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des seltsamen Zwerges wohl gefühlt. Die Reize der Wildnis, des ungebundenen Lebens übten ihre Wirkung, und täglich war er mit aufjubelnder Seele in die Prairie geritten, um zu jagen. Jetzt trat eine ernste Gefahr an ihn heran, der er bewußt und kaltblütig entgegengehen sollte. Der Mann, dem er die Rettung seines Lebens verdankte, war in die Hände grimmiger, wilder Feinde gefallen, und es galt, ihm Hilfe zu bringen. Nicht einen Augenblick war Paul unentschlossen, unter des klugen Zwerges Führung sein Bestes zur Rettung des Freundes zu tun, sich den Gefahren auszusetzen, welche sie erwarteten, und seine Büchse, wenn es sein mußte, auch auf Menschen abzufeuern. Mochte es kommen, wie es wollte, er stand in Gottes Hand, und Dankbarkeit und Ehrgefühl geboten ihm, Puck beizustehen.

      Die Sonne wollte eben hinter dem Horizont verschwinden, als der Zwerg auf seinem triefenden Rosse zurückkehrte.

      "Nun?" fragte begierig Paul.

      "Sie sind nach Norden und haben oberhalb des Verdigris den Arkansas auf ihren Pferden gekreuzt."

      "Und was thun wir?"

      "Ich reite ihnen nach. Du kannst, wenn du willst, hier bleiben, bis die Cheyennes kommen."

      "Nein, Puck", entgegnete warmherzig Paul, "ich reite mit dir."

      "Nun, so müssen wir uns auf den Weg machen."

      Er untersuchte jetzt die Pferde, welche sich bereits erholt hatten. Dann bestimmte er: "Du nimmst den Thunder, Paul, denn der alte Mann muß das Pferd haben, wenn er reiten soll, und ich behalte den Blitz. Brauchen wir noch ein Pferd, will ich es schon verschaffen." Hierauf sah er nach, ob alles, Zaum und Sattelzeug, Lasso, Waffen, Munition, Proviant, Decken, vorhanden und in Ordnung war, ergriff die Doppelbüchse und stieg dann mit einem inbrünstigen "Gott sei mit uns" zu Pferde.

      Glücklich gelangten beide trotz der Dunkelheit durch den strömenden Fluß und galoppierten an seinem Ufer hinauf bis oberhalb der Mündung des Verdigris.

      Hier wollten sie bis Tagesanbruch verweilen, sowohl, um den Pferden Rast zu gönnen, als auch, weil Puck Bedenken trug, mit Paul in der Nacht eine ihm unbekannte Stelle des Arkansas zu kreuzen. Sie richteten sich in den Ufergebüschen ein Nachtlager her, wickelten sich in ihre wollenen Decken und schliefen ein, nur bewacht von dem Auge Gottes.

       Inhaltsverzeichnis

      Noch vor Sonnenaufgang erhob sich Puck, schlich zum Ufer und ließ seine Falkenaugen überall hinschweifen, dann stieg er zur Prairie hinauf und durchforschte diese; nichts Verdächtiges zeigte sich.

      Er sah die Spuren der Pferde der Kiowas und wo sie zum Wasser hinunterführten, und beschloß natürlich, an derselben Stelle überzugehen.

      Er weckte den noch in tiefem Schlafe liegenden Paul; beide bestiegen die Pferde und ritten in den Fluß hinein, als die Sonne ihre ersten Strahlen über den Himmelsbogen sandte.

      Das Wasser war tief und reißend, und es gehörte die Kunst geübter Reiter dazu, den Pferden den Kopf über Wasser zu halten und sie im Kampfe gegen die Strömung zu unterstützen. Doch bald fühlten die Tiere den Boden einer Sandbank unter sich, wie denn der ganze obere Teil des Arkansas mit Sandbänken durchsetzt ist, und schritten darauf weiter.

      Sie waren vielleicht noch hundert Schritt vom Ufer entfernt, als Pucks Hand mit ehernem Griffe Pauls Schulter faßte, ihn mit dem Ausruf: "Herab!" aus dem Sattel riß und sich gleichfalls, wie ein Ball, vom Pferde fallen ließ.

      Im selben Augenblick flog, begleitet von dem Donner eines Büchsenschusses, eine Kugel über sie hinweg.

      Mit Gedankensschnelle fuhr aber die Büchse Pucks, der neben seinem Pferde und gedeckt von diesem im untiefen Wasser stand, an die Wange und entlud sich krachend.

