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Wirkung. Ehrfurchtsvoll schauten sie in das wilde Toben ringsum, lauschten sie der gewaltigen Stimme des Himmels.

      Als eben ein Blitz aufzuckte, erschien im Eingang eine Gestalt; alle griffen zu den Waffen, ein scharfes Zischen ließ der Eindringling hören, und "Halt! Es ist Puck!" schrie der Trapper.

      Puck war es.

      "Puck, mein Junge", sagte der Trapper, aber seine Stimme bebte dabei von innerer Bewegung.

      "Komm, Oheim, es ist Zeit", entgegnete Puck.

      "Wie denn, Kind?"

      "Den Strom hinab."

      "Aber der Wasserfall?"

      "Es sind nur Stromschnellen, der Fall ist weiter. Ich habe ein Floß, und wir müssen fort, ehe der Regen nachläßt. Die Kiowas sind wachsam."

      "Dann voran, Puck, in Gottes Namen. Kommt."

      "Der Gefangene, Oheim?" sagte Paul.

      "Richtig, der Bursche könnte gefährlich werden." Einen Augenblick hatte der Trapper die Absicht, ihm ein Messer ins Herz zu stoßen, doch begnügte er sich damit, dem Gefangenen ein Stück seines Gewandes abzureißen und ihm als Knebel zwischen die Zähne zu pressen. "So, so kannst du wenigstens nicht zu früh Lärm machen."

      Sie traten hinaus. Vom Himmel herab strömte nach wie vor unendlicher Regen hernieder, der sich in Form von Sturzbächen seinen Weg durch die Felsrinnen suchte. Ein Blitz, der das Dunkel für einen Augenblick erhellte, zeigte ihnen den herabführenden Pfad, der zum Wasserfall geworden war.

      Vorsichtig tasteten sie hinab, mehrmals noch erleuchtete ein Blitz ihren Weg und zeigte ihnen unten das Floß. Puck hatte mit einem kleinen indianischen Tomahawk einige Korkeichen gefällt, einen Teil der Äste und Zweige stehen lassen, diese ineinander verflochten und das Ganze mit dem Lasso befestigt. Sie betraten das schwankende Fahrzeug, welches sie mit Leichtigkeit trug; aufrechtstehende Äste boten ihnen einen Halt.

      Als von neuem ein Blitz die Regenströme, welche alles dicht umhüllten, mit rötlichem Lichte durchflutete, stieß Puck, der vorne stand, mit einer langen Stange ab, und das gebrechliche Floß sauste auf der bereits angeschwollenen Flut in die Dunkelheit hinein.

      "Haltet euch fest!" rief Puck.

      Der Trapper hatte sich niedergekauert, die andern standen.

      Blitz auf Blitz zuckte jetzt auf. Das Gewitter hatte seinen Höhepunkt erreicht, Donner auf Donner hallte an den Felsen wieder. Grauenhaft war der Aufruhr der entfesselten Naturgewalten. Nur auf einige Schritte erlaubte selbst der hellste Wetterstrahl umzuschauen. Unter ihnen rauschte dunkel das Wasser. Es war eine furchtbare Fahrt, eine Fahrt in das Unbekannte, vielleicht in die Unterwelt. Sich seiner langen Stange bedienend, hatte Puck das Floß nach dem linken Ufer gedrängt. Jetzt vermischte sich das Brausen der Stromschnellen mit dem des strömenden Regens. "Haltet fest!" schrie Puck.

      Ein greller Blitz zeigte ihnen die Felsmauer dicht an ihrer Linken gespensterhaft vorübersausen; mit rasender Schnelligkeit fuhr das Floß hinab, und der nächste Wetterstrahl beleuchtete rings um die Schiffer schäumende, sprudelnde, sich aufbäumende und überschlagende Wellen, aus denen schwarze Felszacken emporragten. Wild wurde das schwankende Fahrzeug umhergerissen, bald nach rechts, bald nach links, immer mit Pfeilgeschwindigkeit zu Thal sausend. Aber das leichte Holz tanzte in dem sprudelnden Wasser gleich einem Korke umher, die verflochtenen Zweige, der Lasso hielten die Stämme zusammen; die Männer, obgleich oft von schäumenden Wellen überflutet, klammerten sich mit aller Kraft an Balken und Zweige, und nach kurzer Frist glitt das Fahrzeug, zwar immer noch rasch genug, aber doch auf einer gleichmäßigen Strömung dahin.

      Die Schnellen waren hinter ihnen, das Wasser war hier nicht tief; vermittelst seiner Stange hielt Puck das Floß am Ufer und nach wenigen Minuten brachte er es zum Stehen, indem er die Äste eines Baumes, welchen ihm ein Blitz zeigte - der Regen hatte bedeutend nachgelassen - faßte und mit Riesenkraft festhielt.

      "Ans Land!"

      Mit Hilfe der Äste des Baumes gelangten sie ans Ufer, welches hier von Felsen frei war.

