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Tracht, dessen von Sonne und Wind gebräuntem Antlitz, dessen sehniger, magerer Gestalt man es ansah, daß er sein Leben in der Wildnis zugebracht hatte. Ein Zug ruhiger Entschlossenheit in seinem Gesicht, aus dem zwei graue Augen jetzt nachdenklich vor sich hinblickten, war geeignet, Raufbolde, wie sie die Gesellschaft aufwies, in achtungsvoller Entfernung von ihm zu halten. Der Mann saß schweigend da und trank seinen Thee, ohne der andern um ihn her zu achten.

      Die zwei Cowboys in seiner Nähe unterhielten sich halblaut miteinander.

      In die ruhigen Züge des allein Sitzenden kam Bewegung, als von einem seiner Nachbarn der Name Osborne genannt wurde.

      Er stützte das Gesicht hierauf in die hohle Hand und horchte dann, während es schien, er bekümmere sich um nichts, aufmerksam nach ihnen hin.

      "Sage dir, Jim", äußerte der Lange, "ist ein Schuft, der Osborne, will ehrliche Leute um den sauer verdienten Lohn betrügen, kenne ihn von früher her. Wollte, hätte mich auf die Sache gar nicht eingelassen, ist mir mitunter gar nicht wohl zu Mute, wenn ich an den Jungen denke."

      "Glaube nicht", entgegnete Bill, "daß der Osborne uns betrügen will, wird's nicht wagen. Muß hier irgend etwas vorgefallen sein, daß unser Freund, Richter Johnson, nicht mehr in Garfield anwesend ist. Hätten schon vor vierzehn Tagen hier sein sollen, um das Geld zu erheben. Vermute, hat der Johnson das mitgenommen. Muß hier nicht alles mit rechten Dingen zugegangen sein. Sind überhaupt hier viel fremde Gesichter, seitdem ich zuletzt hier war. Scheue mich, nach Johnson zu fragen, wenn's nicht bei einem alten Freunde geschehen kann, kalkuliere", fuhr er noch leiser fort, "ist mit dem verd- Vigilanzkomitee in Konflikt gekommen, und ich möchte nicht dessen Aufmerksamkeit auch auf mich lenken."

      Sie flüsterten jetzt, und der Cowboy neben ihnen konnte nichts mehr verstehen.

      Ein fast weißhaariger Mann, in der Tracht des wohlhabenden Landmannes jener westlichen Gegenden, trat ein und schaute sich um. Als er den Wirt erblickte, einen Mann von untersetzter Gestalt, dessen breite Schultern und gewaltige Arme ungewöhnliche Kraft verrieten, ging er auf ihn zu und fragte: "Ihr seid John Taylor?"

      "Ist so, Mann", entgegnete der Wirt und schaute aufmerksam in das Gesicht dessen, der ihn angeredet hatte.

      "Habe da ein paar Zeilen von einem eurer Freunde, Sir, werden euch sagen, wer ich bin und welch Geschäft mich herführt."

      Der Wirt nahm den ihm gereichten Brief, las ihn langsam und schaute dann wieder in das Gesicht des Überbringers.

      "Well, setzt euch, Fremder. Seid gut empfohlen. Setzt euch, wollen das Geschäft nachher besprechen. Nehmt einen Toddy, Sir, wird euch gut thun." Er deutete auf einen leeren Holzstuhl und flüsterte dem Alten ins Ohr: "Seid vorsichtig, die Luft ist nicht rein."

      Der Mann setzte sich und nahm den ihm gereichten Toddy.

      Niemand der Anwesenden, die fast sämtlich in lautem Gespräch begriffen waren, hatte dem eben Eingetretenen irgend welche Aufmerksamkeit geschenkt, bis auf den einsam sitzenden Cowboy, der ihn mit scharfen Blicken musterte.

      An einem der Tische ließ sich nach einem derben Fluche eine laute Stimme vernehmen: "Es sind spitzbübische Indianer gewesen, die den Überfall auf Mr. Osborne verübten, hat es mir selbst gesagt."

      "Will gehängt sein, wenn's nicht Prairieräuber waren", sagte ein andrer. "Hat der Osborne in seiner Angst Indianer zu sehen geglaubt. Treibt sich überhaupt wieder viel Gesindel hier herum, hoffe, wird das Vigilanzkomitee Umschau halten. Wollen kurzen Prozeß mit Mördern und Dieben machen."

      "Bleibe dabei, es waren Rote. Hat sich seit der Zeit auch keiner mehr hier blicken lassen."

      "Na, das ist natürlich, halten jetzt ihre großen Jagden, werden schon kommen, wenn die vorüber sind."

      "Scheinst ja sehr für die Herren aus der Steppe eingenommen zu sein."

