Скачать книгу

la cachucha! Lehr’ uns, daß wir hier im Kavalierflügel, selbst wenn wir schwere Körper und steife Glieder haben, im Herzen doch stets dieselben bleiben – stets Spanier!

      Streitroß, Streitroß! Sage, daß du die Trompetenstöße liebst, die dich zum Galopp verleiten, wenn du dir auch das Bein blutig reißt an dem Strick, der dich bindet!

      Der Ball auf Ekeby

       Inhaltsverzeichnis

      Oh, ihr Frauen entschwundener Zeiten! Wenn man von euch spricht, das ist, als spräche man vom Himmelreich: eitel Schönheit wäret ihr, eitel Licht! Ewig jung, ewig schön wäret ihr, milde wie die Augen einer Mutter, wenn sie ihr Kind anschaut. Weich wie die jungen Eichhörnchen hinget ihr am Halse des Gatten. Niemals machte der Zorn eure Stimme erbeben, niemals legte sich eure Stirn in Falten, eure weiche Hand ward niemals rauh oder hart. Ihr sanften Heiligen! Gleich geschmückten Bildsäulen standet ihr im Tempel des Hauses. Räucherwerk und Gebete wurden euch geopfert, durch euch verrichtete die Liebe ihre Wunder und um euren Scheitel wand die Poesie ihren goldigstrahlenden Glorienschein.

      Oh, ihr Frauen entschwundener Zeiten, diese Erzählung soll jetzt berichten, wie eine von euch Gösta Berling ihre Liebe schenkte.

      *

      Vierzehn Tage nach dem Balle auf Borg fand ein Fest auf Ekeby statt. Es war das herrlichste Fest von der Welt. Alte Frauen und Männer konnten wieder jung werden, konnten lachen und sich freuen, wenn sie nur davon sprachen.

      Aber die Kavaliere waren zu jener Zeit auch Alleinherrscher auf Ekeby. Die Majorin wanderte mit Bettelsack und Stab im Lande umher, und der Major wohnte auf Sjö. Er konnte nicht einmal teilnehmen an dem Fest, denn auf Sjö waren die Blattern ausgebrochen, und er fürchtete, die böse Krankheit weiter zu verbreiten.

      Welch eine Fülle von Genuß umschlossen nicht diese zwölf Stunden vom Knall des ersten Flaschenkorkes bei Tische bis zu dem letzten Bogenstrich, als die Mitternachtsstunde längst geschlagen hatte. Hinab in den Abgrund der Zeit sanken sie, diese gekrönten Stunden, angeregt von feurigem Wein, von den leckersten Speisen, von der herrlichsten Musik, von den geistreichsten Aufführungen, von den schönsten lebenden Bildern. Hinab sanken sie, schwindelig von dem wildesten Tanz. Wo gab es auch wohl so glatte Fußböden, so galante Kavaliere, so schöne Frauen!

      Ja, ihr Frauen entschwundener Zeiten! Ekebys Säle wimmeln von den schönsten aus eurer schönen Schar. Da ist die junge Gräfin Dohna in ihrer ausgelassenen Fröhlichkeit, stets aufgelegt zu Spiel und Tanz, wie es sich für ihre zwanzig Jahre paßt, da sind die drei schönen Töchter des Landrichters aus Munkerud und die munteren Fräulein aus Berga, da ist Anna Stjärnhök, tausendmal schöner als früher in der sanften Schwermut, die seit jener Nacht, als sie von den Wölfen verfolgt wurde, über sie gekommen war; da sind noch weit mehr, die wohl noch nicht vergessen sind, die es aber bald sein werden, und da ist auch die schöne Marianne Sinclaire.

      Sie, die Weitberühmte, die am Hofe des Königs geglänzt, die in Grafenschlössern gestrahlt hat, die Königin der Schönheit, die durch das Land gezogen ist und überall Huldigungen in Empfang genommen hat, sie, die den Funken der Liebe entzündete, wo sie sich zeigte, sie hatte sich herabgelassen, zu dem Fest der Kavaliere zu kommen.

      Wermlands Ehre strahlte hell in jenen Zeiten, aufrechterhalten von manch stolzem Namen. Die fröhlichen Kinder des schönen Landes hatten vieles, worauf sie stolz sein konnten, wenn sie aber ihre Schätze nannten, so unterließen sie es niemals, Marianne Sinclaires Namen zu nennen.

      Der Ruf von ihren Siegen erfüllte das ganze Land. Man sprach von den Grafenkronen, die über ihrem Haupt geschwebt hatten, von den Millionen, die ihr zu Füßen gelegt waren, von den Kriegerschwertern und Dichterkränzen, deren Glanz ihr gewinkt hatte.

      Und sie war nicht allein schön, sie war auch geistreich und belesen. Die besten Männer der Zeit unterhielten sich gern mit ihr. Eine Schriftstellerin war sie selber nicht, aber viele ihrer Gedanken, die sie in die Seelen ihrer dichtenden Freunde gelegt hatte, lebten in Liedern auf.

