenden Rahmen „Kennst du den?“ zu erzählen beginne, dann muss ich darauf vertrauen, dass ich die Anwesenden zum Lachen oder zumindest zum Schmunzeln bringe. „Insgesamt können sich Mädchen und Frauen zwar noch immer nicht uneingeschränkt in allen Formen von Humor den Jungen und Männern ähnlich sanktionsfrei betätigen“, schreibt die Freiburger Linguistin Helga Kotthoff, „ihr Handlungsspielraum hat sich aber erweitert“ (Kotthoff, S. 164). Sibylle Fritsch sieht es ähnlich: „Langsam, aber konsequent sind Frauen in die Imperien der Männer eingedrungen. (…) In Frauenwitzen werden Männer gnadenlos betrogen und als impotent hingestellt, oder sie sind überhaupt das Letzte. Eine Kostprobe gefällig? Was macht eine Frau morgens mit ihrem Arsch? Sie schmiert ihm Brote und schickt ihn zur Arbeit. Die Schärfe der Frauenwitze mag eine Antwort sein auf mehrere 1000 Jahre Patriarchat.“ (Fritsch, S. 94)

      Die folgende Scherzfrage, mit der ich dieses Kapitel abschließe, ist eine Reaktion der Frauen auf die Blondinenwitze und gleichzeitig auch ein Metawitz:

      Weshalb sind Blondinenwitze immer so kurz? – Damit sie auch die Männer verstehen!

      Wahrscheinlich ist in diesem Fall jener Burgenländerwitz Pate gestanden, den Sie auf Seite 40 gelesen haben. Kurz sind sie allesamt: die Ostfriesenwitze, die Burgenländerwitze und die Blondinenwitze – wenn sie in Form einer Scherzfrage daherkommen.

      Nun zu einem ganz anderen Typus, auch er ist historisch. Dumm, begriffsstützig und naiv ist in diesem Fall ein Mann. Die Rede ist von Graf Bobby. Viele Witze rund um diese fiktive Person haben eine sprachliche Komponente.

      Graf Bobby war eine Wiener Witzefigur, die um 1900 in der Spätphase der k. u. k. Monarchie entstanden ist und bis in die frühen 1990er Jahre populär war. Ich beginne mit einem gelungenen Witz. Es ist zwar kein Sprachwitz, aber für mich ist es der Archetypus eines Graf-Bobby-Witzes.

      Graf Bobby steigt in Salzburg in den Zug und trifft dort seinen Freund, einen Esterházy. Beide unterhalten sich angeregt über dies und das. Schließlich meint Graf Bobby: „Siehst den Fortschritt der Technik? I fahr’ nach Innsbruck, du fahrst nach Eisenstadt, und beide hock’n wir im selben Zug!“ (vgl. Landmann 1960, S. 269)

      Häufig fungieren in diesen Witzen Bobbys Freunde als Stichwortgeber: Graf Rudi, Baron Mucki, Graf Poldi und Baron Schmeidl. Die Kunstfigur wurde so populär, dass derartige Witze nicht nur in Anthologien und Sammlungen erschienen, sondern auch Filme mit Graf Bobby produziert wurden. In dem Film Die Abenteuer des Grafen Bobby (1961) spielte Peter Alexander die Hauptrolle, Gunther Philipp stellte den Grafen Mucki dar.

      In einer Art Eingangscouplet charakterisieren sich die Grafen Bobby und Mucki selbst.

      „Wir sind zwei Witzfiguren, sind überall bekannt.“

      „Der Bobby und der Mucki, so werden wir genannt.“

      „Man sagt, dass wir zwei blöd sind, doch scher’n wir uns nicht drum.“

      „Von blöd ist keine Rede, wir sind nur bisserl dumm.“ (…)

      (beide) „Na bitte sehr, man sagt ja nix, man red’t ja nur davon.“

      In der nächsten Strophe wird ein Graf-Bobby-Witz in Reimform wiedergegeben.

      „Ich habe gehört im Jockey Club den Grafen Rudi sag’n, / du hättest einen Unfall gehabt mit deinem Wag’n.“

      „Es war nur a Missverständnis, wir fuhren quer durch Wien / mit 100 Kilometer, ich und Contess Pauline. / Da stoppt ein Polizist mich und sagt: ‚Mein Herr, / man fahrt durch eine Stadt doch mit 50 und nicht mehr!‘ / ‚Das war a Missverständnis, ich dachte pro Person.‘“

      (beide) „Na bitte sehr, man sagt ja nix …“

      Der Jockeyclub am Schubertring in Wien zählt zusammen mit dem Rennverein und dem St. Johanns Club zu den drei exklusiven Wiener Freizeitclubs. Im Jockeyclub trifft sich vor allem der Adel.

      Auch Schallplatten mit Graf-Bobby-Witzen erschienen in den 1960er und 1970er Jahren. Hier waren unter anderem Peter Igelhoff als Bobby und Fred Rauch als Rudi bekannte Darsteller.

      Die Klassiker unter den Graf-Bobby-Witzen sind landauf und landab erzählt worden, sie wirken heute abgedroschen.

      Bobby trifft beim Spaziergang im Park die Gräfin Ariadne. „Meine Verehrung, Gnädigste. Wie geht’s denn dem werten Töchterlein?“ „Danke der Nachfrage. Es läuft schon seit 14 Tagen.“ „Oh“, staunt Bobby, „da muss es ja schon fast in Venedig sein.“ (Böhm, S. 10)

      ◊

      Graf Bobby kommt zu Besuch. In der Wohnung schreit dauernd ein kleines Kind. „Was hat denn das Kind?“, erkundigt sich Bobby höflich. Sagt die Mutter: „Es bekommt Zähne.“ – Darauf Bobby: „Ja will’s denn keine?“ (Böhm, S. 19)

      Die Witzefigur Graf Bobby ist ideal für Unbildungswitze. Manche von ihnen können richtig wehtun.

      Graf Bobby steht vor der Abendkassa der Staatsoper: „Was wird denn heute gegeben?“ – „Tannhäuser oder der Sängerkrieg auf der Wartburg“ – „Schlamperei“, sagt Graf Bobby, „jetzt könnte das Programm eigentlich schon feststehen.“ Verärgert geht er die Ringstraße entlang zum Burgtheater: „Was steht heute auf dem Programm?“ – „Was ihr wollt.“ – „Gut, dann spielen Sie die Klabriaspartie!“ (bei Muliar, S. 24–25, als Teil einer längeren jüdischen Anekdote; bei Böhm, S. 174, bis zur Zwischenpointe)

      ◊

      Graf Bobby wird vom Heiligen Vater in Privataudienz empfangen. Er begrüßt ihn ehrfürchtig. Der Kardinalkammerherr deutet ihm hinter dem Rücken des Heiligen Vaters mit der ringbewehrten Rechten mehrmals den Handkuss. Bobby reagiert vorerst nicht. Dann aber geht es wie ein Leuchten über seine Züge: „Und fast hätt’ ich vergessen, Eure Heiligkeit – einen Handkuss an die gnädige Frau Gemahlin!“ (Bemmann, 1970, S. 130–132, 1973, S. 168–170)

      In der ungarischen

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