      "Könnte ich nicht sagen, will nur nicht, daß ihnen unrecht geschieht. Kenne die Leute und handle mit ihnen seit Jahren. Haben Ursache, Frieden mit uns zu halten, und werden ihn gewiß nicht ohne Not brechen. Will dir sagen, die Sache mit dem Überfall auf diesen Mr. Osborne ist eine etwas dunkle Geschichte."

      "Darf ich fragen, Gentlemen", mischte sich der zuletzt gekommene und unweit sitzende alte Farmer ins Gespräch, "von was die Rede ist; bin fremd hier. Ist die Gegend unsicher?"

      "Nicht unsicherer wie überall an der Grenze, Sir, und wird bald ganz friedlich werden, wenn erst noch einige Strolche gehängt worden sind. Was die Sache angeht, von der wir sprachen, so ist da ein Mr. Osborne aus den Staaten, der hier am Kansas Viehherden hat, in der Prairie vor ein paar Wochen überfallen worden."

      "Hm", sagte der alte Herr, "entsinne mich, davon in den Zeitungen gelesen zu haben; sind mehrere Menschen ermordet worden bei jenem Überfall."

      "So viel mir bekannt", entgegnete der andre, ein Kaufmann, der sich in Garfield niedergelassen hatte und mit allem möglichen handelte, "ist nur ein junger Mensch, der Sohn oder Neffe des Osborne, dabei ums Leben gekommen."

      "Hat der Richter sich der Sache angenommen?"

      "Der Richter, Sir? Nun, hatten damals einen Burschen, Johnson, als Richter; sonderbarer Richter, war mit allem Raub- und Diebsgesindel auf du und du. Hatte das Vigilanzkomitee Verdacht gefaßt gegen den Mann, der Recht sprach. Johnson verschwand aber, ehe man gegen ihn vorgehen konnte."

      "Und man weiß nicht, Sir, wer den Überfall ausgeführt hat?"

      Die beiden oben geschilderten Gesellen, wie der einsam sitzende Cowboy lauschten dieser Unterhaltung mit großer Aufmerksamkeit. Auch der Wirt horchte von Zeit zu Zeit hin, und sein Auge überflog dann die Zahl seiner Gäste, blieb aber am häufigsten auf Ben und Jim haften.

      "Nein, Sir, mit Sicherheit nicht. Mr. Osborne kam zurück und machte Meldung beim Richter, der damals der Johnson war; er behauptete, es seien Indianer gewesen."

      "Und was hat der Coroner entschieden?"

      "Coroner, Sir? Glaubt ihr, wir lebten hier in den Staaten? Der Osborne hat den Fall angezeigt, er und seine Begleiter haben ihren Eid abgelegt, und damit gut. Der brave Johnson hat, glaube ich, ein Verdikt abgegeben, der junge Osborne sei zu nächtlicher Zeit in der Steppe von unbekannter Hand getötet worden. Damit war die Sache abgethan."

      "Verzeiht meine Neugierde, Sir, aber mich will bedünken, ich habe den Vater des ermordeten Jünglings gekannt, wenn es Osbornes aus Arkansas waren."

      "Stimmt, Sir, haben große Viehherden hier am Kansas, die Osbornes, waren eben im Begriff, diese zu suchen, als das Unglück eintrat."

      "Und der junge Mann ist hier begraben?"

      "Glaube nicht, vermute, haben ihn draußen eingescharrt."

      "Wenn es die Osbornes aus Arkansas waren, hat der Fall doch großes Interesse für mich. Hat denn keine Untersuchung, keine Verfolgung der Mörder stattgefunden?"

      "Sagte euch schon, Sir, gehörte der Richter wahrscheinlich selbst zu den Räubern, könnt euch also die gerichtliche Prozedur lebhaft vorstellen. Ob unser Vigilanzkomitee sich mit der Sache beschäftigt hat, weiß ich nicht. Daß es aber nicht Indianer waren, glaube ich bestimmt."

      "Waren verdammte Rothäute", schrie der Jim genannte Mann von einem Tische her, "trefft immer einige dieser herumlungernden Vagabunden, wenn ihr euch in die Steppe traut."

      Der Kaufmann warf einen Blick auf die Galgenphysiognomie des Redners und sagte trocken: "Und weiße Vagabunden trifft man sowohl in der Steppe wie in den Städten an."

      Jim wollte etwas entgegnen, aber ein warnender Fußstoß Bens hielt ihn davon zurück, und er brummte nur etwas Unverständliches in sich hinein.

      Der einsam sitzende Cowboy erhob sich jetzt, trat vor und sagte zu dem Kaufmann: "Habt recht, Sir, waren keine Indianer, die Mr. Osborne überfielen, waren weiße Schurken."

      "Ei, wißt ihr das so gewiß, Mann?" fragte der, nach dessen Ansicht Indianer die Schuldigen waren. "Wer seid ihr denn, Sir? He?"

      Ruhig entgegnete der so etwas rauh Angeredete: "Will's euch sagen, Sir, werdet

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