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Antwort gegeben: "Der Kiowa."

      "Fürchtest du Gefahr?"

      "Der Kiowa", wiederholte der Zwerg nachdrücklich, und setzte dann in tief schmerzlichem Ton hinzu: "Gott sei dem Oheim gnädig."

      "Laß mich nicht in Ungewißheit, Puck, was fürchtest du? Und wie kannst du aus diesen Feuerresten auf die Anwesenheit von Kiowas schließen?"

      "Feuer, diese Nacht gebrannt, lagen hier, die Kiowas. Dort Holz gehauen", er zeigte nach den Büschen ringsum, "hier gelagert", und er zeigte Paul mehrere aus Zweigen zubereitete Lagerstätten zwischen den Steinen.

      "O, o, wo waren meine Augen? Gott sei ihm gnädig; es gilt dem Oheim, dem Oheim!"

      Seine Augen blitzten gleich denen eines Panthers, als er die Felsklüfte rings erforschte. Dann zischte er: "Hinüber, zu Pferde! Nach dem Shanty!"

      Paul begriff, daß sein Freund ernste Gefahr für den Trapper sah, und es bemächtigte sich auch seiner große Aufregung. Sie dachten der Büffelhäute nicht mehr, sondern schritten, Puck voran, in das strömende Wasser und kamen, von Fels zu Fels watend, glücklich hinüber. Mit einer Kraft und Gewandtheit stieg Puck aufwärts, die ihn bereits den Schluchtrand erreichen ließen, als Paul noch auf der Hälfte des Weges mühsam emporkletterte.

      Puck pfiff den unweit grasenden Pferden, die gehorsam herbeikamen und schon nahe waren, als Paul endlich aus der Schlucht auftauchte.

      "In den Sattel", stöhnte der Zwerg mehr als er sprach, "und dann reiten, reiten."

      Sie bestiegen die Rosse, sahen nach den Büchsen, und in gestrecktem Galopp jagten sie davon, gerade dem Shanty zu.

      Sie schnitten, in gerader Linie vorwärts rennend, eine weite Biegung des Arkansas ab.

      Stumm ritten sie in immer gleichmäßiger Eile durch die Prairie, Puck mit dem Auge des Falken die Ebene überfliegend.

      Drei Stunden hatten sie in ununterbrochenem Galopp zurückgelegt, als der Fuchs Spuren von Erschöpfung zeigte.

      "Gieb ihm die Sporen, es ist keine Zeit zu verlieren."

      Noch eine halbe Stunde wilden Rittes und sie waren dem Shanty gegenüber angekommen.

      Puck hielt und ließ den Schimmel verschnaufen, ein Gleiches that Paul. Des Zwerges Auge überflog fortwährend unruhig die Steppe und den Rand der Schlucht, in welcher der Arkansas dahinfloß.

      Nach einigen Minuten sagte er zu Paul: "Du hier halten, ich sehen, ob die Kiowas da."

      "Nein, ich reite mit, ich will die Gefahr teilen."

      "Du bleibst hier", sagte der Zwerg streng, "du kannst nicht weiter. Schießen sie auf mich, so reiße dein Roß herum und jage nach Osten. Bleib", wiederholte er noch einmal barsch, und setzte seinen Schimmel in Galopp, gerade auf die Stelle zu, wo das Shanty lag, während Paul ratlos zurückblieb und mit dem Auge dem kühnen Zwerge folgte.

      Nahe der Schlucht galoppierte Puck dieselbe entlang und warf sich gleichzeitig auf die dem Flußufer entgegengesetzte Seite des Pferdes - ein Reiterkunststück, welches er den Indianern, den besten Reitern der Welt, abgesehen hatte.

      Nichts regte sich am Arkansas, kein Schuß folgte.

      Puck jagte zurück, sich auf die andre Seite des Pferdes werfend, hielt, richtete sich auf, stieß einen gellenden Schrei aus und verschwand in der Schlucht.

      Eilig ritt Paul ihm nach, denn ein zweiter gellenderer Schrei des Zwerges erregte seine Unruhe in hohem Grade.

      Er sprang, am Rande angekommen, vom Pferde, und lief durch die Büsche auf die Blockhütte zu.

      Zu seinem Schrecken sah er Puck am Boden auf dem Gesichte liegen, den kurzen, gedrungenen Körper von heftigen Zuckungen erschüttert.

      Ein Blick auf die Hütte, deren Thür geöffnet war, zeigte, daß sie leer sei.

      "Puck, Puck", wandte er sich an diesen - "was giebt's, Puck, was ist geschehen? Was hast du?"

      Der Zwerg hob sein unschönes Antlitz vom Boden empor, es war thränenüberströmt, und heftiges Schluchzen erschütterte den starken Körper.