      In Wermland, im Bärenlande hielt sie sich nur selten auf. Sie brachte ihr Leben auf Reisen zu. Ihr Vater, der reiche Melchior Sinclaire, saß mit seiner Frau daheim auf Björne und ließ Marianne zu ihren vornehmen Freunden in die großen Städte oder auf die prächtigen Schlösser reisen. Er hatte seine Freude daran, von all dem Geld zu erzählen, das sie verbrauchte, und die beiden Alten lebten glücklich im Glanze von Mariannens strahlendem Dasein.

      Ihr Leben war ein Leben voller Vergnügungen und Huldigungen. Die Luft um sie her war Liebe, Liebe war ihr Licht, ihre Leuchte, Liebe ihr täglich Brot.

      Oft, gar oft, hatte sie selber geliebt, niemals aber hatte eine solche Flamme lange genug gewährt, daß man in ihr die Fesseln hätte schmieden können, die fürs Leben binden.

      »Ich warte auf die Liebe, die da kommt wie ein Eroberer«, pflegte sie zu sagen. »Bisher ist sie über keinen Wall geklettert und durch keinen Graben geschwommen.

      Ich warte auf die gewaltige Liebe, die mich über mich selber erhebt; so stark will ich die Liebe in mir fühlen, daß ich vor ihr erbeben muß; jetzt kenne ich nur die Liebe, über die mein Verstand lacht.«

      Ihre Nähe verlieh dem Worte Feuer und dem Wein Leben. Ihre glühende Seele beschleunigte den Bogenstrich, der Tanz schwebte leichter, berauschender über den Boden dahin, sobald sie ihn mit ihrem schmalen Fuß berührte. Sie strahlte in den lebenden Bildern, sie flößte den Lustspielen Geistein, ihre schönen Lippen – –

      Ach, stille, es war nicht ihre Schuld, es war niemals ihre Absicht gewesen! Der Balkon, der Mondschein, der Spitzenschleier, die Ritterkleidung, der Gesang waren schuld daran. Die armen jungen Leute waren ganz unschuldig.

      Alles dies, was so viel Unheil anstiften sollte, war in der besten Absicht geplant. Patron Julius, der sich auf alles verstand, hatte ein lebendes Bild arrangiert, nur damit Marianne in ihrem vollen Glanze strahlen könne.

      Vor der Bühne, die in dem großen Saal zu Ekeby errichtet war, saßen über hundert Gäste und sahen, wie Spaniens gelber Mond an dem dunklen, nächtlichen Himmel dahinzog. Ein Don Juan schlich sich über die Straßen Sevillas und machte halt unter einem efeuumkränzten Balkon. Er war als Mönch verkleidet, doch sah man eine gestickte Manschette aus dem Ärmel hervorgucken und eine blanke Schwertspitze unter der Kutte zum Vorschein kommen.

      Der Vermummte stimmte ein Lied an:

      »Ich trinke keinen Becher Wein, Auf keinem roten Mädchenmund Hat meine Lipp’ geruht. Ein Antlitz noch so zart und fein. Entfacht von meinem Aug’ in Glut, Ein Blick, der fleht: ›Ach, sei mir gut!‹ Dringt nicht auf meines Herzens Grund.

      nicht in Eurer Schöne Glanz, Señora, an das Gittertor. Ich scheue Euren Blick! Ich trage Kutt’ und Rosenkranz, Madonna ist’s, die ich erkor, Dem Wein zieh ich den Quelltrunk vor. Der ist mein Trost, mein Glück!«

      Sobald der letzte Ton verklang, trat Marianne in schwarzem Samtgewande in einen Spitzenschleier gehüllt auf den Balkon. Sie beugte sich über das Gitter und sang langsam und ironisch:

      weshalb denn weilst du, frommer Mann, Um Mitternacht vor dem Altan, Flehst für mein Seelenheil du bang?«

      Plötzlich aber fuhr sie schneller und mit Wärme fort:

      »Ach flieh, ach flieh, es geht nicht an! Dein Degen guckt hervor gar lang, Man hört durch deinen frommen Sang Der Silbersporen hellen Klang!«

      Bei diesen Worten warf der Mönch seine Vermummung ab, und Gösta Berling stand in einer Rittertracht aus Gold und Seide unter dem Balkon. Er kehrte sich nicht an die Warnung der Schönen, sondern kletterte an einer der Säulen, die den Balkon trugen, hinauf, schwang sich über das Gitter und fiel – wie Patron Julius es arrangiert hatte – der schönen Marianne zu Füßen.

      Sie lächelte ihm holdselig zu, ihm ihre Hand zum Kusse reichend, und während die beiden jungen Leute einander, von Liebe bezaubert, betrachteten, fiel der Vorhang.

      Und

Скачать книгу