      Puck löste, während er sich mit der Linken an den Ästen hielt, mit der Rechten den Lasso von dem Baumstamme, betrat das Land und ließ das Floß mit dem Strome forttreiben.

      Durchnäßt bis auf das Äußerste, standen die vier Männer in dunkler Nacht am Ufer des Oshonta.

      "So", sagte Puck und lachte, "Medizinmann seinen Oheim holen, Kiowa denken, er mit ihm fortfliegen; keine Spur machen."

      "Muß gestehen", sagte der Kentuckyer, "war 'ne tolle Fahrt, kalkuliere, möchte sie niemals zum zweitenmal machen."

      "Was nun, Puck?"

      "Wir gehen dort ins Gehölz, Oheim, dort ist Pucks Wigwam."

      Er ging voran, es regnete nur noch wenig, und seltener erleuchteten ferne Blitze die Nacht, doch in gerader Richtung führte Puck seine Gefährten nach einem unfernen Gehölz. Sie betraten dasselbe und tasteten sich, immer Pucks leisem Rufe folgend, vorwärts. Nach einigen hundert Schritten sahen sie einen leichten Feuerschein durch die Büsche dämmern und standen bald vor der Öffnung im Felsgestein, aus der Lichtschein kam.

      "Eintreten", sagte Puck, "hier sind wir zunächst sicher."

      In einer Ecke glimmte noch Feuer; Holz, das daneben lag, darauf geworfen, fachte es bald zur hellen, wärmenden Flamme an, was bei den so durchnäßten Männern unendlich wohlthuend war. Schweigend ließen alle eine Zeitlang die wohltuende Wärme auf sich wirken.

      Es war eine seltsame, abenteuerliche Lage, in welcher diese Menschen sich befanden, und wunderlich genug sah die Gruppe aus, die sich um das lodernde Feuer gebildet hatte. Der verwachsene kleine Mann, dessen schöne, große Augen mit einem Ausdruck unendlicher Liebe auf das Angesicht des Trappers gerichtet waren, dieser selbst mit verworrenem Haupt- und Barthaar, welches doch das edel geformte, männliche Antlitz nicht zu verunstalten vermochte, der derbe, sorglose Kentuckyer, dessen Kleidung der Regen und das Wasser des Ohsonta übel mitgespielt hatten, der schlanke Knabe mit dem hübschen, offenen Antlitz - alle triefend von Nässe und beleuchtet von rötlichem Feuerschein in wilder Felshöhle; es war ein wildromantisches Bild, welches sich hier bot, des Pinsels eines Salvator Rosa würdig.

      "Will der Oheim nicht Speise nehmen?" fragte Puck, dessen Auge den alten Trapper nicht verließ.

      "Her damit, Junge, wenn deine Burg etwas dergleichen aufzuweisen hat."

      Der Zwerg holte aus einer Ecke große Stücke Antilopenfleisch und begann sie rasch zu rösten. Die angenehme Wärme, welche das lodernde Feuer verbreitete und die Kleider trocknete, der Duft schmorenden Fleisches riefen bald eine behaglichere Stimmung in den Flüchtlingen hervor.

      "Nun, mein Puck", sagte der Trapper, "mein Goldjunge, erzähle uns, was geschehen ist, seit Paul sich von dir trennte, bis dahin weiß ich alles."

      "Sieh, Oheim, da Cayugas sich nicht von der Stelle bewegen durfte, bis seine Boten zurückkamen, und mein Herz voll Sorgen um dich war, zog ich allein zum Ohsonta. Ich ritt des Nachts und verbarg mich am Tage im Grase der Steppe oder in Gehölzen. Diesen Zufluchtsort hier entdeckte mir der Zufall. Ich umschlich nachts die Felsen und erkletterte sie und wußte bald, wo du gefangen lagst. Ich untersuchte im Tageslicht die Stromschnellen und erkannte, daß sie zu passieren waren. Ich fällte oberhalb der Felsen die Bäume mit Cayugas Tomahawk, machte das Floß, und trieb mit ihm hinab. Von der Höhe der Felsen, die ich mit Hilfe meiner langen Arme und des Lassos erkletterte, sah ich Stone und Paul bei dir, sah die Kiowas den Strom abwärts gehen, den Fels erklettern und dich angreifen, und mischte mich dann in den Kampf."

      "Sehr zur rechten Zeit, kleiner Herr", warf Stone ein, "kalkuliere, rösteten sonst unsre Skalpe an einem Kiowafeuer, ohne dies."

      "Nun, und dann kam ich und holte dich, Oheim; das Unwetter hat uns der liebe Gott geschickt", fuhr Puck, ohne Stones Worte zu beachten, fort, "es hüllte uns in Nacht ein, und machte die Feinde blind und taub."

      "Wußte ja, daß mein Junge kommen und den Alten und Paul nicht sitzen lassen würde."

      "Nein,

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