      Paul erschrak in der Tiefe der Seele.

      Endlich stöhnte Puck, mühsam nur die Laute herauszwängend: "Alter Mann, fort, Vater fort, Kiowas hier", und in wildem Schmerze schlug er die Hände vors Gesicht.

      Der bewegte Knabe legte den Arm um Pucks Schulter und sagte: "Du mußt dich fassen, Puck. Wir sind ganz verloren, wenn du dich der Verzweiflung hingiebst. Wenn dem Oheim etwas geschehen ist, müssen wir ihm doch zu Hilfe kommen, und wer soll ihm beistehen, wenn nicht du?"

      Der Zwerg ließ die Hände sinken und bezwang seinen gewaltigen Schmerz, so gut er es vermochte. "Du, recht, Paul - alten Mann retten oder mit ihm sterben."

      Er erhob sich, winkte Paul, auf seinem Platze zu verharren, und begann, das Auge am Boden, gleich einem Spürhund umherzuschleichen. Er verschwand nach dem Flußufer zu in den Büschen, und kam erst nach einiger Zeit zu dem von Unruhe verzehrten Paul zurück.

      Leise sagte er, die bebende Stimme verriet die innere Erregung: "Sie haben ihn fortgeschleppt, die Hunde, im Kanoe."

      "Wie weißt du das?"

      "Ich lese am Boden. Sie sind den Fluß heruntergekommen, landeten etwas oberhalb, wahrscheinlich in der Nacht. Als wir fort waren, habe sie sich zum Shanty geschlichen und den Grauen Bären überfallen, gebunden und ins Kanoe geschleppt."

      Staunend horchte Paul. "Und der so starke Oheim hat sich wehrlos fangen lassen?"

      "Nein", sagte mit grimmigem Triumphe der Zwerg, "der Graue Bär hat ihnen die Pranken gezeigt, zwei bezahlten den Angriff mit dem Leben."

      "Hast du die Toten gesehen?"

      "Nein, die haben sie mitgenommen."

      "Mein Gott, Puck, woran siehst du das?"

      "Komm!" sagte der Zwerg kurz.

      "Sieh, hier", und er deutete auf den Boden vor dem Shanty, "hier haben sie sich zuerst auf ihn geworfen, indem sie von rechts und links gleich feigen Coyotes über den Arglosen herfielen. Es waren mehr als zwanzig Krieger. Aber der Bär schüttelte sie ab, die Hunde. Sieh, wie sie zu Boden flogen"; er wies auf einige Stellen auf dem mit Gras bewachsenen sandigen Boden. Paul gewahrte weiter nichts, als daß das Gras zerdrückt war. "Einen schleuderte der grimmige Alte dort an den Baum mit dem Kopfe, der wird wohl tot genug sein."

      Er zeigte dem schaudernden Paul den Baum und die Stelle der Rinde, wo der Schädel angeschlagen hatte; die Rinde war etwas eingedrückt, und Blut sowohl als schwarzes Haar darauf wahrnehmbar.

      "Dann ist der Alte nach dem Flusse gelaufen, um sich gleich einem Alligator in denselben zu stürzen. Hätte er ihn erreicht, so könnte der ganze Stamm der Kiowas am Ufer heulen oder nachschwimmen, sie hätten ihn nimmer erreicht, denn er schwimmt und taucht wie ein Otter." Er führte Paul durch die Bäume, ihm Fußspuren zeigend, unter denen die des Trappers deutlich erkennbar war.

      Er machte den Jüngling auf zertretene und verbogene Büsche aufmerksam und auf den zerstampften weichen Boden. Ringsumher auch lagen Federn, wie sie den Indianern zum Hauptschmuck dienen, und Fetzen ihrer Gewänder. "Hier haben sie sich wieder auf ihn geworfen - alle. Einen hat der Oheim gepackt und zu Boden geschleudert. Er lag auf ihm, sieh hier -", Paul gewahrte deutlich die Spuren von Schultern und den Eindruck eines Schädels am Boden, "und die andern wieder auf dem Alten. Hier haben sie ihn gebunden, und dann zum Kanoe getragen. Sie müssen die Waffen abgelegt haben, um so den Alten lebendig zu fangen." Immer wies er dem staunend Horchenden die Spuren, die Paul, so aufmerksam auf alles gemacht, jetzt besser erkannte.

      Sie gingen zum Flußufer. "Hier hat das Kanoe gelegen, ein großes Fahrzeug, und hier haben sie ihn hineingeschleppt."

      Am sandigen Ufer gewahrte man deutlich die Fußspuren und den Eindruck, den das Boot gemacht hatte.

      "Glaubst du, daß der Oheim den Mann, den er erfaßt und zu Boden gedrückt hatte, getötet habe?"

      "Der

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