      Er rief Paul zu: "Vorwärts! Schwimm neben dem Pferde her!" zog sein Roß mit sich, und beide tauchten in die Flut. Instinktiv ahmte Paul den Zwerg nach und stürzte sich hinter ihm ins tiefe Wasser.

      Schon war Puck, der wie ein Delphin schwamm, am Ufer, das Pferd war noch im Flusse, und verschwand in den Büschen. Bald folgte ihm Paul, sich, sobald er am Lande war, unruhig nach dem Feinde umschauend.

      Er ließ sein Pferd stehen und warf sich hinter einem Baum nieder, die Büchse, die es ihm gelungen war, trocken durch das Wasser zu bringen, zum Schusse bereit haltend und durchforschte den Wald.

      Während er klopfenden Herzens so lag, bemerkte er vor sich eine Bewegung der Zweige - er faßte die Büchse krampfhaft - jetzt bogen sie sich langsam auseinander und - das Blut stockte ihm im Herzen - er sah das braune Gesicht eines Indianers, dessen funkelnde Augen umherspähten, während er sich langsam dem Flusse zu bewegte.

      Er stand schußgerecht - aber - obgleich eine mörderische Kugel über ihn hinweggeflogen war - Paul schauderte davor zurück, seine Waffe auf einen Menschen abzudrücken.

      Der Wilde stutzte und hob seine Flinte - hatte er ihn gesehen? Ehe der Jüngling noch einen Entschluß zu fassen vermochte, und diese Unentschlossenheit konnte ihm leicht tödlich werden, sah er, wie hinter dem Indianer sich die langen Arme Pucks erhoben, ein Griff der beiden nervigen Hände nach Nacken und Arm des gänzlich überraschten Wilden, und mit einem Aufschrei sank er zu Boden, wehrlos in Pucks Gewalt.

      Das Kind der Prairie war gewohnt, den Panther im Lager zu beschleichen, und hatte sich geräuschlos, gleich der Schlange, dem Indianer genaht.

      Jetzt sprang Paul auf und lief zu Puck.

      Der Wilde lag auf dem Gesicht, und der Zwerg schnürte ihm auf dem Rücken die Arme über den Ellenbogen mit einem Riemen zusammen. Der Indianer, neben dem die entfallene Büchse lag, und der Messer und Tomahawk im Gürtel trug, war unschädlich gemacht.

      "So, Bursche", sagte Puck, "dich haben wir, und nun laß dich einmal besehen."

      Er wandte den Körper, dessen oberer Teil nackt, während der untere Teil mit ledernen Hosen bekleidet war, um.

      Der Gefangene zeigte sich als ein noch junger Mann, in dessen Zügen sich unverkennbares Entsetzen ausprägte, als er in des Zwerges grimmiges Antlitz sah. Sein dunkles Auge wandte sich auf Paul und haftete dann wieder auf Puck.

      Dieser richtete den Gefangenen auf, so daß er saß.

      "Nimm ihm Axt und Messer fort, Paul."

      Der Jüngling, neugierig den schweigenden Gefangenen anstarrend, that es, hob auch die Büchse auf und trug die Waffen zur Seite.

      Puck zog gelassen sein breites, glänzendes Messer und ließ es vor den Augen des Kiowa funkeln.

      "Du sprichst englisch, Rothaut?"

      Der Wilde antwortete nicht.

      "Sprichst du die Sprache der Cheyennes?" fragte er in dieser.

      Auch jetzt erfolgte keine Antwort.

      "Gut, der Kiowa ist stumm. Sein Herz verlangte nach unsern Skalpen, und nun wird er seinen verlieren. Wir wollen diesen Burschen skalpieren und dann seinen Gefährten nachschicken; sein blutiger Schädel wird ihnen sagen, daß des Grauen Bären Medizinmann auf ihrer Fährte ist."

      Er faßte mit einem grimmigen Gesichtsausdruck die Skalplocke des Wilden und fuhr mit der messerbewehrten Hand in die Höhe.

      "Was will der Medizinmann", sagte der Indianer jetzt in verständlichem Englisch, während ein Zittern durch seinen Körper lief.

      "Ah, der Kiowa hat eine Zunge? Gut." Und Puck ließ die Hand sinken. "Wenn du, Bursche, deinen Skalp behalten willst, so beantworte meine Fragen. Ich will hören, ob du die Wahrheit sagst; sobald du lügst, nehme ich dich beim Schopfe."

      "Der Medizinmann frage."

      "Ist der Kiowa hier allein oder kriechen noch andre seines Stammes in den Büschen herum?"

      "Er ist allein."

      "Gut."

      "Wo ist Krähenfeder?"

      Ein leichtes

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